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Der Vogel Eeme


Der Vogel Eeme

Die Ostindienreise des Holländers Cornelis de Houtman 1595-1597
1. Auflage

von: Herbert Friedrich

8,99 €

Verlag: Edition Digital
Format: PDF
Veröffentl.: 05.10.2021
ISBN/EAN: 9783965215085
Sprache: deutsch
Anzahl Seiten: 418

Dieses eBook enthält ein Wasserzeichen.

Beschreibungen

Der Vogel Eeme, ein riesiges schwarzes Tier mit langem Hals, kleinem Kopf und mächtigen Füßen, wird dem Schiffer der „Amsterdam“ von einem javanischen Fürsten als Geschenk überbracht, Wenige Tage später wird die „Amsterdam“ von Javanern überfallen. Als sie sich zurückziehen, gleicht die Kuhl einem Schlachthaus. Die „Amsterdam“ ist leck, sie wird verbrannt. Die drei anderen Schiffe der Flotte nehmen Heimatkurs, ohne ihr Ziel je erreicht zu haben.
So endet die dramatische Handelsexpedition unter Cornelis de Houtman, der Pfeffer und Gewürze für Holland kaufen sollte und der nichts anderes mitbrachte als den Vogel Eeme, das Molukkentier.
Die erste Reise der Holländer nach Ostindien Ende des 16. Jahrhunderts bildet den Hintergrund dieses Romans, in dem Herbert Friedrich historische Quellen erschließt und dem Leser ein eindrucksvolles Bild der niederländischen Seefahrt vermittelt.
Das Buch der Commis
Das Buch Bantam
Das Buch der Schiffer
Ein Kapitel für sich
Geboren am 7. August 1926 in Zschachwitz.
Volksschule in Dresden, Lehrerbildungsanstalt in Frankenberg. Ab 1944 Wehrmachtssoldat, von 1945 bis 1949 in sowjetischer Kriegsgefangenschaft in Mittelasien.
1950 war er zunächst Hilfsarbeiter, dann Lehrer in Lohmen/Pirna und in Dresden. 1957 legte er das Staatsexamen ab und studierte von 1958 bis 1961 am Literaturinstitut „Johannes R. Becher“ in Leipzig. Seit 1961 freischaffender Schriftsteller in Dresden.
Auszeichnungen
Martin-Andersen-Nexö-Kunstpreis der Stadt Dresden 1966
Alex-Wedding-Preis 1973
Von nun an griff das Meer nach der AMSTERDAM, sackte sich in das Schiff, beschwerte es, drohte es hinabzuziehen, sich einzuverleiben mit den Wasserschwallen, die es durch die Fugen presste. Unaufhörlich drückten die Männer im Artilleriedeck, dort, wo Besanmast und Großmast durchstießen, die Pumpenschwengel nieder, während zwei Stockwerke tiefer alles, was Hände hatte, Kaufmannsgüter und Viktualien in die Räume darüber schleppte. Das Wasser klatschte um die Spillachse, um den Fuß des Großmastes, im Dämmer des Schiffsinneren. Diese Pumpen, die waren nun das Herz des Schiffes, ihre durch alle Decks vernehmbaren Schläge zeigten an, dass es noch lebte. Zusätzliche Arbeitsplätze für Schellingers Männer. Zu dritt hingen sie jeweils an dem Knüppel, der den Kolben hob und senkte. Der Schweiß troff ihnen von der Stirn, und frische Luft war knapp, sie röchelten mit der Pumpe um die Wette, bemüht, mehr Wasser aus dem Schiff zu pressen, als hereinströmte. Beim Schlagen der Glasen lösten sie sich ab, taumelten aus dem Deck heraus an die Luft, wo sie in den Schatten krochen, den die Segel warfen. Unablässig versuchten andere, des Lecks Herr zu werden. Wahre Künste wandten sie an mit Beil, Holz und Werg. Das Wasser ging nicht zu stillen, floss zwar geringer dann, sprühte nicht mehr in Strahlen. Aber noch sickerte genug zusammen, Becherchen zu Becherchen, Kanne zu Kanne, Eimer wurden daraus, Fässer. Die Pumpen durften nicht ruhen.
Mit Unbehagen vernahm Houtman, was die AMSTERDAM getroffen hatte. Er haderte mit Schellinger. Das war die Kunst der Schiffer! Er erwog, den Schauplatz zu besichtigen, das war ihm dann aber doch zu viel Mühe aufgewandt und dem Schellinger zu viel Ehre zugedacht. Nun pump dich durch das Meer! Mit einem Schlag hatte sich die Lage geändert. Es gab keine vier Schiffe mehr, die Houtman nach den Molukken führen konnte. Mit diesem lahmen Vogel AMSTERDAM kam er nicht einmal zurück bis Afrika! Es war ihm gerade, als ob ihm die Schiffer einen Strich durch die Rechnung machen wollten, indem sie den verdammten Kahn auf Grund hatten laufen lassen. In einem hatten sie recht: Es bewies, wie sehr er von ihnen abhängig war. Da hätte er sich selber Kenntnisse in Navigation gewünscht, in Sternkunde, im Kartenlesen, im Windwittern, damit man sein eigener Schiffer sein konnte. Der Madagassenjunge Laurens hatte viel Wein herbeizuschleppen, bis Houtman dem Schellinger verzieh.
Jan Jans Muelenaer, der Führer des Flaggschiffs, dagegen schickte dem Schellinger drei Leute auf die AMSTERDAM, damit sie pumpen hülfen. Das Riff bei Djakarta hatte noch etwas anderes als dieses Leck aufgerissen. Das Gefühl, dass es die höchste Zeit sei, nun Amsterdam anzugehen. Nach Hause also. Offen vor der Obrigkeit sprachen die Bootsleute von der Heimreise als von etwas sehr Nötigem.
Es kam das Dorf Cravaon und das hohe Land von Charabaon, und Tag und Nacht lagen dazwischen, während die Pumpenherzen der AMSTERDAM schlugen. Und Tag für Tag ging der Kurs ostwärts. Und dem Muelenaer war dieser Kurs leid. Und Houtman dachte: Sieh, wie du zurechtkommst, Schellinger. Und die Männer gewöhnten sich daran, morgens, wenn die Dunkelheit wich, nachzuschauen, ob das kranke Schiff noch bei ihnen läge. Und eine Dschunke kam in die Quere, der die AMSTERDAM nachjagte, als wolle sie beweisen, wie gut sie noch sei. Die Dschunke war schneller. Und dann ein Tag, an dem der Wind zum Sturm wuchs und gegen die Segel knallte. Das wütende Heulen fetzte der HOLLANDIA die Fock herunter, Zeichen, dass auch die anderen Schiffe nicht gefeit waren, was Schellinger nun schon fast wieder mit seinem Schicksal versöhnte. Die höheren Wellen brachten natürlich den Männern an den Pumpen entsprechend mehr Arbeit. Und Segelmacher hatten nun zu nähen, und Bootsleute aufzuentern, um die neue Fock an die Rah zu bringen. Nicht gern blickten sie hinab in das gischende Wasser.
An einem stillen Tag dann stießen sie auf Fischer, die sagten, dass dies die Gegend von Djapara wäre. Da hatte die Flotte die Insel Java schon halb passiert, da sollte Ostkurs Gewohnheit werden, da behauptete sich die AMSTERDAM immer wieder auf dem Wasser. Komplett war die Flotte, das Schwimmen ließ sich gut an, zehn Tage zurück lag das Riff, das nach dem Schiff gelangt hatte. Wer dachte nun noch daran? Es segelte sich schön an Javas Küste. Und es waren längst nicht mehr zweihundert Meilen nach den Molukken.
Der Schiffsrat saß wieder zusammen. Die Schiffer konnten nun nicht mehr das Maul aufreißen, von wegen, was sie geleistet hätten im Gegensatz zu den erfolglosen Commis. Sie hatten ein Schiff auf Grund gesetzt!

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