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Mein Besuch bei den Ahnen


Mein Besuch bei den Ahnen

Fast 200 Jahre Familiengeschichte(n) aus Sachsen, Böhmen/Mähren, Niederschlesien und Bayern
1. Auflage

von: Werner Müller

7,99 €

Verlag: Edition Digital
Format: EPUB
Veröffentl.: 17.02.2020
ISBN/EAN: 9783965212022
Sprache: deutsch
Anzahl Seiten: 200

Dieses eBook enthält ein Wasserzeichen.

Beschreibungen

Wie kommen wir gerade auf Dienstmädchen? Das hat natürlich mit diesen spannenden Familiengeschichten zu tun, die das große und das kleine Leben miteinander verbinden und neugierig auf beides machen – eben auch auf das Thema Dienstmädchen.
Im konkreten Fall hat es mit der Oma des Autors zu tun, Erna Hauswald, 1898 geboren, hatte schon als Kind in Haus und Garten der Eltern nach Kräften mitzuarbeiten und die zwei jüngeren Geschwister zu betreuen.
Wie der Autor weiter aus der familiären Überlieferung berichtet, absolvierte seine Oma ihre Schulzeit in einer kleinen Dorfschule in Oberposta. Wie sie erzählte, gab es damals noch die Prügelstrafe mit dem Rohrstock. Einmal hat sie der Lehrer derart auf die Hände geschlagen, dass einige Finger stark angeschwollen waren. Da hat sich Vater Ernst aufgemacht und dem Schulmeister ordentlich die Meinung gesagt. „Dann hat sich der das nicht mehr getraut!“ So Erna ganz stolz und dankbar über ihren Vater.
Sofort nach Beendigung der Schulzeit, im Alter von 14 Jahren, musste sie sich als Dienstmädchen bei fremden Leuten verdingen. Sie war zuerst ein reichliches halbes Jahr bei einer Familie Hoffmann in Pirna, dann zwei Monate bei Kutzners in Sebnitz, drei Monate bei einer Familie in Dresden und anschließend von November 1915 bis Oktober 1917 bei der Familie Nieske in Dresden-Loschwitz. Nach Omas Berichten waren das sehr vermögende Leute, die eine Villa ihr Eigen nannten und mehrere Hausangestellte beschäftigten.
Im Gesindebuch, das von der Heimatgemeinde ausgestellt wurde, waren Anmeldedatum und Abmeldedatum von der Gemeinde des Arbeitgebers einzutragen. Die letzte Beurteilung lautete: „Ida Erna Hauswald war vom 1. November 1915 bis 1. April 1917 in meinem Hause. Sie war ehrlich, fleißig und sehr willig. Meine besten Wünsche begleiten sie. Sie kehrt in ihr Elternhaus zurück. – Frau E. Nieske, Loschwitz“
Was waren ihre Aufgaben bei der „Herrschaft“?
Da waren an erster Stelle alle im Haushalt anfallenden Tätigkeiten wie putzen, waschen, bügeln, kochen, Geschirr spülen, Kinder betreuen, einkaufen, Botengänge erledigen, Gäste empfangen und bedienen, Feste und Geselligkeiten vorbereiten.
Waren mehrere Dienstboten im Haushalt, gab es spezielle Tätigkeitsbereiche, wie das einer Köchin.
Allgemein wurden diese Dienstverhältnisse nicht als Lebensentwurf angesehen, sondern als Station zwischen dem Auszug aus dem elterlichen Haus und der eigenen Eheschließung, somit auch als eine Art Lehrzeit für die späteren ehelichen Aufgaben.
Prolog
Kapitel 1 – Zeit der Urgroßeltern
Ein Vielvölkerstaat zerbricht
Der Handschuhmacher und die Musikerin
Eine Bergmannsfamilie mit 12 Kindern
Sächsische Geschichte
Mit vier Kindern plötzlich Witwer
Ein eigenes Haus
Schneider auf dem Dorf
Vom Zimmermann zum Wirt
Eine Preußische Provinz
„Schlesisches Himmelreich“
Die Sachsen und die Bayern
Was ein Bayer in Sachsen fand
Kapitel 2 – Zeit der Großeltern
Zwei Kriege mit republikanischer Pause
Zu Hause in Pirna/Sachsen
Schönberger Heimat/Sachsen
Dreimal Schlesien-Sachsen und einmal zurück
Flucht aus Kaden/Sudetenland
Kapitel 3 – Zeit der Eltern
Krieg und Nachkrieg – Irren und Wirren
Zurück in Pirna/Sachsen
Ankunft in Werdau/Sachsen
Epilog
Werner Müller ist der Allerweltsname des Pirnaer Autors. Gelesen hat der 1948 Geborene schon immer gern, die verschiedenen Formen der Prosa und als Jugendlicher auch der Lyrik, später zahlreiche Fachbücher, um Tierarzt zu werden. Geschrieben hat er in dieser Profession verschiedentlich Artikel für Fachzeitschriften und seine Dissertationen. Andere Themen wurden, abgesehen von gut benoteten Schulaufsätzen, bisher nicht berührt.
Mit journalistischer Neugier und wissenschaftlicher Akribie, als Rentner nun mit dem erforderlichen Zeitfonds ausgestattet, beschrieb der Autor in seinem ersten Buch "Abitur im Sozialismus" seine vier Schuljahre an einer Erweiterten Oberschule im Pirna der 1960er Jahre.
Schneider auf dem Dorf
Schneidermeister Ludwig Schnabel (1854 -1931) und Dienstmagd Lina Erler(1859 – 1939)

Wir bleiben noch in Sachsen, begeben uns aber in den Nordwesten der Region, an die sächsisch-thüringische Grenze in der Nähe der Stadt Meerane.
Dort kam in dem Dörfchen Tettau 1854 der spätere Schneidermeister Franz Schnabel zur Welt. Seine Frau wurde die 1859 in Zumroda geborene Dienstmagd Lina Erler. Geheiratet haben sie 1886. Wie man alten Urkunden entnehmen kann, wohnten und arbeiteten sie ihr Leben lang in Tettau. In diesem Dorf wurde dann 1890 meiner Frau Brigittes Oma Paula als eins von fünf Geschwistern geboren.
Paula sehen wir auf dem Familienfoto vorn links. Hinter ihr steht Ehemann Arthur Schneider.
Die anderen Geschwister hießen Elsa und Antonia, Paul und Albert.
Der Vater von Franz war Gasthofbesitzer, der Vater von Lina Schneidermeister.
Kleidung „von der Stange“, in den gängigen Größen, nach neuster Mode, das gab es damals noch nicht. So hatte das Dorf auch oft seinen Dorfschneider, genauso wie seinen Gasthof. Reich werden konnte man in beiden Erwerbszweigen nicht. Hier hat auch die Redewendung vom „armen Schneiderlein“ ihren Ursprung.
Damit ist nun nicht verwunderlich, dass die Schneidertochter Lina als Dienstmagd tätig war, also in fremdem Haushalt oder Bauernhof einer Herrschaft diente.
Was berichtet die Familiensaga noch?
Von Sohn Paul wissen wir, dass er zuletzt als Niederlassungsleiter der Firma Siemens jahrelang bis 1945 in Tetschen-Bodenbach tätig war, also im heutigen Tschechien. Dann setzte ja die Vertreibung der Deutschen ein. Er gelangte aber rechtzeitig zu seiner Schwester Paula nach Schönberg bei Meerane. Das lag in der sowjetischen Besatzungszone. Von dort sollte er in den amerikanischen Bereich zum Stammsitz seiner Firma wechseln. Dieser Zonentausch war aber schon damals nicht ohne weiteres möglich, und in den sich darum drehenden organisatorischen Wirren muss er einen Kreislaufkollaps mit tödlichem Ausgang erlitten haben. Das tragische Ende einer erfolgreich begonnenen Berufskarriere.
Paula half auch in einer anderen familiären Situation: Schwester Elsa hatte sich in einen jungen Mann verliebt. Sich einmal ungestört treffen zu können, also nicht unter Aufsicht der Eltern oder eines anderen „Anstandswauwaus“, war in dieser Zeit, noch dazu auf dem Dorfe, nicht so einfach. Was tun? – Elsa besuchte ganz offiziell ihre im Nachbardorf lebende Schwester Paula und traf sich dort heimlich zum Austausch von Zärtlichkeiten mit ihrem Auserwählten. Das war aber nicht in irgendeiner Besenkammer, wie das heute Prominente manchmal machen, sondern in der am heimischen Gasthof pausierenden Postkutsche. Wie oft und wie lange? Ich weiß es nicht – wer braucht’s zu wissen? Auf alle Fälle vermeldet hier der Familienklatsch ein gutes Ende. Die beiden heirateten schließlich und wurden glücklich miteinander.
Doch stopp!! Das soll sich um 1920 ereignet haben. Gab es denn zu dieser Zeit noch Postkutschen? – Doch, die gab es. Postkutschen und sogenannte Botenwagen sind bis ins frühe zwanzigste Jahrhundert zur Beförderung von Postsendungen und auch zahlenden Fahrgästen unterwegs gewesen. Wir werden später noch einmal davon hören.

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