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Der goldene Rachen


Der goldene Rachen

Kriminalroman
1. Auflage

von: Kurt David

8,99 €

Verlag: Edition Digital
Format: EPUB
Veröffentl.: 25.04.2023
ISBN/EAN: 9783965219007
Sprache: deutsch
Anzahl Seiten: 597

Dieses eBook enthält ein Wasserzeichen.

Beschreibungen

Der Kriminalroman aus dem Jahr 1960 spielt in einer politisch schwierigen Situation in der DDR. Die Großbauern wehren sich mit allen Mitteln gegen die LPG, während die Genossenschaften immer besser wirtschaften.
Zwei scheinbar voneinander unabhängige Kriminalfälle lassen den Fichtensteiner Kriminalisten keine Zeit für ihre Familien. In der Fichtensteiner Fischergasse, die für jeglichen Fahrzeugverkehr gesperrt ist, wird die junge Beiköchin des Hotels „Stadt Dresden“ Opfer eines tödlichen Verkehrsunfalls mit Fahrerflucht. Oder war es Mord?
Am selben Tag werden in der LPG „Frohe Zukunft“ die Kühe mit Arsen vergiftet. Gibt es einen Zusammenhang?
Am 13. Juli 1924 in Reichenau in Sachsen geboren. Kurt David absolvierte nach dem Besuch der Handelsschule eine kaufmännische Ausbildung. Von 1942 bis 1945 nahm er als Soldat der Wehrmacht am Zweiten Weltkrieg teil. Von 1945 bis 1946 war er in sowjetischer Kriegsgefangenschaft. Den Plan einer Ausbildung zum Musiker musste er wegen einer Kriegsverwundung aufgeben. David gehörte vier Jahre der Volkspolizei der DDR an und war anschließend zwei Jahre lang Kreissekretär beim Kulturbund der DDR. Seit 1954 lebte er als freier Schriftsteller zuerst in Oberseifersdorf/Zittau, danach bis zu seinem Tod in Oybin. In den 1960er Jahren unternahm er mehrfach Reisen in die Mongolei und durch Polen. 1970 erhielt er den Alex-Wedding-Preis, 1973 den Nationalpreis, 1980 den Vaterländischen Verdienstorden und 1984 den Lion-Feuchtwanger-Preis. Er starb am 2. Februar 1994 in Görlitz.
Davids frühe Werke haben die Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit unter dem Nationalsozialismus und im Zweiten Weltkrieg zum Thema. Es folgten Bände mit Reiseberichten. Den größten Teil in Davids Werk bilden die Kinder- und Jugendbücher, von denen vor allem der humoristische Band „Freitags wird gebadet“ in der DDR ein großer Publikumserfolg, auch in der Fassung als Fernsehserie, war. Eine weitere Facette in Davids Schaffen bilden historische Romane, die Themen aus der Geschichte der Mongolen behandeln. Außerdem schrieb David Biografien über die Komponisten Beethoven und Schubert.
„1000 DM Belohnung“, las ein Mann laut und rief seinem Kollegen zu: „Erich! 1000 muntre Sachen kannste kassieren, komm mal rüber!“
Das geschah früh Punkt 6 Uhr in der Fichtensteiner Bahnhofstraße. Hier hing in einem rotgestrichenen Holzkasten die neueste Ausgabe der Kreiszeitung. Viele Arbeiter, die zu den Frühzügen oder ins Rehfelder Kraftwerk wollten, standen vor der Bekanntmachung.
„Ja ja, die Autofahrer“, sagten sie oder: „Hübsches Mädchen, die auf dem Bild – wer weiß, was dahintersteckt.“
Ein junger Elektriker mit blassem Gesicht – er trug ein zusammengerolltes Kabel über der Schulter – meinte: „Mensch, die hab’ ich bestimmt schon mal gesehen, weiß bloß nicht, wo!“
„Kannst dir immer fünfzig Mark anzahlen lassen, Egon“, meinte ein anderer und biss in eine verschrumpelte Birne. Der Saft troff an den Mundwinkeln herab.
Je mehr Leute vor dem Kasten standen, desto mehr kamen noch herbeigeeilt. Selbst diejenigen kamen, die in den anliegenden hohen grauen Häusern wohnten. Sie stellten sich neugierig und auf Zehenspitzen schaukelnd vor die Zeitung.
Über die Menge hinweg schrie einer: „Oskar, haste denn noch dein Glasooge?“
Alle schauten zu Oskar, der erschrocken nach seiner Augenprothese griff. Verwunderte Gesichter staunten ihn an.
„Hier steht nämlich in der Anzeige: ,Glasauge gefunden – abzuholen im Fundbüro Fichtenstein‘, Oskar.“
Da alle nur die Bekanntmachung „1000 DM Belohnung“ gelesen hatten, war ihnen der Hinweis im Anzeigenteil völlig entgangen. „Glasauge gefunden“ lasen nun auch die anderen. Die Anzeige stand fett gedruckt zwischen einem „Hausverkauf auf Rentenbasis“ und dem Angebot eines Opel „Olympia“ zum Taxpreis.
„Ihr wollt mich bloß veräppeln“, sagte Oskar, wühlte sich ärgerlich durch die grinsende Menge und lief schnellen Schrittes zum Bahnhof. Die ihn so ungehörig gefoppt hatten, eilten hinterher, und der eine bot ihm reuig Zigaretten an. „Also Oskar, das war bloß’n Ulk, musst nicht gleich so übelnehmend sein.“
„Ulk! Guckt ihr erst mal fünfzehn Jahre mit eenem Ooge, da werdet’s schon sehen, was Ulk ist!“

Die erste Person, die im Polizeikreisamt an die Tür mit der Nummer 2 klopfte, war eine am Stock gehende Frau.
„Ich komme wegen der 1000-Mark-Sache“, sagte sie und zog den Knoten ihres schwarzen Kopftuches am Hals fest zusammen, als wollte sie dadurch den Ernst ihrer Worte unterstreichen. Gemächlich stellte sie den Stock an Bärs Schreibtisch, während der Oberleutnant ihr einen Platz anbot.
„Dann schießen Sie mal los, gute Frau“, sagte Bär, ließ sich Namen und Adresse sagen und malte Männchen aufs Papier.
Die Frau wollte zunächst einmal wissen, ob das auch vertraulich behandelt würde, wenn sie etwas sage. Der Oberleutnant versprach ihr das.
„Es ist nämlich so“, begann die Frau, „bei mir im Hause, Sie wissen, ich habe das Grundstück von meiner seligen Schwester geerbt, wohnt ein Herr Franz Punkert, Punkert mit P wie Pudel. Er handelt mit Seife und Waschmitteln und hat viele Vertretungen. In Wirklichkeit bummelt der nur, säuft und hat’s mit Weibsbildern, und dann der Krach immer nachts, wissen Sie, mein je – so ein Krach, man kann ja nicht schlafen …“
„Also Punkert, Geilertstraße 7b?“
„Ganz richtig, also das haben Sie schon notiert. Und was sage ich, der brüllt einen an und schnauzt, und wenn man was sagt, brüllt er noch mehr und meint: Sie alte Schachtel, das Haus gaunre ich Ihnen noch ab! Und das sagt er zu mir alleinstehenden Frau, …“
„Moment mal, Frau Patzelt“, unterbrach Jähnig den Redefluss der alten Dame. „Sie wollten also etwas wegen der Bekanntmachung in der Zeitung sagen, nicht?“
„Richtig. Man kommt ja ganz durcheinander, Zeitung, also der Punkert, sehen Sie mal, da dachte ich nun, in der Nacht, wo das Unglück passiert ist mit der Piltz, da war er gar nicht im Hause, ich konnte ja nicht schlafen.“
„Aber wenn Punkert nicht zu Hause war, konnten Sie doch schlafen, da war doch Ruhe, Frau Patzelt.“
„Denken Sie! Wenn er mal nicht da ist, hab’ ich auch wieder keine Ruhe, da denk’ ich: Nanu, was ist denn heute los, heut ist es ja so still, warum ist es denn so still, ob er nicht wieder etwas ausheckt, wenn es so still ist? Es muss ja einen Grund haben, wenn es so ruhig im Hause ist, nicht?“

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