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Rotfeder


Rotfeder

Die Todsünden des "realen Sozialismus" und andere Welterfahrungen
1. Auflage

von: Gerhard Branstner

4,99 €

Verlag: Edition Digital
Format: EPUB
Veröffentl.: 08.11.2022
ISBN/EAN: 9783965217904
Sprache: deutsch
Anzahl Seiten: 185

Dieses eBook enthält ein Wasserzeichen.

Beschreibungen

In diesem Buch äußert sich der Autor zu insgesamt acht real-sozialistischen Todsünden. Es sind dies im Einzelnen die Todsünde der Verabsolutierung der Macht, die Todsünde des Verschlafens des Sozialismus, die Todsünde der doppelten Blödheit der Ökonomie, die Todsünde des Fehlens sozialistischer Demokratie, die Todsünde des Mangels an Internationalisierung der sozialistischen Länder, die Todsünde der ökologischen Verantwortungslosigkeit, die Todsünde der Machtlosigkeit der Theorie und die Todsünde der Unnatürlichkeit von Inhalt und Form der Politik.
Und damit kommt der Autor zu folgender Schlussfolgerung: Angesichts der Todsünden des „realen Sozialismus“ müssen wir uns wundern, dass er so lange überlebt hat (und diese Sünden lassen sich durch manche andere ergänzen). Das wirkliche Wunder ist jedoch der echte Sozialismus, denn er hat im beziehungsweise trotz des „realen“ in nahezu allen Bereichen gelebt und gegengehalten. Auf die Dauer war er jedoch der zunehmenden Verbürgerlichung nicht gewachsen. Die Todsünden sind nichts als Charakteristika der tödlichen Verbürgerlichung.
Aber was genau bezeichnet Branstner eigentlich als Todsünden. Greifen wir zwei Beispiele heraus:
Die erste Todsünde: Die Verabsolutierung der Macht
Die Macht des Sozialismus wurde in die Macht über den Sozialismus verkehrt. Das war die Sünde aller Sünden. Damit verkehrte sich die Diktatur des Proletariats in die Diktatur über das Proletariat. Die Diktatur im Sinne von Marx haben wir also bis heute nicht erlebt, aber wer nicht alles weiß hanebüchenen Unsinn über sie zu verbreiten.
Die dritte Todsünde: Die doppelte Blödheit der Ökonomie
Kluge Menschen können nicht dumm sein, aber blöd. Eine in der Politik typische Erscheinung. Im Sozialismus wurde von klugen und dummen Menschen eine blöde Ökonomie praktiziert, nämlich eine unverträgliche Mischung von bürgerlicher und sozialistischer Ökonomie (mit deutlicher Zunahme der bürgerlichen Elemente). Obwohl die Mischung selbst der Hauptfehler war, war ihre Realisierung nicht weniger blöd. Ausdruck dessen ist das idiotische Unterfangen, statt eine eigenständige. wesenseigene Entwicklung zu konzipieren, auf dem bürgerlichen Weltmarkt gegen den Kapitalismus zu konkurrieren. Mit sozialistischen Gebrauchswerten? Oder womit?
Der Begriff der Todsünde (lateinisch peccatum mortiferum oder mortale) stammt aus der katholischen Kirche, womit besonders schwerwiegende Arten der Sünde bezeichnet werden. Und davon gibt es sieben – von Hochmut bis Faulheit.
Die Todsünden des „realen Sozialismus“
Den Berg hinauf gleich Sisyphus
Arbeiterklasse / Klassenkampf
Seid fruchtbar…, Genossen ohne Unterleib
Offener Brief an den Bundesvorstand der PDS
Pluralismus in der PDS: Errungenschaft oder Sprengkraft?
Das philosophische Gesetz der Ökologie und sein Rang im System des Marxismus
Eine Zweite Aufklärung. Warum? Und wie?
Der positive Held und seine Widersacher
Hamlet und der Kommunismus oder Der Mensch wird leichtsinnig
Die wesentliche Heiterkeit
Der Mensch wird leichtsinnig
Das Aktuelle ist nicht immer modern
Tragik oder Komik, das ist hier die Frage
Die historische Ironie ist im Kommen
Die Kunst ist das Spiel des Erwachsenen
Diderot und die Kunst der heiteren Verstellung
Aus dem Glossarium
Der dreifache Unrechtsstaat
Die bösen Guttaten Stalins
Max und Moritz und die Weltgeschichte
Auf des Kanzlers Worte kann man bauen
Ein einzelner Kapitalist ist dümmer als alle zusammen
Was ist die dümmste Frage?
Nur mal eine Frage
Irre an die Macht! Da sind sie ja schon
Der Ballast der Republik
Ein fußamputiertes Rennpferd wird von jedem ganzbeinigen Ackergaul überholt
Die doppelte Lösung eines einfachen Rätsels
Bei Gott! Bei Gauck!
Wenn die einen selber tun, was sie anderen fälschlich vorwerfen
So kommt die nächste Wende bestimmt nicht
Wenig Lärm um nichts
Was links ist, bestimmen die anderen
Eine Dame wollte witzig sein
Reformismus ist eine sichere Form der Selbstverblödung
Die dumme Ausrede des schlechten Gewissens
Die Paradoxie der Reformer
Die vorauseilende Regierungsbeteiligung
Der nostalgische Tod
Eitelbeule
Wo lebt es sich besser, im puren Kapitalismus oder in Auschwitz?
Der tückische Schönfärber
Die Logik und die Moral der Klassengesellschaft
Der Bürger ist so dumm, wie der Kapitalist erlaubt
Der fehlerhafte Kreis
Die unverbesserlich dümmste Theorie
Was braucht eine Revolution?
Wunsch und Wirklichkeit
Die Verjährung der Täter
Diktatur und Demokratie
Ohne Natur kein Regen, ohne Natur kein Schirm
Der Sozialismus und die Ursache der Ursache
Kapitale Befangenheiten des Sozialismus
Was man nicht will, das glaubt man nicht
Wer verzweifelt an was?
Ein historisches Denkspiel
Bocksprung mit Klumpfuß oder Die Ungnade der frühen Geburt
Geboren am 25.Mai 1927 in Blankenhain/Thüringen, Volksschule, drei Jahre Verwaltungslehre.
1945 Soldat im 2. Weltkrieg, bis 1947 in amerikanischer, französischer und belgischer Kriegsgefangenschaft.
1949 – 1951 Abitur an der ABF Jena, 1951 bis 1956 Studium der Philosophie an der Humboldt-Universität Berlin, 1963 Promotion (Dr. Phil.).
1956 - 1962 Dozent an der Humboldt-Universität, 1962 – 1964 Lektor, 1966 - 1968 Cheflektor Eulenspiegelverlag/ Das Neue Berlin.
Ab 1968 freiberuflicher Schriftsteller.
2008 in Berlin verstorben.
Das philosophische Gesetz der Ökologie und sein Rang im System des Marxismus
Darwins Entdeckungen führen schnurstracks zum Kommunismus. Der Kommunismus ist die logische Konsequenz des Darwinismus. Das ist eine abenteuerliche Behauptung. Wenn sie aber richtig ist, haben wir es mit einer ungeheuren Erkenntnis zu tun. Und mit einem tiefen Eingriff in Wesen und Struktur des Marxismus. Daher ist zu Beginn ein Wort nötig zu dem, in was da eingegriffen wird. Und am Ende ein Wort zu den Folgen des Eingriffs.
I. Der Marxismus als Wissenschaft
Der Marxismus ist eine Wissenschaft, und zwar die einzige in Bezug auf seinen Gegenstand. So wenig es zwei Physiken gibt oder fünf Mathematiken oder siebenundzwanzig Philologien, so wenig gibt es mehrere Wissenschaften, betreffend die allgemeinen, wesentlichen Gesetzmäßigkeiten in Natur und Gesellschaft. Andererseits kennt jede Wissenschaft verschiedene Schulen, heftige Streite und eklatante Irrtümer, ruhige und sprunghafte Entwicklungen, Seiteneinsteiger, dumme und kluge Bekämpfungen und Abwehrkämpfe. Der Marxismus ist eine Wissenschaft wie jede andere.
Und der Marxismus ist eine Wissenschaft wie keine andere. Die erste Besonderheit besteht in seiner Grundlegung. Sie geschah mehr oder weniger durch einen einzigen Menschen, obwohl ihr Umfang gewaltig und ihr Inhalt vielgestaltig ist. Diese Grundlegung war eine Herkulesarbeit und ist einmalig in der Wissenschaftsgeschichte, weshalb diese Wissenschaft zu Recht den Namen eines Menschen trägt.
Eine zweite Besonderheit des Marxismus ist seine Lehensgefährlichkeit. Marxisten wurden und werden millionenfach in Gefängnisse geworfen und in Konzentrationslager, werden millionenfach gefoltert, für ihr ganzes Leben verkrüppelt und millionenfach um ihr Leben gebracht, von Kapitalisten und von Stalinisten. Der Marxismus selbst wird ununterbrochen und massenhaft auf die unterschiedlichste Weise entstellt, verfälscht, verleumdet, verschwiegen und verdammt; in ihm angedichtete und in wirkliche Krisen gestürzt.
Die dritte Besonderheit ist seine Aushöhlung von innen her. Das kann die revisionistische Aushöhlung sein oder die dogmatische, zum Beispiel die von Bernstein oder die von Stalin. Das kann aber auch die (dem Revisionismus „nachempfundene“) Abwicklung sein, wie das seit einiger Zeit in der PDS geschieht. Da wird der Marxismus mehr und mehr auf eine beliebige Anschauung reduziert oder ganz verabschiedet.
Diese Besonderheiten trugen und tragen dazu bei, dass der Marxismus kaum dazu kam und kommt, sich wie eine normale Wissenschaft zu entwickeln.
II. Marxismus und Darwinismus
Wie stand Marx zu Darwin? Darwin war eine Quelle, die Marx kannte, aber nicht nutzte. Marx hatte sein System bereits einigermaßen beisammen und zu Ende gedacht. Insofern kam Darwin zu spät. Wer reißt schon das, was er gerade frisch errichtet hat, wieder auf? Und fängt noch mal von vorne an? Also ordnete er Darwin neben sich ein, indem er ihn als den Mann lobte, der auf dem Gebiete der lebenden Natur das getan habe, was sie (Marx und Engels) auf dem Gebiet der Gesellschaft getan haben, nämlich die objektiven Entwicklungsgesetze aufgedeckt. Damit war die Welt in „Chicago-Manier“ unter Marx und Darwin aufgeteilt. Womit Marx Darwin mehr würdigte als dieser ihn. Überdies war die wissenschaftliche Leistung von Marx ungleich größer als die von Darwin, wovon dieser keinen Begriff hatte. Aber unabhängig davon ist die von Darwin aufgedeckte Gesetzmäßigkeit ungleich umfassender als die von Marx. Und sie ist allen von Marx aufgedeckten Gesetzmäßigkeiten übergeordnet, wovon dieser nun wieder keinen Begriff hatte. Ich rede von dem Gesetz der Anpassung.
Alle von Darwin erkannten Gesetze haben ihren schließlichen Sinn und Zweck im Gesetz der Anpassung. Dieses Gesetz ist das grundlegende Entwicklungsgesetz allen Lebens, also auch des gesellschaftlichen, menschlichen. Es ist das einzige Gesetz, das gleichermaßen für die lebende Natur und für die Gesellschaft gilt. Das hat Darwin selber nie begriffen, und Marx auch nicht.
Es handelt sich hier nicht um die fälschliche Übertragung von Darwin in Form des Sozialdarwinismus und dergleichen, um biologische Versimpelungen oder um das Verständnis der Anpassung als moralische oder politische Unanständigkeit.
III. Das Gesetz der Anpassung in seiner spezifischen Form
Das Gesetz der Anpassung kann nicht in der Form auf die Gesellschaft übertragen werden, in der Darwin es begriffen hat. Es erhält, angewandt auf die Gesellschaft, zwei grundlegende Besonderheiten. Die erste Besonderheit besteht darin, dass der Mensch sich der Natur anpasst, indem er die Natur sich anpasst. Wenn das Tier im Winter eine Ortsveränderung in wärmere Zonen vornimmt oder sich einen Winterpelz wachsen lässt, zieht der Mensch einen Mantel über oder heizt die Wohnung ein. Das Tier verändert sich, der Mensch verändert seine Umwelt.
Die zweite Besonderheit besteht darin, dass der Mensch sich mittels seiner gesellschaftlichen Organisation der Natur anpasst. Von den Produktionsinstrumenten und Produktionsverhältnissen, den Klassenstrukturen über die Wissenschaften bis zu Staat, Justiz, Moral usw. ist ihm die gesellschaftliche Organisation Organ der Anpassung.
Beide Besonderheiten der menschlichen Anpassung haben ihre Vorläufer im Tierreich.
Es gibt massenhaft Beispiele dafür, dass das Tier, dem Menschen vergleichbar, die Umwelt auf sich einrichtet, zum Beispiel im Nest- oder Höhlenbau oder in der Vorratswirtschaft. Und auch die gesellschaftliche Organisation als Organ der Anpassung kennen wir in den vielfältigsten Vorformen, erinnert sei nur an die Arbeitsteilung der Termiten oder die Sozialverbände höherer Tiere, mittels derer sie sich erfolgreich anpassen. All diese Vorformen der beiden menschlichen Besonderheiten könnten uns jedoch nur zum Verständnis dafür dienen, dass die menschliche Anpassung von grundsätzlich anderer Art ist. Beide Besonderheiten der menschlichen Anpassung verleihen ihr eine weit höhere Qualität als die tierische. Aber sie machen sie zugleich als Form der Anpassung schwer erkennbar. Sie täuschen darüber hinweg, dass der Mensch wie alle lebende Natur der Anpassung unterliegt. Das dialektisch Besondere erscheint als der Gegensatz des Allgemeinen. Oder anders gesagt: diese beiden Besonderheiten zu erkennen war Voraussetzung. um die Anpassung als das für Natur und Gesellschaft gleichermaßen gültige Gesetz zu entdecken.
IV. Die Anpassung ist unser ewiges Gesetz
Die Anpassung der Natur an den Menschen ist immer Anpassung des Menschen an die Natur. Wir ziehen den Mantel im Winter an und nicht im Sommer. Wir tun, was immer wir auch tun, abhängig vom Klima, von den Jahreszeiten, von den Tageszeiten, von Tag und Nacht. Wir können nichts ausrichten ohne den Stoff der Natur (Holz, Kohle, Wasser, Wind, Sonne, Schwerkraft usw.). Kurz: Wir können, so sehr wir sie auch bis zur Unkenntlichkeit verwandeln, nur das Material der Natur verwandeln, und immer nur nach den Gesetzen der Natur.
Das Gesetz der Anpassung ist immer wirklich und immer wirksam. Aber seine Erkenntnis findet erst dann statt, wenn die Anpassung gefährdet wird. Und auch dann wird zunächst nicht das Gesetz, sondern die Gefahr reflektiert. Daher die Kopflosigkeit gegenüber der Gefahr, die Sinnlosigkeit und der Opportunismus der Maßnahmen, die Unfähigkeit und Schlafmützigkeit selbst der sozialistischen Parteien, die Unterschätzung der Gefahr, die peinliche Vernunftlosigkeit des Gedankens. Und die selbstmörderische Hilflosigkeit. Das Hauptproblem besteht allerdings darin, dass die Verursacher und Nutznießer der Umweltzerstörung über die Mittel verfügen, die Erkenntnis der Schäden und ihre Schuld daran zu verdecken.
Das Gesetz der Anpassung gilt nicht erst am kritischen Punkt, wie das Fallgesetz nicht erst wirksam ist, wenn uns die Tasse aus der Hand fällt. Das Gesetz der Anpassung gilt für alle lebende Natur von ihrem Anfang bis zu ihrem Ende, und es gilt für die Gesellschaft von ihrem Anfang bis zu ihrem Ende. Es ist das einzige Gesetz, das für beide Wirklichkeiten gilt. Auch in Zeiten, wo wir in Einklang mit der Natur leben.
Mit dem so erkannten Gesetz der Anpassung verliert der Mensch seine unnatürliche, künstliche Isoliertheit. Die Einheit von Mensch und Natur muss nicht, wie zu Zeiten von Lessing und Goethe, vermittels des Pantheismus hergestellt werden oder wie früher vermittels der Mythologie oder wie heute vermittels der verschiedensten naiven, unwissenschaftlichen, spekulativen oder praktizistischen Ganzheitstheorien. Die Einheit von Mensch und Natur kann endlich per objektivem Gesetz, also gültig und befriedigend begriffen werden. Der Mensch wird wieder zu einem Kind der Natur.

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