Impressum

Jan Flieger

Der Sog – ein tödliches Ultimatum

 

ISBN 978-3-95655-797-2 (E-Book)

 

Die Druckausgabe erschien erstmals 1985 unter dem Titel „Der Sog“ im Mitteldeutschen Verlag Halle/Leipzig und 1989 unter dem Titel „Ein tödliches Ultimatum“ im Fischer-Taschenbuch-Verlag Frankfurt am Main. Dem E-Book liegt die überarbeitete, 2015 im fhl Verlag Leipzig erschienene Auflage zugrunde.

 

Gestaltung des Titelbildes: Ernst Franta
 

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О feig Gewissen, wie du mich bedrängst! - Das Licht brennt blau. Ist's nicht um Mitternacht?

Richard Shakespeare

Kapitel I

Das Meer funkelt seltsam grün, seine Farbe ähnelt der des Wassers nach einem Zusatz von Fichtennadeln. Der Himmel ist grau und die wenigen Wolken treibt der Wind auseinander wie ein wildernder Hund die Schafherde, wenn er den Hirten weit genug entfernt weiß und auch seinen vierbeinigen Helfer.

Bennewitz schwimmt in die offene See, er schont seine Kräfte, denn wenn er zurückschwimmt, muss er gegen den Sog kämpfen, der versuchen wird, ihn wieder hinauszuziehen.

Ringsum sind nur die Wellen und ein großes Rauschen.

Bennewitz schwimmt, bis er kein Ufer mehr sieht und die Wellen stärker werden. Er liebt diese Kraftproben mit dem Meer.

Bennewitz schwimmt ruhig, mit gleichmäßigen Bewegungen der Arme und Beine, er genießt ihre Kraft, er genießt die Wildheit des Wassers und die des Windes.

Die Sturmbälle sind längst aufgezogen an den hohen Stangen über den weißen Türmen in den Dünen, und die Rettungsschwimmer verjagen jeden Badenden aus dem Wasser.

Bennewitz aber schwimmt dort, wo ihn kein Ruf mehr erreicht.

Das salzige Wasser peitscht sein Gesicht. Einmal berührt sein Mund ein Bündel Tang.

Nun ist es ihm, als ob die Wellen höher werden.

Er wendet sich endlich, um zurückzuschwimmen, doch er kommt nicht voran.

Er schwimmt und schwimmt, aber das Wasser zieht ihn hinaus. Der Sog ist unendlich stark, er packt den Schwimmer mit einer gewaltigen Kraft.

Bennewitz lässt sich treiben, er atmet tief durch, lockert die Arme und die Beine, schwimmt dann wieder mit kräftigen Stößen in Richtung des Strandes.

Aber er sieht ihn nicht, auch wenn ihn die Wellen emporheben wie einen Ball und er aus dem Wasser schnellt, um Ausschau zu halten.

Die Wellen tragen ihn nicht dem Strand entgegen, sie werfen ihn sich gegenseitig zu, er spürt es nun ganz deutlich, und in ihm wächst Unruhe. Oder ist es schon die Angst ...

Es ist nachmittags, aber mit einem Male scheint der Himmel die Helligkeit des Tages aufzusaugen.

Grau breitet sich aus, als wolle die Dunkelheit schon anbrechen. Das Wasser wird allmählich schwarz, als sei eine riesige Teerwoge aus einem Tanker geflossen und treibe nun dem Strande zu.

Die Wellen heben Bennewitz, werfen ihn in ihre Täler hinab, sie wachsen, werden höher und höher, reißen ihn vorwärts, doch der Sog zurück ist heftiger, stärker als Arme und Beine.

Bennewitz atmet hastiger, er spürt, wie ihn die Kraft verlässt, er schluckt Wasser und hustet den salzigen Trunk wieder aus.

Möwen fliegen über ihn hinweg, dem Ufer entgegen, ihre Schreie gellen ihm in den Ohren, so schrill, dass seine Trommelfelle schmerzen.

Allmählich klingen die Schreie dumpfer, seine Arme und Beine werden schwer wie Blei. Doch er versinkt nicht.

Er empfindet das Wasser als eine dicke, zähe Masse, die ihn hinausträgt, er hört keine Möwen mehr, nur eine seltsame Stille ist um ihn, und als er um Hilfe ruft, vernimmt er nicht einmal seine eigene Stimme.

Allein der Sog ist geblieben, unerbittlich zieht er Bennewitz mit.

Dann durchfährt ihn der Schreck, als er die Plattform sieht und das Gebäude auf ihr, drohend sieht er sie beide vor sich.

Das Haus besitzt keine Fenster, nur schmale Schlitze, und das Wasser wirbelt zwischen den dicken Pfeilern wie ein ungebändigter Mahlstrom.

Angst packt Bennewitz, eine rasende, eine schmerzhafte Angst, die ihm die Luft nimmt.

Er wehrt sich gegen den Sog, aber es gibt keine Hoffnung, das Wasser trägt ihn den Pfeilern entgegen.

Er schreit, aber aus seiner Kehle kommt kein Laut.

Kapitel II

Eine Wand aus Licht zuckt vor Bennewitz auf.

Er erwacht und blickt in Franziskas Augen, die sich über ihn beugt.

»Was ist mit dir, Karl, du fantasierst ja. Ich kann nicht schlafen, wenn du immer sprichst.«

Bennewitz sagt nichts. Er starrt Franziska an. Sein Herz schlägt heftig weiter und er spürt den Schweiß im Nacken und unter den Achselhöhlen, kalten Schweiß.

Er will, dass Franziska ihn in Ruhe lässt. Sie aber setzt sich auf die Bettkante.

»Was faselst du von einem Prozess?«, hört er sie fragen, »von Linke, von Wetzig?« Und nach einer kurzen Pause sagt sie noch: »Du musst etwas vom Ertrinken geträumt haben.«

Er reibt sich die Stirn, die am Haaransatz feucht ist. Diese verfluchte Angst!

»Du siehst blass aus«, hört er Franziska sagen.

Er winkt ab.

»Welchen Prozess meinst du denn?« Franziska lässt nicht locker. »Ist etwa das Urteil gegen Linke und Wetzig schon gefällt?«

Bennewitz zuckt zusammen, als sie diese Fragen stellt.

Woher weiß Franziska von diesem Prozess? Aber dann erinnert er sich, dass er selbst ja von Linke gesprochen hatte und von Wetzig, als sie verhaftet worden waren.

»Wie viel haben die beiden bekommen?«, fragt Franziska mit sanfter Stimme, als spräche sie mit einem Kranken.

»Ich weiß nicht«, weicht Bennewitz ihrer Frage aus.

»Du weißt es nicht?«, fährt Franziska ungläubig fort, »es würde mich aber interessieren, Karl, wirklich.«

»Ich glaube, zehn Jahre«, antwortet Bennewitz nun.

»Warum regt dich das Urteil so auf? Weil ihr so etwas Ähnliches tut wie Linke und Wetzig?«

Bennewitz schweigt und die stählerne Klammer um seinen Kopf schmerzt heftiger.

Die Angst ...

Diese noch nie vorher gekannte Angst ...

Er spürt leichte Stiche in der Herzgegend.

»Franziska«, sagt er keuchend, »weißt du, was das heißt: zehn Jahre im Gefängnis? Zehn Jahre eingesperrt sein in einer Zelle? Und den Schaden zurückzahlen? Ein ganzes Leben nur Schulden, für nichts und wieder nichts?«

»Was geht dich das an?«, sagt Franziska, und sie lächelt sogar.

»Begreifst du denn nicht, Franziska? Wenn auch bei uns eine Untersuchung anläuft! Der Hauptbuchhalter kann sie gerufen haben, dieser Schrader. Dann kommen sie auch zu mir! Und sie bekommen alles heraus, alles.«

Franziska winkt ab. »Ach was! Das macht der Schrader nicht. Glaub mir, Karl, niemand holt die Revision in den eigenen Betrieb! Kommt was heraus, fällt es ja auch auf den Hauptbuchhalter zurück. Schrader wird sich hüten ...«

Wenn es nur wahr wäre! denkt Bennewitz. Aber was hatte Kretzschmar erzählt? Es gebe eine hohe Dunkelziffer an Gesetzesverstößen in den Betrieben, denen man nachgehen und die man mit aller Strenge ahnden würde. Und was kam dann? Das Gefängnis: ein langer Gang mit Türen zu beiden Seiten, eine öffnet sich und schließt sich hinter ihm, bleibt geschlossen für zehn Jahre! Die besten Jahre eines Mannes. Arbeiten in den Werkstätten des Gefängnisses, stupide Arbeiten, für einen Hungerlohn, für Zigaretten. Bautzen, Waldheim - eine Zelle mit zwölf Mann, auf engem Raum zwölf Menschen, primitive dabei, die nicht einmal taugen für ein Gespräch. Tage, Wochen, Monate, Jahre ... Keine Reise, kein Tanz, keine Frau - nichts. Ein Mann vertrocknet wie ein Baum in der Wüste, ist ein Krüppel, wenn er das Gefängnis verlässt. Für je zehntausend Mark, die sie einem nachweisen können, sitzt man ein Jahr in einer Zelle.

Bennewitz überfällt ein Schüttelfrost, er zieht die Bettdecke bis zum Kinn.

Wenn sie mich schon beobachten, denkt er, wenn Greiner für sie arbeitet? Greiner mit seinem schiefen Blick, Greiner, der in letzter Zeit so seltsam grinst, wenn er mich sieht, so hintergründig. Solange ich gesund bin, solange ich nicht freiwillig gehe, kommt er nicht auf meinen Sessel.

Aber ein anonymer Anruf bei der Kripo könnte genügen, und schon ...

Bennewitz schlägt das Deckbett zurück und geht ziellos im Zimmer auf und ab.

Franziskas mitleidiges Lächeln regt ihn auf. Sie nimmt meine Angst nicht ernst, denkt er.

Die Nägel seiner Finger brennen in seinen Handflächen.

»Hör auf, herumzurennen wie ein Tier im Käfig«, sagt Franziska. »Was haben denn die anderen zu der Sache gesagt? Was meint Pittwein? Was sagt Röbel? Hast du mit ihnen gesprochen nach dem Urteil?«

Bennewitz nickt.

»Nichts haben sie gesagt. Es scheint ihnen nicht unter die Haut zu gehen.«

»Na also«, antwortet Franziska. »Pittwein ist schließlich Technischer Direktor eures Betriebes. Ihn würde es am schwersten treffen, er müsste Angst haben, nicht du!«

Bennewitz reibt sich nervös sein Kinn. Er ist nicht zu beruhigen.

»Denk doch mal, Karl«, hört er Franziska wieder. »Über Jahre macht ihr das schon, über viele Jahre. Ihr kennt euch, keiner von euch würde ein Wort zu irgendjemandem sagen, weil er dann selbst am Angelhaken hängt. Ihr seid eine verschworene Gemeinschaft und die müsst ihr bleiben. Ich halte es für unwahrscheinlich, dass bei euch etwas entdeckt wird, dafür seid ihr zu clever, und wenn, dann wäre es schon geschehen.«

Sie erhebt sich, geht in das Wohnzimmer und kommt schon nach wenigen Augenblicken mit einem Glas zurück, gefüllt bis zum Rand.

»Trink, Karl! Der Kognak wird dir guttun.«

Sie sieht zu, wie hastig er trinkt und wie das Glas in seinen Fingern zittert.

»Wenn man es so gut macht wie ihr, Karl, und wenn ihr auch im privaten Leben aufpasst, kann nichts geschehen. Keiner darf sprechen«, ergänzt sie leise, aber betont jedes Wort.

»Wir zwei sind immer vorsichtig gewesen«, fährt sie fort. »Wir haben nie mit unserem Besitz geprahlt, zahlen keine hohen Summen ein, legen das Geld in Antiquitäten an, in teuren Reisen. Wenn jemand fragt, ist vieles vom Geld meiner Eltern, die Antiquitäten haben sie uns geschenkt. Du weißt, dass sie uns decken, wenn es nötig sein sollte.«

Bennewitz setzt sich auf die Kante des Bettes und noch immer hält er das Glas in seiner Hand. Franziska setzt sich neben ihn und sieht ihm in die Augen. Sie hat ihn schon schwach gesehen und unsicher, aber so durcheinander noch nie. Sie weiß, wenn sie ihn fest an sich ziehen will, ehe er ihr entgleitet, dann muss sie jetzt auf ihn einwirken.

»Wetzig«, sagt Franziska plötzlich leise, »soll durch eine anonyme Anzeige gestellt worden sein.«

»Wer sollte das getan haben?«

»Wetzigs Frau«, sagt Franziska. »Sie ist dahintergekommen, dass er das Geld mit einer Jüngeren verjubeln wollte. So wird es erzählt. Ein Akt der Selbstjustiz.«

Franziska sieht, dass seine Unsicherheit wächst. Sie sagt unvermittelt hart: »Auch dich könnte so eine Anzeige treffen, Karl.«

»Mich?«

»Ja, dich.«

»Wer sollte mich auffliegen lassen?«

»Ich.«

»Warum?«

»Das weißt du genau, Karl!«

»Aber Franziska, ich verstehe wirklich nicht ...«

»Es ist wegen dieser Frau!«

»Wegen welcher Frau, Franziska?«

»Mach mir nichts vor, Karl. Ich weiß, wie sie aussieht, ich weiß, wo sie arbeitet, ich weiß, wo sie wohnt.«

Sie lacht plötzlich auf, aber es ist ein bitteres Lachen.

»Ich weiß auch, wann du dich mit ihr triffst. Ich weiß alles. Alles!«

Er nimmt das Kalte in ihren Augen wahr, das nichts Gutes verheißt, als sie weiterspricht.

»Sei wenigstens ein Mal ehrlich, Karl! Ich habe ein Recht darauf. Ich habe dir genug Jahre meines Lebens geopfert.«

Bennewitz verspürt ein Gefühl, als glitte der Boden unter ihm weg. Er kann keinen klaren Gedanken fassen.

Völlig unvorbereitet trifft sie ihn.

»Du willst mich loswerden«, sagt Franziska, »weil irgend so eine Junge kommt, die es im Bett besser macht als ich. Bist du schon so alt? Muss dir eine Junge bestätigen, dass du als Liebhaber noch gut bist?«

Bennewitz schweigt.

Er presst die Hand auf das Herz und ringt nach Luft. Er erhebt sich und geht in die Küche, nimmt eine Flasche Bier aus dem Kühlschrank, aber das Bier schmeckt ihm nicht, er stellt das gefüllte Glas auf den Tisch zurück. Franziska beobachtet ihn. Sie weiß, dass sie jetzt nicht lockerlassen darf.

Karl ist angeschlagen, aber nicht k. o. Sie muss weitere Schläge austeilen.

»Andere Frauen mögen zusehen, wie man ihnen den Mann wegnimmt«, sagt sie drohend. »Ich werde es nicht tun. Mich wirst du nicht los, mein Lieber, mich nicht! Ich lasse mich nicht wegwerfen. Ich werde kämpfen und es wäre gelacht, wenn ich nicht stärker bin als diese blasse Karin.«

Bennewitz steht da, er weiß nicht, was er Franziska antworten soll, und einen Augenblick lang wünscht er sogar, dass er Karin nie begegnet wäre. Aber er will Karin doch und er will sie nicht nur als Geliebte, die er dann und wann besucht.

Sie gehen ins Wohnzimmer, er setzt sich in einen Sessel, Franziska auf die schwarze Couch.

Wie er sie hasst, diese Franziska!

Franziska blickt auf ihre Hände, als sie spricht.

»Seit zwei Tagen, Karl, seitdem ich weiß, wer diese Frau ist, liege ich ohne Schlaf und denke nach. Ich habe an alles gedacht, auch daran, dich zu verlassen. Aber ich brauche dich.«

Sie sieht ihn an.

»Und du brauchst mich«, fährt sie fort. »Ohne mich wärst du nicht geworden, was du bist, ohne mich gehst du unter. Du brauchst keine Frau, die dich anhimmelt, und schon gar kein gebildetes Schäfchen mit künstlerischen Ambitionen. Du brauchst eine Frau mit starkem Willen, eine, die dich lenkt, glaub es mir. Ich kenne dich genau.«

Bennewitz weicht ihren Augen aus. Er weiß zu gut, wie viel Wahrheit in ihren Worten steckt.

»Du hast dich nie über mich beklagt, Karl, und nun, wo du eine andere Frau kennenlernst, lebst du mit mir weiter, als wäre nichts geschehen. Du willst sie wohl in aller Ruhe testen und wenn dir sicher zu sein scheint, dass es mit ihr besser geht als mit mir, willst du mich verlassen. So nicht, Karl!«

Sie atmet hastiger.

Bennewitz spürt sein Herz rasen. Franziska sieht ihn unverwandt an. Sie erwartet eine Antwort, jetzt, in dieser Minute. Er weicht ihren Augen aus, blickt aber dann doch wieder zu ihr hin.

»Sag endlich was«, hört er Franziskas Stimme.

Doch er schweigt noch immer.

»Meine Anzeige«, sagt Franziska, »wird nicht nötig sein, nehme ich an. Dazu bist du zu klug. Oder täusche ich mich?«

Bennewitz spürt eine lähmende Schwäche in seinen Armen und in seinen Beinen, die ihn beinahe willenlos macht. Sie verdrängt aber nicht den Hass auf diese Frau, die ihn in die Enge treibt, weil sie ahnt, dass sie ihn in der Hand hat.

»Nun, Karl? Ich warte auf deine Antwort.«

Ich könnte sie erschlagen, denkt Bennewitz. Ich könnte es wirklich tun ...

Er blickt Franziska nicht an, als er spricht, leise und gepresst.

»Wenn ich dir achtzig Prozent von allem gebe, was wir besitzen, willigst du dann in eine Trennung ein, Franziska?«

Franziska schnellt hoch, sie steht vor Bennewitz und blickt kalt auf ihn herab.

»Ich mach es nicht einmal für hundert Prozent! Die bekommt dich nie! Nie!«

Sie stehen sich gegenüber, Franziska und Bennewitz. Franziskas Stimme ist unerbittlich.

»In zwei Tagen«, sagt sie, »hast du alles geklärt. Ich warte keinen Tag länger. Du brichst mit dieser Frau, oder ich« - sie zögert etwas, ehe sie ihren Satz schnell beendet - »oder ich zeige dich an.«

Bennewitz erstarrt. Wie eine Glutwelle durchflutet der Hass alle Adern in seinem Körper und einen Moment lang verliert er seine Beherrschung, krallt die Finger um Franziskas Hals.

»Du!«

»Tu dir keinen Zwang an«, sagt Franziska kalt.

Bennewitz löst seine Finger, wendet sich keuchend von ihr ab, stürzt aus dem Schlafzimmer und in das Bad. Im Spiegel sieht er sein Gesicht, bleich und fremd. Ich bringe sie um, hört er sich flüstern, als ob ein anderer die Worte spräche.

»Ich bringe sie um, ich bringe sie um ...«

Franziska muss sein Flüstern gehört haben.

»Für eine solche Tat, Karl, bist du zu schwach. Du hast immer jemanden gebraucht, der dich schiebt. Immer! Allein bist du ein Nichts! Ein Nichts!«