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Friedrich Preßler

Johann Hinrich Preßler 1718-1789

Maurermeister in Ludwigslust

 

ISBN: 978-3-95655-964-8 (Buch)

ISBN: 978-3-95655-958-7 (E-Book)

 

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Stand: 7. April 2017

 

Auch von den Toten bleibt noch ein Schein zurück, und die Nachgelassenen sollen nicht vergessen, dass sie in seinem Lichte stehen, damit sie sich Hände und Antlitz rein erhalten.

Theodor Storm (1817‒1888)

Vorwort

Über die Handwerker und Meister, die jenes geformt und erschaffen haben, was wir heute noch unter historischer Bausubstanz vorfinden, liegen nur wenige Aufzeichnungen oder Monografien vor. Lokalhistorisch betrachtet wurde über deren Schaffen neben ihren bauhandwerklich verbliebenen Nachlässen selten berichtet. Kaum ein Handwerksmeister in der entstandenen Residenzstadt Ludwigslust, unmittelbar neben dem Flecken Kleinow (1: Diese Schreibweise wird beibehalten, da in den Registern der Kirchenbücher von Groß Laasch und Ludwigslust, in den Kirchenakten der Kirchgemeinde Ludwigslust, wie auch in überwiegenden Dokumenten, auf Situationsplänen und in Schriftstücken des LHAS sowie auf Rissen und kolorierten Zeichnungen im Kupferstichkabinett des Staatlichen Museums zu Schwerin dieser Ortsname so zu finden ist. Erst in bekannten heimatkundlichen Schriften und neuzeitlichen Touristikführern wird als Ortsname Klenow in Bezug auf das alte Domänen-Gut herausgestellt.), findet eine namentliche Erwähnung. Nur in wenigen Zeilen wird das Wirken eines Maurermeisters Preßler beim Aufbau der spätbarocken Residenz in gewichtigen Schriften hervorgehoben. (2: Friedrich Schlie: Die Kunst- und Geschichtsdenkmäler des Großherzogthums Mecklenburg-Schwerin, hrg. von der Kommission zur Erhaltung der Denkmäler, Bd. III, Schwerin 1899, Reprint 1992, S. 243; Ebenfalls bei Hermann Heckmann: Baumeister des Barock und Klassizismus in Mecklenburg, Schleswig-Holstein, Lübeck, Hamburg, Berlin 2000, S. 19.) Somit ist das Interesse an seinem Schaffen in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, zwischen 1745 und 1790, berechtigt. In Rechnungsbüchern für den Hofkirchenbau (heute Stadtkirche der Evangelisch-Lutherischen Kirchgemeinde zu Ludwigslust) und den Schlossneubau sowie in einem umfangreichen Diarium der Herzoglichen Baukasse (3: LHAS, 2.26-1 Großherzogliches Kabinett I Akte 9328; Ebenso in LHAS, 2.12-1/26 Hofstaatssachen II. Etat- und Rechnungswesen Akte 36. Die hier erwähnten „Chatulle-Bücher“ etlicher Jahrgänge (auch „Diarium“ bezeichnet) beinhalten Rechnungs- bzw. Ausgabenzusammenstellungen durch das Hofkabinett zur Übersicht der Privatkasse des Herzogs und als Aufforderung an das Hofmarschallamt in Schwerin, Bargeldsendungen nach Ludwigslust zu veranlassen.) ist der Name Preßler häufiger zu finden, der den Verfasser dieser Schrift aus genealogischer und berufsständischer Sicht interessiert. Was mit einer genealogischen Vermessenheit zur eigenen Familiengeschichtsforschung begann, gemeinsame Wurzeln in der Stammeslinie von Bauhandwerkern zu finden, endete für diese Lebenslinie mit einer Fülle von Fakten für die Denkmaltopografie Ludwigslust. Da keiner spurlos durchs Leben geht, wird diese Schrift nach bereits einer Veröffentlichung (4: Friedrich Preßler:Johann Hinrich Preßler 1718‒1789, Maurermeister in Ludwigslust, in: Andreas Röpcke (Hrg.): Mecklenburgische Jahrbücher 130 (2015), S. 187‒200.) nun als Langfassung präsentiert.

Einleitung

Unter der Korrespondenz von Hofbaudirektor Johann Joachim Busch (1720‒1802) (5: Siehe ausführlich zu Busch in Horst Ende: Ein Architekt zwischen Barock und Klassizismus. Johann Joachim Busch zum 200. Todestag, in: Denkmalschutz und Denkmalpflege in Mecklenburg-Vorpommern. Hrg. Landesamt für Denkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern 10 (2003), S. 1‒13; Ebenso in Horst Ende: Johann Joachim Busch, in: Biografisches Lexikon für Mecklenburg (Veröffentlichung der Historischen Kommission für Mecklenburg Reihe A Bd. 8), hrg. von Andreas Röpcke 2016.) im Hofbauamt zu Ludwigslust finden sich Hinweise zum Ableben eines Maurermeisters Johann Hinrich Preßler aus Ludwigslust. In einem Bittschreiben an den Herzog Friedrich Franz I. von Mecklenburg-Schwerin (reg. 1785‒1837) vom 9. Februar 1789 berichtet Maurermeister Georg Behncke aus Ludwigslust vom ortsansässigen, kränklichen und alten Maurermeister Preßler und erklärt, nach dem Tod seines Zunftkollegen die Gesellen übernehmen zu wollen und der Witwe eine kleine Apanage zu zahlen, wenn er die dem Meisterkollegen zugesprochenen Arbeiten (ohne konkrete Bauvorhaben zu benennen) an der neuen Residenz in Ludwigslust übertragen bekomme. (6: LHAS, 2.12-1/26 Hofstaatssachen, Bestallungen, Karton 41 Schreiben, Vermerke, Anweisungen.) Ende des folgenden Monats starb Preßler. Noch vor dem Begräbnis erinnerte Behncke den Herzog an den Tod seines Kollegen und an seinen Brief mit dem Bittgesuch. Herzog Friedrich Franz I. ließ Hofbaudirektor Busch zustimmend antworten. Hiermit begann unser Interesse an der Person des Maurermeisters Preßler am Ende seines schaffensreichen Lebens. Das war in der Epoche des Spätbarocks, zu Beginn des Klassizismus in Mecklenburg. So lag es nahe, das Werk des Maurermeisters systematischer zu erforschen, um ein hohes Maß an Erkenntnissen zu seinen Lebensstationen zu gewinnen. Auftragsbücher, Werkskizzen oder die Bewahrung des Grabsteines als historische Quellen vor Ort fehlen.

 

Das Schloss Ludwigslust wird seit 2012 einer umfassenden Revitalisierung unterzogen. Das setzte intensive Recherchen und Voruntersuchungen voraus. Der Beginn umfangreicher Instandhaltungs- und Restaurierungsarbeiten sowie ein Rückbau störender Einbauten des letzten Jahrhunderts, federführend durch den Betrieb für Bau und Liegenschaften des Landes Mecklenburg-Vorpommern, Geschäftsbereich Schwerin, war und ist zugleich Anlass, nach Spuren dieses Mannes zu forschen.

 

An der Geschichte ist nicht nur das große, das imposante, grandiose Geschehen von Interesse. Es sind auch die Lebensumstände, die Beweggründe und die Handlungen eines zünftigen Handwerkers ebenso wie die des Intellektuellen erwähnenswert. In der Begegnung mit historischen Bauwerken in Mecklenburg interessiert uns neben den Arbeiten der studierten Architekten ebenso zu erfahren, wer die kreativen Handwerksmeister und Baukünstler waren. Hierfür sind die Grenzen der Häufigkeit und Aussagekraft der Quellen allerdings schnell erreicht. Historische Abfolgen und Ereignisse während der Entstehung der neuen Residenz Ludwigslust können, bedingt durch fehlende private Aufzeichnungen der Handwerksmeister, nur durch Hinweise in einer Sichtweise von außen annähernd erschlossen werden. Schriftliche Zeugnisse sind nur noch in staatlichen oder kirchlichen Archiven und Stadtmuseen zu finden. (7: Eine nähere Betrachtung technischer Bilddokumente aus der sogenannten Herzoglichen Plankammer (Situationspläne, Aufrisse, Architekturblätter, Detailzeichnungen, Ansichten und Schnitte fürstlicher und öffentlicher Bauten, Skizzen und kolorierte Bauvorlagen) für die neue Residenz Ludwigslust im Kupferstichkabinett des Staatlichen Museums Schwerin sowie im LHAS auf Randnotizen, Änderungsskizzen, andere Maße oder zusätzliche Bemerkungen, ergaben keinen Hinweis auf ein Arbeitsblatt für Handwerksmeister. Diese überkommenen, teils akkuraten Risse waren nicht für den Baustellengebrauch bestimmt.) Das erfordert eine außerordentlich umfangreiche Recherche vorhandener Schriftgutbestände. Die Forschungsdiskussion über Handwerksmeister ist auffallend vernachlässigt worden. Somit liegen auch kaum Erkenntnisschriften vor. Die Erfahrungen lehren, dass die Leistungen von Handwerksmeistern vergangener Epochen leider allzu schnell in Vergessenheit geraten sind. Ihr Los war es bedauerlicher Weise, im Schatten von Architekten und einigen Baukünstlern zu stehen und somit ihre Namen nicht an bedeutende Gebäude heften zu können. Die Handwerksmeister haben in Würde ihre Pflicht erfüllt, ihre Arbeit kreativ und verantwortungsbewusst getan, um ihren Familien und ihren Beschäftigten ein annähernd lebenswertes Einkommen zu sichern. Sie haben die Gebote der zünftigen Handwerkerehre beachtet und ihres Bürgerstolzes wegen all ihre Fähigkeiten auch als Unternehmer eingebracht. Werden Architektur und Bauten einer bestimmten Epoche erläutert, so werden allenthalben nur die Bauherren mit deren beauftragten Architekten oder Landschaftsgestaltern herausgestellt. Bereits eine Bauhierarchieebene niedriger wird in der Kunstgeschichte kaum über die ideenreichen Bau- und die schöpferischen Handwerksmeister berichtet, nicht einmal Lebensdaten finden Erwähnung. Wohl kaum treffender verfasste der Dichter und Dramatiker Bertold Brecht (1898‒1956) 1935 diese herausfordernden Fragen eines lesenden Arbeiters:

 

Wer baute das siebentorige Theben?

In den Büchern stehen die Namen von Königen.

Haben die Könige die Felsbrocken herbeigeschleppt?

Und das mehrmals zerstörte Babylon,

Wer baute es so viele Male auf? In welchen Häusern

Des goldstrahlenden Lima wohnten die Bauleute?

Wohin gingen an dem Abend, wo die chinesische Mauer fertig war,

Die Maurer? Das große Rom

Ist voll von Triumphbögen. Wer errichtete sie? Über wen

Triumphierten die Cäsaren? Hatte das vielbesungene Byzanz

Nur Paläste für seine Bewohner? […].

 

Das Leben und Wirken des Maurermeisters Preßler aufzuzeichnen, der geachtet 1789 in Ludwigslust verstarb, ist ein Beispiel, wenn hier vom Umbau dörflicher Strukturen und vom Aufbau einer Residenz mit Hofkirche, Bürgerhäusern, weiteren Profan- und Militärbauten sowie über das heute dominierende spätbarocke Schlossensemble mit großem Park und Wasserparterre berichtet wird. Nur wenige der beteiligten Handwerksmeister und Künstler finden, wie oben gesagt, in heimatkundlichen Schriften eine Erwähnung. In den öffentlichen Archiven, im LHAS für Mecklenburg und im LKAS der Evang.-Luth. Kirche Norddeutschlands, wurden bei den anfänglichen Recherchen wegweisende Archivalien vorgefunden. Erst die Eintragungen in den Kirchenbüchern von Groß Laasch und ab 1770 von Ludwigslust gaben der Person, der Familie und gleichfalls den Personen aus dem nahen Umfeld Johann Hinrich Preßlers eine Seele und ein Gesicht. Letztendlich führten aber Hinweise des Stadtarchivs in Rudolstadt und Eintragungen im Kirchenbucharchiv der Evang.-Luth. Kirchgemeinde von Rudolstadt relativ genau zu den Wurzeln von Johann Hinrich Preßler.