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Laternentraum


Laternentraum


1. Auflage

von: Hildegard Schumacher, Siegfried SChumacher

7,99 €

Verlag: Edition Digital
Format: EPUB
Veröffentl.: 15.04.2020
ISBN/EAN: 9783965210059
Sprache: deutsch
Anzahl Seiten: 316

Dieses eBook enthält ein Wasserzeichen.

Beschreibungen

Auf der Insel .fing es an, oder begann es während der großen Reise? Anja und Kay schmieden Päne für eine gemeinsame Zukunft. Aber können Laternenträume stärker als der Alltag sein?
Siegfried Schumacher wurde am 9. August 1926 in Oderberg/M. geboren, wo er auch die ersten vier Grundschulklassen besuchte. 1937 zogen seine Eltern nach Bad Freienwalde, wo er das Gymnasium mit dem Notabitur abschloss. 1943 wurde er zur Marine einberufen. Nach Krieg und Kriegsgefangenschaft wurde er Neulehrer.
Hildegard Schumacher wurde am 10. September 1925 in Eberswalde geboren. Sie besuchte die Lehrerbildungsanstalt und arbeitete seit 1964 als Lehrerin.
Hildegard und Siegfried Schumacher heirateten 1947.
Beide studierten am Institut für Literatur "Johannes R. Becher" in Leipzig und lebten seit 1962 als freischaffende Künstler in Bad Freienwalde. Gemeinsam schrieben sie Kinder- und Jugendbücher und gründeten 1964 in Bad Freienwalde und im Bezirk Frankfurt/Oder Zirkel schreibender Schüler, die immer noch bestehen. Ihre Bücher erreichten insgesamt eine Auflage von 1,6 Millionen, in über 3 Millionen Anthologien sind Beiträge von ihnen enthalten.
Am 27. April 2003 verstarb Hildegard Schumacher, am 10. Juni 2018 Siegfried Schumacher.
Siegfried Schumacher lebte nach dem Tod seiner Frau gemeinsam mit der Familie seiner Tochter in Bad Freienwalde und ist Ehrenbürger seiner Heimatstadt. Die Allgemeine Förderschule Angermünde trägt seit 2003 seinen Namen.
Hidegard und Siegfried Schumacher erhielten den Alex-Wedding-Preis, den Kleist-Preis der Stadt Frankfurt/Oder und den Kunstpreis der FDJ.
Anja zählte die Schläge der Kirchturmuhr. In klaren Nächten war der Glockenschlag bis ins Neubauviertel zu hören. Sieben, acht, neun … Anja zählte weiter bis zwölf. Mitternacht war heran, die Geisterstunde. Als Anja .klein war, fand sie dieses Wort genauso gruselig wie den Schrei des Käuzchens. Der Totenvogel sollte das sein, hatte die alte Frau Peluschkat von nebenan gesagt. Schreit er, so muss jemand sterben. Anja hatte damals Angst um Vater, Mutter, die kleinen Brüder und natürlich um sich selbst. Sie wartete, wer sterben würde. Frau Peluschkat war die Älteste weit und breit, also wäre sie an der Reihe gewesen. Es war niemand gestorben, auch nicht Frau Peluschkat. Anja erinnerte sich, wie froh sie einerseits gewesen war, andererseits auch enttäuscht. Solche Geschichten waren Unsinn, den sich die Erwachsenen ausdachten, genau wie das Märchen vom Klapperstorch. In ihrem Zimmer, das zum Garten hinausging, hatte sie später noch häufig das Käuzchen schreien hören. Im Neubauviertel gab es kein Käuzchengeschrei. Hier konnte nicht einmal eine richtige Geisterstunde stattfinden.
Jan drehte sich in seinem Bett um. Der Kleine sollte nie den alten Unsinn zu hören bekommen. Er sollte vernünftig erzogen werden. Kein Egoist, kein Muttersöhnchen, keiner, der auf äußeren Schein aus war, sondern ein richtiger Mensch sollte Jan werden. Natürlich mussten Regeln sein, aber nicht ohne Ausnahme. Das Weiche-keinen-Finger-breit-Muster gefiel Anja nicht. Ihr Vater hatte wohl recht, wenn er vom Mut redete, unpädagogisch zu sein. Vielleicht hatte sie ihre Art, mit Schülern umgehen zu können, vom Vater geerbt. Es gab noch solch ein kluges Wort vom Vater: Was du in der Schule an Zeit zusetzt, sparst du an Nervenkraft ein. Ein wahres Wort, das hatte sie bald begriffen. Kay begriff es nicht. Er hatte nur gemerkt, mit links war nichts drin. Das Motto „Schule aus, Türen und Fenster zu“ galt für sie nicht. Nach dem Unterricht lief ihre Arbeit auf vollen Touren. Sollte sie sich im Kollegium nachreden lassen, zum Kaffeekochen ist sie brauchbar, aber sonst? Nur wenige Tage hatte Kay ihren Einsatz akzeptiert und gesagt, sie müsse sich eine Position schaffen. Dann hieß es: Wenn ich zu Hause bin, hast du auch da zu sein, um vier ist Feierabend, da fällt der Hammer, Versammlungen haben in der Arbeitszeit zu liegen, basta! Gut, in seinem Betrieb wurde es so gehandhabt. Niemand konnte die Kollegen über die Arbeitszeit hinaus festhalten. Diese Einstellung vertraten nicht nur Kay und seine Brigade, sondern alle in der Produktion. Blieb jemand länger, galt das als Überstunde. Auf der Bezirksparteischule hatte Kay diese Ansicht höchstens theoretisch verändert. Nein, er begriff es nicht, .dass sie so lange in der Falkensteiner Schule blieb, wie sie gebraucht wurde.
Jan lachte im Schlaf. Sicherlich träumte er einen schönen Traum. Dass jede Schwierigkeit beseitigt wäre, wenn sie als Pionierleiterin arbeitete, hatte sich als kurzer Traum erwiesen, dem ein ernüchterndes Erwachen folgte. Manchmal machte Kay nur ironische Bemerkungen über ihre Arbeit, aber meistens forderte er, dass sie in Falkenstein kurz trat. Anja ärgerte sich auch über seine Verdächtigungen und die Eifersucht.
Noch einmal las Anja den Brief von der ersten bis zur letzten Zeile. Kays Forderung wirkte erniedrigend. Wer aber nicht in angstvollen Gehorsam verfällt, leistet Widerstand. Anja hatte sich gewehrt. Oft gab ein Wort das andere, und diese Worte waren nicht gut. Kay benutzte sogar den Kleinen, um sie zu verletzen. Er hatte ihm beigebracht zu sagen, Mami hat keine Zeit. Anja blickte in die Nacht hinaus. Der Mond stand über dem Neubaublock, der gegenüberlag. War sie nicht zur Stelle, wenn es darauf ankam? Wer versorgte denn Jan, wusch seine Sachen, kochte ihm Pudding? Wer zog ihn an und brachte ihn zu Bett? Und war sie fort über die Krippenzeit hinaus, war auch jemand für ihn da, die Eltern nämlich und Doreen und manchmal auch Uta. Natürlich, auch Kay kümmerte sich um seinen Sohn. Ungerecht wäre es, wenn Anja ihm das abspräche, doch er tat, als wäre es nicht seine, sondern zuerst ihre Pflicht. Er brauchte ihr seine Mutter nicht als Vorbild hinzustellen. Jan war kein vernachlässigtes Kind. Von seiner Mutter vernachlässigt, wie Kay behauptete. Gewiss hätte sie gern mehr Zeit für Jan gehabt. Es war so schön, seine kleinen warmen Hände zu spüren oder sein weiches Haar an ihrem Gesicht. Sie könnten gut zusammenleben, wie eine glückliche Familie, wenn Kay nur etwas Einsicht zeigte. Er saß in seiner Bezirksparteischule und redete über die Gleichberechtigung. Man kann gut reden, solange es Theorie bleibt und nicht an die eigne Haut geht.
Den Eltern war nicht entgangen, dass sie sich stritten. Bei ihnen fand Anja Unterstützung. Eltern stehen wohl immer auf der Seite ihrer Kinder. Sie würde Jan auch verteidigen, aber nur wenn sie mit ihm einverstanden war.
Die Eltern hatten sich nie direkt in die Streitigkeiten eingemischt. Der Vater hatte Kay zwar gefragt, wie er es mit seiner Arbeit halte. Er tue sein Bestes, war die Antwort. Und auf die Frage, wieso er sich dessen sicher sei, hatte Kay zurückgefragt, ob er sonst wohl Brigadier wäre, und in die Kreisleitung der FDJ sei er auch nicht aus Versehen gewählt worden. Der Vater hatte das zugegeben, aber Kay erinnert, dass er eine Frau habe, die auch ihr Bestes tue. Wenn sie zum Beispiel Kreisleitungsmitglied … Kay hatte den Vater sofort unterbrochen, dazu habe sie überhaupt keine Zeit. Er maß mit zweierlei Maß.
Keine Zeit, das war das Ausschlaggebende. Nicht nur zu Hause fehlte Zeit. Stets lief Anja mit schlechtem Gewissen umher. Der Tag hat vierundzwanzig Stunden, das war nicht lang. Anja hatte sich alles so anders vorgestellt, damals in der Zeit ihres Unwissens …

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