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Cyankali


Cyankali

Ein Schauspiel
1. Auflage

von: Friedrich Wolf

6,99 €

Verlag: Edition Digital
Format: EPUB
Veröffentl.: 01.08.2024
ISBN/EAN: 9783689120320
Sprache: deutsch
Anzahl Seiten: 155

Dieses eBook enthält ein Wasserzeichen.

Beschreibungen

"Cyankali" von Friedrich Wolf ist ein eindrucksvolles Drama, das die brutale Realität der illegalen Abtreibungen in den 1920er Jahren beleuchtet. Dieses Stück zeigt die verzweifelte Situation der Frauen, die zwischen Armut und moralischer Verurteilung gefangen sind. Im Zentrum steht die junge Hete, die in einem von Not und Ausweglosigkeit geprägten Umfeld lebt und schließlich zu drastischen Maßnahmen greift. Mit ungeschönter Ehrlichkeit und schmerzhafter Intensität wirft Wolf Fragen nach Gerechtigkeit, menschlicher Würde und sozialer Verantwortung auf. Dieses Drama ist nicht nur ein Zeugnis seiner Zeit, sondern auch ein Mahnruf, der in unserer heutigen Gesellschaft nachhallt.
Friedrich Wolf (* 23. Dezember 1888 in Neuwied; † 5. Oktober 1953 in Lehnitz) war ein deutscher Arzt, Schriftsteller und Dramatiker, der sich besonders durch seine politische und literarische Arbeit einen Namen machte.
Friedrich Wolf wurde als Sohn eines jüdischen Kaufmanns geboren. Er studierte von 1907 bis 1912 Medizin, Philosophie und Kunstgeschichte in verschiedenen deutschen Städten und promovierte 1913 in Medizin. Während des Ersten Weltkriegs diente er als Truppenarzt und entwickelte sich zum entschiedenen Kriegsgegner. Nach dem Krieg engagierte er sich politisch und wurde Mitglied des Arbeiter- und Soldatenrats in Dresden.
Wolf war ab 1928 Mitglied der KPD und verfasste zahlreiche politisch engagierte Werke. Sein bekanntestes Drama, "Cyankali" (1929), prangerte das Abtreibungsverbot des § 218 an und löste eine breite gesellschaftliche Debatte aus. Neben seiner literarischen Tätigkeit arbeitete er als Arzt und engagierte sich für die Rechte der Arbeiterklasse.
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten emigrierte Wolf 1933 in die Sowjetunion, wo er weiterhin literarisch aktiv war und für Radio Moskau arbeitete. Während des Spanischen Bürgerkriegs versuchte er, als Arzt an den Internationalen Brigaden teilzunehmen, blieb aber in Frankreich. Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde er in Frankreich interniert, konnte jedoch 1941 mit sowjetischer Hilfe nach Moskau zurückkehren.
Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte Wolf nach Deutschland zurück und engagierte sich in der DDR kulturpolitisch. Er war Mitbegründer der DEFA und der Deutschen Akademie der Künste. Zudem diente er von 1949 bis 1951 als erster Botschafter der DDR in Polen. Friedrich Wolf starb 1953 an einem Herzinfarkt und wurde auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde in Berlin beigesetzt.
Wolf hinterließ ein umfangreiches literarisches Werk, das durch seinen politischen und sozialen Einsatz geprägt ist. Seine Söhne Markus und Konrad Wolf setzten sein Erbe als bedeutende Persönlichkeiten der DDR fort.
Staatliche Auszeichnungen
1943: Orden Roter Stern
1949: Nationalpreis der DDR II. Klasse für das Theaterstück Professor Mamlock
1950: Nationalpreis der DDR I. Klasse für den Film Rat der Götter.
MADAME HEYE stellt schnell das Vesper seitlich auf einen Stuhl und zieht ihren weißen Schwesternmantel an: Ja!

Von rechts kommt Hete; sie bleibt zögernd stehen.

MADAME HEYE streng: Halb acht abends! Was gibt’s noch?
HETE mit Zeitungsausschnitt: Bin ich hier recht?
MADAME HEYE knüllt den Ausschnitt zusammen: Haben Sie das jemand im Haus gezeigt?
HETE: Nein.
MADAME HEYE: Setzen Sie sich! – Sie sind müde?
HETE: Ja.
MADAME HEYE: Sie sind noch jung?
HETE: Zwanzig.
MADAME HEYE: Nicht volljährig. – Reden Sie doch!
HETE: Ich komme zu Ihnen … aber Sie wissen das ja alles, quälen Sie mich nicht! Leise. Sie müssen mir helfen, Sie!
MADAME HEYE: Richtig. Betrachtet sie. Leg mal deinen Mantel ab. Etwas mitgenommen siehste aus.
HETE sieht sie an: Lassen Sie das! Ich zahle.
MADAME HEYE: Klar. – Warste schon mal beim Arzt?
HETE: Nein.
MADAME HEYE sieht sie an: Hast du’s selbst mal probiert?
HETE: Nein.
MADAME HEYE: Du siehst so elend aus …
HETE: Was sagen Sie?
MADAME HEYE: Hast du ’ne Mutter?
HETE steht auf: Ich zahle doch! Bin ich denn hier beim Doktor?
MADAME HEYE aufhorchend: Wieso beim Doktor?
HETE setzt sich, müde: Ich meinte bloß.
MADAME HEYE misstrauisch: Hat deine Mutter dir ’s Geld gegeben, oder hast du so ’n Kavalier unterwegs … bleib nur, ich meine, du siehst gar nicht so aus wie ’ne Nutte … brauchst nicht hochzugehn, das zieht hier nicht, wir sind reell und wollen wissen, wen wir bedienen! – Wie heißt er denn?
HETE: Kein Klauenfritze, Sie! Nee! Wenn er auch türmen musste wegen der Kantine … der bekommt schon wieder Arbeit, der Paul!
MADAME HEYE: Ach so, der … der Kantinen-Paul, ach so … natürlich kriegt der Arbeit, aber Tütenkleben und Mattenflechten; der sitzt hinterm Gitter …

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