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DADRIEBER LACHN MIR SAGGSN


DADRIEBER LACHN MIR SAGGSN

Ein humorvolles "Widse"-Alphabet für alle, die eine Weltsprache nicht erlernen, sondern erlachen wollen
1. Auflage

von: Wolfgang Eckert

4,99 €

Verlag: Edition Digital
Format: EPUB
Veröffentl.: 07.11.2022
ISBN/EAN: 9783965217843
Sprache: deutsch
Anzahl Seiten: 67

Dieses eBook enthält ein Wasserzeichen.

Beschreibungen

Wie spricht ein Sachse? Sächsisch natürlich. Und das aus einem einzigen Grund - weil er es gar nicht anders kann. So jedenfalls steht es in dem Vorwort zu diesem ungewöhnlichen Lehrbuch für eine Weltsprache, die offenbar im Kommen ist.
Alle Weltsprachen sind nicht zu unterdrücken, und so rückt die Zeit immer näher, da einer, wenn er es in Deutschland zu etwas bringen will, ein „Sächsisch-Deutsches Wörterbuch“ in der Tasche tragen muss. Die Sachsen sind auf dem Vormarsch!
Schon zu DDR-Zeiten gelangten sie erfolgreich während ihres Feldzuges gen Norden bis zum Politbüro-Berlin. Ein Interview im Berliner Rundfunk mit dem Vorsitzenden irgendeines Berliner Wohnbezirkes unter dem Thema „Schöner unsere Wohnbezirke – mach mit!“ hätte sich möglicherweise so angehört: „Herr Jungmichel, Sie sind Hauptinitiator der Mach-mit-Bewegung ,Grüner geht’s nicht‘. Vielleicht können Sie als Berlina unseren Hörern erklären, wie det jekommen ist.“
„Also, mir im Bezirg Bango ham uns gesachd, swärd nich so lange rumgemährd – e Boom, noch e Boom un immer noch e Boom, un schon hammer en kleen Wald un brauchen nich mehr so weid in de Bilze ze latschen.“
Alles verstanden?
Wenn nicht, dann können Sie ja noch etwas üben:
Leipzig heißt in der sächsischen Weltsprache Leibzsch. Sprechen Sie es bitte langsam und laut nach: „LEIBZSCH“ Wiederholen Sie es unentwegt. Genieren Sie sich nicht, es in der U-Bahn, im Wartezimmer des Zahnarztes, mit oder ohne Zahnprothese oder während einer atemlosen Stille im Theater auszusprechen. Wenn es Ihnen endlich vollendet gelungen ist, dann können Sie ohne Gefahr in diesem Büchlein zu lesen beginnen.
Die folgenden Belege sind von A wie Ausgleichende Gerechtigkeit bis Z wie Zoo sortiert. Hier ein Beispiel:
Verkaufsfreude
Zur verkaufsarmen DDR-Zeit waren die Verkäuferinnen, wenn sie überhaupt erfreut waren, besonders erfreut, wenn sich Kunden in ihre einsamen Abteilungen wagten und zaghaft ihre Wünsche äußerten.
In ein HO-Warenhaus kam einst von weither eine mit einem Trabi rundsuchende Familie und traf auf eine herumstehende gefällige Verkäuferin, welche schnell und präzise die Wünsche der Käufer beantwortete.
„Een Hammr? Hammr nich!“
„Globabier? Is nich!“
Die Familie wandert ab. Dreihundert Meter entfernt vom Kaufhaus, kurz vor dem Einstieg in den Trabi, kommt die Verkäuferin mit hochrotem Kopf angekeucht. „Wollnse vielleichd Dembodaschendiescher?“
Erfreuter Aufschrei der Familie.
„Dembodaschendiescher, die gibds bei uns in dr driddn Edasche nich.“
Zum Geleit
Ausgleichende Gerechtigkeit
Aussprache
Beredsamkeit
Betulichkeit
Courage
dagegen und dafür
Distanz
Entdecker
Euphorie
Fleiß
Friedfertigkeit
Geede
Heimatdichtung
Helle
imposant
Intelligenz
Jagdleidenschaft
jammern
Kamele
Kneipen
kümmern
Liebe
Logik
Mittellosigkeit
Moral
Nebenbuhler
Neuheiten
Ordnungssinn
Orthographie
Papa
Persönlichkeiten
Qualitäten
Quiz
Rechenkünstler
Reiselust
Schicksalsschläge
Schilder
Selbstsicherheit
Sensationen
Standhaftigkeit
Temperament
Treue
Ulbricht, Walter
Unfrieden
Untreue
Verkaufsfreude
weiterleben
Zoo
Geboren am 28. April 1935 in Meerane.
Nach der Grundschule Besuch der Meeraner Webschule mit dem Abschluss als Wollstoffmacher und arbeitete anschließend in Webereien.
Von 1960 bis 1963 studierte er am Leipziger Literaturinstitut „Johannes R. Becher“. Danach leitete er die Gewerkschaftsbibliothek im VEB „Palla“. Neben der Halbtagstätigkeit widmete er sich seinem schriftstellerischen Schaffen.
Er gründete einen Literaturklub, war künstlerischer Betreuer des Zirkels Schreibender des Kulturbundes des Kreises Glauchau.
Von 1989 bis 1992 war er Redakteur beim „Meeraner Blatt“ und von 1992 bis 1993Referent des sächsischen Landtagsabgeordneten Joachim Schindler (SPD).
Seit 1970 schrieb Eckert als freiberuflicher Schriftsteller zwei Fernsehspiele, ein Theaterstück, zwei Romane, Erzählungen, Feuilletons, Geschichten, Aphorismen, Autobiografien, eine Biografie und Gedichte. Außerdem verfasste er Beiträge für 24 Anthologien sowie Artikel für zahlreiche Zeitungen. Eckerts Erzählweise reicht von humoristischen, ironisch-satirischen, politisch bissigen bis hin zu ernsten Tönen.
Auszeichnungen:
Förderpreis des Institutes für Literatur „J. R. Becher“ Leipzig und des Mitteldeutschen Verlages Halle 1972
Hans-Marchwitza-Preis der Akademie der Künste der DDR 1974
Kurt-Barthel-Preis des Bezirkes Karl-Marx-Stadt 1983
Johannes-R.-Becher-Medaille in Silber und Bronze des Kulturbundes der DDR
Bürgermedaille der Stadt Meerane 2016
Nebenbuhler
Nebenbuhler sind Männer, die nebeneinander um die Gunst einer einzigen Dame buhlen. Für diese wird die Gunst, sofern sie keinen ihrer Günstlinge benachteiligen will, zu einer Kunst. Im sächsischen Raum wurde ein Ereignis bekannt, in dem die Nebenbuhler nicht nebeneinander, sondern hintereinander buhlten, was bei ihnen zum Verhängnis führte.

Sie war beim Kleidbügeln, als es klingelte. Es war der erste Nebenbuhler. „Lass mich erschd emal mei Kleed ze Ende biecheln“, bat sie.
Er setzte sich – schon halbnackt – und wartete ungeduldig. Es klingelte erneut.
„Um Goddswilln, das is mei Mann“, flüsterte sie.
Er sprang erschrocken ins Schlafzimmer und kroch unter die Bettdecke.
Aber es war der zweite Nebenbuhler.
„Lass mich erschd emal mei Kleed ze Ende biecheln“, bat sie.
Auch er wartete ungeduldig. Wiederum klingelte es.
„Um Goddswilln, das is abr mei Mann“, zischelte sie.
Er floh ebenfalls ins Schlafzimmer, und sie raunte ihm vorsorglich nach: „In de Kommode.“
Es war ihr Mann. Er setzte sich und sah ihr beim Kleidbügeln zu. Da gewahrte er durch die geöffnete Schlafzimmertür den unter der Bettdecke herausragenden nackten Hintern des ersten Nebenbuhlers. Zornschnaubend riss er seiner Frau das heiße Bügeleisen aus der Hand, rannte hinüber und drückte es auf dessen Allerwertesten.
„Hilfe, Feuer!“, schrie der Gebrandmarkte.
Da ertönte es im hysterischsten Sächsisch dumpf: „Die Kommode zeerschd nausschaffn!“
Neuheiten
Dafür sind alle Sachsen zu haben. Es besteht sogar der Verdacht, dass sie die 1989er Novemberrevolution in der DDR nur deshalb durchführten, weil sie das Alte über hatten und nur einmal etwas Neues ausprobieren wollten. Nun sammeln sie die Erfahrung, dass jenes Neue gar nicht so neu ist. Was aber unverdrossen bei ihnen bleibt, ist der Drang, immer wieder Neues zu wagen.

Die Tochter hat geheiratet und befindet sich auf der Hochzeitsreise. Jeden Tag telefoniert die besorgte Mutter ins ferne Strandhotel und will wissen, wie denn der junge Schwiegersohn ist.
„Einzischardisch!“, ruft die Tochter am anderen Ende begeistert. „Scheden Daach bringdr mir Eisschoggolade ans Bedde.“
„Nu. un so?“, bohrt die Mutter.
„Wasdn un so?“
„Nu, du weeßd schonn – ich meene bein Säggs.“
„Ach so. Sähr leidenschafdlisch! Gäsdern Ahmd isser ohm vom Schrank runner deregt ze mir ins Bedde geschbrung.“
Einen Tag später telefoniert die Mutter erneut und schreit entsetzt: „Kommd soford heem. Dr Babba had sich alle beede Beene gebrochn!“

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