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Der Khan mit den Eselsohren


Der Khan mit den Eselsohren

Ein mongolisches Märchen
1. Auflage

von: Kurt David

2,99 €

Verlag: Edition Digital
Format: PDF
Veröffentl.: 10.03.2023
ISBN/EAN: 9783965218673
Sprache: deutsch
Anzahl Seiten: 49

Dieses eBook enthält ein Wasserzeichen.

Beschreibungen

Jeden Tag rief der Khan, den noch niemand gesehen hatte, einen anderen Dorfbewohner zu sich, um sich die Haare kämmen zu lassen. Und keiner kam zurück.
Eines Tages fiel die Wahl auf den einzigen Sohn einer alten Mutter. Diese Frau war sehr klug und gab ihrem Sohn besonders schmackhafte Reiskugeln mit, die er während des Kämmens essen sollte. Und tatsächlich kam er wohlbehalten nach Hause. Aber es fiel ihm immer schwerer, das Geheimnis des Khans zu bewahren, bis er es nicht mehr aushielt.
Am 13. Juli 1924 in Reichenau in Sachsen geboren. Kurt David absolvierte nach dem Besuch der Handelsschule eine kaufmännische Ausbildung. Von 1942 bis 1945 nahm er als Soldat der Wehrmacht am Zweiten Weltkrieg teil. Von 1945 bis 1946 war er in sowjetischer Kriegsgefangenschaft. Den Plan einer Ausbildung zum Musiker musste er wegen einer Kriegsverwundung aufgeben. David gehörte vier Jahre der Volkspolizei der DDR an und war anschließend zwei Jahre lang Kreissekretär beim Kulturbund der DDR. Seit 1954 lebte er als freier Schriftsteller zuerst in Oberseifersdorf/Zittau, danach bis zu seinem Tod in Oybin. In den 1960er Jahren unternahm er mehrfach Reisen in die Mongolei und durch Polen. 1970 erhielt er den Alex-Wedding-Preis, 1973 den Nationalpreis, 1980 den Vaterländischen Verdienstorden und 1984 den Lion-Feuchtwanger-Preis. Er starb am 2. Februar 1994 in Görlitz.
Davids frühe Werke haben die Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit unter dem Nationalsozialismus und im Zweiten Weltkrieg zum Thema. Es folgten Bände mit Reiseberichten. Den größten Teil in Davids Werk bilden die Kinder- und Jugendbücher, von denen vor allem der humoristische Band „Freitags wird gebadet“ in der DDR ein großer Publikumserfolg, auch in der Fassung als Fernsehserie, war. Eine weitere Facette in Davids Schaffen bilden historische Romane, die Themen aus der Geschichte der Mongolen behandeln. Außerdem schrieb David Biografien über die Komponisten Beethoven und Schubert.
Er guckte ihm in die Augen und in den Mund, er beklopfte Brust und Bauch und Rücken, packte ihn am Hals, als wollte er die unbekannte Krankheit erwürgen. Nichts. Die letzte Möglichkeit, eine Ursache für das Verhalten des Jünglings zu finden, sah er in einem Schafsknochen. Den warf er ins lodernde Feuer und ließ ihn nicht mehr aus den Augen. Der Knochen knackte in den Flammen und bekam Risse, worauf ihn der Mann wieder aus dem Feuer nahm und die Risse studierte. Dann verkündete er mit mächtiger Stimme: „Da hilft keine Brühe vom doppelt gesäugten Lamm und kein Kraut der Steppe. Euer Sohn hat eine kranke Seele und leidet am Gemüt!“
„Und warum?“, fragte die Mutter besorgt.
„Weil er in seinem tiefsten Innern ein Geheimnis trägt, das ihn schmerzt, quält und hier machte er eine Pause und blickte nun auch auf den Jüngling, „töten wird, wenn er es nicht bald ausspricht!“
Der Jüngling bestritt natürlich, ein Geheimnis zu hüten, aber als der Mann gegangen war, gestand er der Mutter: „Es ist schon wahr, mich quält ein Geheimnis, aber ich habe keine Wahl: Verrate ich es, tötet mich der Khan.“
Die Mutter lächelte und war klug genug, um ihn ein zweites Mal retten zu können. „Nichts leichter als das“, sagte sie zu ihrem Sohn, „besteig dein Pferd, reite hinüber in die Berge, dorthin, wo kein Mensch wohnt, geht oder jagt. Dort sprichst du das Geheimnis in die Schlucht der Felsen oder in das Vogelloch eines Baumes oder in den Spiegel eines der reinen Bergseen. Von Stund an wirst du gesund werden!“
Der Jüngling ritt sofort los, ritt einen Tag und eine Nacht und sicherheitshalber noch ein paar Tage und Nächte und gelangte in der Einöde, die bisher kein Mensch betreten hatte, zu einem Felsengebirge.
Eine Schlucht tat sich vor ihm auf, die so groß war, dass hundert und mehr Schafe darin Platz gefunden hätten. Lediglich der Sturm machte ihm arg zu schaffen, als er in die Schlucht hineinritt und sein Pferd scheute, vorn hochsprang, so dass er Mühe hatte, oben im Sattel zu bleiben.
Schnell schrie er in den Donner, so laut er es nur vermochte: „Der Khan hat Eselsohren!“ Und schon als das Echo aus der Felsschlucht zurückscholl und dann vom Sturm gepackt wurde, fühlte der Jüngling bereits Besserung seines Leidens.
Wieder glücklich, ritt er über Tage und Nächte, immer gesünder werdend, nach Hause zu seiner Mutter.
Dort wartete jedoch ein Bote des Khans auf ihn, der ihn wortlos mitnahm zu seinem Herrscher.

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