Details

Spielwelten zwischen Wunschbild und Warnung


Spielwelten zwischen Wunschbild und Warnung

Eutopisches und Dystopisches in der SF-Literatur der DDR in den achtziger Jahren
1. Auflage

von: Karsten Kruschel

7,99 €

Verlag: Edition Digital
Format: EPUB
Veröffentl.: 20.12.2012
ISBN/EAN: 9783863943868
Sprache: deutsch
Anzahl Seiten: 370

Dieses eBook enthält ein Wasserzeichen.

Beschreibungen

Die Buchfassung der Dissertationsschrift von Karsten Kruschel erschien zuerst 1995 beim EDFC und war lange Zeit vergriffen. Die Arbeit analysiert Texte von Peter Lorenz, Rainer Fuhrmann, Reinhard Kriese, Gert Prokop, Michael Szameit, Alfred Leman, Karl-Heinz Tuschel, Gottfried Meinhold sowie Angela und Karlheinz Steinmüller.
Das interessante Buch ist für den Liebhaber von Science-Fiction-Literatur, aber ganz besonders für den Leser phantastischer Literatur aus der DDR eine große Fundgrube. U. a. werden sämtliche Science-Fiction-Bücher der DDR aufgelistet.
Stimmen zum Buch:
- "... ebenfalls auf ausführlichen Fallstudien beruht Kruschels Arbeit. Mit dem Spannungsfeld von Eutopien (positiven Utopien) und Dystopien (negativen) thematisiert er einen Zentralbereich der DDR-SF." (Karlheinz Steinmüller in "Das Science Fiction Jahr 1996", S. 713)
- "Karsten Kruschel refers to the ambivalence in ambiguous utopie in terms of 'the presence of a variety of possible interpretations'. He uses the category of ambiguous utopia to characterize those novels of this period that were neither utopia or dystopia." (Sonja Fritzsche in "Science Fiction Literature in East Germany", S. 124)

INHALT:
Dank
1. Einleitung
2. Verwandtschaften, Strukturen, Motive
3. Gesellschaftsentwürfe im Eutopie-Dystopie-Schema
3.1 Euopien - Simplifikationen der Gesellschaft, Relativierungsversuche
3.1.1 Die optimierte Welt
3.1.2 Die bürokratisierte Welt
3.2 Dystopien - Undenkbares denken
3.2.1 Die simplifizierte Welt
3.2.2 Die plausibilisierte Welt
4. Ambivalente Gesellschaftsentwürfe
4.1 Dialektik in literarischen Entwürfen
4.1.1 Michael Szameit: Sonnenstein-Trilogie und »Drachenkreuzer Ikaros«
4.1.2 Alfred Leman: »Schwarze Blumen auf Barnard Drei«
4.1.3 Karl-Heinz Tuschel: »Kurs Minosmond«
4.2 Dialektische Spielwelten Reflex gesellschaftlicher Realität
4.2.1 Gottfried Meinhold: »Weltbesteigung«
4.2.2 Angela und Karlheinz Steinmüller: »Andymon«
5. Exkurs
5.1 Die Brauns - Befragung utopischer Ideen
5.2 Anstelle von Nach-Worten
6. Anhang
6.1 Literaturverzeichnis
6.1.1 Science Fiction aus der DDR
6.1.2 Andere Science Fiction
6.1.3 Sekundärliteratur
6.2 Stichwortverzeichnis
6.2.1 Personen
6.2.2 Werke
6.2.3 Verlage, Buchreihen und Zeitschriften
Dank
1. Einleitung
2. Verwandtschaften, Strukturen, Motive
3. Gesellschaftsentwürfe im Eutopie-Dystopie-Schema
3.1 Euopien - Simplifikationen der Gesellschaft, Relativierungsversuche
3.1.1 Die optimierte Welt
3.1.2 Die bürokratisierte Welt
3.2 Dystopien - Undenkbares denken
3.2.1 Die simplifizierte Welt
3.2.2 Die plausibilisierte Welt
4. Ambivalente Gesellschaftsentwürfe
4.1 Dialektik in literarischen Entwürfen
4.1.1 Michael Szameit: Sonnenstein-Trilogie und »Drachenkreuzer Ikaros«
4.1.2 Alfred Leman: »Schwarze Blumen auf Barnard Drei«
4.1.3 Karl-Heinz Tuschel: »Kurs Minosmond«
4.2 Dialektische Spielwelten Reflex gesellschaftlicher Realität
4.2.1 Gottfried Meinhold: »Weltbesteigung«
4.2.2 Angela und Karlheinz Steinmüller: »Andymon«
5. Exkurs
5.1 Die Brauns - Befragung utopischer Ideen
5.2 Anstelle von Nach-Worten
6. Anhang
6.1 Literaturverzeichnis
6.1.1 Science Fiction aus der DDR
6.1.2 Andere Science Fiction
6.1.3 Sekundärliteratur
6.2 Stichwortverzeichnis
6.2.1 Personen
6.2.2 Werke
6.2.3 Verlage, Buchreihen und Zeitschriften
Karsten Kruschel wuchs in Magdeburg auf, wo er auch Bühnenerfahrung als Kabarettist sammelte. Erste Veröffentlichungen mit dreizehn in der Pionierzeitung "Trommel", Mitglied im "Zirkel schreibender Arbeiter" und aktiv in der FDJ-Poetenbewegung; mehrfach Teilnehmer beim Poetenseminar in Schwerin.
In Klein Wanzleben abolvierte er eine Facharbeiterlehre und begann 1979 ein Studium der Pflanzenproduktion in Halle/Saale, das er nach einem Semester abbrach. Er arbeitete danach als Hilfspfleger in einer Magdeburger Nervenklinik, erste Erzählungen erschienen im Magazin "Neues Leben". 1980 bis 1984 studierte er in Magdeburg Pädagogik (Deutsch und Geschichte). Während dieser Zeit begann er damit, Rezensionen zu verfassen, die zuerst in der Magdeburger Volksstimme, später auch in anderen Publikationen erschienen. Studienabschluss mit einer Diplomarbeit über die Science-Fiction-Literatur in der DDR.
Ab 1984 Lehrer in Leipzig-Grünau und - kurz ehe er aus Altersgründen dem Wehrkreiskommando entgleiten konnte - Soldat in Eilenburg und Dresden.
1985 war das erste eigene Werk erschienen, eine Erzählung. 1987 ging Kruschel nach einem kurzen Lehrer-Zwischenspiel (wieder Grünau) als wissenschaftlicher Assistent an die Pädagogische Hochschule Leipzig, wo er mit einer Arbeit über die Science-Fiction-Literatur der DDR promovierte. Nach dem "Wende" genannten Ereignis - vermutlich nicht durch seinen 1989 veröffentlichten Band mit Erzählungen verursacht - kam ihm zusammen mit der DDR auch die Hochschule abhanden. Er arbeitete als Projektleiter am "Institut für Bildungsreform und Medienerziehung" und mehr als ein Jahrzehnt als Chefredakteur einer Baufachzeitschrift in Leipzig. Er hatte eine Zeitlang Jobs in Berlin als Public-Relations-Berater und als Agent in verschiedenen Call-Centern, ehe er sich 2010 als Redakteur und Autor selbständig machte.
Der 2009 erschienene, in zwei Bänden publizierte Roman "Vilm. Der Regenplanet" und "Vilm. Die Eingeborenen" wurde vom Internetportal phantastik-couch.de zum Buch des Monats erklärt, für den Kurd-Laßwitz-Preis nominiert und 2010 mit dem Deutschen Science Fiction Preis als bester Roman des Jahres ausgezeichnet.

Die Versorgung der USA-Bürger mit materiellen Gütern und Lebensnotwendigkeiten in Prokops Vision liegt, wie in einer Dystopie üblich, sehr im Argen und ist doch differenziert zu sehen. Sind die klassischen Dystopien von einer großen Gleichmacherei oder von Kastenbildung gekennzeichnet, so wird bei Prokop einfach so verteilt, wie es marktwirtschaftliche Systeme von jeher tun: Wer bezahlen kann, hat alles, wer wenig bezahlen kann, lebt ärmlich, wer nicht bezahlen kann, muss sehen, wo er bleibt. Irgendwelche »sozialen Netze« gibt es nicht. Milliardenschweren, langlebigen Bigbossen mit allem erdenklichen und auch undenkbaren Luxus an der oberen Spitze der sozialen Stufenleiter stehen am Ende dieser Stufenleiter analphabetische, ausgebeutete und jung sterbende »underdogs« gegenüber, für die schon ein an sich bedeutungsloser Ordnungsverstoß grenzenloses Glück bedeuten kann ─ das sich, wenn man sich die Lebensverhältnisse der Bigbosse betrachtet, allerdings zu reiner Lächerlichkeit verflüchtigt. Noch unterhalb und eigentlich außerhalb dieser sozialen Schichtung stehen die ─ in der Regel völlig unschuldig verurteilten ─ Sträflinge sowie die Unpersonen: In keinem Computer erfasste und deshalb amtlicherseits gar nicht existierende Menschen, die im »underground« oder in den als verwüstet und unbewohnbar geltenden »nolands« leben.
Generell gilt auch in diesem Bereich, dass Prokop Entwicklungen der siebziger Jahre extrapoliert hat ─ durch eine alle Lebensbereiche vergiftende Umweltverschmutzung ist Trinkwasser zu einem äußerst kostbaren Gut geworden, alle auf natürlichem Weg hergestellten Nahrungsmittel sind sündhaft teuer, während für den Massenverbrauch nichts weiter zur Verfügung steht als die Erzeugnisse einer Surrogate herstellenden Industrie, die mit ihrer Produktion die Verseuchung der Umwelt weitertreibt. Diesen ─ sehr gegenwärtigen ─ Tatsachen entsprechend gehört neben der Sorge um Essen und Trinken auch die Angst vor radioaktiver Kontaminierung oder Umweltvergiftung zu den permanenten Lebenssorgen. Diese Aspekte einer dystopischen Gesellschaft, die in den klassischen Dystopien fast völlig fehlen, arbeitet Prokop an einigen der Truckleschen Kriminalfälle deutlich heraus.
Die Versorgung der Bürger jener Prokopschen USA mit geistigen Gütern ist ebenso streng nach Zahlungskraft geordnet wie die Versorgung mit Lebensmitteln und Umwelt: Künstlerische Genüsse und anspruchsvolle Freizeitinhalte sind den Bigbossen vorbehalten, die mitunter sogar Künstler zu einer Art von Leibeigenen machen, um allein in den Genuss der erbrachten Spitzenleistungen zu kommen. Für die wenig oder nicht Zahlungskräftigen bleibt Massen»kultur« in ihren plattesten Formen, meistens ebenso wie im materiellen Bereich blasse Surrogate und Billigprodukte ─ die Informationen, die die Bücher hierzu geben, weisen deutlich darauf hin, dass Prokop auf diesem Gebiet ein weiteres Mal reale Prozesse und Erscheinungen in die Zukunft hinein extrapoliert hat. Da diese Methode, wie oben bereits erwähnt, eine in der Science Fiction gängige ist, sehen die Ergebnisse dem ähnlich, was bereits in anderen Science-Fiction-Büchern zu finden war.
So ist jenes aus heutigem Fernseh-Unterhaltungs-Show-»Wesen« abgeleitete perverse TV-Spiel mit der Verfolgung eines Menschen durchs ganze Land, das Timothy Truckle so gut wie umbringt, bereits 1958 von Robert Sheckley in der (unter dem Titel Das Millionenspiel verfilmten) Erzählung The Prize of Peril geschildert worden (vgl. Alpers/Fuchs/Hahn/Jeschke 1987, S. 882), nachdem die beklemmende Idee einer übers Fernsehen ferngesteuerten Gesellschaft, die bereitwillig auch für Verbrechen benutzt werden kann, schon 1953 von Ray Bradbury in dem Roman Fahrenheit 451 gestaltet wurde. In jüngerer Zeit wurde das offenbar faszinierende Thema auch in moderner Action-Manier zu dem Schwarzenegger-Reißer Running Man verarbeitet.

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