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Rettet die Clowns!


Rettet die Clowns!


1. Auflage

von: Wolfgang Eckert

6,99 €

Verlag: Edition Digital
Format: PDF
Veröffentl.: 01.12.2022
ISBN/EAN: 9783965217973
Sprache: deutsch
Anzahl Seiten: 180

Dieses eBook enthält ein Wasserzeichen.

Beschreibungen

In diesem Buch hat der Autor, Jahrgang 1935, die Erfahrungen seines Lebens in Versen gefasst und zusammengefasst. Sie beginnen mit einem ganz besonderen Zauber:
Manegenzauber
Ein Zirkuslöwe hält den Reifen
und sein Dompteur, er springt.
Dem Zebra fehlen ein paar Streifen.
Der Clown ist ungeschminkt.
Ein Jongleur mit nur einem Ball.
Dem Seiltänzer fehlt das Seil.
Ein Elefant im freien Fall.
Das Publikum bleibt heil.
Ein Karnickel erfreut die Kinder.
Es zieht mit einem Griff
den Zauberer aus dem Zylinder.
Nur einer war’s, der pfiff.
Ein schwarzes Pferd namens Hektor
mit nur drei Beinen
reitet auf dem Zirkusdirektor.
Die Rhesusaffen greinen.
Jetzt fühlen sich alle betrogen
unterm schiefen Zirkuszelt.
Aber mal ehrlich, ungelogen:
So ist unsre schöne Welt.

Aber nicht jeder Tag ist gleich:
Nirgendwohin
In manchen Tag
steige ich wie in ein Taxi.
Ich miete es.
Alles ist gemietet.
Ich glaube, zu fahren.
Mit mir wird gefahren.
Wohin will ich?
Nach Nirgendwohin.
Nirgendwohin gibt es nicht.
Ich fahre im Kreis.
Wie lange?
Bis der Tank leer ist.
Im Taxi auf Zeit
wachsen die Kilometer,
wächst der Preis,
den ich zahlen muss.
Also fahre ich zurück.
Am Ende sind wir alle
zu Hause.

Die Jahre kommen, die Jahre gehen:
Silvester-Modenschau
Das neue Jahr wird wie das alte:
Dieselbe schlechte Bügelfalte,
das Futter hängt zum Ärmel raus,
der Stoff am Rücken zieht sich kraus.
Es dröhnt aus großer Herren Munde:
Nobel geht die Welt zugrunde.
Wir brauchen Mut und Menschlichkeit,
so hieß es wieder landesweit.
Derselbe Lug, derselbe Trug.
Die Menschheit hat noch nicht genug.
Die einen zeigen sich im Frack,
die anderen gehen im Sack.
Der Modetrend der neuen Zeit
zeigt stets das alte Narrenkleid.
Wir können drehen es und wenden
und uns im Spiegel selber blenden -
Bald zeigt uns kalt der Januar:
Das neue Jahr wird, wie das alte war.

Und der Autor hat einen großen Wunsch, einen ganz großen Wunsch:

Rettet die Clowns!
Sie hören auf.
Ihre gemalte Träne
wird für eine Warze gehalten.
Keiner sieht in ihre Augen.
Grimassenschneider rauben
ihnen das Gesicht.
Ihr Lächeln gilt als Grinsen.
Wenn sie stürzen,
johlen die Massen.
Ihre Traurigkeit unter der Maske
passt in keine Werbung.
In ihren Worten nistet die Wahrheit
wie ein kranker Vogel.
Aber Verkleidung wird nicht erkannt,
weil sich jeder verkleidet.
Die feinen Späße der Clowns
müssen heute erklärt werden.
Wer einen Clown erklärt,
zerstört ihn.
Sie hören auf.
Rettet die Clowns!
Ach, du schrecklich schönes Leben
Manegenzauber
Tragen und getragen
Allein
Nirgendwohin
Ruheloser Wanderer
Ehejahre
Ich bin du
Alter Mann im Haus
Heimat
Kinderpuzzle
Im Zorn
Der Bettler
Hallo Teenie!
Brot im Mund
Was bleibt
Durch ein Spalier ziviler Gaffer zieht eine bunte Welt im Raffer
Unser Bier
Warnung
Ratgeber für Literaten
Kein Hummer!
Hotelgeräusche
Erzgebirgs(tor)tour
Kleinstadtmuseum
Die nackte Wahrheit
Substantivistisches
Kater Karl
Unerhörte Vorfälle
Solarerleuchtung
Schumannplatz
Empfangsgeld 89
Karnevalsaufzug
Besuchszeit
Ballade mit Handykap
Auto(r)biografie
Verarmung
Menschwerdung
Und wenn die Blätter langsam herbstlich rosten
Tellerhäuser
Klingerbach
Klöppelflügel
Buche an der Grenze
Natur und Geist
Fichtelberg
Superstar
Heißer Sommer
Osterspaziergang
Hiddensee
Herbstliche Erkenntnis
Luftsprünge
Schnee fällt ...
Verfolgungsjagd
Verlorenes Spiel
Silvester-Modenschau
Hoffnung
Als wäre nun jedes Sein ...
Manchmal sehe ich die nicht mehr sind
Auf dem Friedhof
Die Nachricht
Alfred Hridlicka
Endstation Verzicht
Männer ohne Frauen
Ein Mensch
Leben, leben!
Im Heim
Wir, aus dem Land voller Wegweiser
Angetreten
Der alte Veteran I
Der alte Veteran II
Deutsche Melancholie
Am alten Ziel
Misstraurigkeit
Die Auslasser
Raus und rein
Opportunes Drama
Maskenbildner
Schlagwortsahne
Der Vorsänger
Des Sängers Brot
Wege
Wer warf den ersten Stein?
Herztöne
Gut und schlecht
Seid gläubig
Macht und Furcht
Irr-ationalität
Schäferlied
Der leisen Stimmen sterben
Und keine Stille ist's ...
Wir Harlekine
Was bin ich?
Medea 2010
Späte Worte
Der alte Lehrer
Der Anruf
Befreiung
Im fernen Land
Draußen
Der Traum
Zeitungslektüre
Sonntagsspaziergang
Über den Dingen
Kindheit
Im goldenen Käfig
Jung geweiht
Wisst ihr noch?
Stimmen sehen
Maßnahmen
Krieg
Rettet die Clowns!
Geboren am 28. April 1935 in Meerane.
Nach der Grundschule Besuch der Meeraner Webschule mit dem Abschluss als Wollstoffmacher und arbeitete anschließend in Webereien.
Von 1960 bis 1963 studierte er am Leipziger Literaturinstitut „Johannes R. Becher“. Danach leitete er die Gewerkschaftsbibliothek im VEB „Palla“. Neben der Halbtagstätigkeit widmete er sich seinem schriftstellerischen Schaffen.
Er gründete einen Literaturklub, war künstlerischer Betreuer des Zirkels Schreibender des Kulturbundes des Kreises Glauchau.
Von 1989 bis 1992 war er Redakteur beim „Meeraner Blatt“ und von 1992 bis 1993Referent des sächsischen Landtagsabgeordneten Joachim Schindler (SPD).
Seit 1970 schrieb Eckert als freiberuflicher Schriftsteller zwei Fernsehspiele, ein Theaterstück, zwei Romane, Erzählungen, Feuilletons, Geschichten, Aphorismen, Autobiografien, eine Biografie und Gedichte. Außerdem verfasste er Beiträge für 24 Anthologien sowie Artikel für zahlreiche Zeitungen. Eckerts Erzählweise reicht von humoristischen, ironisch-satirischen, politisch bissigen bis hin zu ernsten Tönen.
Auszeichnungen:
Förderpreis des Institutes für Literatur „J. R. Becher“ Leipzig und des Mitteldeutschen Verlages Halle 1972
Hans-Marchwitza-Preis der Akademie der Künste der DDR 1974
Kurt-Barthel-Preis des Bezirkes Karl-Marx-Stadt 1983
Johannes-R.-Becher-Medaille in Silber und Bronze des Kulturbundes der DDR
Bürgermedaille der Stadt Meerane 2016
Der alte Lehrer
Zu seinem Neunzigsten
kommen seine Schüler
fünfundsiebzigjährig.
Alte Männer. Alter Mann.
Verzeiht mir! ruft er.
Bringt eure Abschlusszeugnisse.
Ich mache aus den Fünfen,
die ich euch einst gab,
jedem eine Eins.
Ach, lass mal, sagen sie,
das ändert uns nicht mehr.
Es ist schön, dass wir jetzt
für eine Stunde bei dir
wieder die Schüler sind.
Der Anruf
Ein Freund ruft mich am Abend an.
Die Stimme wirkt wie gebrochen,
er selber wie ein alter Mann.
So hat er noch nie gesprochen.
Er sagt, es geht ihm gar nicht gut,
er weiß nun nicht mehr wie weiter.
Zu Asche wurde ihm die Glut,
die Traurigkeit zum Begleiter.
Ich legte in meine Stimme
einen optimistischen Ton
und sagte ihm, solche schlimme
Stunden kenne ich schon.
Er hörte mich stillschweigend an,
als wenn er mich ertrüge.
Wir sagen uns oft dann und wann
eine gut gemeinte Lüge.
Unsere tröstenden Worte
machen uns auch noch stolz darauf.
Die kleinen freundlichen Morde
sind getan. Dann legen wir auf.
Befreiung
Ein Tag vorbei wie im Fluge.
Unter mir liegt meine Zeit.
Am Morgen, da waren’s noch kluge
Ideen, die mich trieben weit
in den Tag hinein.
Ich wollte ein Werk vollbringen
mit viel Witz und mit viel Kraft,
wollte mein Leben besingen
und habe es nicht geschafft.
Das musste wohl so sein.
Denn meine Nabelbetrachtung,
das Spiel mit meiner Seele,
ist doch nur eine Verfrachtung,
Zeit, die ich mir stehle.
Und sie macht mich klein.
Im fernen Land
Ach, Schlaf, du verlässlicher Freund.
Du sollst des Todes Bruder sein.
Aber meine Seele, sie streunt
ruhelos immer aus und ein.
Hüllt die Nacht meine Ängste zu
wie eine wärmende Decke,
komm ich auch im Traum nicht zur Ruh.
Ich wache auf und erschrecke.
Mir sind alle Zeichen der Zeit
auf Bedrohungen eingestellt.
Da hilft auch keine Christenheit.
Ich bin erkrankt an dieser Welt.
Die krank sind, erkannten das Leben.
Die Gesunden leben es nur.
Sie können bloß nehmen, nichts geben.
Das Dasein als Erholungskur.
Schlaf, du bist nicht Todes Bruder.
Du trägst mich in ein fernes Land.
Meine Angst zerstiebt zu Puder.
Die Nacht hat sie mir sanft verbannt.

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