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Die Würde der Ratten


Die Würde der Ratten

Leben im deutsch-deutschen Alltag
1. Auflage

von: Hans-Ulrich Lüdemann

9,99 €

Verlag: Edition Digital
Format: PDF
Veröffentl.: 09.03.2013
ISBN/EAN: 9783863948795
Sprache: deutsch
Anzahl Seiten: 366

Dieses eBook enthält ein Wasserzeichen.

Beschreibungen

Da diese Story wie ein Krimi daherkommt, lässt sich relativ wenig über den Inhalt verraten. Fakt ist, dass ein Chirurg aus der Kurklinik Bad Barkenhusen mittels Helfershelfer nach Westberlin flüchtet. Justament in dieser Nacht kommt eine mit ihm befreundete Blinddarm-Patientin zu Tode, weil die Verlobte des Republikflüchtlings das wartende OP-Team zu lange hinhält. Was der Mediziner und andere Beteiligte nicht ahnen – das MfS hat seit Jahren einen Maulwurf im Westberliner Flüchtlingsaufnahmelager Marienfelde lanciert. Unabhängig davon fährt der Lebenskamerad jener Patientin nach Marienfelde, um jenen Doktor zur Rede zu stellen …
Den lokalen Hintergrund stellt der norddeutsche Osten. Genauer gesagt und im Buch zeitlich korrekt, ist dies der Bezirk Rostock in der DDR.
Nicht nur, dass die Erzählung zeitlich auf das Jahr 1988 fixiert ist – das Manuskript wurde etwa Anfang 1989 begonnen und im Herbst 1989 abgeschlossen. Seitdem erfuhr es textlich keine wesentliche Überarbeitung. Dieses Phänomen ist nicht oft zu konstatieren – schuldig sind jene allseits bekannten politischen Geschehnisse. Meine Lektorin hatte das Manuskript bereits für den Verlag das Neue Leben angenommen. Aber die Umstände brachten es mit sich, dass sie als die Jüngste im Lektorat noch vor der proklamierten Deutschen Einheit entlassen wurde.
Noch heute erinnere ich mich an damalige Plakate von oppositionellen Demonstranten, die auf Rosa Luxemburgs Freiheit ist immer die Freiheit der Andersdenkenden pochten. War schon Die Würde der Ratten nicht gedruckt worden, so bekam ich in zweifacher Hinsicht die Denkweise der neuen Macht zu spüren: einem Gespräch mit meiner Lektorin im Kinderbuchverlag Berlin konnte ich entnehmen, dass ihr Mann das alleinige Vorschlagsrecht für mich beim renommierten Alex-Wedding-Preis 1990 im Bereich der Kinder- und Jugendliteratur wahrgenommen hatte. Nicht nur, dass Günther Cwojdrak starb – ich hatte mich 1989 bei Telefonaten den vielen Protestversammlungen wegen meiner hochgradigen Querschnittlähmung verweigert. Es sei hier nicht verschwiegen – mich irritierte damals sehr, wie bedingungslos sich manche DDR-Künstler bei den West-Medien geradezu anbiederten bzw. unterordneten ...
So kam es für mich in jenen bewegenden Tagen quasi zur Nagelprobe des o. a. Zitats – meine Anwartschaft wurde gestrichen …

Hans-Ulrich Lüdemann (Pseudonym John U. Brownman mit Co-Autor Hans Bräunlich) wurde am 4. Oktober 1943 in Greifswald geboren. Nach dem Abitur folgte ein Studium der Sportwissenschaften, Psychologie, Pädagogik und Germanistik an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität im vorpommerschen Greifswald.
Von 1966 bis 1969 arbeitete er beim Verlag Junge Welt Berlin. Danach war er freischaffend tätig als Journalist, TV-Kameramann und Schriftsteller.
1977 erlitt Hans-Ulrich Lüdemann einen Unfall als Reservist während seiner NVA-Wehrpflicht, der ihn zeitlebens in den Rollstuhl zwingt.
Er ist Autor von 20 Hörspielen für Kinder und Erwachsene, desgleichen sind 26 Buchtitel von ihm erschienen. Als wichtigstes Werk gilt sein autobiographisch geprägter Roman Der weiße Stuhl. Hans-Ulrich Lüdemann hat sich auch als Szenarist von TV-Filmen ausgewiesen. Schreiben ist für ihn Therapie. Seiner physischen und psychischen Stärkung dienten seit 1992 über zwei Dutzend Aufenthalte in Dänemark, Reisen nach San Francisco, Zypern, Toronto, Guernsey, Kapstadt, Florida, Dubai, Sydney und Singapur ...
Glückliche Rollstuhl-Tage in Kalifornien fanden ihren Niederschlag in San Francisco and so on Happy Rolliday I. Ein Reise-Essay zu Südafrika trägt den Titel Kapstadt und so weiter Happy Rolliday II. Das dritte Buch über eine Reise im Oktober 2002 mit dem Titel Florida and so on Happy Rolliday III erschien Januar 2005. Ein viertes Reise-Essay Dubai-Sydney-Singapur und so weiter Happy Rolliday IV schloss 2005 die Reihe Happy Rolliday ab.
Die Gesamtauflage seiner Bücher beträgt nahezu eine Million Exemplare.
Mitgliedschaften: SV der DDR 1974, VS 1990; IG Medien 1990.
1973 Hörspielpreis des DDR-Rundfunks, 1977 Kunstpreis des DTSB, 1982 Preis für Kinder- und Jugendliteratur des Kulturministeriums der DDR.
In diesem Augenblick beschließt Haider, heute oder morgen die angegebene Unfallstelle aufzusuchen. Der Junge ist ihm einfach zu impulsiv, als dass er sich ein Lügengespinst gewoben hätte.
„Ein bannich Mess is dat!“, flucht Norbert plötzlich ungehemmt. Und er meint nicht das Essen oder irgendein Problem mit den Gipsverbänden; seine Situation überhaupt scheint damit umrissen.
„Werd erst einmal wieder gesund - alles andere danach wird schon nicht den Kopf kosten, mein Junge“, sagt Haider. Ihm gefällt die direkte Art des Sechzehnjährigen.
„Mein Bruder kam als erster angetanzt - o Mann!“ Norbert stöhnt erinnerungsträchtig auf. „Hat der mir vielleicht eine Ansage gemacht! Mein lieber Scholli!“
„Hattest getrunken?“ Haider zieht die Augenbrauen hoch. In dem Fall würde er kaum noch Mitleid haben. Er hat zu viele Opfer betrunkener Autofahrer in seinen Dienstjahren sehen müssen.
„Quatsch!“, fährt Norbert auf. „Weil ich seine Karre gefahren habe! Um anzugeben vor den Kumpels. Für die 250er hab' ich noch keine Pappe. Ich HIRNI! Der Unfall ist das eine - dafür krieg' ich auch noch welche eingeschenkt. Schiet! Deswegen bin ich doch extra durch den Wald ...“
Haider betrachtet nachdenklich den vor ihm liegenden jungen Mann. Das letzte Argument scheint ihm besonders einleuchtend zu sein. Auf der Transitstrecke hätte Norbert eine Verkehrskontrolle befürchten müssen.
„Nehmen wir einmal an, mein Junge, dass es stimmt, was du behauptest. Dann lügen die beiden, die dich an dieser Kurve hier“, Haider tippt mehrmals auf die Landkarte, „neben dem verbeulten DACIA gefunden haben wollen.“
„Logo!“, bestätigt Norbert.
„Du hast Nerven!“, sagt Haider. „Als wäre es die natürlichste Sache der Welt, dass zwei Bürger einen Verletzten vom Unfallort samt Motorrad zur Klinik schaffen, nicht ohne ihm vorher Erste Hilfe zu leisten. Und aus Jux, weil sie einen DACIA mit zerbeulter Tür am Wegesrand stehen sahen, legen sie einmütig falsch Zeugnis ab ohne ersichtlichen Grund?!“
„Die haben eben auch Dreck am Stecken, Herr Hauptmann!“, erklärt Norbert mit der ihm eigenen Logik. „Diesen Typen möchte ich gegenübergestellt werden, Herr Hauptmann. Das kann ich verlangen!“
„Nun halt mal die Luft an. Sei froh, wenn du da wieder heil rauskommst. Das hier ist kein Film, bei dem einer am Ende sich vom Klappstuhl erhebt und in aller Ruhe ein Bierchen trinken geht ...“

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