Details

Olaf und der gelbe Vogel


Olaf und der gelbe Vogel


1. Auflage

von: Erik Neutsch

6,99 €

Verlag: Edition Digital
Format: EPUB
Veröffentl.: 01.08.2014
ISBN/EAN: 9783863947866
Sprache: deutsch
Anzahl Seiten: 118

Dieses eBook enthält ein Wasserzeichen.

Beschreibungen

Olaf hat auf seinem Zeugnis der 1. Klasse nur eine Zwei, sonst alles Einsen. Als er ganz unten eine Fünf erkennt, Ist er sehr, sehr traurig. Doch er sieht auf einem Baum einen unbekannten gelb-schwarzen Vogel, der rasch wegfliegt. Auf der Suche nach ihm geht er immer weiter aus der Stadt heraus, bis er in einem kleinen Dorf anlangt. Dort freundet er sich mit Susanne an, deren Zeugnis seinem gleicht, bis auf die Fünf. Susannes Eltern und Olafs Mutter lachen über die große Zahl auf dem Zeugnis, die Olaf so viel Kummer bereitete. Nun ist er kein bisschen mehr traurig und läuft fast jeden Tag in das Dorf zu Susanne. Als sie in der Nähe der Baustelle, die eine Verbindungsstraße zwischen der Stadt und dem Dorf errichtet, vom Regen überrascht werden, haben beide eine großartige Idee.
Mit diesem Buch aus dem Jahre 1972, seinem einzigen in der DDR geschriebenen Kinderbuch, wendet sich der erfolgreiche Schriftsteller Erik Neutsch an Kinder ab 6 Jahre.

LESEPROBE:
„Erst dein Ehrenwort, dass du es keinem weitersagst.“
„Ehrenwort.“
Sie schlagen die Hände ineinander und sehen sich feierlich an. Dann erzählt Olaf seinem Freund Hansi die ganze Geschichte. Von dem gelbschwarzen Vogel, von Atze, und wie er Susanne getroffen hat. Von ihren Besuchen an der Fernstraße und von dem Gewitter, und wie Susanne und er auf die Idee gekommen sind, an der Straße Bäume zu pflanzen. Nur die Fünf auf dem Zeugnis verschweigt er. Aber es war ja gar keine richtige Fünf. „Siehst du, und Susanne hat sogar an dich gedacht, dass auch du Bäume mit pflanzen sollst.“
Für Hansi ist das alles ein bisschen viel auf einmal. Eine solche lange Geschichte! Die muss erst in seinen Kopf hinein. „Erzähl’s noch mal“, bittet er.
Olaf beginnt von vorn. Und Hansi fragt, wenn er etwas nicht versteht. Dann sagt er: „Hast du gar keine Angst vor der Polizei?“
„Vor wem?“
„Vor der Polizei.“
„Warum denn?“
„Weil du die Kirschbäume aus dem Schulgarten klauen willst.“
„Ich klau sie doch nicht. Ich pflanze sie nur von einem Fleck an den anderen. An der Straße stehen sie besser. Die Leute können sich drunterstellen, wenn es regnet. Und der Zaubervogel hat einen Platz zum Ausruhen. Wir müssen sie nur tüchtig gießen, damit sie groß werden und viele Blätter kriegen. Im Schulgarten braucht sie keiner. Du weißt ja. Als wir Unkraut zupfen sollten und es fing an zu regnen, sind wir mit Frau Franke zurück in unsere Klasse gegangen.“
„Hm ... Ob aber die Polizei das weiß?“
Geboren 21. Juni 1931 in Schönebeck/Elbe, Studium der Philosophie und Publizistik an der Universität Leipzig, Diplom 1953, bis 1960 Kultur- und Wirtschaftsredakteur in Halle, Reporter.
Seit 1962 freischaffender Schriftsteller, Mitglied der Akademie der Künste der DDR 1974-1991, Mitglied des Schriftsteller-Verbandes Deutschlands.
Erik Neutsch ist am 20. August 2013 in Halle verstorben.
Veröffentlichungen
Romane:
Spur der Steine, Halle 1964, Bergisch-Gladbach 1991, München 1994, Leipzig 1996 (35 Aufl.)
Auf der Suche nach Gatt, Halle 1973, Benshausen 2009 (15 Aufl.)
Der Friede im Osten, bisher 4 Bände, Halle 1974-1987 (29 Aufl.)
Totschlag, Querfurt 1994 (2 Aufl.)
Nach dem großen Aufstand - Ein Grünewald-Roman, Leipzig 2003, Dößel 2010 (2 Aufl.)
Erzählungen:
Die Regengeschichte, Halle 1960 (3 Aufl.)
Die zweite Begegnung, Halle 1961
Bitterfelder Geschichten, Sammelband, Halle 1961 (3 Aufl.)
Die anderen und ich, Sammelband, Halle 1970 (5 Aufl.)
Tage unseres Lebens, Leipzig 1973
Heldenberichte, Sammelband, Berlin 1976
Akte Nora S., Berlin 1976
Der Hirt, Halle 1978, Berlin 1998
Zwei leere Stühle, Halle 1979 (10 Aufl.)
Forster in Paris, Halle 1981, Querfurt 1994 (3 Aufl.)
Claus und Claudia, Halle 1989 (3 Aufl.)
Stockheim kommt, Berlin 1998
Verdämmerung, Kückenshagen März 2003 (2 Auflagen)
Kinderbücher:
Olaf und der gelbe Vogel, Berlin 1972 (5 Aufl.)
Vom Gänslein, das nicht fliegen lernen wollte, Leipzig 1995.
Bühnenwerke:
Haut oder Hemd, Schauspiel, Urauff. Halle 1971
Karin Lenz, Opernlibretto zur Musik von Günter Kochan, Urauff. Deutsche Staatsoper Berlin 1971
Haut oder Hemd, Text und Dokumentation, Halle 1972
Da sah ich den Menschen, Dramatik und Gedichte, Berlin 1983
Die Liebe und der Tod, Gedichtband, Halle 1999
Mitautor in ca. 70 Anthologien und Sammelbänden.
Filme (nach seinen Texten):
Spur der Steine, DEFA 1966
Die Prüfung, DEFA 1967
Akte Nora S., Deutscher Fernsehfunk 1975
Auf der Suche nach Gatt, DFF 1976
Zwei leere Stühle, DFF 1982
Übersetzungen seiner Texte in über 20 Sprachen.
Verkaufte Bücher (ohne Anthologien): ca. 2,2 Millionen in Deutschland.
Auszeichnungen u.a.:
Nationalpreis der DDR für Kunst und Literatur 1964 und 1981
Heimich-Mann-Preis der Akademie der Künste der DDR 1971
Kunstpreis der Stadt Halle 1971
Händelpreis der Stadt Halle 1973
„Erst dein Ehrenwort, dass du es keinem weitersagst.“
„Ehrenwort.“
Sie schlagen die Hände ineinander und sehen sich feierlich an. Dann erzählt Olaf seinem Freund Hansi die ganze Geschichte. Von dem gelbschwarzen Vogel, von Atze, und wie er Susanne getroffen hat. Von ihren Besuchen an der Fernstraße und von dem Gewitter, und wie Susanne und er auf die Idee gekommen sind, an der Straße Bäume zu pflanzen. Nur die Fünf auf dem Zeugnis verschweigt er. Aber es war ja gar keine richtige Fünf. „Siehst du, und Susanne hat sogar an dich gedacht, dass auch du Bäume mit pflanzen sollst.“
Für Hansi ist das alles ein bisschen viel auf einmal. Eine solche lange Geschichte! Die muss erst in seinen Kopf hinein. „Erzähl’s noch mal“, bittet er.
Olaf beginnt von vorn. Und Hansi fragt, wenn er etwas nicht versteht. Dann sagt er: „Hast du gar keine Angst vor der Polizei?“
„Vor wem?“
„Vor der Polizei.“
„Warum denn?“
„Weil du die Kirschbäume aus dem Schulgarten klauen willst.“
„Ich klau sie doch nicht. Ich pflanze sie nur von einem Fleck an den anderen. An der Straße stehen sie besser. Die Leute können sich drunterstellen, wenn es regnet. Und der Zaubervogel hat einen Platz zum Ausruhen. Wir müssen sie nur tüchtig gießen, damit sie groß werden und viele Blätter kriegen. Im Schulgarten braucht sie keiner. Du weißt ja. Als wir Unkraut zupfen sollten und es fing an zu regnen, sind wir mit Frau Franke zurück in unsere Klasse gegangen.“
„Hm ... Ob aber die Polizei das weiß?“
„Dann gehen wir eben hin und sagen’s. Herr Kulike von nebenan könnte Wache stehen, wenn wir die Bäume ausgraben.“
„Herr Kulike soll Wache stehen? Warum denn? Er ist doch selber bei der Polizei.“
„Vor Herrn Pitzig, dem Hausmeister, damit der uns nicht erwischt.“
„Siehste“, sagt Hansi, „du hast doch Angst. Wir klauen also doch.“
„Aber nicht, wenn die Polizei uns hilft“, sagt Olaf. Ein schwieriges Problem, das die beiden zu lösen haben. Stehlen sie oder stehlen sie nicht?
Zwei Tage gehen darüber hin. Olaf zeigte Hansi die Stelle, an der er sich immer mit Susanne getroffen hat. Sie malen eine Sonne auf den Weg. Olaf sagt: „Man müßte Susanne fragen können, was sie dazu meint. Ich schreib’s ihr im Brief.“
„Bis du Antwort hast“, erwidert Hansi, „sind die Ferien um.“
„Ja. Das stimmt.“
„Warum fragst du nicht einfach deinen Papa?“
„Geht nicht. Unsere Idee soll ein Geheimnis sein. Besonders für die Großen.“
Endlich beschließen sie, die Polizei einzuweihen. Herr Kulike von nebenan, der Abschnittsbevollmächtigte ihres Wohnviertels, soll Wache halten. „Aber nur, wenn er vorher sein Ehrenwort gibt, nichts zu verraten“, sagt Olaf. Hansi nickt. Sein Freund hat wie immer das Richtige getroffen. Und Bello macht: Wauwau. Es hört sich an, als sagte er: Genau.
Herr Kulike jedoch ist im Urlaub! Sie klingeln vergebens an seiner Wohnungstür.
Und sie haben nur noch eine Woche Ferien.
Hansi hat einen Einfall. „Wieso brauchen wir zum Wachestehen einen Volkspolizisten?“, fragt er.„Keine Spur. Das macht Bello. Der nimmt’s mit jedem Polizeihund auf. Und eine bessere Nase und bessere Ohren als Herr Kulike hat er auch. Wir binden Bello an den Zaun. Und wenn Herr Pitzig kommt, dann bellt er. Und wenn Herr Pitzig uns verhauen will, dann beißt er ihn ins Bein.“
Das war eine lange Rede. Er ist ganz außer Atem. Bello macht dazu: Wauwau. Er hat seinen Namen gehört, und wiederum klingt es, als sage er: Genau. Alle Entscheidung liegt bei Olaf. Die beiden gucken sich an.
„Dass wir darauf nicht gleich gekommen sind“, ruft er aus. „Natürlich!“ Und nach einer Weile fügt er hinzu: „Aber beißen darf der Bello den Herrn Pitzig nicht. Das ist ...“ Er sucht nach dem richtigen Wort. „Strafbare Handlung ist das. Und dann kriegen wir es wirklich mit der Polizei zu tun. Herr Kulike würde den Herrn Pitzig ja auch nicht beißen.“
„Nein“, sagt Hansi. „Das stimmt.“ Und plötzlich fragt er, und ganz wohl ist ihm dabei nicht: „Du! Warst du schon mal im Gefängnis?“
„Ich? Wie kommst’n darauf?“, sagt Olaf.
„Es soll nicht schön dort sein“, sagt Hansi. „Da kriegste nur trocken Wasser und nicht mal Marmelade aufs Brot.“
„Quatsch“, sagt Olaf. „Ins Gefängnis kommen nur Verbrecher. Diebe, die was klauen, und so.“
Ihr Entschluss ist gefasst. Noch am selben Abend, als schon die Dämmerung alle Häuser grau macht, gehen sie zur Schule. Hinter dem Seitenflügel, dort, wo Herr Pitzig wohnt, befindet sich der Garten.

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