Titelbild

Impressum

Christa Berbig

Ein Flüchtlingskind im Dänenlager

ISBN 978-3-86394-532-9 (E-Book)

 

2. überarbeitete Auflage

Gestaltung des Titelbildes: Ernst Franta

Fotos: Aus dem persönlichen Bestand von Christa Berbig

 

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Vorbemerkungen

In Mecklenburg-Vorpommern, nordöstlich von Rostock, dort, wo die Recknitz in den Saaler Bodden mündet, befindet sich die Stadt Ribnitz-Damgarten. Sie ist bekannt und viel besucht, denn in den Mauern eines alten Klosters ist der Schatz der Ostseeküste, der Bernstein, in seinem goldgelben bis braunen Glanz und aller Vielgestaltigkeit im einzigartigen Bernsteinmuseum zu bewundern.

Im Jahre 2008 feierten die Einwohner der seit 1950 vereinten Doppelstadt Ribnitz-Damgarten ihre Stadtjubiläen:

775 Jahre Ribnitz und

750 Jahre Damgarten.

Aus diesem Anlass erschien erstmalig als gedruckter Band die bisher handschriftlich im Archiv vorliegende Chronik von Dr. Karl Anklam, der in den Jahren 1913 bis 1919 in Damgarten das Amt des Bürgermeisters ausübte.

Voller Hochachtung las ich in seinem Werk

„Chronik der Stadt Damgarten. Vom Werden und vom Wesen unserer Stadt.“

Welch eine gewissenhafte Arbeit, die sich Dr. Anklam neben seiner Tätigkeit als Amtsvorsteher in dieser schweren Zeit der Not und des Krieges selbst auferlegt und mit großer Selbstdisziplin bis zum Ende seiner Tätigkeit vollbracht hat. Diese Chronik endet mit dem Jahre 1916. Fotos und Zeichnungen, zum Teil aus dem Privatbesitz Dr. Anklams, ergänzen den Band, denn, so steht es im 2008 erarbeiteten Vorwort der damaligen Stadtarchivarin:

„Im Jahre 1928 wurde das alte Damgartener Rathaus bei einem mysteriösen Brand bis auf die Grundmauern in Schutt und Asche gelegt. Mit ihm das Archiv – eine wahre Fundgrube zur Stadtgeschichte…“

Umso erfreulicher ist es, dass Herr Axel Attula unter Mitwirkung interessierter und sachkundiger Autoren im Jahre 2008 die Aufsatzsammlung

„775 Jahre Ribnitz – 750 Jahre Damgarten, Beiträge zur neueren Stadtgeschichte“

herausgeben konnte. Mit Hilfe von Fotos und anderen Dokumenten, die auch von Privatpersonen zur Verfügung gestellt wurden, ist es gelungen, ein eindrucksvolles Bild vom Leben der Bürger beider Städte, die 1950 zur Doppelstadt Ribnitz-Damgarten vereint wurden, darzustellen. In beiden Dokumenten zu lesen, war auch für mich interessant, obwohl ich keine Bürgerin dieser Stadt bin. Aber:

 

Es gab in meinem über siebzigjährigen Leben eine kurze Zeit, in der ich als Kind in einem Güterzug nach Damgarten „verfrachtet“ wurde und dort einige Monate in einem Lager leben musste, das man das „Dänenlager“ nannte. Obwohl sich dies im Oktober des Jahres 2011 zum 65. Male jährte, ist bis zum heutigen Tag die Erinnerung an unseren Aufenthalt im Dänenlager in der Nähe der Stadt Damgarten. nicht verblasst.

Erst als ich sechzig Jahre alt war, begann ich, Erinnerungen aus meinem Leben in Geschichten wieder lebendig werden zu lassen. Beim Schreiben wuchsen die Fragen und mir wurde bewusst, dass ich über das Leben der Menschen im Dänenlager nicht allein aus den Erinnerungen meines damaligen Kinderverstandes heraus berichten darf. Hintergründe und Zusammenhänge mussten erlesen, überdacht und erfragt werden. Es gab nur noch wenige Menschen, die mir meine Fragen beantworten konnten. Eine inzwischen auch verstorbene Schwester meiner Mutter wurde diesbezüglich zur entscheidenden Bezugsperson. Und immer schwang in unseren vielen Gesprächen die Frage mit:

Spielt das Dänenlager in der Geschichte der heutigen Stadt Ribnitz-Damgarten noch eine Rolle?

Und weil ich nach fast sechzig Jahren eine Antwort auf diese Frage finden wollte, suchte ich bereits im Herbst des Jahres 2005 den Kontakt zur damaligen Leiterin des Stadtarchivs Ribnitz-Damgarten. Von ihr erfuhr ich, dass das so genannte Dänenlager während des zweiten Weltkrieges, vermutlich 1941, als Barackenlager für etwa 900 Arbeiter einer dänischen Baufirma aus Aarhus gebaut wurde, die in der Nähe von Damgarten am Bau eines Flugplatzes beteiligt war. Daher stammt auch der damals ortsübliche Name „Dänenlager“. Was nach dem Untergang des „Tausendjährigen Reiches“ mit diesem „Dänenlager“ geschah, wird in den vorweg genannten Beiträgen zur neueren Stadtgeschichte auf Seite 105 nur in wenigen Zeilen erwähnt:

„Dieses Dänenlager wurde in den ersten Nachkriegsmonaten als Quarantänelager und Seuchenkrankenhaus genutzt.“

 Und weiter auf Seite 107:

„Im Mai 1946 wurde das Seuchenkrankenhaus Dänenlager geschlossen.“