Allais wurde am 20.10.1854 in der malerischen Hafenstadt Honfleur geboren, die an der Seinemündung gegenüber von Le Havre liegt. Er ist nicht der einzige bekannte Künstler, den dieser kleine Ort hervorbrachte. Unter anderem kamen hier der Maler Eugène Boudin, der Komponist Eric Satie, der Lyriker Henri de Regnier und der schriftstellernde Historiker Albert Sorel zur Welt. In Honfleur gibt es im Zentrum eine Art Torbogen, Place Alphonse Allais genannt, und etwas außerhalb eine Gasse mit seinem Namen. Hier lebte er als Kind, und von hier aus kann man durch Gebäude- und Mauerlücken einen Blick auf den Ärmelkanal, auf die Gewässer und Buchten werfen, die manchem seiner Texte eine so lockere maritime Note verleihen. Auch benachbarte Ort wie Trouville, Etretat, Le Tréport tauchen in den Erzählungen auf, vermitteln etwas von der Küsten- und Seefahrtsatmosphäre der Normandie.
Sein Vater war Apotheker, und die Familie hätte es gern gesehen, wenn der Sohn in seine Fußstapfen getreten wäre. Doch obwohl Allais achtzehnjährig in Paris ein pharmazeutisches Studium aufnahm, zog es ihn weit mehr zur Literatur. Schon in Honfleur hatte er erste Schreibversuche unternommen, nun regte ihn das Studenten- und Bohèmemilieu seiner neuen Umgebung umso heftiger an, die Feder zu gebrauchen. Allerdings reichte das keineswegs aus, ihn zu ernähren, weshalb er nach seinem Militärdienst 1875/76 nebenbei als Apothekergehilfe arbeitete. Zwei Jahre später verzichtete er darauf, fällige Prüfungen abzulegen, und bekam von den Eltern die Quittung präsentiert – sie strichen ihm die bis dahin gewährte finanzielle Unterstützung. Auf diese Wechselfälle seines Lebens kommt der Autor in seinen Geschichten hin und wieder diskret spöttisch zu sprechen.
Wenngleich Allais ein paar Theaterstücke und Romane geschrieben hat, galt seine Hauptneigung doch der kleinen Form, den Aphorismen, Anekdoten, Sketchen fürs Kabarett, dem Feuilleton und der Kurzgeschichte. Hier konnte er seinen Witz entfalten, kannte sich aus. Er arbeitete an verschiedenen Zeitungen mit, belieferte sie mit humorigen oder kritischen, pointierten Texten, die er nach Aussage von Bekannten oft an Kaffeehaustischen eine Stunde vor dem Abgabetermin zu Papier brachte.