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Peter auf der Faxenburg


Peter auf der Faxenburg


1. Auflage

von: Volker Ebersbach

2,99 €

Verlag: Edition Digital
Format: EPUB
Veröffentl.: 30.12.2021
ISBN/EAN: 9783965215948
Sprache: deutsch
Anzahl Seiten: 44

Dieses eBook enthält ein Wasserzeichen.

Beschreibungen

Dass das Märchenland existiert, das ist Ihnen bekannt, Aber wussten Sie eigentlich schon, dass das Märchenland auch einen Nachtwächter hat? Und dass dieser Nachtwächter auch weiß, wie Peter mit Vornamen heißt, bei dem er eines Sonnabendabends, an dem es viel regnet, vor der Tür steht - oder besser formuliert vor dem Fenster steht. Und dafür gibt es mindestens zwei Gründe:
Der Garten lag im Schein einer Straßenlaterne. Peter erkannte einen Mann, der überall von Regentropfen glitzerte, als wäre er ganz aus Blech. Peter öffnete das Fenster. Der Regen rauschte stärker und klapperte lauter auf dem Mann aus Blech.
„Du bist ein Ritter!“, entfuhr es Peter.
„Und du bist Peter, nicht wahr?“
„Ja. Aber wie heißt du?“
„Ich heiße Ritter Max.“
„Wird dir bei dem Regen die Rüstung nicht rostig?“, fragte Peter. „Soll ich dir einen Mantel holen?“
„Nein“, der Ritter lachte, „ich habe Helm und Harnisch gut eingefettet. Doch könntest du mir vielleicht dein Betttuch leihen? Mein Pferd hatte einen kleinen Unfall, und ich möchte ihm das Bein verbinden.“
Peter sah ein Pferd, das, angebunden am Wäschepfahl, im Regen graste.
Er raffte sein Betttuch zusammen und wollte es dem Ritter durchs Fenster reichen. Der aber bat: „Komm doch heraus, Peter, und halte dem Pferd das Bein, während ich es verbinde.“
Peter kletterte über den Fenstersims und lief mit dem Ritter durchs kühle, nasse Gras. Als er vorsichtig das verletzte Hinterbein des Pferdes anhob, schnaufte das Tier, hielt aber doch dankbar still.
„Woher weißt du denn, wie ich heiße?“, fragte Peter.
„Das ist ganz einfach“, erwiderte der Ritter. „Ich bin Nachtwächter des Märchenlandes. Dort habe ich von dir gehört, weil du dich so gut in den Märchen auskennst.“ Peter schwieg erstaunt.
„Aber es hat noch eine andere Bewandtnis, dass ich gerade zu dir gekommen bin, um deine Hilfe in Anspruch zu nehmen.“
Denn Ritter Max, der Nachtwächter des Märchenlandes, weiß auch, dass Peter Probleme hat: Peter gilt als ein Faxenmacher und hat es sich mit fast allen anderen Leuten verdorben, so mit seinen Eltern, seinen Geschwistern, seinen Freunden und auch mit seiner Lehrerin. Alle haben sich über ihn geärgert. Und so ist Peter, also Faxenpeter, schnell einverstanden, als ihn Ritter Max zu einem Besuch ins Märchenland und auf seine Faxenburg einlädt und ihn auch gleich mitnimmt. Was er dort wohl erlebt? Und wird er jemals wieder nach Hause zurückkehren können?
Volker Ebersbach ist am 6. September 1942 in Bernburg/Saale geboren und dort aufgewachsen. Nach Abitur und Schlosserlehre studierte er von 1961 bis 1966 Klassische Philologie und Germanistik an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. 1967 promovierte er über den römischen Satiriker Titus Petronius. Danach lehrte er Deutsch als Fremdsprache ab 1967 in Leipzig, 1968 in Bagdad, 1971 bis 1974 an der Universität Budapest, wo er auch mit seiner Familie lebte.
Seit 1976 ist er freier Schriftsteller, Übersetzer und Herausgeber. Er schreibt Erzählungen und Romane, Kurzprosa, Gedichte, Essays, Kinderbücher, Biografien und Anekdoten. Er übersetzte aus dem Lateinischen ausgewählte Werke von Catull, Vergil, Ovid, Petronius, das Waltharilied, Janus Pannonius und Jan Kochanowski. Einzelne Werke wurden ins Slowenische und Koreanische übersetzt.
Von 1997 bis 2002 war er Stadtschreiber in Bernburg. Danach lehrte er bis 2004 an der Universität Leipzig.
Lion-Feuchtwanger-Preis, 1985
Stipendiat des Künstlerhauses Wiepersdorf und des Stuttgarter Schriftstellerhauses, 1993
Peter musste ein paar Stunden geschlafen haben, denn als er die Augen öffnete, stand die Sonne schon tief. Jemand flüsterte: „Peter, hier stimmt etwas nicht!" Es war der Kasper, der aus dem Rucksack schaute. „Merkst du nicht", fuhr der Kasper fort, „diese Burg ist verzaubert! Steh auf! Der Ritter ist zur Nachtwache aufgebrochen. Eulenspiegel und der Knappe schlafen in ihren Kammern. Wir müssen herausfinden, was es mit dieser Burg auf sich hat."
Peter besann sich auf die Brunnenfee, die ihn aus dem Brunnenschacht willkommen geheißen hatte. Er rieb sich die Augen, zog sich an, nahm seinen Rucksack auf die Schultern und eilte in den Burghof. Die Rüstung ließ er liegen. Als er sich auf den Rand des Brunnens setzte, hörte er die Mädchenstimme singen:

„Ach, wenn der Ritter nur wüsst,
wer die Brunnenfee ist!
Das Einhorn kann es ihm sagen.
Doch er vergisst, es zu fragen."

„Brunnenfee", rief Peter in den Brunnenschacht. „Was kann ich für dich tun?“
Aber die Brunnenfee sang:

„Der Ritter hat zu viel Geduld.
Das Einhorn kann nicht weiden.
An allem ist der Lindwurm schuld.
Doch er kann sein Ebenbild nicht leiden."

Dann trat Stille ein. „Wir müssen dem Lindwurm sein Ebenbild zeigen!", stellte der Kasper fest.
„Das Krokodil!", sagte Peter. „Wie gut, dass ich es mitgenommen habe." Er band den Rucksack auf und packte das Krokodil. Zugleich sprang der Kasper heraus. „Ob das hilft?", fragte er. „Vor dem Krokodil wird ja nicht einmal mir bange."
„Wir versuchen es", beschloss Peter. Sie erstiegen die Bastion und weckten den Lindwurm mit einem Kanonenschuss. Das Ungeheuer äugte misstrauisch aus dem Torgraben heraus. Peter zeigte ihm das Krokodil. Sobald der Lindwurm den Kopf reckte, ließ er es erschrocken fallen. Aus dem Maul des Lindwurms schnellte die schwarze Zunge, holte das Krokodil und ließ es im Rachen verschwinden.
„Was nun?", fragte Peter.
„Du malst doch gern", antwortete der Kasper. „Dann musst du eben den Lindwurm malen. Am besten hier an die Mauer über der Bastion."
„Ja, und mit Ruß!", rief Peter. Er nahm eine erloschene Fackel und versuchte damit, den Kopf des Lindwurms an die Burgmauer zu malen. Der Kasper half ihm, so gut er konnte. Mit einer Leiter kletterten sie an der Mauer hinauf, damit das Bild groß genug wurde. Als der Lindwurm dieses Ebenbild erblickte, entließ er wiederum seine lange schwarze Zunge aus dem Maul. Peter und der Kasper konnten sich gerade noch hinter die Kanone retten. Der Lindwurm leckte sein rußiges Ebenbild einfach ab.
Niedergeschlagen setzte sich Peter auf den Brunnenrand. Der Kasper lauschte. Wieder war die Mädchenstimme zu hören:

„Meinem Einhorn wächst nach vorn
ein einziges langes Horn.
Drum kann es kein Gras mehr finden.
Muss sich für den Ritter schinden."

Peter sprang auf. Das Einhorn hatte er ganz vergessen. „Kasper!", rief er. „Wir müssen das Einhorn befreien! Es steckt gewiss noch mit dem Horn in der Böschung zwischen den Steinen!"
„Siehst du", antwortete der Kasper, während sie zum Burgtor gingen, „das hat mir gleich nicht gefallen. Das Einhorn ist so mager, aber keiner denkt daran, es zu füttern. Den Lindwurm dagegen mästen sie geradezu."
Das Burgtor war verschlossen. Peter holte seine Triola aus dem Rucksack.
„Weißt du die Töne noch?", fragte der Kasper.
Nach ein paar Versuchen, denen der Kasper singend nachhalf, fand Peter die richtigen Töne. Schnaubend regte sich der Lindwurm und rasselte mit seinen Schuppen. Gespannt warteten die beiden. Die Rollen quietschten, das Fallgitter hob sich, und die Zugbrücke senkte sich über den Torgraben.

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