Impressum

Karin Sorkalla

Eine leise Sehnsucht

 

ISBN 978-3-95655-976-1 (E–Book)

ISBN 978-3-95655-975-4 (Buch)

 

Gestaltung des Titelbildes: Ernst Franta

 

© 2019 EDITION digital

Pekrul & Sohn GbR

Godern

Alte Dorfstraße 2 b

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Die Landfrau – Meine Irrungen und Wirrungen

Sommer

Sommer 1943. Am 12. Juli war Vaters Heimaturlaub zu Ende gegangen. Drei Wochen später kam die Nachricht: Vermisst.

Unser Zimmer im oberen Stock der Mühle im Tal hatte an drei Seiten je zwei Fenster. Trotzdem war es dunkel darin und abends rauschten die Bäume mächtig im Tal. Die Abendluft wehte ins Zimmer, denn alle Fenster standen offen und Mutter stand einmal an diesem und einmal an jenem, als erwarte sie jemanden, der zu kommen versprochen hatte und doch nie kam.

Und so ging der Sommer vorbei, manchmal lag ich nachts wach in meinem Bett, die kühle Luft strich über uns hin, aber wir blieben allein.

Dann kam der Herbst. Nach dem Rascheln der Blätter unter den Füßen folgte die erstickende Kälte, wenn der Nebel das Tal überzog. Winter kam und Frühling und der nächste Sommer ging vorbei und der übernächste auch.

Manchmal, wenn ich nachts wach wurde, weil das Talglicht noch brannte, sahen Füße unter Vaters Deckbett hervor. Mutters Füße sah ich nie daneben. Sie stand auch dann noch am Fenster, ruhelos und still, die Hand an den Mund gepresst, und sie sah sehr klein aus und sehr zart.

Mutter berührte mich nie. Ich weiß nicht, ob sie weiche Hände hatte oder wie ihr Haar roch, wenn sie es morgens mit gesenktem Kopf schüttelte, ehe sie es unter ihr dunkles Kopftuch schob.

Immer lagen meine Sachen sauber neben meinem Bett. Ich trottete hinter ihr her den Berg hinauf zum Gut. Die alte Bäuerin hielt mir das Schnittenpaket entgegen und sagte: „Na, nu komm, kleene Putte.“

Und da rannte ich was ich konnte und stürzte mich in ihre warmen langen Röcke, die nach Pferd, nach Milch und Kuhstall rochen, nach allem Guten dieser Welt …

Die alte Dame

Das, was an jenem Sommertag zwischen der alten Dame und uns Mädchen passierte, habe ich nur einmal erzählt, meiner Großmutter. Sie bestrafte mich auf ihre Art.

Dabei habe ich selbst eigentlich gar nichts Schlimmes getan, aber es kommt nämlich auch mal vor, dass man bestraft wird, weil man etwas unterlassen hat …

Damals waren die Dörfer rund um das maßlos zerstörte Dresden im Sommer leer: Erntezeit 1946.

Bei den kleinen Bauern wurde das Getreide noch mit der Sense gehauen. Sie bekam dafür einen „Schwadflügel“ aus Holz, da lagen nach dem Schnitt die Halme in Reihe und es fiel den Frauen leichter, sie mit der Sichel aufzunehmen, in Garben zu legen, geschickt aus den Halmen ein Band zu winden, in der Mitte geknotet, und die Garben damit zu binden.

Wir Kinder nahmen die Garben auf und trugen sie zu Puppen zusammen.

Die Mittelbauern hatten Mähmaschinen, die zumindest das Hauen erleichterten. Der Mähbinder schließlich übernahm auch das Binden der Garben. Damals aber war das Bindegarn rar und vor allem nicht haltbar. Es war aus Papier gemacht, und wenn es geregnet hatte und das Getreide vollgesogen und schwer war, dann riss das Garn und die Halme fielen lose herab, deshalb gingen wir hinter den Mähbindern her, um aus dem Nichtgebundenen auch Garben zu machen.

 

Die Städter, die in Scharen in die südlichen Hänge heraufkamen, weil sie Hunger hatten, wussten das. Sie wussten, die Hoftore waren verschlossen, die Hunde losgemacht und scharf, Gänse, Enten und Hühner eingesperrt, die Gärten durch die alte, von breitem Brombeergestrüpp überwucherte Dorfmauer geschützt.

Nur Schwalben und Tauben, die waren da.

Aber mit denen konnte man keine Geschäfte machen, die Schwalben waren zu geschwätzig und klein, die Tauben zu weit oben auf dem Dach, bei uns sogar auf dem Turmuhrdach, da saßen sie in der Sonne, die Flügel blitzten vor Weiße, die Köpfchen verschwanden im Gefieder.

Die Städter wussten das alles, sie hatten jede Menge trübe Erfahrungen gemacht. An solchen Tagen standen sie an den Feldrainen, lange Schürzen vor dem Bauch, an einer Seite hochgebunden, und warteten, bis das Feld abgeerntet war und zum Ährenlesen freigegeben wurde.

Dass die alte Dame trotzdem kam, zeigte schon, sie kannte sich nicht aus.

An diesem Tag saßen wir Mädchen weit oben über der Straße am Hang. Warum wir diesmal nicht auf den Feldern waren, und beim Hauen und Garbenbinden halfen? Wir warteten auf die Läusekontrolle.

Der Kinderarzt aus Leubnitz, den wir alle mochten, weil er mit einer niedlichen Einmannkutsche, von zwei Ponys gezogen, den Berg heraufgaloppiert kam und in grünes Papier eingewickeltes Schwarzes verteilte, das scharf, aber auch süß schmeckte, er nannte das Bonbons, hatte sich angekündigt.

Meistens kam er, um uns zu impfen, aber das verziehen wir ihm, nur das mit den Läusen, das war eine andere Sache. Das konnte Folgen haben wie Zöpfe abschneiden oder Kopfwaschen mit Petroleum. Und ehe Zöpfe gewachsen sind? Wir waren aufgeregt …

Wir probierten, wie weit Kornäpfel-Griebsche fliegen können. Sie flogen weit und weiter. Schließlich erreichten die Weitesten die Straße … und da sahen wir sie.

Das einzige nicht Besondere an ihr war, dass sie übermäßig dünn war, denn das waren aus unserer Erfahrung alle Städter.

Ihr schwarzer Florentiner Strohhut, ein Hut mit einer breiten geschwungenen Krempe, mit Stoffblumen und Pappmaschee-Kirschen geschmückt, war ihr tief in die Stirn gerutscht, nur die zittrig nachgezogenen Augenbrauen waren noch da, die scharfe Nase weiß vor Puder, die Wangen bildeten rosa Kuhlen, das Kinn stand eckig nach vorn unter tiefrotem verwischtem Lippenstift, der Hals braunfleckig und beinahe so dünn, wie das Stück Unterarm, das runzlig zwischen viel zu weitem rotem Samtkleidärmel und schwarzem Spitzenhandschuhrand hervorstach, wenn sie den weißen Sonnenschirm mit der silbernen Spitze anhob und schwankend wieder auf die Straße stieß. Ein Porzellananhänger an einem dünnen Goldkettchen hing ihr fast bis zum Gürtel des schlapprigen weiten Kleides herab und baumelte bei jedem Schritt hin und her.

Das Kleid war lang, kaum dass die blassrosa Strümpfe über den knöchelhohen, mit lackglänzenden Knöpfen geschlossenen Schuhe zu sehen waren. Es schwang, obwohl es glatt geschnitten war, wie ein Glockenrock um ihre wadenlosen Beine auf und ab.

An ihrem linken Arm, mit dem sie ihren Strohhut immer wieder nach oben schob, hing eine Handtasche aus kleinen Silberkettchen. Eine andere Tasche hatte sie nicht.

Die alte Dame kam sehr gerade die in der prallen Sonne liegende Straße herauf, blieb oft schwer atmend stehen und tupfte sich mit einem zierlichen Spitzentüchlein Schweiß und Schminke aus dem Gesicht.

Manchmal schwankte sie und stocherte zittrig mit dem Sonnenschirm nach einem Halt.

 

Am Straßenrand standen Apfelbäume. Die Früchte waren noch klein und grün. Wir sahen plötzlich verblüfft, wie sie unschlüssig und doch mit einer nicht zu ihr passenden Gier in den Blättern hangelte und mit ihren schwarzen Spitzenhandschuhen nach den unreifen Äpfeln langte. Sie verhedderte sich mit der Silberkettchentasche in den Zweigen, ließ die Äste fahren und klammerte sich an den Stamm. Sie versuchte es noch einmal.

Und da sagte Giesel: „Die Alte klaut ja!“

Langsam stand einer nach dem anderen auf. Alle schwiegen, aber wir gingen Schritt für Schritt auf sie zu … Wir starrten sie an und rückten stumm und verbissen vor.

Wieder hangelte sie nach einem anderen Ast und den grünen Äpfeln, und plötzlich sah sie uns. Sie ließ die Arme herab. Das Spitzentüchlein fiel in den Sand.

„Kinder“, sagte sie ein bisschen schwach, „Kinder …“

Ihre Augen wurden groß, der Mund öffnete sich. Dann ging sie einen Schritt zurück. Noch einen. Der Sonnenschirm schwankte, die Metallspitze blitzte.

Wir folgten ihr. Sie drehte sich halb, vielleicht zu schnell für sie, für uns in Zeitlupe. Die Sonnenschirmspitze blieb am Täschchen hängen, es zerriss, zwei Äpfel fielen heraus, dann fiel die Tasche selbst, Giesel trat darauf, es knirschte fein, ein langer dunkler Ton kam von der Frau. Sie machte einen Schritt, in halber Drehung, dann stolperte sie nach vorn, der Hut fiel und rollte bergab, die Frau erreichte mit schwarzen Fingerspitzen den nächsten Baum und sank fast senkrecht daran herab.

Die Mädchen fielen über sie her.

Ich stand da und trat mit dem einen nackten Fuß auf den anderen nackten Fuß und bohrte mit den Zehen im Sand.

 

„Und wenn ich das gewesen wäre?“, sagte meine Großmutter später, und ich bekam ihre erste und einzige und schlimmste Ohrfeige, die sie jemals ausgeteilt hat.

Ich habe ihr aber noch nicht einmal das Schlimmste erzählt:

Es war ein kleiner Junge bei der Dame. „Tante Hede“, sagte er, kauerte sich neben sie und zog sie am Ärmel, „Tante Hede, Haro will nicht schlafen … Haro hat Hunger …“

 

Und er suchte eifrig nach den zertretenen Apfelstücken mit seinen kleinen dünnen Fingerchen im Sand.

Die Puppe

So ist das mit Erinnerungen, auch fremde haben den Reiz, dass man sich an Eigenes erinnert.

Bei einer Lesung erzählte die Autorin von ihrer Puppe, und wie sie geweint hatte, als diese ihre Fähigkeit, mit den Augen zu blinkern, verloren hatte.

 

Ich bin in einem Bauernhof aufgewachsen, meine Mutter war dort als Pflichtjahrmädel 1939 aufgenommen worden. Sie war nicht glücklich darüber, denn sie kam aus einer kinderreichen Familie und aus einer Gegend mit ebenem, sandigem Land zwischen Wiesen, Feldern und Wald, da gab es vor allem keine Berge, und noch weniger den Blick in das Elbtal hinein mit der riesigen Stadt mitten drin.

Als sie die Stadt durchquert hatte und in das südliche Bergische hinaufstieg, hatte sie plötzlich einen noch höheren Bergzug vor sich, an dem mittig das winzige Dorf wie eine uneinnehmbare Festung seine dunklen Sandsteinmauern ihr entgegen hielt. Wie eine Zwingburg, sagte sie später …

Nichts wie weg, dachte sie. Aber dieses Nichtswieweg ging nach einiger Zeit über in ein Liebesverhältnis zu meinem Vater, dem Knecht, und in ein Hierbleibich.

Und deshalb gab es mich dann. Aber nicht für meine Mutter und nicht für meinen Vater, der Vater blieb im Krieg vermisst, die Mutter hatte schwer zu arbeiten und das Kind blieb in der Obhut der Bauersfrau.

Nach einer gewissen Zeit gelangte ich dann vor das große Hoftor und lernte die anderen Kinder auf der Straße kennen. Ja, wir waren echte Straßenkinder, es war ein klitzekleines Straßendorf mit ganzen 18 Bauerngehöften. Und alle Kinder fanden sich immer irgendwo zwischen Höfen, Ställen, Scheunen oder in den Küchen wieder. Und natürlich hatten die Bauernmädchen Puppen.

Tatsächlich, sie hatten Puppen, ja sogar Puppenwagen und Puppenwiegen.

Ich nicht.

Und so kam es, dass ich nachts, wenn der Mond auf mein Bett schien, das auch das Bett meiner Mutter war, denn ein zweites stand ihr als Magd gar nicht zu, anfing, mir vom Mond eine Puppe zu wünschen.

Eine Puppe! Für mich anscheinend der Inbegriff von etwas Eigenem, das nur mir gehören würde.

Als dann das Weihnachtsfest kam, war ich überzeugt, dass mein Mondgebet schon das Seine getan hatte und ich selig eine Puppe in den Arm nehmen würde …

Einen Weihnachtsbaum gab es in der Gesindestube nicht, aber in einer Ecke hatte die Bäuerin die Geschenke platziert. Und da stand eine schöne und bunt bemalte Wiege und in der Wiege … oh nein, keine Puppe: ein Holzpferd mit angeklebter Mähne und Schweif aus gelber Wolle.

 

Die Wiege übrigens, die hat noch einigen Kindergenerationen, von den eigenen und den Verwandten und sogar Nachbarn und Freunden, jahrzehntelang riesigen Spaß gemacht.

Das Holzpferd wurde still und leise und heimlich irgendwann entsorgt …

Als ich meinen ersten Sohn bekam, hab ich das bereut …

Aufbruch

Ich bin in eine dreistufige Dorfschule gegangen, die erste und zweite Klasse wurden nachmittags im unteren Schulraum unterrichtet, die dritte, vierte und fünfte vormittags ebenfalls unten und die sechste, siebente und achte im oberen Schulraum, neben dem sich die Wohnung unseres Schuldirektors, Herr Oberlehrer Friedrich, befand.

Als ich in die Schule kam, muss ich, aus erklärbaren Gründen, schon eine gewisse Kraut- und Rübenbildung besessen haben, denn ich lebte ja in einem Dorf, das aus 18 Bauernhöfen bestand und in dem ungefähr 15 Kinder aller Altersgruppen tagsüber sich mehr oder weniger selbst überlassen waren. Die älteren Mädchen spielten mit uns Kleineren Schule, oft auf sehr strenge Art, die größeren Jungen durchstreiften Scheunen, Schuppen und Keller, und dann waren ja noch die Kühe, Schafe und Gänse zu hüten.

Also schreiben und lesen konnte ich schon mal und wie viele Gänse es von 15 sein mussten, wenn zu Weihnachten sieben geschlachtet worden waren, kein Problem. Die ersten beiden Schuljahre waren „Herrenjahre“ für mich, wie man so sagt, und dann kam ich in die dritte Klasse, und da passierte es.

Während die Fensterreihe, also ich im dritten Schuljahr, die Aufgabe erhielt, ein Bild zu malen, ich stellte übrigens schnell fest, dass das nicht meine starke Seite war, wurde in der fünften Klasse, Sitzreihe an der Wand, das „Nibelungenlied“ erzählt.

Und jetzt brach sie über mich herein: Die Literatur.

Auf einmal wurde ich in „die Welt gesetzt“, Himmel, Erde, Flüsse und Meer, Länder und Städte, Schlösser und Kirchen, merkwürdige Tiere, einschließlich Drachen, und Menschen aller Art traten auf die Bühne. Da gab es wunderbare Frauen, stattliche Männer, Könige und Knappen, Waffenschmiede und Priester.

Ich frage mich natürlich heute, was ausgerechnet das „Nibelungenlied“ auf dem Lehrplan der fünften Klasse zu suchen hatte. Nun ja, Oberlehrer Friedrich war kein Neulehrer, ich nehme mal an, dass er schon in der Weimarer Republik und auch später unter Hitler Dorfschullehrer gewesen war und das „Nibelungenlied“ zu seiner eigenen „humanistischen“ Schulbildung gehört hatte. Das heroische Menschenbild mit den starken Recken, Gefolgschaftstreue neben Verrat, der gesühnt werden musste, die edlen Frauen usw. war für ihn die Möglichkeit, der Sittenverwilderung in den Jahren des Krieges und der Nachkriegszeit einen Moralkodex entgegenzustellen. Es gab für ihn noch kein „neues Menschenbild“ und noch keine „neuen Leit- und Vorbilder“.

Aber das sei mal dahingestellt. Ich jedenfalls begann nun zu begreifen, dass die Welt nicht nur aus unseren fünf Dörfern bestand, deren Kinder in unsere Schule gingen, sondern riesig und sehr vielfältiger Natur sein musste und dass sie darüber hinaus von den merkwürdigsten Lebewesen bevölkert war. Aber es gab noch etwas viel Interessanteres: Gut und Böse, Liebe und Hass, und so etwas Hinterhältiges wie Verrat, und vor allem Rache.

Ja, und auch längst vergangene Zeiten, und wenn es die gab, dann musste es zwangsläufig auch eine zukünftige Zeit geben, womöglich eine, in der ich nicht mehr existent sein würde, was ja zwar undenkbar war … aber immerhin …

 

Wenn ich nachts wach lag in dem Bett, in das meine Mutter nach dem letzten Kühemelken auch schlüpfte, denn ein zweites Bett stand ihr als Magd ja nicht zu, und der Mond gerade mal Wache über mir hielt, dann stellte ich mir diese ganze sagenhafte Szenerie vor, diese wunderbar farbig gekleideten Frauen mit goldenen Kronen, die riesigen Recken in eisernen Rüstungen mit blinkenden Schwertern an der Seite, auch den Drachen natürlich und wie aus seinem Leibe so eine Soße quoll, in der man sich baden konnte. Meine Visionen gingen grausame Wege …

 

Der Herr Oberlehrer Friedrich muss einen guten Blick für seine Schüler und ihre Gedankenspiele gehabt haben, denn an dem Tag, an dem die fünfte Klasse ihre Aufsätze vorlegen musste, rief er mich auf und verlangte, dass ich den Aufsatz von Brigitte Müller laut lesen solle. Ich stürzte mich wollüstig auf deren Heft. Mitten drin wurde ich ernüchtert: Also was diese Brigitte Müller da geschrieben hatte, war einfach lächerlich, und ich begann mich für das, was ich lesen musste, zu schämen. Und so kam es zu meiner Laufbahn als Geschichtenerfinderin: Während ich so tat, als würde ich vorlesen, erzählte ich meine eigene Version zur äußersten Zufriedenheit von Oberlehrer Friedrich.

Aber dann entschlüpfte mir ein merkwürdiger Satz und damit hatte ich der Brigitte Müller einen Schlag versetzt und ihr eine fünf eingebracht: Der König Etzel ist eine Nuss!

Wieso war Etzel für mich eine Nuss? Ja, hin und wieder sagte meine Mutter zum Knecht Mateo, der für mich der Inbegriff eines akzeptablen Mannes war, „He, du Nuss!“. Und das muss es wohl gewesen sein, denn in den Mondnächten hatte sich mir alsbald eine Lichtgestalt zu erkennen gegeben: König Etzel, meine Nuss!

Auch heute noch grüble ich darüber nach, was wohl der Herr Oberlehrer Friedrich für Worte oder Gedanken gebraucht hat, um mich auf Etzels Spur zu bringen. Irgendeinen Anlass muss es doch gegeben haben. Wieso ließ mich der hehre Siegfried kalt? Ich bin noch keinem Mädchen begegnet, das nicht beim Gedanken an Siegfried schwach geworden und vor Trauer dahingeschmolzen wäre.

 

Also mit Etzel bin ich sozusagen in das Weltgeschehen eingestiegen, und was das aber nun mit dem Frühling zutun haben soll, werden Sie fragen.

Das ist eigentlich ganz einfach: Es war um die Osterzeit vor 70 Jahren und ich war neun. Ringsherum gluckste und plätscherte das Tauwasser zu Tal, die Buschwindröschen übersäten die Wiesen bis hinunter in den Grund und an den trockeneren Wegrändern in die schneefreien Felder hinaus zeigten sich die ersten Veilchen. Und so wie es um mich herum zu blühen und zu sprießen begann, so begann auch in mir dieses erste Erschrecken aufzubrechen, das man Sehnsucht nennt und das einen überflutet, wie die reißenden Gebirgsbäche die grünenden Gründe hinunter in die Flüsse im Tal.

Gerade war ich dabei, mir diese fantastische Welt zu erobern, da kam doch dieser Herr Oberlehrer wie der griesgrämige zurückgekehrte Winter selbst und verlangte von uns, die Malfolgen von 1 bis 10 zu erlernen.

Was für ein Schnee in die Frühjahrsblut…

Wie ich zur ABF gekommen bin

Es muss der flippige Berliner gewesen sein, der Marquard, der mich mit dem LKW der LPG „Freundschaft“ Golberode vom Lehrlingswohnheim in Altroßthal zu meiner neuen Arbeitsstelle gebracht hat. Neben seiner unglaublich nonchalanten Aussprache war es die angerauchte Zigarette, die an seiner Unterlippe hing: Ich war fasziniert.

„Du bist doch ein Landarbeiterkind“, sagte er, „also wirst du in die Partei eintreten, in die SED natürlich, denn in der DBD sind die Bauernkinder, und zu denen passt du nicht …“

Da war natürlich etwas Wahres dran, ich kannte die Bauernsöhne vom Sommergut in Gaustritz, für die war ich weit unter ihrem „Niveau“, ich war, man konnte es drehen wie man wollte, die Tochter einer Magd.

Das Problem war nur: Ich war bei den Zeugen Jehovas gewesen und nicht bei den Jungen Pionieren und auch nicht in der FDJ. Zur Oberschule hatte ich sowieso nicht gewollt, aber gerne wäre ich zur Arbeiter- und Bauern-Fakultät gegangen, aber eine Delegierung dahin war mir von meiner Lehrausbildungsstätte wegen der FDJ-Geschichte verwehrt worden.

Sicher liegt der Schluss nahe, dass ich nun sehr überlegt in die SED eintrat: Ich wollte studieren. Ehrlicherweise muss ich aber sagen: Das war nicht der Grund, es war der tolle Typ. Heute würde ich sagen: der war so „cool“.

Es dauerte nicht lange und die Leute der LPG, ein bunt zusammengesetztes Völkchen von Bauern, Landarbeitern, Arbeitern und Handwerkern aller Altersgruppen, wurden meine Familie. Vielleicht finde ich einmal die Zeit, so darüber zu schreiben, dass man versteht, warum diese Jahre in Golberode für mich immer noch der Inbegriff des demokratischsten Zusammenlebens einer Gemeinschaft sind. Ich fühlte mich geborgen, gefördert und anerkannt als das, was ich war: jung, unbekümmert und einfach im Aufbruch zu etwas, was ich noch nicht deuten konnte. Bei aller Schwerstarbeit, die auch von mir verlangt wurde, das Leben war einfach schön.

Ich trat nun in die SED ein. Vielleicht war ich durch meine Jahre bei den Zeugen Jehovas zu einem Leben in einer Gemeinschaft geprägt worden. Dort war ich sang- und klanglos einfach fort geblieben. Ein „höheres Wesen“ hatte keine Bedeutung mehr für mich. Es trat etwas anderes an diese Stelle, die unbedingte Überzeugung, alles Übel in der Welt hat, vereinfacht gesagt, seine Ursache im Privateigentum an Produktionsmitteln. Das zumindest meinte der „coole Typ“, und ich „glaubte“ ihm.

Nachdem ich mich durch alle Bereiche der LPG hindurchgearbeitet hatte, vier Wochen Hühnerstall mit Frau Jakob in Gaustritz zum Beispiel, vier Wochen Schafstall oben in Babisnau, Ferkelaufzucht auch wieder in Gaustritz bei Frau Wagner, Arbeiten im Feldbau mit der Frauenbrigade und schließlich und endlich Arbeiten im Kuhstall, kam ich dann von dort gar nicht mehr weg, weil es einfach schwierig war, Freiwillige für den Kuhstall zu finden. Ich hatte Mühe, das Melken zu erlernen. Gelernt hab ich es schließlich, und Spaß hat es auch gemacht. Es gab nur ein großes Problem, ich war kein Frühaufsteher. Morgens halb drei aufstehen zu müssen, dass war Horror. Und davon, dass ich mich daran gewöhnen würde, wie die „ollen Omas“ aus der Frauenbrigade mir versicherten, konnte bei mir nicht die Rede sein.

Langer Rede kurzer Sinn: Ich erhielt die Delegierung an die ABF und wurde zur Aufnahmeprüfung zugelassen. Neben allem anderen mussten wir einen Aufsatz schreiben, man wollte von uns wissen, weshalb wir uns um das Studium beworben hatten. Und da lautete mein erster Satz: „Ich möchte endlich ausschlafen können!“

Im persönlichen Gespräch sagte mir dann der Dr. Klaus: Nur studieren wollen, um auszuschlafen, also so was könne man natürlich nicht akzeptieren …

Ich wurde trotzdem genommen. Am 1. September 1959 zog ich in die Webergasse in Dresden ein, meine Studiengruppe war die AM 9.

Blaue Maus im Regen

Es war November und es nieselte und ein scharfer kalter Wind zog dahin über das abgeerntete Kartoffelfeld oben auf dem Zuggiebel.

Dem Agronom war eingefallen, er könnte doch die zehn Frauen aus dem Feldbau zum Kartoffelstoppeln da hinaufschicken, irgendwie musste er sie ja sowieso beschäftigen und die Ausbeute käme dem Futtermeister im Schweinestall gerade recht.

Also stiegen wir auf den Brettwagen, missmutig zwar, aber immerhin fuhren wir mit Heinzens Pferdegespann, und der war so ein Gernegroß, dass ich richtig fühlte, wie einigen der Frauen der Kamm schwoll, als er mit dem Kalauer vom „mit alten Weibern vollgeladenem Wagen“ anfing.

„Oho“, wies ihn auch gleich die Emma zurecht, „besser warme alte Weiber im Bett, als dein eisiges Ziegelgestein, das nur die rote Farbe zusammenhält.“

Heinz hatte nämlich letztens beim Erntefest ein Fräulein aus der Stadt mitgebracht. Der Schlagabtausch ging hin und her und die Fahrt wurde schon ganz lustig, obwohl wir, oben angekommen, schon ziemlich durchnässt waren und der kalte Wind uns durch alle Glieder fuhr. In Sechserreihe zogen wir nun über das Feld und lasen die von der Kartoffelkombine übriggebliebenen Kartoffeln in unsere Körbe, die der Heinz dann auf den Wagen entleerte.

Um uns warm zu halten, erzählten die Frauen eine nach der anderen witzige Erlebnisse, die meistens mit Männern und deren Dummheiten zu tun hatten, und natürlich auch immer einen Stachel für Heinz enthielten. Der blieb uns nichts schuldig und so wurde es ziemlich laut und lustig und plötzlich fiel der Emma ein, dass wir eine „Blaue Maus“ brauchen könnten. Ich hatte keine Ahnung, was eine blaue Maus sein sollte.

„Da brauchst du nur etwas Geld locker zu machen, dann holt der Heinz uns eine“, sagte die Emma und lachte. Der Heinz lachte auch und die anderen Frauen stimmten ein.

Ich war noch nicht sehr lange auf der LPG. Ich hatte in Altroßthal Acker- und Pflanzenbau gelernt, war mittendrin an Hepatitis erkrankt, damals ging das gerade epidemisch herum, und hatte ein halbes Jahr im Krankenhaus verbracht, in der Isolierbaracke. Danach verlangte man, dass ich das letzte Lehrjahr nachholen sollte und nun war ich frischgebackener Landwirt mit Facharbeiterbrief. Und außerdem war ich gerade 18 geworden, und das wussten die Frauen ganz genau.

Nicht weit von diesem grausigen Kartoffelfeld, an der Straßenkreuzung zwischen alter Poststraße nach Possendorf und der Straße nach Kreischa, stand die Hornschänke. Im 19. Jahrhundert war sie als Versorgungsgaststätte für die Bergarbeiter der neu erschlossenen Kohlengrube erbaut wurden. Die Kohlengrube war wenig später wegen zu geringer Ausbeute und unvorhergesehenem Wassereinbruch geschlossen worden, die Gaststätte war geblieben, inzwischen bekannt als Ausflugsort . Auch wegen der Hausherrin, der Trudel. Aber über Trudel muss ich mich später mal auslassen, das führt hier zu weit ab.

Dorthin machte sich nun also der Heinz auf den Weg, mit meinem Geld in der Hosentasche.

Die Frauen kicherten und ich war gespannt. Die „Blaue Maus“ entpuppte sich als zwei Flaschen à la 0,75 Liter „Kakao-mit-Nuss-Likör“. Und die gingen nun mehrmals reihum. Uns wurde merklich warm und das Kichern uferte in wildes Lachen aus.

Als die letzten Tropfen ausgepietscht waren, blieben wir nicht lange ratlos, die Frau Klette nämlich war wenige Tage vorher als Mitglied in die LPG aufgenommen worden. Sie war eine Umsiedlersfrau, die beim Bauern Pietzsch – im Dorf als Papa Pietzsch bekannt – Magd gewesen und nun mit dem Pietzschgut in die LPG gekommen war.

Frau Klette zauderte nicht lange, sie kramte in ihrer tiefen Schürzentasche und der Heinz machte sich noch einmal auf den Weg. Diesmal waren es zwei Flaschen Johannisbeerlikör.

Nach einer Weile mischte sich in das fröhliche Gelächter ein etwas merkwürdiger Ton: Ein Motorrad näherte sich dem Zuggiebel. Es fuhr quer übers Feld auf uns zu. Unser Lachen verstummte abrupt, es war der LPG-Vorsitzende.

„Na, ihr fleißigen Lieschen“, sagte er beim Absteigen, „sicher seid ihr ordentlich durchgefroren, ihr Ärmsten, aber wisst ihr, ich hab euch was mitgebracht. Das wird euch schön anwärmen, denke ich …“ Und er hob seine Aktentasche aus dem Beiwagen und war sehr überrascht, als wir beim Anblick der Flasche Eierlikör in kreischendes Gegröhle ausbrachen. Eierlikör war nun wohl die Spitze. Wir hingen so lange an der Flasche vor Lachen, dass der Vorsitzende Mühe hatte, auch noch einen Schluck abzukriegen.

Natürlich ist es jetzt übertrieben, wenn auch noch der Agronom auf seinem Pferd mit einer sechsten Flasche angekommen wäre, aber, ob es glaubhaft ist oder nicht, genau das trat ein. Und es war Kirschlikör.

Neben dem Feld Richtung Straßenkurve befand sich eine ziemlich tiefe Kuhle mit einem steilen Grashang. In dieser Kuhle hatten bis spät in den Herbst hinein Kühe geweidet. Die Tante Anna, die meisten Älteren aus Golberode werden sie noch gekannt haben, war die erste, die zur Kuhle rannte, ihren knöchellangen Rock raffte, sich auf die Seite legte und mit angewinkelten Armen den steilen Hang hinunterrollte, so, wie sie es wohl vor mindestens sechzig Jahren in ihrer Kinderzeit getan hatte. Sie schrie dabei wie am Spieß und unten rollte sie genau in einige dieser Haufen, die die Kühe hinterlassen hatten. Das Rennen zum Hang und das Rollen mit Gebrüll nahm kein Ende, bevor nicht die letzte der Frauen unten in den Kuhfladen lag. Ich natürlich auch.

Der Heinz hat uns alle auf seinem Brettwagen nach Hause gefahren. Wenn wieder mal eine der Frauen ihn wegen seines städtischen rotbemalten Ziegelsteinfräuleins aufziehen wollte, dann konterte er prompt mit den Worten, dass ihm eine rotangemalte Junge immer noch lieber sei, als eine in Kuhfladen gewickelte Alte …

 

Dass es tatsächlich mal einen Whisky „Blaue Maus“ gegeben hat, habe ich erst kürzlich erfahren, mein Sohn bekam nämlich von einem Freund ein Buch über Whisky geschenkt und darin habe ich von einer westdeutschen Destille gelesen, die mit dieser Marke hier in Deutschland nach dem Kriege bekannt geworden ist …

Schneesturm

„Denn man tau“, sagte der Nordländer zu mir und „sattelte“ den Billewik, d. h. er legte zwei dicke Pferdedecken auf dessen Rücken und nahm drei Leibgurte, verband sie miteinander und machte sie dann mit den Decken um den Pferdebauch fest.

Ich hatte ein einziges Mal auf einem Pferderücken gesessen, als Zweijährige auf dem Bauernhof, davon gibt es ein Foto, sonst hätte ich es nicht geglaubt. Natürlich ist das für eine junge Frau, die gerade zum Viehzuchtbrigadier ernannt worden war, eine Blamage, nicht reiten zu können. Aber ich scherte mich nicht drum, für mich waren Pferde nichts als Freunde, die zum Rücken von Landmaschinen hin und wieder gut waren und ihnen deshalb noch eine Gnadenfrist in der LPG zustand.

Aber diesmal war es eine Notwendigkeit, mich auf dieses Pferd zu setzen, das auf alle Fälle genauso erstaunt geguckt haben wird, als es merkte, was hier vor sich ging. Die Straßen über den Zuggiebel hinunter nach Theisewitz waren unter Schneemassen begraben und die Färse dort wollte kalben, zur unrechten Zeit und in unrechter Lage, ich musste, komme was da wolle, „über den Berg.“ Im Normalfall bekamen wir sonst Hilfe aus der Nickener Garnison von den Sowjets, sie räumten die Straßen mit dem Panzer, aber solange konnte ich nicht warten. Natürlich wäre mir der Einsatz „über den Wolken“ lieber gewesen, aber dummerweise war auch der Agrarhubschrauber in seine Einzelteile zerlegt und wartete, frisch überholt, auf den Frühling.

Bei Schneesturm über einen Berg zu reiten, dessen Hangseite abwärts nicht nur tief zugeweht, sondern im Herbst geackert worden war, so dass der zahmste Gaul nicht wusste, wie ihm geschah und er mit seinen vier Beinen von unsichtbarer Furche zur nächsten unsichtbaren Furche stolperte und den unkundigen Reiter hin und her und auf und nieder mehr stürzen als nur schwanken ließ: ohoho, ich wünsche es niemandem…

 

Nach kurzer Zeit hing ich am Hals meines armen Freundes mehr tot als lebendig, denn der Sturm peitschte uns beiden ins Gesicht und auf die Vorderansicht und vernebelte jede Sicht. Außer dem Engelsingen vor Angst hörte ich nur dieses schreckliche Sturmesbrausen und klammerte mich noch fester an den Pferdehals, dass es erstaunlich war, dass dem die Puste nicht ausging …

Ich weiß nicht, wie lange wir unterwegs waren, irgendwann schleppte sich Billewik, mit seiner angstschlotternder Last wie zusammengewachsen, in den ersten besten Bauernhof von Theisewitz, wieherte herzzerreißend und stampfte so wackelnd hin und her, dass ich, mehr tot als lebendig, in die Arme des herbeigeeilten und verblüfften Bauern stürzte.

Am Ende wurde der Färse, dem Kälbchen, Billewik und mir geholfen und alle vier gingen wir in die LPG-Annalen ein, das Kälbchen als Zuwachs, die Färse als Kuh, Billewik als Held und ich mit Rippenfellentzündung ins Krankenhaus.

 

Übrigens, der Nordmann meinte später, es sei ein Wunder, dass ich nicht „taut gebliewen sei“. Versteht ihr das?

Wenn man es recht bedenkt, ist es aber tatsächlich eine Ritt „über den Wolken“ gewesen, und so bitte ich, dieses schneesturmgeprägte Reitererlebnis als Wettbewerbsbeitrag anzuerkennen …

Villa Thorwaldsen

Ende der fünfziger Jahre wohnte ich im Mädchenstudentenwohnheim in der Schillerstraße 12 in Dresden.

Die Villa Thorwaldsen lag in einem ansteigenden parkartigen Anwesen unterhalb des Ardenneschen Areals, und vom sogenannten Eulennest, einem viereckigen Turmzimmer mit einem großen runden Fenster, konnte man weit über das Elbtal und in die Stadt hinein- und drüben die Höhenzüge des Vorgebirges je nach Jahreszeit in den verschiedenen Farben vor den bläulichen Bergen in der Ferne sich darbieten sehen.

In der Villa Thorwaldsen befand sich ein großes Treppenhaus mit weißen Marmorstufen und einem polierten Holzgeländer bis hinauf in den zweiten Stock, über dem sich eine Kuppel aus matten Glas befand, durch die tagsüber ein weiches Licht fiel, in dem die seitlichen Gänge zu den Zimmern der Mädchen sich im Halbdunkel verloren und das schöne Holzpaneel an den Wänden wie Ebenholz schimmern ließ. Die weiß geflieste Küche, in der wir Mädchen unsere bescheidenen Abendessen selbst zubereiten konnten, war im Souterrain. Kam man die Treppe herauf und ins Erdgeschoss, ging es geradezu in den holzgetäfelten Musiksaal, der sich nach einem Wintergarten und seitlich zu einer großen Sommerterrasse öffnete. Wenn an den warmen Sommertagen die Sonne über die großblättrigen Bäume des Parks hinweg durch den Wintergarten in den Saal hineinfiel, lag alles in einem hellen grünen Licht, in dem die Schattenbilder der sich ständig in Bewegung befindenden Äste, Zweige und Blätter auf dem glänzenden Parkett ihr unruhiges Spiel trieben.

Ich liebte dieses Haus, ich liebte es noch mehr, als wir im letzten Jahr unserer ABF-Zeit zu dritt hinauf in das Eulennest ziehen durften. Wir fühlten uns wirklich wie in einem Nest, denn das Zimmer hatte nur dieses eine große runde Fenster nach der Elbe zu und eine schmale Tür zu einer engen Holztreppe, die wiederum durch eine unscheinbare Tür im zweiten Stock in das Treppenhaus hineinführte.

An den Wochenenden war ich häufig allein. Im ganzen Haus war dann Ruhe. Manchmal spielte eine Lehrerin, die zwei kleine Zimmer im rechten Flügel des Hauses bewohnte, im Musiksaal Klavier. Dann saß ich oben bei geöffneten Türen in unserem Zimmer am Fenster, sah hinunter auf das jenseitige Blasewitzer Elbufer mit den weiten Grasflächen und den in weitläufigen Gärten liegenden Villen, die sich am Käthe-Kollwitz-Ufer bis hinein nach Johannstadt aneinander reihten. Ich hörte das Klavierspiel durch das Treppenhaus hallen, manchmal hörte ich entferntes Türenschlagen, sanfte Geräusche im Haus, Ziehen, Streichen und das Aufrauschen und Abflauen des Windes in den Baumkronen, und ich ließ mich fallen in diese merkwürdige Einsamkeit, die durch die Zimmer und Gänge des Hauses wanderte, an Türen stieß, durch die Fenster flutete und voller nie gehörter Töne war.

Im Winter, wenn der Schnee abends still hernieder fiel und im Licht der Laternen im Park funkelte, wenn er die Zweige der Bäume bedeckte, die Geräusche der Autos erstickte und mit sanfter Gewalt über das ganze Elbtal hinwegzog und zum Gebirge zu wie in der Ferne verschwimmender Nebel dahinglitt, war die Stille im Haus oft so eindringlich, dass sie mich an meine Kindertage unter der großen Eiche erinnerte und ich Lust verspürte, aufzuschreiben, wie sich mir langsam die „Mysterien des Lebens“ erschlossen hatten.

Wenn ich nicht allein war, dann gingen wir freitags und sonnabends drüben am Blasewitzer Elbufer in den Schillergarten zum Tanz. Der Schillergarten war beliebt unter den Studenten der damaligen TH Dresden, denn hier spielten zum Tanz einige Mitglieder von Günter Hörigs Tanzsinfoniker, die gerade anfingen, bekannt zu werden. Eine Eintrittskarte zu bekommen war Glückssache. Wenn ich mich richtig erinnere, so standen die Studenten donnerstags nachmittags bis vor zum Schillerplatz an, um Karten zu ergattern.

Aber in der Stadt der Technischen Hochschule waren Mädchen in der Minderzahl, und so gelang es uns meistens, Einlass zu bekommen. Es gefiel uns gut im Schillergarten, in den Tanzpausen konnte man im Sommer in den spärlich beleuchteten Gastgarten treten, sich an die Sandsteinmauer lehnen und auf das schnell dahinziehende Wasser der Elbe blicken, in dem sich die Lichter von beiderseits der Ufer spiegelten. Die Brückenbögen des „Blauen Wunders“ wölbten sich schwarz über den Fluss, O-Bus und Straßenbahn ratterten darüberhin bis weit in die Nacht hinein. Von den jenseitigen Loschwitzhöhen funkelten die Lichter vom Louisenhof herab, in dem die betuchteren Leute ihren mondänen Vergnügungen nachgingen.

Oder man zog sich in das für damalige Zeiten noch etwas ungewohnte Mysterium „Bar“ zurück, wo man in weichen Sesseln an niedrigen Tischen oder aber am Tresen auf den hohen runden Barhockern sitzen und unter dem Muschepupu-Licht der dämmrigen Barbeleuchtung „Prärieauster“, „Manhattan“ oder aber von jenem verhängnisvollen Wermutwein schlürfen konnte, der auch als „Bretterknaller“ bekannt war und dessen Folgen vor allem am nächsten Morgen nur mit Eisbeuteln auf der Stirn zu bekämpfen waren.

In jener Bar bin ich eines nachts Karl begegnet. Karl war der Chef vom Schillergarten und weitaus älter als ich. Wie es dazu kam, dass ich mich am nächsten Morgen trotzdem auf seinem Sofa wiederfand, ist mir nicht mehr in Erinnerung. Karl lud mich zum Mittagessen ein, ich lehnte ab. Ich hatte Grund dazu. Ich war neunzehn, aber das Essen mit Messer und Gabel hatte ich noch nicht erlernt. Das war weder in der Gesindestube auf dem Bauernhof noch später im Hause meiner Großmutter üblich gewesen. In der Mensa versuchte ich mehr schlecht als recht damit fertig zu werden, aber unter den kritischen Augen eines Gastwirts … nein, das traute ich mir nicht zu.

Als ich es ihm schließlich auf sein Drängen hin bekannte, lachte er und sagte: „Ich kenne wenig, die ordentlich ‚speisen‘ können, glaub mir das, diese Neureichen heutzutage bilden sich das sowieso nur ein. Wenn du ihnen was von Tafelspitz erzählst, dann denken sie, dein Hund liegt unterm Tisch.“

 

Und so führte Karl mich eines Sonntags in die Küche des Schillergartens zum „Essen“ aus.

Ein junger Kellner servierte uns den Wein. Er blinkerte vergnügt und langbewimpert, als er sah, wie ich mein Gesicht verzog beim ersten Schluck. Weißwein, grünlich golden schimmerte er im Glas, verführerisch, und während Karl genussvoll mit der Zunge schnalzte, war es mir, als hätte ich aus Versehen Essig getrunken. Also das war nichts für mich. Und noch weniger, als der junge Mann sich hinter mich stellte, meine Hände umfasste und langsam mit mir das Handhaben von Messer und Gabel zelebrierte.

Was mag er sich wohl gedacht haben über diese junge Gage, die sich von dem alternden Galan mit den schon angesilberten Schläfen zum Essen ausführen ließ?

Karl war unerbittlich. Irgendwann habe ich alles gelernt, was mit „Speisen“ zu tun hatte. Nur an den Wein habe ich mich nicht gewöhnt, ich durfte schließlich bei klarem Wasser bleiben. Und dann kam der Sonntagmittag, wo er mich in das Hotel „Waldpark“ führte und „Tafelspitz“ mit feinem Wurzelgemüse servieren ließ. Er lobte mich und seither fühlte ich mich wohl an seiner Seite, wo immer es auch war.

 

In den Wintermonaten fanden im großen Saal des Hygienemuseums die Studentenkonzerte statt.

Als ich das erste Mal Karl dazu einlud, machte er wieder seine ironischen Bemerkungen über die „halbgebildeten Plebse, die Schweinetreiber und Holzlatschenjunker“. Aber ich wusste schon, er war neugierig auf diese „Plebse“, mit denen ich die Schulbank drückte, und außerdem auch etwas geschmeichelt, ausgerechnet mit einem so jungen Mädchen in so einer Gesellschaft gesehen zu werden.

Es war die „Leningrader Sinfonie“ von Schostakowitsch, heute heißt sie vielleicht die „Petrograder …“, und wie immer man dazu auch stehen mochte, es war einfach gewaltig. Und auch für Karl muss es gewaltig gewesen sein, denn lange nachher noch war er still, keine dreiste Bemerkung entschlüpfte ihm.

 

Als wir uns zum Ende des Sommers, ehe ich zum Studium ging, getrennt haben, sagte er zu mir: „Ich hab jetzt das Dessert genossen, aber es wird Zeit für mich, erst einmal an das Hauptgericht zu denken.“

Karl war geschieden, er hatte zwei Kinder. Ich wusste, er wollte wieder heiraten, aber es fiel mir schwer, mich mit der Trennung abzufinden. Mehrmals habe ich versucht, ihn zurückzubekommen, ich schrieb ihm, dass ich nach Hause käme, er solle doch Theaterkarten besorgen und mich vom Bahnhof abholen. Er kam nie. Einmal schrieb er mir, dass ausgerechnet das Konzert es gewesen sei, was ihm gezeigt habe, dass ich einer anderen Generation angehören würde und zwischen uns eigentlich eine ganze Welt, ja vielleicht der Krieg gelegen habe.

Ich weiß nicht, ob ich wirklich mein Leben mit ihm hätte verbringen wollen, aber damals schien es mir doch ein bitterer Verlust zu sein, vielleicht hatte er mir ja auch nur den Vater ersetzt, den ich nie kennengelernt habe, er blieb im Krieg vermisst.

 

Am Käthe- Kollwitz- Ufer gab es in einer dieser luxuriösen Villen die „Kaskade“, auch eine von den neuartigen Bars, die aber, heute sage ich leider, für uns tabu war. Wir waren sogenannte anständige Mädchen, und die „Kaskade“ war berüchtigt. Hin und wieder fanden dort Razzien statt, dann wurde das Etablissement geschlossen, um etwas später als „Lipsi-Bar“ wieder eröffnet zu werden. Weder dort noch im sogenannten „Heuboden“ am Schillerplatz bin ich je gewesen, ich kann gar nicht sagen, warum nicht, es hat sich einfach nicht ergeben.

Dafür aber gingen wir Mädchen aus der Villa Thorwaldsen gerne ins Kino am Schillergarten.

Dieser klassizistische Bau hatte ursprünglich als Eishaus für die Gaststätte gedient. Seit wann es Kino war, wussten wir nicht, modern jedenfalls war es nicht, im Gegenteil. Altes Gestühl, muffige, feuchte Luft, im Sommer allerdings angenehm kühl, im Winter nur mit Pelz und Decken erträglich. Trotzdem liebten wir es. Ach, was haben wir für Filme gesehen. „Der Idiot“ zum Beispiel, „Die Kraniche ziehen“, „Karussell“ und natürlich auch „Wenn der weiße Flieder wieder blüht“ mit der jungen Romy Schneider, die so jung war wie wir und genauso töricht.

Ein wahrhaft lukullisches Vergnügen, das wir uns aus finanziellen Gründen selten leisten konnten, war ein Besuch im Café „Toscana.“ Hier schwelgten wir an den Tagen, an den es Stipendium gab, oder aber an Ultimo, nämlich dann, wenn tatsächlich noch 5 Mark vor dem Ersten übrig waren und es gerade kein Buch mehr geschafft hatte, unsere Aufmerksamkeit zu erregen.

Natürlich gingen wir auch hin und wieder in die damals noch „Neue Mensa“ in der Mommsenstraße. Immerhin spielte dort mitunter eine Band, die heute weitaus bekannter ist als damals: Die „Elb-Meadow-Ramblers“. Dixi natürlich. Und pur und zum Anfassen.

Obwohl es für uns auch günstig gewesen wäre, ins Parkhotel auf den „Weißen Hirsch“ zu gehen, kann ich mich an dortige Tanzvergnügen nicht erinnern, nur das Kino hatte einen gewissen Charme. In diesem Kino habe ich einen der für mich eindrucksvollsten Filme gesehen: „Trotta“, nach einem Roman von Joseph Roth, der lange mein Lieblingsautor war. Allerdings muss dieses Filmerlebnis in einer viel späteren Zeit gewesen sein.

Im Sommer endeten die Tanz- oder Kinoveranstaltungen nicht selten im hohen Gras in den Elbwiesen. Die dunklen Himmel über dem Wasser, die noch dunkleren Loschwitzhänge gegenüber, die feuchte Kühle im Gras gegen Morgen, das durchscheinende Grün im Osten, ehe das erste Rosa hervorbrach, die unruhige Stille der Nacht, das Plätschern im Wasser, die Straßenbahnen, die ihre Runden fuhren und, fast schon Tag, das beginnende Leben auf den Straßen zur Brücke zu.

Oder der Weg nach Hause, über die Brücke gingen wir barfuß, denn mit den hohen Pfennigabsätzen blieb man zwischen den Holzbohlen des Fußweges neben der Fahrbahn hängen. Dann die Schillerstraße, die steilen, moosbewachsenen Sandsteinmauern, hin und wieder unterbrochen von den Portalen, die zu den höher gelegenen Villen führten, das Hallen der Absätze auf dem Pflaster, das Rauschen der großen Bäume oberhalb der Mauer in den Parks darüber, der unwiderstehliche Elbgeruch, der mit dem kühlen Hauch vom Wasser heraufzog, oder der süße Lindenblüten- und Fliederduft im Mai, im späteren Sommer der Jasmin.

 

Im Sommer 1962 verließ ich die Stadt und die Villa Thorwaldsen. Ich habe andere Städte und andere Landstriche gesehen. Warum ich mich immer noch erinnere?

Es war das unbeschwerteste, das schönste Stück meines Lebens …

Landnahme

Es war ein langer und heißer Tag und sie fuhren abends aus der Stadt hinaus auf das Land.

Sie fuhren eine lange Zeit über eine schmale staubige Landstraße, immer am Meer entlang. Sie sahen es nicht, aber sie wussten von ihm.

Als es dunkelte, kamen sie aus einem Waldstück heraus und fuhren zwischen endlosen ebenen Wiesen entlang, sie lagen dunkel ausgestreckt und sehr verlassen und von Zeit zu Zeit erhob sich starr und schwarz ein Wacholder in den zum Meer zu heller werdenden Himmel.

Es war ein merkwürdiger Himmel. Ein weiter Himmel mit Sternen, durchscheinend und samtig dunkelblau, zum Horizont hin übergehend in ein helles schimmerndes Grün.

Sie hörten Musik von Bach im Autoradio. Cembalo und Orgel. Orgelmusik und die endlosen Wiesen, der schwarze Wacholder, geisterhaft, und der Himmel darüber, einsamer weiter Himmel.

Es war ein langer und heißer Tag gewesen, eine angenehme Kühle kam auf, und plötzlich hörten sie das Meer zwischen der Musik. Sie stiegen aus, und Anne legte sich lang ausgestreckt ins Gras. Mit beiden Händen riss sie es büschelweise aus und ließ es über ihr Gesicht rieseln wie Sand, es war aber feucht vom Tau und duftete nach Sommer.

Schöner Sommer am Meer.

*

Manchmal ist es der Wind. Es ist wie ein Scheuern auf Dachziegeln oder wie ein Ziehen und Streichen.

Unten im Haus gehen die Türen. Gleichmäßig schlagen sie, die Töne klingen nach. Es ist ein weites Haus mit vielen Türen und einer hohen Halle, und die Töne klingen lange nach, vermischen sich.

 

Und hier oben ist es wie ein Ziehen und Streichen, und dann gehe ich im Zimmer umher und berühre mein Haar an den Schläfen und ich denke mir, es ist ein langes Vergehen in der Welt, ein sanftes, streichelndes Vergehen von allen Düften, allen Tönen, allen Zeiten.

Augenblicke

Ich bin nicht blind. Ich bin sehend. Bin ich sehend?

Augenblicke, gute und weniger gute, gab es einige in meinem Leben. Jetzt, darüber nachdenkend, muss ich sagen, die schönsten Augenblicke fanden im Dunkeln statt. Mit geschlossenen Augen. An den warmen dunklen Sommerabenden, im saftigen Gras an einem See, oder auch im Winter, aneinander liegend in Ofenwärme. Mit sanften Händen und weichem Mund den anderen erkundend und selbst erkundet werden. Wozu dann Augen, wozu dann Blicke. Und trotzdem sehend.

Nicht immer alles sehend, das muss ich gestehen, denn irgendwann kam auch eine Trennung. Hätt ich sie, sehend, verhindern können?

 

Den ersten spitzen Schrei des Kleinen auf meinem Bauch, auch da nur Haut an Haut, es war gar nichts weiter nötig.

Ach, wie viele Augenblicke kamen dann, der erste Zahn, das spitze Mäulchen zum „Mama“-Sagen, der erste kurze Lauf mit erhobenen Händen und dem Niederfallen auf die Knie.

Er mit Zuckertüte, mit Schmollmund wegen einer Vier.

Lange Gespräche im dunkler werdenden Abendlicht auf dem Balkon. Wie ist die Welt? Kann man sie ändern? Und vor allem wie?

Das erste Mädchen, das zweite Mädchen, das dritte und das vierte. Schlagzeug, Klavier, die erste Band, die zweite …

Ist das die Welt? Und muss sie etwa so bleiben? Kann man irgendwie nicht daran drehn?

 

Wann ihm der Gedanke kam, die Welt ginge nicht zu drehen und so, wie sie ist, könne er auf ihr nicht bleiben, hab ich nicht gesehen. Da war ich blind. Das vierte Mädchen ließ ihn steh‘n. Für ihn ging kein Weg an ihr vorbei …

Als er vor mir lag, zurechtgemacht für den letzten Augenblick, war alles Sehen zu spät.

 

Viel lieber wär ich blind gewesen in diesem Augenblick.

Ein Sachse aus Kalkutta

Es war irgendeine Großveranstaltung an der TH, in zwei Hörsälen wurde heftig diskutiert.

Zwei Reihen vor Christel und mir saßen Inder, einer davon hatte eine Kamera, und wir bemerkten, dass wir Gegenstand seiner Fotografierkünste geworden waren. Christel war das nicht unlieb, denn sie hatte sich in den Kopf gesetzt, einen Afrikaner kennenzulernen. Pius war zwar ein Inder, aber er sah auch sehr exotisch aus. Also schlenderten wir nach Schluss des Forums etwas langsamer als sonst Richtung Mensa, und tatsächlich, Pius sprach uns an, mich sprach er an. Enttäuschung bei Christel, bei mir Überraschung: Ich hatte noch nichts mit „Jungens“ am Hut.

Er fragte mich, ob ich ihm nicht ein Stück von Dresden zeigen könne. Er sei hier fremd, was man ja sah. Allerdings sprach er erstaunlicherweise ein „fehlerfreies“ Sächsisch. „Scheene Beene“ war sein Lieblingsausdruck. Einmal forderte er mich auf: „Steich ma uff de Hitsche, Gleene, un gibb do de beeden Biecher runder.“ Es klang sonderbar aus seinem indischen Mund. Wir lachten uns kaputt, und es stellte sich heraus, dass er schon fünf Jahre hier studierte und Hochdeutsch nie gelernt hatte. Und Dresden kannte er weitaus besser als ich …