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Jürgen Jankofsky

Bastian und der Familienausflugsdampfer

ISBN 978-3-86394-117-8 (E-Book)

 

Die Druckausgabe erschien 1990 bei
Verlag Junge Welt, Berlin

Gestaltung des Titelbildes: Ernst Franta

 

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Bastian und der Familienausflugsdampfer

Bastian seufzt. Der Leimnapf ist leer! Das neue Schiffsmodell liegt halbfertig vor ihm und kann noch längst nicht schwimmen. Die Rumpfhälften klaffen auseinander. Die Kapitänsbrücke hängt schief. Die Schornsteine liegen sogar noch auf dem Tisch in Bastians Zimmer.

Kräftig drückt der Junge den Leimpinsel auf die Rumpfnaht, versucht einen letzten Rest Leim herauszustreichen. Dann taucht er einen Finger ins Leimgefäß, wischt es sorgfältig aus. Doch nicht ein Tröpfchen Leim lässt sich erhaschen.

Wie soll Bastian die Eltern überraschen, wenn sein Familienausflugsdampfer nicht fertiggebastelt ist?

Lange schon freut sich Bastian auf einen Ausflug mit Mama und Papa. Eine Dampferfahrt hatten sie ihm versprochen. Und genau solch einen Ausflugsdampfer wollte er heut Abend Papa vorzeigen. Mama und Papa sollen sich auf den gemeinsamen Tag in der Familie freuen.

Bastians Eltern sind Schichtarbeiter. Wenn Mama zur Arbeit geht, kommt Papa aus dem Werk nach Hause. In der nächsten Woche geschieht das wieder umgekehrt. Morgen jedoch haben beide einen freien Tag.

Suchend bückt sich Bastian, blickt unter den Tisch, schaut unters Bett. Vielleicht steht irgendwo ein vergessener Leimtopf. Mit Papa bastelt er oft und gern. Doch jetzt findet er nirgendwo Leim. O weh! Wie soll er den Dampfer fertigbauen?

Bastian greift die Schiffsschornsteine, hält sie wie ein Fernglas vor die Augen. Er blickt zum Fenster hinaus. Ob ihm einer seiner Freunde helfen kann? Nein, alle seine Freunde schlafen noch im Kindergarten.

Wie immer, wenn Mama zur Nachtschicht muss, hat sie Bastian schon vor der Mittagsruhe abgeholt. Sie schläft mittags vor ihrer langen Schicht. Eigentlich sollte auch Bastian jetzt im Bett liegen. Jedoch ein Familienausflugsdampfer bastelt sich nicht von allein.

Bastians Blick schweift über die Bäume des nahen Parks zu den hochaufragenden Werksschornsteinen. Als Bastian noch die Kinderkrippe besuchte, glaubte er, das Werk sei eine Wolkenmaschine, eine riesengroße Wolkenmaschine. Er meinte, die himmelhohen Schornsteine blasen alle Wolken in die Welt.

Nun aber kommt Bastian bald in die Schule. Jetzt weiß er, dass die Schornsteine zu einem Chemiewerk gehören. In diesem Riesenwerk gibt es eine Leimfabrik. Dort arbeiten Mama und Papa.

Aber Moment mal! Bastian setzt sein Schornsteinfernglas ab. Warum sollte er nicht schaffen, was Mama und Papa können?

Er wird sich seinen Leim selbst herstellen, jawohl! Mit dem selbstgemachten Leim kann er das Schiffsmodell fertigbasteln, und die Eltern werden staunen.

Auf zur Leimfabrik!

Flugs schleicht Bastian aus dem Kinderzimmer. Leise schließt er die Wohnungstür.

Oma Klebmann und die Schwalben