Allen Frauen ist eine gewisse Anspannung anzumerken. Gefügig warten sie aber auf das, was kommen wird. Eine dicke alte Frau betritt den Saal. Jedes Wort verstummt. Die Frau trägt ein langes, schwarzes Gewand, goldene Ringe mit großen Edelsteinen und unglaublich viele goldene Armreifen. Mit lauter Stimme schickt sie bis auf zwei Dienerinnen alle Diener hinaus. Dafür kommen zwei sehr große, bewaffnete Männer mit langen Peitschen in der Hand in den Saal. Die hohe Frau fordert alle Frauen auf, eine Reihe zu bilden. Augenblicke später hat sich die Reihe eingeschüchterter Frauen erstaunlich schnell gebildet. Kritisch wird jede Frau von ihr betrachtet und befummelt. Sie zieht Aphrodite an den Haaren, als ob sie prüfen wollte, ob es echte Haare seien. Danach führt man die Frauen in einen noch größeren Saal. Auf einem Podest in der Ecke sitzen Musiker. Die Musikinstrumente kennt Aphrodite aber nicht. Mit lauten Kommandos lenkt die hohe Frau die Frauengruppe in einen Art Tanzreigen. Als die verlangten Schritte schon gut klappen, spielen die Musiker recht eintönige Musik dazu.
Ein Diener betritt den Saal und flüstert der schwarzen Frau etwas ins Ohr. Daraufhin müssen alle Frauen wieder in den kleinen Nebenraum zurück. Sie dürfen es sich auf Liegen bequem machen. Das Warten wird ihnen mit viel Obst, Fladenbrot und dünnem Wein versüßt.
Die beiden kräftigen Männer mit den Peitschen sind stets dabei.
Die schwarze Frau kommt herein, hebt mahnend ihre beiden Hände und unterbricht das Lachen und Schwatzen der Frauen abrupt.
Sie verlangt gebieterisch: "Hört, ihr käuflichen Frauen, hört, ihr Sklavinnen, es ist euch ab sofort streng verboten, miteinander zu reden. Nur ein Wort und die Peitsche ist die Antwort."
Die schwarze Frau geht zurück in den großen Saal.
Stunden vergehen. Für so manche Frau ist das Schweigen eine Höllenqual. Eine Frau hält das nicht aus.
Die Worte: "Bitte, ich möchte …!" genügen den Männern, um sie an den Haaren aus der Mitte der Frauen herauszuziehen und vor aller Augen auszupeitschen. Die arme Frau schreit sich die Seele aus dem Leib, bis sie für immer verstummt. Die Diener schleifen die leblose Frau aus dem Raum. Der am Boden schleifende Körper hinterlässt eine breite Blutspur.
Der große Blutverlust muss gestoppt werden, sonst wird die junge Frau bald tot sein. Aber wenn sie jetzt eingreift, ist sie vielleicht auch in Lebensgefahr. Mitgefühl kann hier lebensgefährlich sein.
Diener wischen das Blut weg und nur die greifbare Angst der Sklavinnen im Raum verrät noch etwas von dem schrecklichen Ereignis. Durch die Fenster sieht Aphrodite die rotglühenden, dünnen Wolken, die den Sonnenuntergang ankündigen. Die Musik, die aus dem Saal zu ihnen herüber dringt, wird deutlich lauter und plötzlich abgebrochen. Nur noch Männerstimmen kann man vernehmen. Dann ertönt erneut Musik.