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Pechvogel Glückspilz


Pechvogel Glückspilz


1. Auflage

von: Holda Schiller

4,99 €

Verlag: Edition Digital
Format: PDF
Veröffentl.: 03.04.2013
ISBN/EAN: 9783863948023
Sprache: deutsch
Anzahl Seiten: 84

Dieses eBook enthält ein Wasserzeichen.

Beschreibungen

In diesem E-Book gibt es gleich drei Geschichten zu entdecken – drei märchenhafte Geschichten, an denen sowohl Kinder als auch erwachsene Märchenliebhaber ihre Freude haben dürften.
Die Titelgeschichte „Pechvogel Glückspilz“ soll sich vor fünfzig oder sechzig Jahren in einem Dorf nahe am Schwarzen Meer und sehr weit von Deutschland entfernt zugetragen haben. In ihr wird von Ismael berichtet, einem jungen und schönen Mann mit braunem Haar, brauner Haut und braunen Augen, der mit seinem Vater, dem alten Morun, in einem kleinen Dorf lebte, das, wie zum Schutz gegen die harten östlichen Winterwinde, in einer Senke lag und nur aus Lehmhäusern bestand. Er und sein Vater waren arme Leute, und sie hatten eigentlich nur einen wertvollen Besitz: ein Mutterschaf, das im Jahr ein bis zwei Lämmer zur Welt gebracht und bald wie eine Kuh Milch gegeben hatte, doch inzwischen alt geworden war und nicht mehr lammte.
Von Ismael ist noch zu sagen, dass er viele wunderliche Einfälle hat und keine Frau. Die Leute sagen, beides habe miteinander zu tun. Um wieder besser leben zu können, beschließen Vater und Sohn, das alte Schaf zu verkaufen und sich ein junges anzuschaffen. Ismael macht sich auf den Weg zum Basar. Der Plan gelingt und Ismael macht sich auf den Heimweg. Doch dann steuert der Pechvogel Glückspilz aus verschiedenen Gründen ein ganz anderes Dorf an. Und dort erlebt er etwas Märchenhaftes, ja Überirdisches …
Damit zur ersten der drei Geschichten: „Tim und Wim und Zauberer Friedolin“, die in einer Stadt in Deutschland spielt und von zwei Jungen handelt, der eine gelb-, der andere schwarzhaarig, beide etwas über fünf Jahre alt, die sich oft schrecklich langweilten, denn weder die Eltern noch die Großmutter, die mit in der Familie lebt, hatten Zeit, sich ihnen zu widmen. Kein Wunder also, dass sie sich über ein besonderes Geschenk ihres Vaters freuen: einen fröhlichen Hampelmann, der jedoch nicht nur wunderbar tanzen, sondern wohl auch zaubern kann. Aber das glaubten ihm Tim und Wim zunächst nicht, bis er sie plötzlich verwandelt – in ganz kleine Däumlinge. Und dann verschwindet er.
Die zweite und vorletzte Geschichte heißt „Stromerin Leila“. Stromerin Leila ist nach eigenem Bekunden ein etwas aus der Art geschlagenes, buntschillerndes Federvieh, das eines Tages vom Hühnerhof weglief und nach längerem Umherstreunen in einer fremden Gegend wieder zu den anderen zurückkehrte. Und aus der abenteuerlichen Zeit zwischen Weglaufen und Zurückkehren hat sie einiges zu erzählen
Tim und Wim und Zauberer Friedolin
Stromerin Leila
Pechvogel Glückspilz
1923 in Pavlovka, Kreis Akkerman (Bessarabien) geboren. Grundschulbildung dort in Rumänisch.
1940 durch Hitlers Umsiedlungsaktion (Deutsche heim ins Reich) nach Deutschland umgesiedelt. Zwei Jahre Umsiedlungslager. In der Zeit Ausbildung zur Schwesternhelferin im Krankenhaus in Langenbielau. 1942 angesiedelt in Polen (im Kreis Posen).
Januar 1945 Flucht aus Polen in die Mark Brandenburg (Deetz/Havel).
Nach Kriegsende Lehrerausbildung. 1947-1958 im Schuldienst (Grundschule Lehnin, Radebeul und Leipzig). Heirat, zwei Kinder.
Ab 1962 freiberufliche Dolmetscherin und Übersetzerin (Zulassung als Verhandlungs- und Kongressdolmetscherin). Literarische Übersetzungen. Eigenständige literarische Publikationen.
Bibliografie (Auswahl):
Die Kinder im Tobteufelshaus, Kinderbuchverlag, Berlin 1966 (Die kleinen Trompeterbücher)
Pechvogel Glückspilz, Scheffler-Verlag, Herdecke 2003
Das Leben scheidet, nicht der Tod. Roman, 1990
Das Wunderpferdchen aus Kornhagen, Kinderbuchverlag, Berlin 1968 (Die kleinen Trompeterbücher)
Wir beide und Pipo. Erzählungen aus Rumänien, Kinderbuchverlag, Berlin 1987
Deines Nächsten Haus, Scheffler Verlag, Herdecke 2000
Die Flasche unter den Arm geklemmt, tätschelte er den Kopf des jungen Mutterschafes und dachte daran, wie zufrieden sein Vater über den Handel sein würde. Als er die Flasche jedoch in der Hand hielt, um sie im Ranzen zu verstauen, konnte er der Verlockung nicht widerstehen, ein paar kräftige Schlucke daraus zu nehmen, was seine Kopfschmerzen wie durch ein Wunder verscheuchte, seine Laune besserte, ihn aber auch leichtfertiger stimmte, ihn sogar an eine schöne Braut denken ließ. Es begegnete ihm jedoch keine Braut, kein sanftes Täubchen, wie es der Vater so gerne gesehen hätte, sondern ein durchtriebener Spitzbube, der ihm im Handumdrehen das junge Mutterschaf für eine lächerliche Spieldose abschwatzte.
Im Glauben, das Glück habe ihm in seiner blinden Einfalt mit der Zauberschachtel das große Los zugespielt, verließ Ismael in einer Art Freudenrausch den Basar. Doch je mehr er unterwegs ausnüchterte, desto mehr wurde ihm bewusst, was er getan hatte, und dass er betrogen worden war. Ich Pechvogel, klagte er, ich komme ohne Schaf nach Hause! Was wird mein Vater sagen? Wie wird er sich grämen!
Allmählich setzte ihm auch die Hitze zu, die sengend über der Steppe lag. Er hielt Ausschau nach einem kühlen Rastplatz, sah in der Ferne ein paar Akazienbüsche, und steuerte beschleunigten Schrittes darauf zu. Doch auch im Schatten wollte Zufriedenheit nicht aufkommen. Er bereute bitter, das Schaf so fahrlässig weggegeben zu haben, wusste nicht, wie er seinem Vater den sinnlosen Handel erklären sollte und war kreuzunglücklich. Er zog das Spieldöschen aus der Hosentasche, setzte es in Gang, doch das Lied, das daraus hervorsprudelte, hatte angesichts seines Kummers allen Zauber eingebüßt. Es quälten ihn Schuld, Reue, Verzweiflung, er seufzte zum Steinerweichen und fragte sich, wie ihm das passieren konnte. Doch es war nun einmal nicht zu ändern, und so zuckte er ergeben die Achseln und meinte: Je nun, Gott ist zwar groß, aber auch der Teufel ist ein Meister, das hat sich wieder einmal erwiesen. Er wollte weitergehen. Doch während er noch mit Gott und dem Teufel haderte, hörte er plötzlich ein Grunzen neben sich und sah, wie ein Schwein, es mochte vom Basar entlaufen oder unterwegs dorthin von irgendeinem Wagen gesprungen sein, ohne dass der Fuhrmann es wahrgenommen hatte, jedenfalls steckte es den Kopf aus dem hohen Unkrautdickicht und sah Ismael mit blauen, gelbbewimperten Augen lustig an. Ihm kam es jedenfalls so vor. Eben noch höchst kummervoll und niedergeschlagen, rief er fröhlich aus: „Ja, willkommen! Willkommen du munteres Ding!" Und still für sich fügte er hinzu: Dich hat ein Engel geschickt. Du gehörst mir, ich Glückspilz! Ismael griff nach der Kalebasse, goss ein wenig Wasser in die hohle Hand, und das Schwein, das anscheinend sehr durstig war, kam heran und schlürfte es in einem Zug in sich hinein. Als Ismael es aber am Ohr packte, um es wegzuführen, riss es sich los und lief in ein nahegelegenes Maisfeld. Ach leider, doch kein Glückspilz, leider nur ein kümmerlicher Pechvogel, dachte Ismael, stöhnte dabei und machte sich auf den Weg, denn er hatte keine Aussicht, das Schwein in dem ausgedehnten Maisfeld zu fangen.

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