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Die Katze am Teich


Die Katze am Teich


1. Auflage

von: Klaus Möckel

5,99 €

Verlag: Edition Digital
Format: EPUB
Veröffentl.: 01.04.2024
ISBN/EAN: 9783689120023
Sprache: deutsch
Anzahl Seiten: 108

Dieses eBook enthält ein Wasserzeichen.

Beschreibungen

In den hier vorliegenden Erzählungen nimmt der Autor Erlebnisse seiner Nachkriegs-Kindheit zur Grundlage. So schildert er in „Die Katze am Teich“ den erbitterten Kampf eines Deserteurs mit einer streunenden, ausgehungerten Katze um ein Stück Räucherfleisch, in „Kleines Fuchs Lydia“ die wechselvolle Geschichte einer jungen Deutschrussin, die es auf der Flucht vor der Roten Armee in eine sächsische Kleinstadt verschlägt. Obwohl sie zur Geliebten des sowjetischen Kommandanten wird, bewahrt sie das nicht vor einem bedrohlichen Schicksal.
Birgt die Titelerzählung äußerste Dramatik, so greift „Kleines Fuchs Lydia“ ans Herz. Voller lustiger Überraschungen sind dagegen „Der Apfel“, wo ein Zehnjähriger mit den Tücken kämpft, einen prächtigen Apfel vom Baum zu holen, und „Wer‘n mer gleich ham“, wo sich ein Schulabgänger bemüht, einen richtigen Schlosserlehrling abzugeben, obwohl er eine Fußbank braucht, um den Schraubstock zu erreichen, und eigentlich erst noch tüchtig wachsen müsste.
Diese von Tragik und Heiterkeit geprägten Geschichten eines Zeitzeugen bieten Spannung, Information und Tiefe.
Klaus Möckel, geb 1934 und Autor so bekannter Werke wie Drei Flaschen Tokaier; Hoffnung für Dan; Die Gespielinnen des Königs, verfügt über eine literarische Bandbreite, die ihresgleichen sucht. Ob Krimi, SF-Erzählung, historisches Abenteuer, Lyrik, packender Lebensbericht oder Satire-Spruch, Möckel versteht es, durch fantasiereiche Inhalte, gewitzten Hintersinn und immer wieder aufblitzenden Humor seine Leser zu fesseln.
Der Apfel
Die Katze
Wer’n mer gleich ham …
Kleines Fuchs Lydia
Klaus Möckel, geb 1934 und Autor so bekannter Werke wie Drei Flaschen Tokaier; Hoffnung für Dan; Die Gespielinnen des Königs, verfügt über eine literarische Bandbreite, die ihresgleichen sucht. Ob Krimi, SF-Erzählung, historisches Abenteuer, Lyrik, packender Lebensbericht oder Satire-Spruch, Möckel versteht es, durch fantasiereiche Inhalte, gewitzten Hintersinn und immer wieder aufblitzenden Humor seine Leser zu fesseln.
Wenn die Amerikaner durch ihre Jeeps aufgefallen waren, so die Russen durch ihre marschierenden und singenden Soldaten. Von Lydia wusste Siegmund, dass es gar nicht alles Russen waren, sondern Angehörige vieler verschiedener Völker des riesigen Sowjetlandes, das von Europa bis nach Asien reichte: Kirgisen, Tataren, Georgier, Ukrainer und andere – der Junge konnte sich die Namen gar nicht alle merken.
Die Kinder im Ort merkten bald, dass diese Fronttruppen ihnen nichts taten. So marschierten die Frechsten hinter den Singenden her, lachten, wenn der Vorsänger lauttönend loslegte, und ahmten die russischen Refrains nach: „Mogutschaja, rodimaja strana nepobedimaja“, schmetterten sie, ohne die deutsche Entsprechung „Mein mächtiges, unbesiegbares Heimatland!“ zu kennen. Und nochmal und nochmal: „Mogutschaja, rodimaja …“
Viele Kinder bettelten bei den Russen auch um Lebensmittel, denn die waren knapp geworden. Sie lernten die Wörter „chleb“, „maslo“, „salo“ oder „sup“ auswendig (Brot, Butter, Speck, Suppe), und um die Mittagszeit fanden sich am Gartentor der Grün-Villa ganze Scharen von ihnen mit Blechtöpfen und Kochgeschirren ein. Sie warteten darauf, dass für sie etwas abfiel. Meist blieb auch Suppe übrig, und einige Kinder wurden hereingelassen. Sie bekamen eine Kelle voll ab, der Rest aber ging leer aus, und da sie nicht hungrig weggehen wollten, riefen sie erneut ihr „Sup, sup!“
Den Männern wurde das zu viel; einer schlug auf einen leeren Topf: „Nix Sup. Sup aus, dawai, dawai!“ Manchmal freilich half auch das nicht. Dann schnappte sich der Soldat einige Kinder, nahm ihnen die Kochgeschirre ab und warf sie in den vorbeifließenden Trödelbach. Heulend und schimpfend rannten die Betroffenen ihrem Besitz hinterher, wateten ins Wasser und fischten die Behältnisse wieder heraus.
Zu Hause war die Stimmung gedrückt. Der Vater hatte seine Arbeit beim Bauern verloren, konnte kein Essen mehr nach Hause bringen. Vor allem aber stand immer deutlicher die Frage, was mit den beiden Frauen geschehen würde.
„Warten macht kaputt“, sagte Lydia, „ich geh zu Kommandant mich melden. Brauchen bestimmt Dolmetsch oder Küchenhilfe.“
„Das ist gefährlich, das tust du auf keinen Fall“, beschwor Hulda sie.
„Werden uns sowieso finden.“
„Vielleicht nicht“, mischte sich die Mama ein. „Die haben im Augenblick anderes zu tun.“
Doch daran glaubte Lydia nicht, sie hielt es nicht länger aus und ging zur Grün-Villa, um nach Arbeit zu fragen. Schließlich musste man, um leben und sich ernähren zu können, irgendetwas tun.
Was Lydia in der Kommandantur über ihre und Huldas Flucht nach Deutschland erzählt und wie sie die begründet hatte, erfuhren die Winklers nicht. Wahrscheinlich hatte sie die Ehe mit dem deutschen Offizier verschwiegen und vorgegeben, von der SS zum Mitkommen gezwungen worden zu sein. Ihr „armes Deutschland, kleines Fuchs“ hatte sie dort bestimmt nicht von sich gegeben.
Lydia bekam eine Arbeit in der Küche, und auch Hulda wurde eingestellt – als Putze. Aber die junge Frau, die dort ohne Zweifel den nicht gerade abwechslungsreichen Alltag der Offiziere durch ihre Anwesenheit belebte, rückte bald auf. „Bin für Essenkochen nicht gemacht“, sagte sie schon nach wenigen Tagen zu Mama, „kann sein besser Dolmetsch und schreiben auf Maschine.“
„Verstehst du dich denn aufs Maschineschreiben? Hast das nie erwähnt.“
„Will lernen. Tipp, tipp, tipp mit zwei Finger.“
Zwei Wochen später schon zogen die Frauen bei Oma aus. Sie bekamen eine Wohnung am anderen Ende des Ortes. „Requiriert für die Rote Armee“, erklärte Hulda der Oma, die ein bisschen traurig war, dass die beiden weggingen. Wo die früheren Mieter der neuen Unterkunft geblieben waren, wussten die Frauen nicht.

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