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Claus Göbel

Humor an der Uni

 

ISBN 978-3-95655-860-3 (E-Book)

ISBN 978-3-95655-859-7 (Buch)

 

Gestaltung des Titelbildes: Ernst Franta

 

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Vorwort

Wer lacht, hat mehr vom Leben!

Unlängst fielen mir studentische Bergfest- und Abschlusszeitungen in die Hände, von denen einige bereits vor über einem halben Jahrhundert geschrieben worden sind. Ich begann zu lesen, amüsierte mich köstlich und war bald der Überzeugung, dass diese humorvollen Beiträge unbedingt für die Nachwelt erhalten werden müssen. Und so begann ich, akademischen Humor zu sammeln.

Aus eigenem Erleben, aus studentischen Zeitungen und Festschriften sowie aus Beiträgen von Freunden, Bekannten und Fachkollegen sammelte ich Anekdoten, Geschichten, Glossen, Sprüche, Versprecher, gewollte und ungewollte Zweideutigkeiten sowie einige ausgewählte Professorenwitze, die ich unter dem Begriff Humoritäten zusammengefasst habe. Der Ursprung der meisten Beiträge liegt viele Jahrzehnte zurück und konnte nicht mehr ermittelt werden. Deshalb musste auf einen Quellennachweis verzichtet werden. Und die angegebenen Namen stimmen nicht mit den historischen Personen überein.

Humor ist auch ein wichtiger Bestandteil des akademischen Lebens an einer Hochschule. Während meiner langjährigen Tätigkeit als Hochschullehrer in Dresden hat sich immer wieder gezeigt, dass Lachen die wissenschaftliche Kreativität befruchtet und einen erheblichen Bildungs- und Erziehungswert besitzt. Insofern ist eine erfolgreiche Lehr- und Forschungstätigkeit an einer Hochschule ohne Humor kaum denkbar. In einer guten Lehrveranstaltung sollte deshalb wenigstens einmal herzlich und befreiend gelacht werden.

In den letzten Jahren hat sich der Humor mit all seinen Erscheinungsformen fast zu einer eigenen Wissenschaft entwickelt, in der sogar geforscht und gelehrt wird. Als Beispiel dafür steht das im Jahre 2005 in Leipzig gegründete Deutsche Institut für Humor.

Was Sie jetzt lesen werden, ist kein Kriminalroman, den man in einer Nacht verschlingt. Es ist eine Sammlung von Humoritäten unterschiedlichster Art, die man nur in relativ kleinen Portionen genießen sollte. Wählen Sie zu große Portionen, laufen Sie Gefahr, sich die Sensibilität für wahren Humor zu verderben.

 

Viel Spaß wünscht

 

Claus Göbel

1 Was ist und was bewirkt Humor?

Was eine Universität ist und tut, weiß fast jeder, und ein nicht geringer Teil der Leser hat dort irgendwann studiert oder gearbeitet.

Aber was ist eigentlich Humor?

Ist Humor vielleicht die edelste Form der menschlichen Selbstäußerung? Ist Humor nach FREUD vor allem Lustgewinn? Oder ist Humor gar die äußerste Form der Freiheit des Geistes?, wie oft zu lesen ist. Oder ist nach USTINOV Humor einfach nur eine komische Art, ernst zu sein?

Wie immer diese Fragen beantwortet werden: Humor erzeugt Lachen über andere und über sich selbst und stellt damit eine wirksame „Entlastung“ von der Mühsal des Lebens dar. Humorvolle Menschen sind intelligenter, kreativer und attraktiver als Miesepeter, denn wie heißt es so schön: Nur wer sich selbst zum Besten halten kann, gehört auch zu den Besten! Schon ARISTOTELES hatte erkannt, dass das Lachen und der Mensch zusammengehören und der Mensch „das einzige Tier ist“, welches das Lachen entwickelt hat.

Eine einheitliche Theorie des Humors ist bisher nicht bekannt. Deshalb findet man in der Literatur auch eine Vielzahl von Definitionen zum Humor. Am häufigsten ist folgende Definition anzutreffen: „Humor ist die Begabung eines Menschen, den Unzulänglichkeiten der Welt und der Menschen sowie den alltäglichen Schwierigkeiten und Missgeschicken mit heiterer Gelassenheit zu begegnen!“ – Diese Definition ist letztendlich nichts anderes als die Langform des bekannten deutschen Sprichworts „Humor ist, wenn man trotzdem lacht!“ Insofern stoßen alle Menschen, denen es gelingt, dem Leben trotz aller Mühseligkeiten und Schwierigkeiten mit „heiterer Gelassenheit“ zu begegnen, eine Tür zum persönlichen Glück auf. Denn wie schrieb schon HUFELAND: „Heiterkeit und Zufriedenheit sind die Grundlagen allen Glücks, aller Gesundheit und eines langen Lebens!“

Die Formen akademischen Humors sind äußerst vielfältig. Herkömmliche Professorenwitze, die von den Hochschullehrern in ihren Vorlesungen immer wieder erzählt werden und den Studenten längst bekannt sind, stehen nicht im Mittelpunkt dieser Sammlung. Eine „höhere“ Form des akademischen Humors entsteht vielmehr aus ungewollter Situationskomik, aus Versprechern, Fehlern und markanten Sprüchen der Lehrkräfte sowie aus den Freuden und Leiden der Studenten.

In unserer unruhigen Zeit, in der die Welt immer mehr aus den Fugen zu geraten scheint, ist Humor besonders wichtig. Er kann zwar das Weltgeschehen nicht beeinflussen, aber durch befreiendes Lachen die Menschen glücklicher, klüger und gesünder machen. Humor ist nach wie vor die beste Medizin für unsere Seele. Wahrer Humor ist ferner ein Indiz für Intelligenz, stärkt das Immunsystem, ist aktive Lebenshilfe, beflügelt die berufliche Karriere und macht beliebt. Mehr noch: Neue Forschungsergebnisse belegen sogar, dass Humor ein wesentliches Kriterium unserer Frauen bei der Auswahl ihrer männlichen Sexualpartner ist …

In einer repräsentativen Umfrage zur Attraktivität eines Menschen stand überraschenderweise nicht das jugendliche Aussehen und das Alter im Vordergrund, sondern ihr Humor. Für 88 Prozent der befragten Menschen war der Humor das wichtigste Kriterium dafür, ob jemand attraktiv ist („Sächsische Zeitung“ vom 21.02.2017). Und der deutsche Schriftsteller Carl-Ludwig Schleich schrieb einmal: „Ein Mensch ist so stark, wie er lustig sein kann!“

Also: Wahrer Humor ist immer souverän!

2 Selbst erlebte Humoritäten

Professor für Ingenieurgeologie

An der Hochschule für Verkehrswesen Dresden lehrte bis 1960 der kauzige und zu leichter Arroganz neigende Professor für Ingenieurgeologie Dr. Karl Kreil, über den noch bis heute viele Anekdoten und Geschichten im Umlauf sind. Kreil war eine imposante Persönlichkeit, ein hervorragender Fachmann und auf seine Art ein ausgesprochenes Original. Nachfolgend einige Kreil-Anekdoten.

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Im Rahmen einer Geologieexkursion musste Professor Kreil mit einer Gruppe von 15 Studenten in Meißen die Elbe mit der Fähre überqueren. Am anderen Ufer angekommen, bezahlte er und bekam vom Fährmann eine Quittung über 16 Personen. Kreil las die Quittung, schüttelte unmutig den Kopf, gab sie dem Fährmann zurück und verlangte von ihm eine Quittung über „Einen Professor und 15 Studenten.“

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Nach einer Vorlesung sprach eine Studentin ihn nicht mit „Herr Professor Kreil“, sondern schlicht mit „Herr Kreil“ an. Darauf entgegnete er pikiert: „Eigentlich können Sie gleich Karl zu mir sagen.“

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Kreil begann seine Vorlesungen zumeist mit einer inhaltlichen Zielstellung. Doch fielen ihm während der Vorlesung viele interessante Beispiele aus seiner umfangreichen Praxistätigkeit ein, wodurch er oft seine Zielstellung aus den Augen verlor und wir am Ende der Vorlesung kaum mehr als die Überschrift auf unserer Nachschrift hatten.

Da bald die mündliche Prüfung bei ihm anstand, wurde uns Angst und Bange. Wir legten deshalb vor einer Vorlesung einen langen roten Zwirnsfaden mittig auf den Hörsaaltisch und warteten gespannt darauf, was passieren würde. Kreil redete wie immer mit großen Gesten, als sein Blick plötzlich auf den roten Zwirnsfaden fiel. „Was ist das?“, fragte er überrascht. Darauf sagte ein Student, von dem wir annahmen, dass Kreil ihn nicht kennt: „Das ist der rote Faden, an den sich der Herr Professor in der Vorlesung bitte halten möchte!“ – Kreil lief dunkelrot an, schnappte nach Luft und seinen Unterlagen, brach empört die Vorlesung ab und verließ grußlos den Hörsaal.

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Als es auch danach nicht besser wurde, beschloss die Studienjahresleitung der FDJ (Freie Deutsche Jugend), bei ihm vorstellig zu werden. Sie meldeten sich bei der Institutssekretärin an, wurden zum Professor vorgelassen und brachten ihre Bedenken vor. Als Kreil verstanden hatte, worum es ging, beendete er abrupt das Gespräch und warf die drei Studenten aus dem Zimmer.

In einer seiner nächsten Vorlesungen unterbrach er sich plötzlich, um mitzuteilen, dass unlängst drei Herren des FDGB (Freier Deutscher Gewerkschaftsbund) bei ihm erschienen sind. „Ich habe natürlich keine Kritik an meiner Vorlesung zugelassen und die Herren vom FDGB aus dem Zimmer gewiesen“, gab er zu wissen.

Ob er bewusst oder aus Unkenntnis die Jugendorganisation „Freie Deutsche Jugend“ mit dem „Freien Deutschen Gewerkschaftsbund“ der DDR verwechselt hat, ist nie geklärt worden.

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