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Der sechste Sinn


Der sechste Sinn

Roman
1. Auflage

von: Wolfgang Schreyer

8,99 €

Verlag: Edition Digital
Format: PDF
Veröffentl.: 01.06.2012
ISBN/EAN: 9783863945251
Sprache: deutsch
Anzahl Seiten: 512

Dieses eBook enthält ein Wasserzeichen.

Beschreibungen

Um die Wende zum Jahr 2000 entwerfen drei Männer ein diskret tragbares Gerät zur elektronischen Partnersuche. Sie, die selbst nach der Richtigen suchen und sie in Vera bald zu finden glauben, wagen viel für diese Idee. Und die attraktive Vera tut ein Übriges, die Situation und die drei Männer zu verwirren.
Wolfgang Schreyer, erfahrener und vielgelesener Autor zeitgeschichtlich-abenteuerlicher Bücher, schrieb einen Gegenwartsroman mit utopischer Komponente. Die Geschichte einer Entdeckung, die unser Liebesleben zum Besseren wenden könnte: Mit dem Auto kann man jeden aufsuchen, per Telefon jeden sprechen, mit dem neuen Gerät jeden finden, der halbwegs zu einem passt.
Ein großer Entwurf, aber Traum und Wirklichkeit kollidieren. Ehe es gelingt, ein Serienmodell zu fertigen, riskiert das Team im Selbstversuch das Chaos im eigenen Haus. Die Idee stößt auf Unverständnis, Bürokratie, ja auf Karrierismus, Ehrgeiz und Charakterschwächen der Schöpfer selbst. Das Allzumenschliche fordert seinen Preis.
Das stark autobiografische, DDR-kritische Buch schrieb Wolfgang Schreyer 1980, durfte es aber, mit großem Widerwillen der zuständigen Behörden, erst 1987 beim Mitteldeutschen Verlag Halle-Leipzig veröffentlichen. Unter dem Titel "Harmo 88" schrieb er für einen Verlag in der BRD eine Erzählung mit der brillanten Idee der Partnersuche über ein Armband mit Mikrochip. Dieser Verlag gab die Geschichte an den Playboy weiter, der sie 1978 unter dem Titel "Die Staatsmacht regelt den Verkehr" veröffentlichte. Ein ausführliches Nachwort schildert die Repressalien, denen der Autor danach ausgesetzt war.
Wolfgang Schreyer, geboren 1927 in Magdeburg. Oberschule, Flakhelfer, Soldat, US-Kriegsgefangenschaft bis 1946. Debütierte mit dem Kriminalroman "Großgarage Südwest" (1952), seitdem freischaffend, lebt in Ahrenshoop. 1956 erhielt er den Heinrich-Mann-Preis für den Kriegsroman "Unternehmen Thunderstorm". Schreyer zählt zu den produktivsten und erfolgreichsten Autoren spannender Unterhaltungsliteratur in der DDR, schrieb Sachbücher, Szenarien für Funk und mehr als zwanzig Romane mit einer Gesamtauflage von 6 Millionen Exemplaren.
Im Altbau öffnete sein Schlüsselbund ihm alle Türen. Ulrike fand nichts dabei, dass er hinter ihr abschloss. Der Kühlschrank, dessen Kauf den Dr. Thor so empört hatte, erwies sich als ein Füllhorn von Leckereien und feinen Spirituosen. Sie folgte seinen Hantierungen wie behext. Ein paar Griffe verwandelten die Couch in ein weich bezogenes Bett, doch kam das immer erst zuletzt, als krönender Lohn dessen, was man zuvor lustvoll von ihm erduldete. "Was trinkst du?", fragte er. "Cinzano, Martini, Bourbon, Scotch oder Gin-Tonic?"
"Wodka mit Tonic wär mir lieber."
"Ist gebongt. Du weißt wenigstens, was du willst."
"Vielleicht mit einem Stück Zitrone?"
"Auch das." Routiniert goss er ein. "Für mein Empfinden hast du sehr besondere Wünsche..." Das geschliffene Whiskyglas in der Hand, küsste er Ulrike beiläufig, fast grob auf den Mund – es wurde Zeit, ihr zu zeigen, wer Herr im Hause war – und sagte: "Sei ein braves Kind, zieh das furchtbare Kleid aus."
"Wie denn, jetzt gleich?"
"Wann sonst?"
"Hast du's aber eilig..." Sie gehorchte, während er bekleidet blieb; eben darin lag der Reiz. Es zeigte sich ihm ein ländlichfester, verlockender Leib. Welche Lenden, was für Brüste, und er Herr über soviel pralle Weiblichkeit! Wirklich ein Hammer, dachte er – vom Scotch beschwingt – in Worten, die ihm nie über die Lippen gekommen wären. Wer so aussah wie sie, der brauchte kein Harmo, um langgelegt zu werden. Doch mit speziellen Partnerwünschen hatte man es schwer. Er war der Richtige für sie. Ihm schien, als erwarte sie seine Dressur, erschauernd im Vorgefühl der Lust. Wollte sie vielleicht gebunden oder geknebelt sein? Nichts dafür war parat, das Aufbewahren solchen Instrumentariums hätte sich noch schwerer rechtfertigen lassen als der Ankauf des Bettzeugs und der Couch.
Er befahl sie an die Schreibmaschine. "Testbericht Nummer 228/489", diktierte er ihr; dies waren die Nummern ihrer Geräte. "Ich, weiblich, Jahrgang 1975, bin dabei, in besonderen Intimkontakt zu treten..."
Ulrike lief rot an, sie ließ die Hände sinken.
"Warum geht's nicht voran?"
"Ich weiß nicht, ob ich das schreiben möchte."
Kelly schob sie nach nebenan, gemäß dem Prinzip, nie etwas zu erzwingen. Seelische Entblößung lag ihr also nicht, womöglich hatte sie auch Angst, ein Dokument zu schaffen. Was aber dann? Bilder sieghafter Männlichkeit und Unterwerfung überschwemmten ihn. Er ließ sie einfach niederknien, auf dem blauen Teppich zur Grundhaltung der Demut erstarren. "Für deinen Ungehorsam muss ich dich strafen. Runter mit dem Zeug! Die Schuhe lass an."
"Was denn, ich soll... Und du, Richard?"
"Niemand sieht dich außer mir, also weg damit!" Um es ihr zu erleichtern, streifte auch er, entgegen der Regel, Hemd und Hosen ab, sah auf seine stämmigen Beine und dachte: Stramm sind sie schon; na ja, männlicher Stolz stützt sich auf die banalsten Dinge. In seinem Slip wirkte er nun hinreichend bedrohlich, zu allem entschlossen, da schmolz sie natürlich dahin. Ulrike bebte, hatte Flecken im Gesicht, hoffentlich kam es ihr nicht zu früh. "Das ist für den Streik an der Schreibmaschine", sagte er, nahm ein langes Bürolineal und schlug es ihr klatschend quer über das Gesäß.

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