Impressum

Gisela Pekrul (Hrsg.): Schwerin auf historischen Ansichtskarten

Teil 2: Schloss und Umgebung

 

EDITION digital®
Pekrul & Sohn GbR
Alte Dorfstraße 2 b
19065 Godern

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Fax: 03860-505 789
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Autoren: Gisela Pekrul, Dr. Manfred Krieck

Fotos: Annelies Geyer, Eckhard Geyer, Gisela Pekrul

Historische Ansichtskarten: Sammlung Andreas Bendlin, Sammlung EDITION digital®

Aktuelle Fotos: 15. April – 30. September 2009

Redaktionsschluss: 30.9.2009

ISBN (E-Book): 978-3-931646-74-5

 

Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in dieser Publikation berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Warenschutzgesetzgebung als frei zu betrachten sind und daher von jedermann benutzt werden dürfen.

 

Die Wiedergabe von Symbolen und Parolen aus der Zeit des Nationalsozialismus erfolgt nur auf historischen Ansichtskarten und dient lediglich den wissenschaftlichen Zwecken dieser Publikation.

Das trifft auch auf die Texte der Karten zu.

 

Bei der Zusammenstellung der historischen Hintergründe, dem Aufspüren der aktuellen Gebäude und Plätze und der Datierung ungelaufener Karten wurde mit größter Sorgfalt vorgegangen, trotzdem können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der Verlag ist für jeden Hinweis dankbar. Die Autoren und der Verlag übernehmen für fehlerhafte Angaben und deren Folgen weder eine juristische Verantwortung noch irgendeine Haftung.

 

Der Verlag bedankt sich besonders bei Herrn Andreas Bendlin, der seine umfangreiche Ansichtskartensammlung für diese und weitere Publikationen des Verlages zur Verfügung gestellt hat. Ansichtskartensammler, die Interesse an der Publikation ihrer Sammlung haben, sind dem Verlag herzlich willkommen.

 

© 2009 EDITION digital® Pekrul & Sohn GbR, 19065 Godern

 

Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieses elektronischen Produkts darf reproduziert, in irgendeiner Form oder mit irgendwelchen Mitteln, elektronisch oder mechanisch, einschließlich der Fotokopie, durch Informationsspeicherungs- oder Suchsysteme beeinflusst, übersetzt oder weiterverarbeitet werden ohne die schriftliche Erlaubnis des Verlags.

Das gilt auch für die kommerzielle oder öffentliche Nutzung sowie generell für die Veröffentlichung im Internet oder auf anderen elektronischen Medien von Bildern und Texten, die mit den in dieser Publikation erlaubten Mitteln erstellt wurden.

Einleitung

Nachdem im Jahre 1870 der Oldenburger Hofbuchdrucker August Schwarz die erste "Correspondenz-Karte" herausgegeben hatte, gab es sehr bald ein großes Interesse an diesen Ansichtskarten. Zum Glück entwickelte sich gleichzeitig eine Sammlerleidenschaft, die uns die Karten über mehr als hundert Jahre, oft sogar in einem sehr guten Zustand, erhalten hat.

Die vorliegende Publikation zeigt, dass Ansichtskarten sehr bald zu bedeutenden und weniger bedeutenden Häusern, Straßen und Plätzen herausgegeben wurden. Das trifft auch auf politische Ereignisse der jeweiligen Zeit zu.

Foto-Ansichtskarten wurden ebenfalls sehr schnell beliebt. Man fotografierte z.B. sein Haus, die Familie, die Hochzeitsgesellschaft, die Schulklasse oder ließ sie fotografieren. Wenn auf die Rückseite das Adressfeld gedruckt wurde, war sofort eine neue Ansichtskarte geboren. Diese "Bilder" sind besonders interessant, wenn sie tatsächlich als Karte versandt wurden und im Text auf das Ereignis auf der Vorderseite Bezug genommen wurde.

Ansichtskarten wurden nicht nur wegen der interessanten Bilder so beliebt. Sie boten auch eine sehr praktische Möglichkeit, in Kurzform wichtige Mitteilungen, Grüße und Glückwünsche zu verschicken oder nur einfach ein Lebenszeichen zu geben.

Nach teilweise mehr als hundert Jahren sind diese Mitteilungen von historischem Interesse, ganz besonders die aus dem 1. und 2. Weltkrieg. In diese Zeit fallen dann auch postalische Vermerke, mit denen die Karten zurück zum Absender gingen, wie "Gefallen auf dem Feld der Ehre".

Nachdem wir voller Begeisterung den immensen Fundus an Ansichtskarten gesichtet hatten, stellten wir fest, dass sich große Teile der Geschichte Schwerins an Hand dieser Karten beschreiben lassen.

Wenn wir wichtige Stätten oder Ereignisse ausgelassen haben, so stand uns hierfür keine mindestens 50 Jahre alte Karte zur Verfügung.

Der zweite Teil der Reihe enthält das Schloss, den Schloss- und Burggarten, den Alten Garten, den Marstall und die Straßen um die Schlossgartenallee. Da das Schloss ein beliebtes Kartenmotiv war und ist, konnte nur eine Auswahl getroffen werden.

Die Straßennamen haben in der Geschichte der Stadt mehrmals gewechselt, so dass es Karten zu dem gleichen Objekt mit bis zu drei verschiedenen Straßennamen gibt. Um die Leser nicht zu sehr zu verwirren, haben wir im Text immer den 2009 gültigen Straßennamen verwendet, nach Möglichkeit auch die aktuelle Hausnummer.

Die Autoren haben gemeinsam mit den beiden Hobbyfotografen versucht, den Standort der historischen Ansichten durch aktuelle Fotos zu beschreiben. Nicht immer konnte die ursprüngliche Perspektive verwendet werden. Das liegt daran, dass Gebäude vorgebaut wurden oder der Standort des früheren Fotografen nicht eingenommen werden konnte.

In den meisten Fällen war nicht feststellbar, wann das Foto für die Ansichtskarte erstellt wurde. Deshalb wird bei gelaufenen Ansichtskarten meist von dem Datum des Poststempels ausgegangen.

Die sachlichen Texte wurden teilweise in der Rubrik "Interessantes" durch Sagen aus den Büchern von Erika und Jürgen Borchardt, aber auch durch Anekdoten aus dem eigenen Erleben ergänzt. Der Verlag und die Autoren nehmen gern weitere Hinweise für diese Rubrik auf, um sie in einer späteren Auflage zu veröffentlichen.

Uns hat das Aufspüren der Geschichte Schwerins an Hand von alten Ansichtskarten sehr viel Freude bereitet und wir wünschen Ihnen beim Blättern durch den großen Fundus dieser Publikation ebenfalls viel Spaß.

Großherzogliches Schloss

973 wird erstmals eine Burganlage erwähnt. Nachdem die deutschen Eroberer unter Herzog Heinrich dem Löwen 1160 Niklot getötet und das Land östlich der Elbe erobert hatten, errichteten sie die von Niklot abgebrannte Burg erneut als Sitz eines Statthalters. Nahezu 200 Jahre residierten hier die Grafen von Schwerin. Im Jahre 1359 kaufte Herzog Albrecht II. von Mecklenburg den Grafensitz und verlagerte die Residenz von der Mikelenburg bei Wismar (Dorf Mecklenburg) auf die Schweriner Burginsel.

Zur Zeit des Regierungsantritts Johann Albrechts I. im Jahre 1547 war bereits die gesamte Schlossinsel bebaut. Es existierten u. a. Zeughaus, Zwinger, Back- und Brauhaus, Sommerhaus, die fürstliche Wohnung und an der Südwestseite eine Kapelle und ein Haus für die Chorschüler. Im 16. Jahrhundert begann Herzog Johann Albrecht I., die aus verschiedenen mittelalterlichen Gebäuden bestehende Burg in ein repräsentatives Schloss zu verwandeln. Zu seiner Vermählung mit Anna Sophie von Preußen im Jahre 1555 ließ er das Zeughaus, das Mitte des 16. Jahrhunderts von Valentin von Lira errichtete Bischofshaus und das Lange Haus neu herrichten. Die Fassade erhielt horizontal verlaufende Terrakottafriese. Diese Reliefziegel kamen aus der Lübecker Ziegelbrennerei des Statius von Düren.

1554 begann man mit Neubauten, es entstand das Haus über der Schlossküche. 1560 war die Grundsteinlegung für eine evangelische Schlosskirche. In dieser Zeit wurden auch die Bastionen im Nordwesten, Südosten und Südwesten angelegt, die bis heute erhalten sind.

Nach dem Tod von Herzog Johann Albrecht I. beauftragte Herzog Adolf Friedrich I. den Baumeister Gehrt Evert Piloot, ein neues Schloss zu errichten. Von 1616 bis 1619 entwarf Piloot ein von der niederländischen Renaissance beeinflusstes Schloss mit Arkaden, Galerien, Türmen, Zwerchhäusern, Volutengiebeln und reich dekorierten Schornsteinköpfen. Nach seinen Plänen ließ der Herzog von 1635 bis 1643 die Fassaden des Hauses über der Schlossküche und über der Schlosskirche im Stil der niederländischen Renaissance herrichten sowie beide Häuser aufstocken.

Im 18. Jahrhundert entstand vor der Westseite des Kapellenflügels ein Fachwerkbau für die Gemäldesammlung. Auf der nordöstlichen Bastion wurde der Teepavillon gebaut, für die Freitreppe schuf der Bildhauer Christoph Lücke im Jahre 1742 vier Putten.

In der Zeit von 1756 bis 1837 residierte der Hof in Ludwigslust. Als er 1837 zurück nach Schwerin kam, befand sich das Schlossgebäude in einem desolaten Zustand.

Großherzog Friedrich Franz II. beauftragte Georg Adolph Demmler mit der Erstellung von Bauplänen, die eingereichten zwei Varianten lehnte der Großherzog ab. Er ließ Gottfried Semper 1843 einen Entwurf einreichen, der zwar dem Hof gefiel, aber nicht ausgeführt wurde. Nun schickte Friedrich Franz II. Hofbaurat Demmler und Baukonstrukteur Willebrand zu einer Studienreise nach Frankreich. Das Schloss Chambord im Tal der Loire diente als Vorbild für Demmlers dritten Entwurf, mit dessen Ausführung 1845 begonnen wurde. Die Seeseite mit dem Langen Haus und der Schlosskirche blieb im Wesentlichen erhalten. Abgerissen wurden der Zwinger, das Zeughaus (Wallenstein genannt), das zwischen 1520 und 1525 erbaute Haus mit der Schlossuhr, das Brau- und Backhaus, das Haus über der Schlossküche, die Gemäldegalerie und alle Nebengebäude. Ein Teil des Schweriner Sees wurde aufgeschüttet und für den Burggarten verwendet.

1845 zog Friedrich Franz II. wegen der umfangreichen Bau- und Abrissarbeiten in das Neustädtische Palais.

Neben der Schlossbaustelle ließ der Verein zur Förderung des Baus eines Domturmes in einem extra errichteten Gebäude gegen Bezahlung das Modell des neuen Schlosses besichtigen.

Am 27. August 1847 wurde das Richtfest für den Hauptturm mit Kanonenschüssen, Musik und einem Festmahl für ca. 650 Personen gefeiert. Ausgewählte Gesellen, Tagelöhner, Handlanger und sonstigen Arbeiter erhielten ein Geschenk oder ein Trinkgeld.

Nach Demmlers Entlassung im Jahre 1851 vollendete Friedrich August Stüler den Schlossbau. Während Demmler sich eng an das Vorbild des französischen Schlosses Chambord angelehnt hatte, brachte Stüler, wo es der Baufortschritt zuließ, eigene Elemente ein, wie an der Eingangsfront, den Türmen, den Giebelbekrönungen und in den Dachzonen. Fast die gesamte Innengestaltung geht auf Stüler zurück. Seit 150 Jahren streiten Wissenschaftler, ob die Mischung aus Demmlers und Stülers Baustil für das Schloss zum Vorteil war. Es gibt jetzt immer mehr Meinungen, dass gerade diese Komposition von zwei verschiedenen Stilrichtungen den besonderen Reiz ausmacht.

Die technische Ausstattung des Gebäudes befand sich auch auf hohem Niveau. Das Schloss verfügte über Gasbeleuchtung, Warmluftheizung, Spültoiletten und Personenaufzug. Später kamen Telefone und elektrisches Licht dazu.

In der Zeit vom 1. bis zum 28. April 1857 durfte das Schloss gegen Bezahlung besichtigt werden, obwohl der Innenausbau noch nicht abgeschlossen war.

Am 26. Mai 1857, dem Geburtstag der Großherzogin Auguste, wurde das neue Schloss mit 101 Böllerschüssen, Glockengeläut und einem prächtigen Festumzug feierlich eingeweiht. König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen nahm mit seiner Gemahlin ebenfalls an den Feierlichkeiten teil. Um 14.30 Uhr fand im Schloss die Gratulationscour statt mit anschließendem Diner für 470 Personen. 126 speisten an der Großherzoglichen Tafel im Goldenen Saal, 80 im Thronsaal, 104 in der Ahnengalerie, 40 im Billardzimmer und die Übrigen im Waffensaal. Für die Galerien der Säle konnten Eintrittskarten erworben werden, so dass die Schweriner aus dem Adel und dem Bürgertum, die es sich leisten konnten, als Zuschauer an dem Festmahl teilnehmen konnten

Der Großherzog begnadigte mehrere Militärstrafhäftlinge und u. a. die im Rostocker Hochverratsprozess verurteilten Professoren Türk und Julius Wiggers.

Am nächsten Tag fand am Vormittag im Haselholz eine große Militärparade statt. Die Division stand mit dem Rücken zum Faulen See in Linie angetreten. 20 Minuten dauerte die Kutschfahrt des Großherzogs entlang der Linie seiner Division. Am Abend wurde die Oper "Johann Albrecht" von Friedrich von Flotow welturaufgeführt.

Die von dem Medailleur Wilk gefertigte Schlossmedaille in Gold erhielten Stüler und Demmler. In Silber wurde sie an Willebrand, an die Maler Fischer, Gillmeister, Jentzen, Lenthe, Schloepke und andere überreicht. In Bronze verteilte sie der Großherzog an einige Poliere, Tischlermeister und den Berliner Redakteur Dr. Eggers, der die Inschriften an dem Mittelteil des Schlosses verfasst hatte.

Bereits 1908 war eine öffentliche Besichtigung des Schlosses in Abstimmung mit dem Hofmarschallamt teilweise möglich. Nach der Novemberrevolution wurde das Schloss 1919 Staatseigentum. Das Inventar blieb Eigentum des Großherzogs und wurde dem Staat unter der Bedingung überlassen, dass die Räume des Schlosses als Museum genutzt werden. Von 1921 bis 1943 /1944 existierte das Schlossmuseum mit 61 zur Besichtigung freigegebenen Räumen. Ab 1941 nutzte man Teile des Schlosses als Kindergarten, ab 1943 als Lazarett, 1945 bis 1947 als Sitz der sowjetischen Militäradministration, danach für Ämter der Landesregierung.

Von 1949 bis 1952 tagte der Landtag von Mecklenburg im Schloss, vorher befand sich der Tagungsraum in der Kammerbühne des Theaters. Für den Landtag waren insgesamt 156 Räume vorgesehen, und zwar der nach dem Brand nur notdürftig wiederhergestellte Burgseeflügel, einige Räume im stadtseitigen Eingang und im Burggartenflügel sowie die Rohbauten in dem ebenfalls durch Brand zerstörten Schlossgartenflügel. Der Plenarsaal mit einer Empore und den Wappenreliefs bedeutender Städte entstand im Burgseeflügel. Nach der Auflösung des Landtages 1952 übernahm die Pädagogische Schule zur Ausbildung von Kindergärtnerinnen diese Räume, stellte aber den Plenarsaal dem Bezirkstag Schwerin, der Schweriner Stadtverordnetenversammlung und dem Rat der Stadt Schwerin für Tagungen und Veranstaltungen zur Verfügung. Die Schule und das Internat nutzten das Schloss bis 1981.

Seit 1974 gibt es wieder ein Schlossmuseum, und es wurden schrittweise die entsprechenden Räume restauriert. Von 1962 bis 1993 befand sich das Museum für Ur- und Frühgeschichte im Burgseeflügel, von 1961 bis 1994 beherbergte die Orangerie das Polytechnische Museum. 1979 wurden das Schloss und der Burggarten in die Zentrale Denkmalliste der DDR eingetragen.

Seit 1990 hat der Landtag Mecklenburg-Vorpommern seinen Sitz im Schloss.

Das Schloss verfügt über rund 635 Räume auf 23.000 Quadratmetern Fläche. Die Restaurierung der Innenräume des Schlossmuseums in der DDR verlief in folgenden Etappen:

1967-1972: Umbau des 1913 durch den Schlossbrand zerstörten Goldenen Saales zum Festsaal

1974: Beschluss zur schrittweisen Rekonstruktion und Restaurierung des Schlosses

1974: Fertigstellung des Thronsaales, die Instandsetzung kostete 450.000 Mark

1976: Fertigstellung der Ahnengalerie und der Schlössergalerie

1980: Fertigstellung des Rauch-, Billard- und des Adjutantenzimmers

1982: Fertigstellung der Schlossbibliothek

1984: Fertigstellung der Sylvestergalerie, der Roten Audienz und des SpeisezimmersEröffnung des SchlosscafésAbschluss der Rekonstruktion der Schlossbrücke

1985: Fertigstellung des Blumen- und des Teezimmersdas Museum für Ur- und Frühgeschichte eröffnet den ersten Ausstellungsraum

1986: Winterzimmer teilweise rekonstruiertDas erste Reiterstandbild an der Schlossbrücke wird nach der Rekonstruktion wieder aufgestellt

1987: Das zweite Reiterstandbild wird wieder aufgestellt

1988: Die Turmkugel ist restauriert und wird mit neuen Dokumenten gefüllt.

Nach 1990 konzentrierte man sich bei der Restaurierung vor allem auf die Standfestigung, die Fassaden und die Gärten. Bei der Wiederherstellung der Orangerie entdeckten die Denkmalpfleger an einer verkleideten Wand den Originalanstrich, in dessen Glanz das Schloss nach der Restaurierung nun erstrahlt.

Hauptportalgebäude (Stadtseite)

Der stadtseitige Portalflügel ist eine Synthese von Triumphtor und Ruhmeshalle. Die Schlossbrücke führt streng axial zum Hauptportal mit vorgelegter Kolonnade.

Die viergeschossige Fassade des Hauptportalbaus, von der die ersten beiden Geschosse durch das Hauptportal bestimmt sind, wird durch einen Mittelrisalit, zwei massige seitliche Rundtürme und den reichen Figurenschmuck der monumentalen Niklothalle optisch aufgelockert. Der Mittelrisalit schließt nach oben mit drei Lünetten, in der größeren und höher gelegenen mittleren Lünette ist das große mecklenburgische Wappen mit zwei Begleitfiguren angebracht.

Rechts und links der Drillingsfenster der Beletage und der Festetage stehen Plastiken in Nischen.

Darüber erhebt sich die offene, dem Wendenfürsten Niklot gewidmete Ruhmeshalle. Diese wird überragt von der goldenen Kuppel mit dem Erzengel Michael.

An das Hauptportal schließt sich nach Norden der Burgseeflügel und nach Osten der Burggartenflügel mit dem Haus über der Schlosskirche an.

Über dem Hauptportalgebäude befand sich in der Beletage der größte Teil der Königswohnung, die jetzt vom Landtag genutzt wird.

Mit Blickrichtung zum Schlosshof war das Vorzimmer angeordnet, dahinter das Empfangszimmer der Fürstin, flankiert vom Schlafzimmer mit Garderobe und WC und vom Wohnzimmer. In den beiden Turmzimmern befand sich jeweils ein Arbeitskabinett.

Darüber, neben der Niklot-Halle, waren Zimmer für das Gefolge hoher Gäste angeordnet.

Im Erdgeschoss befanden sich das Portierzimmer und Wachlokale, im Zwischengeschoss Räume des Großherzoglichen Cabinets.

Niklothalle

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Die Karte von 1907 zeigt einen Teil der Museumstreppe, die Schlossbrücke und die Stadtseite des Schlosses mit der Niklothalle. Außerdem sind Teile des Burgseeflügels und der Burggartenflügel zu erkennen.

Die Niklothalle im vierten Geschoss des Hauptportalbaus ist eine offene Bogenhalle mit dem überlebensgroßen Reiterstandbild von Niklot, von Christian Genschow entworfen. Auf dem Sockel findet man die goldene Inschrift: "Niklot. 1160." Niklot hält, auf seinem Schlachtross sitzend, in der rechten Hand den Speer, am linken Arm den Schild, am Gürtel das Schwert, wie er in seinen letzten Kampf geritten sein soll.

Das Denkmal wurde 1855 aufgestellt.

Die Karte aus der Sammlung des Verlages ist echt gelaufen. Sie wurde 1907 in Schwerin abgestempelt.

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Plastiken in der Beletage

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Im Vordergrund der Karte von 1905 erblickt der Betrachter zwei Reiter auf dem Alten Garten. Ein weiterer Reiter befindet sich noch auf der Schlossbrücke, unmittelbar vor dem Hauptportal des Schlosses und der großen Kastanie.

Rechts und links der Drillingsfenster in der Beletage (3. Geschoss) über dem Hauptportal stehen Plastiken in Nischen. Es sind die von Christian Genschow geschaffenen Plastiken von Herzog Albrecht II. und Magnus II., verbunden durch ein Schriftband: "Herr Albrecht trug voll Muth - Den ersten Herzogshut, - Hat in dem Schlosse residiert, - Gerecht und stark zugleich - Herrscht Magnus friedensreich, - Hat Land und Schloss gut renoviert."

Auf der Karte sind auch gut der Burgsee- und der Burggartenflügel des Schlosses zu erkennen.

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Die Karte aus der Sammlung von Andreas Bendlin ist echt gelaufen. Sie wurde 1905 in Schwerin abgestempelt.

Der geschwätzige Prahlhans

Einstmals kam der Schlossgeist zu einem Soldaten, der sich beim Kastanienbaum gerade die Füße vertrat. Er fragte den Soldaten, ob er hier drei Nächte hintereinander mit ihm in der Mitternachtsstunde ringen würde. Er dürfte jedoch keiner sterblichen Seele gegenüber auch nur ein Wort verlauten lassen. Der Soldat schaute auf den kleinen Kerl herab, dachte sich, »nichts leichter als das«, und sagte zu. Zwei Nächte hintereinander rang er mit dem Petermännchen.

Am dritten Tage will er sich ein anderes Hemd anziehen. Da sieht einer seiner Kameraden, dass er am ganzen Leibe grün und blau ist. Er fragt ihn: »Woher kommt denn das?« »Ja,« antwortet der Soldat. »Das kann dich nicht verwundern. Ich habe mit dem Petermännchen gerungen und das schon zweimal. Und wenn es zum dritten Mal geschieht, so sind Petermännchen und das alte Schwerin erlöst.«

Der Kamerad erzählte das gleich den anderen und so kam es denselben Tag auch an den Herzog. Noch in der gleichen Nacht ließ dieser den Soldaten auf ein Schiff bringen, das nach Amerika segelte. Niemand hörte jemals wieder etwas von ihm.

Petermännchen ist aber gewaltig böse geworden und hat es den alten Herzog Friedrich Franz reichlich entgelten lassen. Bald hier und bald da hat er ihm aufgehockt. Und dann hat der alte Herzog ihn ächzend und keuchend ein Stück Wegs schleppen müssen.

Warum wohl ließ der Herzog den Soldaten nach Amerika verfrachten? Dazu müssen wir wissen, was alles nach der Erlösung des Petermännchens passieren würde:

Wenn der Schlossgeist erlöst wird, dann erhält er seine frühere Gestalt zurück. Er wird wieder ein Prinz und Mecklenburg ein Königreich. Na gut, dem Zwerg wieder zu seiner ursprünglichen Gestalt zu verhelfen, ihn von seinem unglücklichen Dasein zu befreien, das wird ihm wohl jeder wünschen. Und wenn der Prinz dann König wird und für Gerechtigkeit unter den Menschen sorgt, was könnte Besseres passieren? Aber: Bei der Erlösung des Petermännchens würde das jetzige Schwerin samt Schloss und Bewohnern im Wasser versinken. Und das alte Schwerin stiege in aller Pracht aus dem See empor.

Aus: "Das sagenhafte Schwerin" von Erika und Jürgen Borchardt

Plastiken in der Festetage

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Die Karte von 1907 zeigt die Schlossbrücke mit Schweriner und Burgsee sowie die Stadtseite des Schlosses sowie Burggarten- und Burgseeflügel.

Rechts und links der Drillingsfenster der Festetage (4. Geschoss) des Hauptportalgebäudes stehen Plastiken in Nischen. Es sind die von Gustav Adolf Friedrich Willgohs geschaffenen Sandsteinplastiken von Graf Gunzelin von Hagen und Graf Heinrich I. . Dazu das Spruchband: "Das ist Herr Gunzelin, - Der Grave von Zwerin, Der gründete das erste Schloß, - Dem Christenthum ein Haus. Herr Heinrich führt es aus, - Er war des Graven Gunzel Sproß."

Außerdem zeigt die Karte die Plastik von Petermännchen aus dem Schlosshof.

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Die Karte aus der Sammlung von Andreas Bendlin ist echt gelaufen. Sie wurde 1907 im Zug Rostock - Ludwigslust abgestempelt.

Petermännchens Gestalt

Petermännchen hat ungefähr die Größe eines zehnjährigen Kindes, ist aber viel, viel älter. Sein bis auf die Halskrause fallendes lockiges Haar ist ebenso grau wie der Bart. Es trägt einen hohen federgeschmückten Hut, eine bis zu den Schultern reichende Mühlsteinkrause, einen Brustpanzer und einen Dolch. Auch ist ein großes Schlüsselbund an seinem Gürtel befestigt. Es hat ein kurzes, bis an die Knie reichendes Wams an. Die Beine stecken in großen Stulpenstiefeln. Die Stiefel sind gespornt, obwohl weit und breit kein Pferdchen zu sehen ist. Aber es geht ja die Sage, dass das Petermännchen vom Petersberg auf einem weißen Pferd zum Schweriner Schloss geflogen ist. Also wird es die Sporen schon gebraucht haben. Die vielen Schlüssel benötigt es natürlich, um in alle Räume des Schlosses zu gelangen. Und den Dolch? Er ist ein Zeichen seiner richterlichen Macht. Ihr wisst ja, Petermännchen belohnt die Guten und bestraft die Bösen.

Aus: "Das sagenhafte Schwerin" von Erika und Jürgen Borchardt

Das Hauptportal

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Eine Menge sonntäglich gekleideter Menschen bevölkert Schlossbrücke und Alten Garten. Die Karte von 1908 zeigt die Stadtseite sowie den Burgsee- und den Burggartenflügel des Schlosses. Deutlich ist das Hauptportal zu erkennen.

Das Portal besteht aus einem großen Rundbogen in der Mitte und zwei kleineren seitlichen rundbogigen Durchgängen, die von Säulen flankiert werden. Über dem mittleren Rundbogen wurde eine Hermenkonsole in Form eines geharnischten Wächters angebracht, und zwar an der Vorder- und der Rückseite des Tores. Zwei seitliche Rundtürme markieren das rechte und linke Ende des Tores. Oberhalb der Kolonnade, die den Vorhof umschließt, verläuft ein Fries, der Flussgötter darstellt.

Die beiden seitlichen Flügel der Kolonnade sind in Form von Säulenhallen angelegt. Zwei Tore führen zu Treppenanlagen, die zu den Bastionen und auf die begehbaren Kolonnaden führen. Das Hauptportal  bildet die nördliche Einfahrt zum Schlosshof. Jetzt befindet sich hier der Eingang für den Landtag.

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Die Karte aus der Sammlung von Andreas Bendlin ist echt gelaufen. Sie wurde 1908 in Schwerin abgestempelt.

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Morgensonne über dem Schloss

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Die Karte von 1910 zeigt die Schlossbrücke, die Stadtseite und den Burgseeflügel des Schlosses in der Morgendämmerung.

Die Karte aus der Sammlung des Verlages ist nicht gelaufen. Sie wurde um 1910 gedruckt.

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Erzengel Michael auf der Kuppel des Schlosses

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Die Karte von 1913 zeigt die Schlossbrücke mit den beiden Rossebändigern sowie die Stadtseite des Schlosses mit dem Hauptportal. Auf der Schlossbrücke promenieren elegant gekleidete Paare und Familien. Auf der Schlosskuppel glänzt der goldene Erzengel Michael.

1854 erhielt die goldene Kuppel über dem Hauptportalgebäude eine Plastik aus vergoldetem Zink von August Kiss als krönenden Abschluss. Sie stellt den Erzengel Michael mit Panzerhemd, Lederwams, breitem Schmuckgürtel, einem langen Schwert an der Seite und einem Kreuz auf der Krone dar. Der Engel aus der ranghöchsten Gruppe der Erzengel hält die aufgefächerten Schwanenflügel empor, fasst mit beiden Händen den Kreuzstab und drückt mit dessen Ende den Drachen zu Boden.

Es handelt sich um einen Nachguss der Statue für das Erinnerungsdenkmal an den Badischen Feldzug von 1849 aus dem Park des Schlosses Babelsberg.

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Die Karte aus der Sammlung von Andreas Bendlin ist echt gelaufen. Sie wurde 1913 in Schwerin abgestempelt.

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Die Schlossbrücke

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Die Karte von 1906 zeigt die belebte Schlossbrücke mit den beiden Rossebändigern und die Stadtseite des Schlosses sowie den Burgsee- und den Burggartenflügel.

Die vordere Schlossbrücke bildet den stadtseitigen Zugang zur Schlossinsel. Sie ist 48,10 Meter lang, 16,27 Meter breit und überspannt die nördliche der beiden Wasserverbindungen zwischen dem Schweriner und dem Burgsee. Ihre Stützweiten betragen 9,25 bzw. 9,00 Meter. Ursprünglich stand hier eine einfache Holzbrücke. 1843 verbot Friedrich Franz II. das Wäschewaschen auf der Schlossbrücke. Die fünffeldrige Ziegelgewölbebrücke wurde 1844/45 als Zufahrt für den Schlossumbau nach Plänen von Demmler fertiggestellt. Auf jeder Seite steht am Anfang der Brücke ein von Christian Friedrich Genschow 1876 geschaffener Rossebändiger, vom Künstler "Obotrit, ein Pferd bändigend" genannt.

Auf Grund eines Konstruktionsfehlers war 1981 keine ausreichende Standsicherheit mehr vorhanden, so dass die Brücke 1982 bis 1984 teilweise durch einen Neubau aus Stahlbeton ersetzt wurde, den man mit Originalsteinen verblendete. In diesem Zusammenhang entstanden auch wieder die 1949 verloren gegangenen Kandelaber und Schilderhäuschen, und die beiden Rossebändiger wurden restauriert.

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Die Karte aus der Sammlung von Andreas Bendlin ist echt gelaufen. Sie wurde 1916 in Schwerin als Feldpostkarte abgestempelt.

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Vier Damen

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Die Karte von 1920 zeigt vier elegant gekleideten Damen auf der Schlossbrücke sowie die Stadtseite des Schlosses.

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Die Karte aus der Sammlung von Andreas Bendlin ist echt gelaufen. Sie wurde 1920 in Ludwigslust abgestempelt.

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Radfahrer, Kinderwagen, Fußgänger

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Die Karte von 1915 zeigt die belebte Schlossbrücke mit den beiden Rossebändigern und die Stadtseite des Schlosses sowie den Burggarten- und den Burgseeflügel.

Die Karte aus der Sammlung von Andreas Bendlin ist nicht gelaufen. Sie wurde um 1915 gedruckt.

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Kutsche auf der Schlossbrücke

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Die Karte von 1925 zeigt die belebte Schlossbrücke mit den beiden Rossebändigern und die Stadtseite des Schlosses sowie den Burgsee- und den Burggartenflügel des Schlosses.

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Die Karte aus der Sammlung von Andreas Bendlin ist echt gelaufen. Sie wurde 1925 in Schwerin abgestempelt.

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Sowjetische Plakate am Schloss

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Das Foto vom Februar 1946 zeigt die Stadtseite des Schlosses, zugeklebt mit sowjetischen Plakaten in russischer Schrift. Rechts vom Hauptportal ist zu lesen: "Gerühmt sei unser freies Vaterland, das zuverlässige Bollwerk der Völkerfreundschaft!" Links davon prangt ein großes Bild von Lenin und Stalin. Über dem Portal steht (in freier Übersetzung): "Ruhm den siegreichen Kämpfern!" Die Krönung bildet die Niklot-Halle, die durch ein großes Stalinbild verdeckt war, das auf diesem Foto nicht zu sehen ist. Aber der Text ist noch zu erkennen: "Ruhm dem großen Stalin!"

Das Foto aus der Sammlung Bendlin wurde im Februar 1946 erstellt.

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Das Hauptportal

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Die Karte zeigt den Blick von der Rückseite des Hauptportals in die Schlossstraße.

Die Karte aus der Sammlung von Andreas Bendlin ist nicht gelaufen. Sie wurde um 1920 gedruckt.

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Das rostige Schwert

Einen Soldaten fragte das Petermännchen einst, ob er ihm sein Schwert blank putzen wolle. »Ja«, sagte der Soldat, »warum nicht?« Er folgte dem Schlossgeist durch einen unterirdischen Gang in die Schatzkammer und machte sich gleich an die Arbeit. Waffen putzen, das konnte er sehr gut. Aber als er den letzten klitzekleinen Fleck an der Schwertspitze beseitigen wollte, gab es einen gewaltigen Donnerschlag. Der Soldat fiel um und erwachte draußen vor der Schlosstür. In seiner Tasche fand er viele Goldtaler. Hätte er auch noch den winzigen Fleck entfernen können, dann wäre der Schlossgeist erlöst gewesen. Aber das lag wohl nicht in seiner Macht.

Eines Tages fragte der Schlossgeist einen anderen Soldaten, ob er ihm sein Schwert blank putzen könne.

»Kann ich ja machen«, sagt auch dieser Soldat. »Allein«, fügt da das Petermännchen hinzu, »du musst die Arbeit in drei Nächten fertig haben. Und du darfst dabei nicht reden. Und du darfst keine schlechten Gedanken haben. «

Der Soldat verspricht es. Er putzt in den beiden ersten Nächten auch fleißig und schweigend. Und auch in der dritten Nacht kommt er pünktlich. Aber als das Schwert fast vollständig blank ist, überlegt er, ob es gut ist, weiter zu putzen. Vielleicht wäre der Schlossgeist geizig und würde ihm nichts dafür geben.

Da kriechen plötzlich viele schreckliche und eklige Tiere um ihn herum. Die Haare stehen dem Soldaten zu Berge und eine Gänsehaut überzieht seinen Körper. Noch aber schweigt er standhaft. Erst als sich ihm eine grauenhafte Gestalt nähert, die immer weiter auf ihn zukommt, schreit er angstvoll auf und läuft davon. So blieb auch dieses Erlösungswerk unvollendet.

Aus: "Das sagenhafte Schwerin" von Erika und Jürgen Borchardt

Burgseeflügel

Zum Burgsee hin liegt zwischen zwei seitlichen Rundtürmen der 65 Meter breite Burgseeflügel, der sich an das Hauptportalgebäude anschließt. Ein dreiachsiger Mittelrisalit, dessen Giebel sechs Geschosse umfasst, wird nach oben von einer Lünette mit dem überlebensgroßen Porträtkopf von Herzog Friedrich Wilhelm bekrönt. Die Sandsteinfigur schuf Christian Genschow. Seitlich des Giebels erheben sich auf sechseckigem Grundriss zwei Türme. Zwischen den Fenstern stehen auf Postamenten die überlebensgroßen Plastiken der Juno und der Ceres, geschaffen in der Berliner "Geiß'schen Kunstanstalt".

Der übrige Teil des Burgseeflügels ist viergeschossig angelegt. Davor steht seit 1935 das Denkmal für Großherzog Paul Friedrich, das ursprünglich auf dem Alten Garten stand.

Der Burgseeflügel ist bei dem großen Schlossbrand fast völlig ausgebrannt.

Im Erdgeschoss befanden sich Vorratsräume und Wirtschaftsräume des Kastellans, zum Schlosshof hin das Hofmarschallamt. Über dem Hofmarschallamt, im Zwischengeschoss, waren Zimmer für die Dienerschaft angeordnet, zum Burgsee hin die Wohnung des Kastellans. Zum Schlossgartenflügel hin hatte Demmler bei Einbeziehung des Eckturms eine Wohnung hoher Gäste, das Strelitzer Zimmer, geplant. Die darüber liegenden zwei Geschosse sollten den Speisesaal und zum Schlosshof gerichtete Nebenräume umfassen. Der Plenarsaal wurde an die Stelle des unvollendeten Speisezimmers im Burgseeflügel gebaut.

Den gesamten Burgseeflügel nutzt der Landtag.

Theater, Museum und Schloss

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Die Karte von 1904 zeigt den Blick über den Burgsee zu Theater, Museum, Schlossbrücke und Schloss (Stadtseite und Teil des Burgseeflügels).

Die Karte aus der Sammlung des Verlages ist echt gelaufen. Sie wurde 1904 in Schwerin abgestempelt.

Ruderbootsverleih

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Die Karte von 1905 zeigt einen Ruderbootsverleih am Burgsee mit Blick auf Schlossbrücke und Schloss (Stadtseite, Burgsee- und Schlossgartenflügel).

Die Karte aus der Sammlung von Andreas Bendlin ist nicht gelaufen. Sie wurde 1905 gedruckt.

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Schloss mit Wappen und Fahne

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Die Karte von 1910 zeigt den Burgsee mit dem Schloss (Stadtseite und Burgseeflügel). Außerdem sind das Stadtwappen von Schwerin und das Landeswappen sowie die Mecklenburgfahne abgebildet.

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Die Karte aus der Sammlung von Andreas Bendlin ist echt gelaufen. Sie wurde 1910 in Schwerin abgestempelt.

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Eine schreckliche Prophezeiung

Man sollte annehmen, dass jeder Fürst in seinem Residenzschloss die Fest- und Prunksäle in bestem Zustand zu gestalten und zu erhalten bestrebt sein müsste, immerhin sind sie Spiegelbild von Macht und Reichtum.

Im Schweriner Schloss, seit dem 14. Jahrhundert bereits Residenz der mecklenburgischen Herzogsfamilie, gibt es jedoch einen Saal, welcher der Sage nach zu Lebzeiten der Landesherrn nie fertig gestellt werden durfte. Es ist der „unausgebaute Saal“. Er liegt auf der Westseite des Schlosses, zur Stadt zu, von der Brücke aus rechts neben dem Hauptportal im dritten Geschoß.

Mit diesem Saal hat es folgende Bewandtnis: Vor langer Zeit wurde prophezeit, dass großes Unheil über die Fürstenfamilie käme, wenn der damals unausgebaute Saal jemals fertig gestellt würde. Mit der Fertigstellung des Saales würde die Dynastie aufhören zu existieren. Die Sage wanderte von Mund zu Mund, man erzählte gar, das Unglück könnte nur dann abgewendet werden, wenn auch das Schloss nie ganz fertig würde. Damit die Sage nicht in Vergessenheit geriete, musste jeder Fürst bei seinem Regierungsantritt nach einem festgelegten Zeremoniell im „unausgebauten Saal“ einen Stein mauern, aber nur einen einzigen. Nach menschlichem Ermessen würde der Saal so bis in alle Ewigkeit nicht fertig. Bis ins 20. Jahrhundert gelang es auch.

1897 übernahm Großherzog Friedrich Franz IV. die Regierung. Er war ein praktisch orientierter Mensch. Eine vollendete Bildung ließ ihn über abergläubisches Geschwätz erhaben erscheinen. Er wollte diesen, wenn auch weit verbreiteten, „Unfug“ über den „unausgebauten Saal“ nicht glauben.

Seine Schwester Cecilie berichtete: „Als nun im Jahre 1913 das Schloss zum Teil abgebrannt war, fasste mein Bruder, der diesen Aberglauben nicht teilte, den Entschluss, den Saal zu einer Reihe von Fremdenzimmern auszubauen. Aber noch ehe der Plan ganz ausgeführt werden konnte, brach 1914 der Krieg aus, und 1918 verlor unser Haus mit dem Land auch das Schloss.“

Aber das war noch nicht das Ende. Die traditionsreiche Fürstenfamilie verlor zwar die Macht über das Land, die Weiterführung ihres Geschlechtes schien jedoch gesichert. Neben zwei Töchtern erfreuten zwei gesunde, kräftige Söhne das Herz des entthronten Großherzogs. Aber der älteste Sohn, nach seinem Vater Friedrich Franz benannt, blieb kinderlos. Sein zwei Jahre jüngerer Bruder Christian Ludwig zeugte zwei Töchter, Söhne waren ihm nicht vergönnt. Damit wird das älteste Fürstengeschlecht Europas, das eine lückenlose Abfolge im Mannesstamm bis in das Jahr 1130 zurück nachweisen kann, aussterben.

Die Landesregierung Mecklenburg-Vorpommerns, die nach dem 2. Weltkrieg den Saal für ihre Zwecke fertig stellen ließ, wurde 1952 aufgelöst. Ihre Nachfolger, die in diesem Saal tagten, fanden im Herbst 1989 ein klägliches Ende. Die Prophezeiung hat sich bis zum Ende erfüllt. Oder ob sie noch weiter wirkt?

Aus: "Das Geheimnis der Felsengrotte" von Erika Borchardt

Schlossbrücke und Hauptportal

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Die Karte von 1924 zeigt den Burgsee, einen Teil der Schlossbrücke sowie das Hauptportal und das Schloss (Stadtseite und Burgseeflügel).

Die Karte aus der Sammlung des Verlages ist echt gelaufen. Sie wurde 1924 in Schwerin abgestempelt.

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Anlagen am Burgsee

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Die Karte von 1934 zeigt Grünanlagen am Burgsee, die Schlossbrücke und das Schloss (Hauptportal, Burgseeflügel, Schlossgartenflügel).

Der elf Hektar große Burgsee ist als Bucht des Schweriner Sees durch die Schlossinsel und zwei Brücken von ihm getrennt. Zuflüsse kommen aus der in Rohre geleiteten Seeke vom Ostorfer See, aus dem Faulen See über den Burgseekanal und aus Wasserüberläufen der Stadt. Der Abfluss erfolgt in den Schweriner See.