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Erich Blum

Venus – Hotel der Sinnlichkeit

Erotischer Kurzroman

 

ISBN 978-3-96521-196-4 (E-Book)

 

Umschlaggestaltung: Ernst Franta

 

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Bad Venus

„Hallo und herzlich willkommen, waren Sie schon einmal hier?“

„Nein, bisher nicht.“

„Aber Sie wissen, was Sie erwartet?“

„Ja, das schon – ungefähr …“

„Machen Sie sich keine Sorgen, Bad Venus hält für jeden etwas bereit und es besteht überhaupt kein Zwang, irgendetwas zu tun. Tun Sie einfach, worauf Sie auch Lust haben. Wissen Sie denn schon, wie lange Sie bleiben möchten?“

„Ja. Ich habe einen Gutschein für einen Tag und eine Nacht. Moment.“

Ich überreichte der Dame den Zettel und sie tippte etwas in ihren Computer. Über ihr hing ein Gemälde, das farblich so gut zu ihrer Kleidung passte, dass ich mich fragte, ob das absichtlich so war.

„Gut, Ihr Gepäck können Sie stehen lassen, wir werden es auf Ihr Zimmer bringen. Hier ist Ihr Chip, der ist für Zimmer und Schließfach, hier sind Bademantel und das Handtuch. Die Umkleidekabinen befinden sich im Korridor hinten rechts.“

„Ok, danke.“

„Haben Sie noch Fragen?“

„Nein, ich glaube nicht.“

„Dann wünsche ich einen schönen Aufenthalt!“ Die Dame an der Rezeption lächelte freundlich und nickte zum Abschied. Ich ging den Korridor runter. Ich war immer noch nervös, obwohl mich die Frau etwas beruhigt hatte. Sie machte einen seriösen Eindruck. Überhaupt wirkte alles hier sehr gepflegt und schick. Fast wie in einem ganz normalen Hotel.

„Oh Hallo!“

Ich erschrak, als ich die Türe öffnete und eine nackte Frau vor mir stand. (Natürlich ist es eine Umkleidekabine, ich weiß).

Sie kam strahlend auf mich zu und gab mir die Hand. Sie hatte kurze blonde Locken, eine Stupsnase und ein bisschen schiefe Zähne. Ein wenig sicher nur, aber doch erkennbar.

„Hallo, ich bin Anna!“, stellte sie sich vor. „Bist du heute zum ersten Mal hier?“

Ich seufzte: „Ist das so offensichtlich?“

„Ja schon“, sie kicherte, „aber mach dir nix draus, echt. Ich erkenn‘ alle Neuen. Und mich haben sie auch sofort erkannt, als ich zum ersten Mal hier war. Ist eben doch sehr … ungewöhnlich hier, man weiß nicht recht, was einen erwartet. Hab ich recht? Aber du wirst es nicht bereuen! Sicher nicht bereuen! Glaub mir, ohhh, nein nein nein!“

Sie schüttelte so heftig den Kopf, dass ihre blonden Strähnen durcheinanderflogen. Danach schien sie noch einen Tick fröhlicher.

„Wie heißt du?“, fragte sie.

„Ich bin Elisabeth. Berger.“ Das Berger kam ein wenig verspätet und es wirkte fehl am Platz.

„Elisabeth! Schön! Schöner Name. Irgendwie ungewöhnlich? Du bist nicht aus der Gegend oder? Ich bin heute deine Erstlingsbegleitung!“ Sie kam etwas näher und hob die Hand neben den Mund. „Das ist ein Brauch bei uns, weißt du, dass man die Neuen an die Hand nimmt, damit sie sich wohler fühlen.“

„Ok“, sagte ich vorsichtig und wich ein Stückchen zurück, denn sie war sehr nahe herangekommen. „Ja, finde ich gut“, sagte ich, „finde ich gut.“ Sie antwortete nicht darauf, sondern sah mich nur mit großen Augen an. Mir wurde das unangenehm.

„OK! Haha! Dann ziehe ich mich mal um“, lachte ich verlegen. Ich öffnete das Schließfach und zog mich unbeholfen um. Ich hatte das Gefühl, dass sie mich beobachtet, aber ich traute mich auch nicht zu gucken, ob sie es tatsächlich tat. Ich brauchte eine halbe Ewigkeit. Als ich endlich fertig war, stopfte ich die Klamotten in das Schließfach und ging mit ihr in die Lounge.

Die Lounge, das war ein großer, heller Raum mit gläserner Kuppel und einem runden Swimmingpool. Links befanden sich Liegeflächen und im hinteren Bereich eine Bar. Die Wände waren aus Sandstein und mit Mosaiken verziert, der Boden war beheizt. Das muss der schönste Puff der Welt sein, dachte ich.

„Also ich würde sagen, wir fangen mit der Massage an oder?“, meinte Anna und rieb sich die Hände, „dann bist du richtig schön entspannt und fühlst dich wohl! Du kannst wählen zwischen Ayurveda, Holi Holi (das ist Hawaiianisch) und der klassischen Tantra-Massage. Ich würde dir frei raus die Tantra empfehlen.“

Ich zuckte innerlich bei dem Wort Tantra, denn ich hatte zwar nur eine vage Vorstellung davon, was Tantra war, aber genug um zu wissen, dass dort auch der Intimbereich massiert wurde. Ich war gerade erst angekommen und ich fand das ein wenig viel für den Anfang. Aber trotzdem: Ich wollte nicht prüde wirken und deshalb sagte ich einfach ja.

„Ja, Tantra klingt gut“, sagte ich und tat gelassen.

Der Masseur hieß Jivan und kam aus Indien. Er war ein kleiner, drahtiger Mann mit buschigem Schnurrbart und großen freundlichen Augen. Er trug ein traditionelles rotes Gewand, redete undeutlich und kicherte auffallend oft. Alles in allem war er einer jener Menschen, denen man sofort vertraut, ohne dass man einen besonderen Grund dafür hat.

Er nahm meinen Mantel und bat mich auf die Massagebank. Er goss warmes Öl auf meinen Rücken, kicherte und verteilte es mit sanften Bewegungen. Er begann mit dem Rücken, den er mit kräftigen Zügen massierte. Er ging über zum Nacken, zu den Schultern und über die Arme zu den Händen. Auch die massierte er ausführlich, ebenso wie meinen Hintern, die Beine und die Füße.

Dann bat er mich, mich umzudrehen und obwohl ich dadurch nackt und offen vor ihm lag, tat ich es, ohne viel darüber nachzudenken. Er massierte zart das Gesicht, den Oberkörper und die Brüste. Zu diesem Zeitpunkt war ich schon so entspannt, dass es mich kaum noch störte. Auch nicht, als er wenig später den Intimbereich massierte. Seine Hände waren warm und wohltuend und als er mich mit sanften Zügen streichelte und massierte, da spürte ich ein langsam anschwellendes Wohlgefühl, das sich ausbreitete und schließlich meinen ganzen Körper erfasste. Ich hatte einen wundervollen Orgasmus.

Danach fühlte sich mein Körper großartig an. Alles war entspannt, warm und leicht. Es war, als hätte ich ein kleines Feuer im Innern, das mich wohltuend erwärmte. Überall kribbelte es und ich hatte wohlige Schauer, sodass ich mich genüsslich recken und strecken wollte. Ich legte mich nach draußen in einen der Ruhesessel. Ich schloss die Augen und ich döste mich hin.

Es war Jahre her, seit ich mich so wohl gefühlt hatte … Ich wünschte mir, es könnte immer so sein. Jivan ist ein echter Zauberer, seine Frau muss die glücklichste auf der Welt sein …

Bernd hätte so etwas nie gemacht … Er hätte mich ausgelacht, wenn ich das Wort Tantra nur erwähnt hätte. „Ohhh, bist du jetzt auch so eine Spirituelle oder was?“

So etwas in die Richtung hätte er gesagt. Er mochte keine „Spirituellen“. Die waren für ihn allesamt Spinner und Wichtigtuer. Dass so eine Massage einfach schön sein konnte, das wollte er nicht glauben.