Details
Der Russenpelz
Eine Erzählung aus Deutschland 1941-421. Auflage
7,99 € |
|
Verlag: | Edition Digital |
Format: | EPUB |
Veröffentl.: | 07.08.2024 |
ISBN/EAN: | 9783689121747 |
Sprache: | deutsch |
Anzahl Seiten: | 358 |
Dieses eBook enthält ein Wasserzeichen.
Beschreibungen
Der Roman entführt die Leser in die beklemmende und tragische Welt Deutschlands während des Zweiten Weltkriegs und des Nationalsozialismus. Im Niederrheinland kämpft Jupp Eckert, geprägt von den Grausamkeiten des Krieges im Osten, verwundet und verstümmelt, um das, was von seinem Leben übriggeblieben ist. Zurück bei seiner Familie, die durch den Krieg auseinandergerissen wurde, muss er sich der unbarmherzigen Realität des Krieges und der Nazi-Bürokratie stellen. Seine Frau Agnes kämpft verzweifelt um ihn, als der gefährliche SS-Sturmführer Heinz Hüsgen versucht, ihn mundtot zu machen und in ein "Sanatorium" abzuschieben. Die Atmosphäre von Angst, Verrat und Hoffnungslosigkeit zeigt die menschliche Fähigkeit zur Liebe, zum Widerstand und zur Wahrheit. Zwischen nationaler Pflicht und persönlicher Moral zerrissen, manövrieren die Charaktere durch eine von Misstrauen und Verrat durchdrungene Gesellschaft. Wolfs fesselnder Roman beleuchtet die menschlichen Schicksale hinter den großen historischen Ereignissen und wirft ein Licht auf den unermesslichen Mut und die Resilienz der einfachen Menschen in Zeiten größter Not. Ein zeitloses Werk, das den heutigen Leser daran erinnert, dass hinter jeder Nachricht aus der Geschichte ein persönliches Drama steckt, und eine eindringliche Mahnung gegen die Schrecken des Krieges.
Friedrich Wolf (* 23. Dezember 1888 in Neuwied; † 5. Oktober 1953 in Lehnitz) war ein deutscher Arzt, Schriftsteller und Dramatiker, der sich besonders durch seine politische und literarische Arbeit einen Namen machte.
Friedrich Wolf wurde als Sohn eines jüdischen Kaufmanns geboren. Er studierte von 1907 bis 1912 Medizin, Philosophie und Kunstgeschichte in verschiedenen deutschen Städten und promovierte 1913 in Medizin. Während des Ersten Weltkriegs diente er als Truppenarzt und entwickelte sich zum entschiedenen Kriegsgegner. Nach dem Krieg engagierte er sich politisch und wurde Mitglied des Arbeiter- und Soldatenrats in Dresden.
Wolf war ab 1928 Mitglied der KPD und verfasste zahlreiche politisch engagierte Werke. Sein bekanntestes Drama, "Cyankali" (1929), prangerte das Abtreibungsverbot des § 218 an und löste eine breite gesellschaftliche Debatte aus. Neben seiner literarischen Tätigkeit arbeitete er als Arzt und engagierte sich für die Rechte der Arbeiterklasse.
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten emigrierte Wolf 1933 in die Sowjetunion, wo er weiterhin literarisch aktiv war und für Radio Moskau arbeitete. Während des Spanischen Bürgerkriegs versuchte er, als Arzt an den Internationalen Brigaden teilzunehmen, blieb aber in Frankreich. Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde er in Frankreich interniert, konnte jedoch 1941 mit sowjetischer Hilfe nach Moskau zurückkehren.
Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte Wolf nach Deutschland zurück und engagierte sich in der DDR kulturpolitisch. Er war Mitbegründer der DEFA und der Deutschen Akademie der Künste. Zudem diente er von 1949 bis 1951 als erster Botschafter der DDR in Polen. Friedrich Wolf starb 1953 an einem Herzinfarkt und wurde auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde in Berlin beigesetzt.
Wolf hinterließ ein umfangreiches literarisches Werk, das durch seinen politischen und sozialen Einsatz geprägt ist. Seine Söhne Markus und Konrad Wolf setzten sein Erbe als bedeutende Persönlichkeiten der DDR fort.
Staatliche Auszeichnungen
1943: Orden Roter Stern
1949: Nationalpreis der DDR II. Klasse für das Theaterstück Professor Mamlock
1950: Nationalpreis der DDR I. Klasse für den Film Rat der Götter.
Friedrich Wolf wurde als Sohn eines jüdischen Kaufmanns geboren. Er studierte von 1907 bis 1912 Medizin, Philosophie und Kunstgeschichte in verschiedenen deutschen Städten und promovierte 1913 in Medizin. Während des Ersten Weltkriegs diente er als Truppenarzt und entwickelte sich zum entschiedenen Kriegsgegner. Nach dem Krieg engagierte er sich politisch und wurde Mitglied des Arbeiter- und Soldatenrats in Dresden.
Wolf war ab 1928 Mitglied der KPD und verfasste zahlreiche politisch engagierte Werke. Sein bekanntestes Drama, "Cyankali" (1929), prangerte das Abtreibungsverbot des § 218 an und löste eine breite gesellschaftliche Debatte aus. Neben seiner literarischen Tätigkeit arbeitete er als Arzt und engagierte sich für die Rechte der Arbeiterklasse.
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten emigrierte Wolf 1933 in die Sowjetunion, wo er weiterhin literarisch aktiv war und für Radio Moskau arbeitete. Während des Spanischen Bürgerkriegs versuchte er, als Arzt an den Internationalen Brigaden teilzunehmen, blieb aber in Frankreich. Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde er in Frankreich interniert, konnte jedoch 1941 mit sowjetischer Hilfe nach Moskau zurückkehren.
Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte Wolf nach Deutschland zurück und engagierte sich in der DDR kulturpolitisch. Er war Mitbegründer der DEFA und der Deutschen Akademie der Künste. Zudem diente er von 1949 bis 1951 als erster Botschafter der DDR in Polen. Friedrich Wolf starb 1953 an einem Herzinfarkt und wurde auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde in Berlin beigesetzt.
Wolf hinterließ ein umfangreiches literarisches Werk, das durch seinen politischen und sozialen Einsatz geprägt ist. Seine Söhne Markus und Konrad Wolf setzten sein Erbe als bedeutende Persönlichkeiten der DDR fort.
Staatliche Auszeichnungen
1943: Orden Roter Stern
1949: Nationalpreis der DDR II. Klasse für das Theaterstück Professor Mamlock
1950: Nationalpreis der DDR I. Klasse für den Film Rat der Götter.
In der Kistenfabrik, wo Lisbeth arbeitet, war bloß eine offizielle Feier mit einer Ansprache des Betriebsführers und Absingen einiger Lieder. Das alles war schon gegen 10 Uhr beendet.
Die Lisbeth und der Ferd hätten gleich an ihre Arbeit gehen können. Aber der Ferd riet, lieber noch bis nach Mitternacht zu warten. Dann habe der Alkohol bei der „Rhenania“ und bei vielen am Hafen gelegenen ähnlichen Betrieben seine Wirkung getan. Die Posten am Quai und die Mannschaft der Wachtboote auf dem Rhein hätten heute Abend bestimmt auch nicht von Zichorienkaffee gelebt.
In einem der großen leer stehenden Fischkästen am Ufer hat der Ferd einen schweren Sack deponiert. Darin ist eine Gusseisenbombe mit Wasserstoffgas, so wie es die Metallarbeiter als Knallgebläse zum autogenen Schweißen benutzen. Dieses leichteste aller Gase dient aber auch zum Füllen von Luftballons. Die beiden laden diesen Sack und noch einen kleineren, leichten mit Ballonhüllen von irgendwoher aus den Krefelder Seidenfabriken in den Nachen.
Es ist fast ein Uhr. Eine der wenigen trockenen Frühlingsnächte am Niederrhein.
„Wir haben mächtigen Dusel, dass es heute nicht regnet; sonst kämen unsre Wölkchen nicht weit.“
„Wenn du dabei bist, Ferd, klappt’s immer!“
„Mach schnell, Lis!“
Lautlos stößt der Nachen vom Ufer. Die Lisbeth rudert ihn hart um die Krippen stromaufwärts. Nachher, wenn die Ballons steigen, muss der Nachen mitten im Strom liegen und geräuschlos ohne Ruder treiben. Das Gas bläht die Hüllen der kleinen Ballons. Jeder Ballon wird an einem Faden an der vorderen Ruderbank angebunden; oben an die Ballonschnute kommen vierzig bis fünfzig kleine Flugblätter, auf Zigarettenpapier getippt:
Deutsche Männer und Frauen!
Wie lange noch soll dieser mörderische Krieg dauern? Soll wirklich der letzte unsrer Söhne auf den endlosen Schlachtfeldern Russlands verbluten? Willst du, deutscher Arbeiter, etwa in den fernen Erzgruben des Ural arbeiten? Willst du, deutscher Bauer, in der Ukraine jemals die Felder bestellen, auf die schon jetzt die ostpreußischen Junker spekulieren? Für wen also werden Millionen deutscher Söhne geopfert? Für die, welche an diesem Krieg interessiert sind, für die Kriegsgewinnler und Kriegsspekulanten, für die Junker, die Nazifabrikanten und ihre Helfershelfer, für Hitler und seine Hintermänner! Das deutsche Volk aber braucht keinen Krieg! Das deutsche Volk braucht keine Millionen Witwen und Waisen! Schluss mit dem Krieg! Schluss mit Hitler und seiner Kriegstreiberbande!
Weit ausholend, doch lautlos, zieht die Lisbeth die Riemen durch das Wasser. Ab und zu tanzt ein Reflex von dem Schein, den die Hochöfen an die Wolken werfen, auf dem schwarzen Strom. Dann beugen sich die beiden tief hinter den Rand des Nachens. Der Wind steht günstig. Der Westnordwest, der vom holländischen Tiefland herüberbläst, wird die Ballons mitten ins Ruhrgebiet und ins Wuppertal treiben. Sie werden fünfzig bis hundert Kilometer weit gelangen. Heut früh werden die Kumpels des Ruhrbeckens und des „Pütts“ diesen Geburtstagsgruß an den Führer finden. Sie werden erkennen: Wir sind noch da! Wir haben den Kampf nicht aufgegeben! Wir verstärken den Kampf! Das kommende Deutschland beginnt zu atmen!
Auch die Lisbeth hat wohl darüber nachgedacht. „Die werden heut früh Augen machen, Ferd, die in Dortmund und Essen, in Wuppertal, Remscheid und Solingen, in Mülheim, Bottrop, Gelsenkirchen und überall im Pütt, wenn die zur Arbeit gehn!“
„Es wird vielleicht wieder Leben kommen ins Land!“, erwidert der Ferd.
Die Lisbeth und der Ferd hätten gleich an ihre Arbeit gehen können. Aber der Ferd riet, lieber noch bis nach Mitternacht zu warten. Dann habe der Alkohol bei der „Rhenania“ und bei vielen am Hafen gelegenen ähnlichen Betrieben seine Wirkung getan. Die Posten am Quai und die Mannschaft der Wachtboote auf dem Rhein hätten heute Abend bestimmt auch nicht von Zichorienkaffee gelebt.
In einem der großen leer stehenden Fischkästen am Ufer hat der Ferd einen schweren Sack deponiert. Darin ist eine Gusseisenbombe mit Wasserstoffgas, so wie es die Metallarbeiter als Knallgebläse zum autogenen Schweißen benutzen. Dieses leichteste aller Gase dient aber auch zum Füllen von Luftballons. Die beiden laden diesen Sack und noch einen kleineren, leichten mit Ballonhüllen von irgendwoher aus den Krefelder Seidenfabriken in den Nachen.
Es ist fast ein Uhr. Eine der wenigen trockenen Frühlingsnächte am Niederrhein.
„Wir haben mächtigen Dusel, dass es heute nicht regnet; sonst kämen unsre Wölkchen nicht weit.“
„Wenn du dabei bist, Ferd, klappt’s immer!“
„Mach schnell, Lis!“
Lautlos stößt der Nachen vom Ufer. Die Lisbeth rudert ihn hart um die Krippen stromaufwärts. Nachher, wenn die Ballons steigen, muss der Nachen mitten im Strom liegen und geräuschlos ohne Ruder treiben. Das Gas bläht die Hüllen der kleinen Ballons. Jeder Ballon wird an einem Faden an der vorderen Ruderbank angebunden; oben an die Ballonschnute kommen vierzig bis fünfzig kleine Flugblätter, auf Zigarettenpapier getippt:
Deutsche Männer und Frauen!
Wie lange noch soll dieser mörderische Krieg dauern? Soll wirklich der letzte unsrer Söhne auf den endlosen Schlachtfeldern Russlands verbluten? Willst du, deutscher Arbeiter, etwa in den fernen Erzgruben des Ural arbeiten? Willst du, deutscher Bauer, in der Ukraine jemals die Felder bestellen, auf die schon jetzt die ostpreußischen Junker spekulieren? Für wen also werden Millionen deutscher Söhne geopfert? Für die, welche an diesem Krieg interessiert sind, für die Kriegsgewinnler und Kriegsspekulanten, für die Junker, die Nazifabrikanten und ihre Helfershelfer, für Hitler und seine Hintermänner! Das deutsche Volk aber braucht keinen Krieg! Das deutsche Volk braucht keine Millionen Witwen und Waisen! Schluss mit dem Krieg! Schluss mit Hitler und seiner Kriegstreiberbande!
Weit ausholend, doch lautlos, zieht die Lisbeth die Riemen durch das Wasser. Ab und zu tanzt ein Reflex von dem Schein, den die Hochöfen an die Wolken werfen, auf dem schwarzen Strom. Dann beugen sich die beiden tief hinter den Rand des Nachens. Der Wind steht günstig. Der Westnordwest, der vom holländischen Tiefland herüberbläst, wird die Ballons mitten ins Ruhrgebiet und ins Wuppertal treiben. Sie werden fünfzig bis hundert Kilometer weit gelangen. Heut früh werden die Kumpels des Ruhrbeckens und des „Pütts“ diesen Geburtstagsgruß an den Führer finden. Sie werden erkennen: Wir sind noch da! Wir haben den Kampf nicht aufgegeben! Wir verstärken den Kampf! Das kommende Deutschland beginnt zu atmen!
Auch die Lisbeth hat wohl darüber nachgedacht. „Die werden heut früh Augen machen, Ferd, die in Dortmund und Essen, in Wuppertal, Remscheid und Solingen, in Mülheim, Bottrop, Gelsenkirchen und überall im Pütt, wenn die zur Arbeit gehn!“
„Es wird vielleicht wieder Leben kommen ins Land!“, erwidert der Ferd.