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Der erste Schuss


Der erste Schuss


1. Auflage

von: Kurt David

4,99 €

Verlag: Edition Digital
Format: PDF
Veröffentl.: 25.04.2023
ISBN/EAN: 9783965218994
Sprache: deutsch
Anzahl Seiten: 108

Dieses eBook enthält ein Wasserzeichen.

Beschreibungen

Als die Russen kurz vor der Stadt stehen, werden die 14- bis 16-jährigen Jungen zum Volkssturm eingezogen. Peter und IMI-Max waren früher Freunde. Doch Peters Vater ist mitschuldig daran, dass Max' Vater hingerichtet wurde. Peter schämt sich dafür, aber Max sorgt dafür, dass die Freundschaft wieder auflebt. Doch Peter kneift schließlich, als beide zu den Russen fliehen wollen. Aber Peter muss sich entscheiden, als der Hauptmann mit der Pistole auf Max' Mutter zielt.
Peter muss ins Schützenhaus – Und was ihm die Mutter alles mitgibt – Bei IMI-Max ist es anders
Peter und IMI-Max im Schützenhaus – Eduard Schmiedchen kommt – Hauptmann Lind hält eine Rede
Peter wird Gruppenführer – Eduard Schmiedchen muss in die Krankenstube – Einige haben Knöpfe offen
Nachtbesuch beim Koch – Die grüne Baracke – IMI-Max spricht ein Gedicht – Peter besucht Eduard Schmiedchen
Es regnet Papier vom Himmel – IMI-Max ist verschwunden
Alarm! – Ein fremder Major kommt – Der Koch und sein Gewehr – Panzerspähwagen auf der Wiese
Peter geht mit IMI-Max– Und dann? Frau Brendel kommt
Frau Brendel vor Lind – Der erste Schuss – IMI-Max kommt
Am 13. Juli 1924 in Reichenau in Sachsen geboren. Kurt David absolvierte nach dem Besuch der Handelsschule eine kaufmännische Ausbildung. Von 1942 bis 1945 nahm er als Soldat der Wehrmacht am Zweiten Weltkrieg teil. Von 1945 bis 1946 war er in sowjetischer Kriegsgefangenschaft. Den Plan einer Ausbildung zum Musiker musste er wegen einer Kriegsverwundung aufgeben. David gehörte vier Jahre der Volkspolizei der DDR an und war anschließend zwei Jahre lang Kreissekretär beim Kulturbund der DDR. Seit 1954 lebte er als freier Schriftsteller zuerst in Oberseifersdorf/Zittau, danach bis zu seinem Tod in Oybin. In den 1960er Jahren unternahm er mehrfach Reisen in die Mongolei und durch Polen. 1970 erhielt er den Alex-Wedding-Preis, 1973 den Nationalpreis, 1980 den Vaterländischen Verdienstorden und 1984 den Lion-Feuchtwanger-Preis. Er starb am 2. Februar 1994 in Görlitz.
Davids frühe Werke haben die Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit unter dem Nationalsozialismus und im Zweiten Weltkrieg zum Thema. Es folgten Bände mit Reiseberichten. Den größten Teil in Davids Werk bilden die Kinder- und Jugendbücher, von denen vor allem der humoristische Band „Freitags wird gebadet“ in der DDR ein großer Publikumserfolg, auch in der Fassung als Fernsehserie, war. Eine weitere Facette in Davids Schaffen bilden historische Romane, die Themen aus der Geschichte der Mongolen behandeln. Außerdem schrieb David Biografien über die Komponisten Beethoven und Schubert.
„Und ich hab überhaupt gar kein Gewehr nicht – ich werd den Feind mit der bloßen Hand erwürgen!“, schrie plötzlich Schmiedchen über den Hof. Er stand am linken Flügel und trug einen dicken Verband um den Kopf.
Lind trat eilig an den Major heran und wollte eine Erklärung abgeben, aber der Major schrie gereizt: „Warum hat der Mann kein Gewehr?“
Lind halblaut zu dem Major: „Er ist nicht ganz normal, gestatten Herr Major, das zu bemerken.“
„Heut muss jeder eine Waffe haben, jeder – ob“, er wollte sagen: Ob normal oder nicht, aber ihm fiel ein, dass das sonderbar klänge. Er sagte: „Dem Mann ein Gewehr, dalli!“
„Jawohl, Herr Major.“ Lind wandte sich an Gellert: „Sofort dem Mann ein Gewehr.“ Gellert grinste.
Der Major schritt auf die Einheit zu, ließ sich ein Gewehr geben, riss den Verschluss auf, nahm das Schloss heraus, guckte durch den Lauf. „Waffe gut gepflegt“, bemerkte er. Das Gewehr gehörte Peter.
„Der Mann ist äußerst zuverlässig“, bemerkte der Einäugige.
„Nur – wie – den Knopf, den machen wir zu“, quetschte der Major sanft heraus.
Peter schloss ihn. Es entging dem Major, dass IMI-Max, Klose, Finger, Breitkopf und Dahlert auch schnell die Knöpfe schlossen.
Der Major fasste nach einem anderen Gewehr. Prüfte und bemerkte nach einer Weile: „Gut so – eine einwandfreie Waffe ist die beste Lebensversicherung“, und ging weiter. Endlich langte er beim Koch an. Lind, der an die Schnitzel dachte, die ihm der Koch extra briet, bemerkte vor der Kontrolle: „Unser Koch, Herr Major! Alt, gewissenhaft, zuverlässig und tüchtig!“ Der Major verzog das Gesicht. Er konnte es nicht ertragen, wenn man ihm vorschrieb, wer da gewissenhaft und zuverlässig war. Das bestimme immer noch ich, dachte er. Der Koch wiederum hatte ein reines Gewissen. Er lächelte süßlich, und sein Hängebackengesicht glänzte fettig in der Sonne.
Der Major setzte plötzlich die Brille ab, ging nahe mit dem Auge an das Gewehr heran, als habe er etwas entdeckt. Er sagte: „Nun sehen Sie sich das mal an, Hauptmann! Das Gewehr eines gewissenhaften, zuverlässigen und tüchtigen Koches, wie? Mann!“ Er wandte sich an den verdutzten Koch. „Sie sind wohl nicht mehr normal? Zieleinrichtung verbogen, Kastenbodenfeder verloren! Vortreten, Sie Suppenwürfel aus Mist!“
Der Koch schaute verdutzt auf den Major, als hätte eine Granate unvermutet eingeschlagen. Er riss den Mund auf. Es kam nichts heraus. Hinter ihm stand Schmiedchen. Schmiedchen lächelte in sich hinein. Geschieht dir recht, du Schmierer, dachte er. Dann trat er dem Koch in den Hintern und schrie: „Vortreten, du schlechter Waffenpfleger des Führers. Der Herr Major hat es befohlen, du Vaterlandsverräter!“ Ausgerechnet zu diesem alten Nazi sagte Schmiedchen ,Vaterlandsverräter‘!
Der Koch flog durch den Tritt vors Glied, torkelte, stand still und sagte kleinlaut: „Also – ich – wie – also.“
„Schweigen!“, brüllte der Major. „Ich könnte Sie in der jetzigen Lage erschießen lassen, Sie Trauerfigur. Der Feind steht vor der Stadt, Ihr Gewehr ist unbrauchbar! Ich kann sagen, dass Sie das Gewehr absichtlich kaputtgemacht haben, schon hängen Sie dort drüben am Balken, Sie Lump!“
„Niemals absichtlich!“, schrie der Koch.
„Mund halten! Das bestimme ich, verstanden!“
„Jawohl, aber …“
„Aber – das Wort ist bei uns verboten!“, brüllte der Major und fuhr sich mit der Hand über sein zersäbeltes Gesicht.
Nur nicht aufhängen, dachte Peter mit Schrecken, wegen mir und IMI-Max einen aufhängen, nein, gewiss, er hat sehr schlecht an Schmiedchen gehandelt, sehr schlecht, aber aufhängen sollen sie ihn nicht.
Der Major winkte einen von seinen Leuten heran. „Sachen packen“, sagte er zum Koch, „Sie werden strafversetzt. Zu einer Einheit, wo man ohne Waffen kämpft – Minen räumt, Blindgänger entschärft! Dort werden Sie erst mal schätzen lernen, was es heißt, eine Waffe zu haben, klar?“
„Nein“, jammerte der Koch.
„Ob Sie verstanden haben, Sie Jammergestalt?“
„Jawohl!“
Sie brachten ihn zum Wagen.
„Wo wir jetzt jedes Gewehr brauchen, macht dieser Larifari von Koch eins kaputt“, schrie Schmiedchen. Lind blickte ihn zornig an.
„Recht hat der Mann“, sagte der Major und neigte sich zu Lind, flüsterte: „Sagten Sie nicht, der ist nicht normal? Er spricht doch vernünftig. Unterschätzen Sie Ihre Leute nicht so, Hauptmann.“
„Man muss sich mal vorstellen“, brüllte Schmiedchen, „jeder würde sein Gewehr kaputtmachen. Der Russe würde sich eins feixen, der Führer weinen – wo der Führer so schon so viel Ärger mit uns hat, wenn unsere Truppen dauernd zurücklaufen müssen.“
„Still, Schmiedchen“, warnte der Hauptmann.
„Lassen Sie ihn doch aussprechen. Interessiert mich, was solche Menschen für Qualitäten entwickeln, wenn es um Sein oder Nichtsein geht, Hauptmann“, flüsterte der Major.
Lind kochte vor Wut. Er dachte: Da habe ich ihn die Treppe hinuntergetreten und vermutete, der macht seine Schnauze nie mehr auf, jetzt quatscht er mir weiter dusslig!
„Nehmen Sie sich ein Beispiel an diesem Mann, der trotz seiner Kopfverletzung weiß“, sagte der Major, „worum es heutzutage geht, wie man sich zu verhalten hat.“ Dazu muss gesagt werden, dass der Major annahm, mit Kopfverletzung sei eine Verwundung vom Kriege gemeint, denn er sah den Kopfverband bei Schmiedchen.

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