Arnold Hiess
Leben aus dem Schatten
Die Memoiren von Cartouche, dem Meisterdieb und Templermeister, Teil 2
ISBN 978-3-95655-991-4 (E–Book)
ISBN 978-3-95655-990-7 (Buch)
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Wir haben uns gewünscht zu fliegen,
Blut pocht in den Schläfen,
nur noch reiten, immer weiterreiten,
im gleißenden Licht der Sommersonne,
Seite an Seite,
im gestreckten Galopp,
von einem Rand des Horizonts zum nächsten.
Zwei junge Sterne sind aufgeflammt,
zu erleuchten der Menschen die Tage mit Zuversicht.
Wie einst Helios,
wenn er in seinem Sonnenwagen über den Himmel zog.
Wer denkt an die frühere Dunkelheit,
wenn das Leben irgendwann nur nach Licht streben will,
arglos und vertrauensvoll,
erfüllt mit innerer Schönheit,
die nach außen drängt,
mit heißem Herzen und dem Lachen der Kinder
und mit dem Duft von tausend frischen Blumen auf den Wiesen.
Doch diese Anmut ist nur ein Augenblick
und wird hinwegdämmern wie das Abendlicht.
Der Mut zur Liebe
für das Zarte und Verletzliche und Einzigartige,
für die vielen unscheinbaren Geschöpfe,
deren Stimmen nicht zählen,
wird auf die Probe gestellt werden.
Unterschiedslos und gleichgültig
tötet die Welt die Edelsten,
die Besten und die Mutigsten,
für den Stand unter Mitmenschen
oder wegen fleischlichen Gelüsten
oder dem Durst nach Wissen.
Aber so armselig sie auch sind, die töten:
Man bitte um Gnade für sie beim stillen Sterben.
Und die Erfüllung einer großen Sehnsucht
entwickelt sich wie eine Straße,
die am Horizont verschwindet,
wieder und wieder,
ganz ohne Verheißung auf ein Ankommen.
Aber aus einer anderen Welt
werde ich ein Leuchtfeuer sein,
ein hochloderndes,
ein nie enden wollendes,
ganz wie einst Pharos,
triumphierend und von Menschen unbesiegt!
Schaue immer zu mir,
solange du noch draußen bist,
im Meer des Lebens.
Eines Tages werden wir uns wiederfinden
und eine einzige Flamme sein.
Und den Weg weisen,
denen, die unsere Botschaft verstehen.
Elá, Paris 1726
Paris 1740