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Paule Rennrad


Paule Rennrad


1. Auflage

von: Herbert Friedrich

4,99 €

Verlag: Edition Digital
Format: PDF
Veröffentl.: 05.10.2021
ISBN/EAN: 9783965215290
Sprache: deutsch
Anzahl Seiten: 62

Dieses eBook enthält ein Wasserzeichen.

Beschreibungen

Paul und Jörg sind seit der Sandkastenzeit beste Freunde. Wenn Jörg „Pau-le“ ruft, weil er nicht so laut pfeifen kann, flitzt Paul aus dem Haus, klettert über eine hohe Mauer – und schon ist er auf dem Hof von Jörgs Haus. Überall hängen große Plakate, die ein Radrennen ankündigen – Start und Ziel ist direkt vor Jörgs Haus. Da Jörgs Familie ganz oben wohnt, gibt es keinen besseren Aussichtspunkt als Jörgs Balkon. Dort wird Paul am Sonntag mit Jörg das Rennen beobachten.
Vorher muss Paul aber noch mit Jörg für das Diktat üben. Das hätte er auch getan, hätte er nicht die Filmleute vor dem Laden gesehen, die einen Hund brauchten. Jörgs Hund Brücke ließ sich von Paul entführen und Paul spazierte mit Brücke vor der Kamera, wofür er 5 Mark erhielt. Jörg beobachtete das von oben, riss Paul den Hund aus der Hand, nannte ihn Paule Hundefänger – und aus war es mit der Freundschaft und dem guten Ausblick auf das Rennen am Sonntag.
Paul fand dann aber einen noch besseren Platz und durfte für den Rennfahrer Jo den Schlauch aufbewahren. Nach dem Rennen erfuhr er von einer echten Freundschaft, die Alfred den Sieg brachte. Solch ein Freund wollte er dem Jörg auch sein, von dem er schließlich den Namen Paule Rennrad erhielt.
Für Kinder ab neun Jahren.
Geboren am 7. August 1926 in Zschachwitz.
Volksschule in Dresden, Lehrerbildungsanstalt in Frankenberg. Ab 1944 Wehrmachtssoldat, von 1945 bis 1949 in sowjetischer Kriegsgefangenschaft in Mittelasien.
1950 war er zunächst Hilfsarbeiter, dann Lehrer in Lohmen/Pirna und in Dresden. 1957 legte er das Staatsexamen ab und studierte von 1958 bis 1961 am Literaturinstitut „Johannes R. Becher“ in Leipzig. Seit 1961 freischaffender Schriftsteller in Dresden.
Flink packte er die Bücher zusammen, die er mit zu Jörg nehmen wollte. Seine Eltern waren noch nicht zu Hause, still lag die Wohnung, nur in der Küche tropfte der Wasserhahn.
Paule half Jörg gern, zumal die Verkehrspolizei noch nicht geschrieben hatte. Nun konnte ein solcher Brief erst morgen Mittag im Kasten stecken, dann, wenn das Diktat längst vorüber war. Schriebe er eine Eins, wie schon oft, war Vater sicher leicht zu besänftigen. Er wollte ja gern in Zukunft auf alle Schilder am Straßenrand achten. Was war das auch für ein Junge, der nicht die Verkehrsschilder kannte.
Während Paule so seine Siebensachen zusammensuchte, fuhr unten auf der Straße ein Auto ab, das kaum vorher angekommen war. Und so ging das zwei-, dreimal. Neugierig trat er zum Fenster.
Auf dem Fußweg vor der Ladenstraße gingen ein junger Mann und eine Frau in leuchtendem Sommerkleid mit einem Kind vorbei. Sie trugen eine große Tasche. Es war also nichts Besonderes unten zu sehen.
Da war wieder das Geräusch, wie vorhin: Ein Wagen bremste. Jetzt rutschte er in Paules Blickfeld und hielt vor dem Gemüseladen. Es war ein grüner Lieferwagen. Zwei Mädchen in weißen Kitteln standen plötzlich hinter ihm und gingen von ihm weg auf die Ladentür zu. Da fuhr das Auto davon. Ein Radfahrer stieg ab und schob sein Fahrrad in den Fahrradständer. Er stellte sich an die Schaufensterscheibe, wo das gelbe Rennplakat prangte. Dann holte er sich seinen Drahtesel wieder und fuhr weiter. Jetzt kam auf einmal wieder das Ehepaar mit der großen Tasche vorbei. Das Kind lachte. Wann waren die denn zurückgegangen? Der Lieferwagen lärmte heran, bremste. Die weißbekittelten Mädchen standen hinter ihm und gingen zum Laden. Der Lieferwagen fuhr ab, der Radfahrer kam angeradelt, stellte sein Rad in den Ständer und sich selbst vor das Plakat im Schaufenster.
Paule kniff sich in den Arm. Was war mit diesen Leuten da unten los? Hatte die Hitze sie alle verdreht gemacht?
Die Leute mit dem Kind gingen zurück, der Lieferwagen tauchte auf, die weißbekittelten Mädchen stolzierten zum Wagen, der Radfahrer stand vor dem Schaufenster …
Jetzt wurde es Paule zu bunt. Er riss die Fensterflügel auf und steckte den Kopf hinaus, hoch über der Straße. Und er verfolgte all die Menschen mit ihrem seltsamen Benehmen, die wie verzaubert waren von einem bösen Hexer und nun immer und ewig dasselbe tun mussten. Und als er den Kopf schief gereckt hatte, da sah er die Filmkamera.
Die Mühlenstraße hatte ihre Sensation, schon vor dem Radrennen! Ein Film wurde gedreht! Paule warf das Fenster zu, ließ alles stehen und liegen. Fast hätte er den Wohnungsschlüssel vergessen. Barfuß sprang er die Treppe hinunter, so rasch, wie es nicht einmal Brücke vermocht hätte.
Die Filmkamera stand auf einem Podest den Läden schräg gegenüber, dort, wo die weite Rasenfläche begann. Ein Dutzend Kinder hockte auf dem sonnendürren Gras und machte lange Hälse. Paule beachtete sie nicht. Er hatte nur Augen für die Leute am Podest und für die geheimnisvolle Kamera. Unbefangen stellte er sich hin, als gehöre er dazu. Der eine Mann war hager und hatte ein rotblondes Bärtchen, der andere trug eine dicke Brille. Oben, hinter der Kamera, stand gebückt ein Schwarzhaariger, der sich alle Augenblicke mit einem Tuch über die Stirn fuhr.
Jetzt kam das Ehepaar mit dem Kind und der großen Tasche auf das Podest zu. „Noch einmal“, ermunterte der Hagere, „da hilft nichts.“ Die Frau seufzte, und das Kind, ein Junge von sechs Jahren, fragte verdrießlich: „Wie oft müssen wir noch laufen, Mutti?“ Der Mann setzte die große, schwere Tasche ab.
Ja, so ein Film ist eine knifflige Sache. Wieder und wieder muss jeder das gleiche tun, und das Kamera-Auge sieht sich alles an. Und später dann wird das Beste ausgewählt und ausgeschnitten. Und dann wieder werden die vielen Stückchen zusammengeklebt zu einem großen, schönen Film, dem man die Mühe nicht mehr ansieht. Der Hexer Film war es, der die Leute zu immer gleichem Tun verzaubert hatte. Und der Hagere mit dem rotblonden Bärtchen sagte die Zaubersprüche.
„Der Lieferwagen bitte wenden, bitte langsam näher. Achtung, Klappe! Kamera!“
Und der Schwarzhaarige auf dem Podest trocknete sich die Stirn und murmelte: „Kamera läuft.“
Mann und Frau und Kind und die schwere Tasche bummelten die Straße hinunter. Der Lieferwagen rutschte vor das Gemüsegeschäft, und im Eingang daneben stand Herr Klemmchen mit den Händen vor dem Bauch. Jetzt befahlen die Zaubersprüche dem Radfahrer, das funkelnagelneue Herrenrad zu besteigen und auf die Läden zuzufahren. Und jetzt liefen die weißbekittelten Mädchen vom Lieferwagen weg, als wären sie ihm gerade entstiegen.
Oh, diesen Film musste Paule sich in den Lichtspieltheatern anschauen, wenn er nur erst lief. Und er würde alles wieder sehen auf der Leinewand, die Läden und die Menschen, und er hatte direkt unter der Kamera gestanden neben dem Zaubergehilfen mit dem rotblonden Bart.
Schade war nur eines: Keiner der Tausende, die diesen Film sehen, weiß, dass Paule dort gestanden hat. Sehr schade. Und vielleicht bekommt Paule den Film nicht einmal zu sehen, wenn er nicht für Kinder bestimmt ist …
Er streckte den Kopf vor. „Bitte. Was wird das für ein Film?“

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