Die Plattform, auf der sich die Basteibesucher über der Elbe drängen, lag einst unter Wasser. Sie war ein Stück Meeresgrund, als sich im Norden unseres Landes der Kalkschlamm im warmen Kreidemeer absetzte, der nun nach 75 Millionen Jahren als Kreidefelsen hoch über der Ostsee aufragt. Die Felsen der Sächsischen Schweiz entstanden etwa zur selben Zeit durch mächtige Sandablagerungen im Meer. In Millionen von Jahren wurden sie zu Stein. Doch der Sandstein in seinen unterschiedlichen Schichten mit zwischengelagerten Tonen war unterschiedlich hart. Als das Meer längst verschwunden war, konnte er später den Kräften des Gletschereises und den gewaltigen Schmelzwassermassen nur wenig widerstehen. Eis und Wasser formten die Landschaft aus, hobelten den weicheren Sandstein fort, und die Elbe, ihre Nebenflüsse und Bäche fraßen sich tiefer und tiefer in den ehemaligen Meeresgrund. Auf den weiten Ebenen über dem Elbtal, die in der letzten Kaltzeit vom Wind mit Lehmstaub bedeckt und somit sehr fruchtbar wurden, sind nur die härtesten Sandsteinblöcke erhalten geblieben. Als Tafelberge sind sie deutlich sichtbare Marken in der weiten Landschaft, stehen sie als große, oben abgeplattete Kegel in den Ebenheiten - der Lilienstein, Königstein, Zschirnstein, Papst- und Pfaffenstein und andere. Der Lilienstein ist der schönste unter ihnen. Er ist 415 Meter hoch.
Alle Tafelberge als Reste der Sandablagerung im Kreidemeer liegen auf der linken Elbseite. Auf der rechten Elbseite ist weniger fortgewaschen worden. Dort ragen die zerklüfteten Felsreviere auf, die früher von wilden Wäldern durchsetzt und überzogen waren. Das ist das Reich tiefer, feuchter und dunkler Schluchten, in denen düstere Fichten stehen, wo Leber- und Laubmoose und Farne in großer Artenfülle wachsen. Keine andere Landschaft unserer Heimat ist so reich an Farnen wie das Elbsandsteingebirge. Hier sind Straußfarne, Rippenfarn und Mondraute, Engelsüß, die seltene Hirschzunge und viele andere Arten zu finden. Man muss sich nur ein wenig auskennen und die Augen offenhalten. Die Besonderheiten wachsen oftmals dicht an den Wanderwegen, so wie die Orchideen im Naturschutzgebiet Jasmund auf der Insel Rügen.
Die flachen Schotenfrüchte der Mondviole kann man finden, die als Silberblätter im Tal der Polenz von der Sonne durchleuchtet werden. Weiter oben an diesem Bachlauf, den auch die Wasseramsel bewohnt, blühen im Frühjahr Tausende und aber Tausende von Märzbechern. Sie legen einen weißen Teppich über die Wiesen, wenn die Pestwurz am Bach ihre rötlichen Blütenstände den pelzigen Hummeln anbietet. Dann kreisen über den Schluchten und Wipfeln mit hellem Schrei die Mäusebussarde. Sie bauen in den Wäldern ihre Horste und fliegen auf die umliegenden Feldfluren zur Jagd. Sperlingskauz und Uhu sind in den dichten Wäldern und Felsrevieren zu Hause und führen ein heimliches, stilles Nachtleben, ihre Nistplätze sind streng geschützt, in ihre Brutgebiete führen keine Wanderwege. Sie sind so selten und kostbar, dass sie nicht gestört werden dürfen. Daher sind die Felsgebiete, an denen die Uhus nisten, auch für alle Bergsteiger gesperrt. Ihnen stehen 970 andere Klettergipfel mit 7000 verschiedenen Aufstiegen unterschiedlichster Schwierigkeit zur Verfügung. Das Felsklettern im Elbsandsteingebirge erfordert Überlegung, Kraft, Geschicklichkeit und Ausdauer. Dieser Sport darf aber nicht zulasten der frei lebenden Tierwelt betrieben werden.
Im Landschaftsschutzgebiet Sächsische Schweiz und seinen Naturschutzgebieten habe ich keine Verbotstafeln gesehen, wohl aber gut ausgeschilderte Wanderwege. Sie sind gepflegt und schön, und in den steilen Felsschluchten sorgen Stahltreppen und Leitern dafür, dass auch Wanderer, die keine guten Kletterer sind, jene Grate und Felstürme erreichen, von denen sie die steilen Schluchten und Kessel übersehen und einen weiten Blick über das Land genießen können. Die markierten Wanderwege haben eine Gesamtlänge von mehr als tausend Kilometern. Sie führen durch die schönsten Gebiete, sparen aber auch einige Partien aus, um dem Wild und seltenen Vögeln ungestörte Rückzugsgebiete zu erhalten. Durch die Vielzahl der Wege wird der Strom der Wanderer so verteilt, dass die Landschaft keinen Schaden nimmt. Da gibt es Haupt- und Nebenstrecken und auch Wege, die benutzt werden dürfen, obwohl sie nicht eigens ausgewiesen sind. Man kann sich aussuchen, wo man wandern möchte.