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Leben, was sonst


Leben, was sonst


1. Auflage

von: Gabriele Berthel

4,99 €

Verlag: Edition Digital
Format: EPUB
Veröffentl.: 25.09.2020
ISBN/EAN: 9783965210219
Sprache: deutsch
Anzahl Seiten: 84

Dieses eBook erhalten Sie ohne Kopierschutz.

Beschreibungen

In der Kunstszene von Schwerin waren ihre Namen so bekannt wie das Staatstheater, das Museum oder das Schloss dieser Stadt – Helga Kaffke, Malerin, Gabriele Berthel, Autorin.
Das war in der letzten Hälfte des gewesenen Jahrhunderts.
In den Kulturnachrichten der jetzigen Landeshauptstadt spielen ihre Namen keine Rolle. Beide Künstlerinnen leben seit mehr als zwanzig Jahren nicht mehr in Deutschland. Sie suchten ihren Lebensmittelpunkt zunächst in Frankreich und fanden ihn seit der Jahrtausendwende an der nordwestlichen Küste von Irland, in Mayo. Dort wurden sie sesshaft, heirateten, arbeiteten.

Die Malerin Helga Kaffke ist im Winter 2017 gestorben.
Gabriele Berthel teilt ihr Leben auf der Insel nun mit Tausenden hinterlassenen Blättern: Aquarelle, Holzschnitte, Farbe auf Papier. Das vorliegende Buch, Porträts Helga Kaffke, Texte Gabriele Berthel, ist schon Jahre vor dem Tod der Malerin entstanden.
„Leben, was sonst“. Anspruchsvoller Titel, anspruchsvoller Inhalt.
Helga Kaffke ist eine Meisterin des Porträts.
Ihre Menschengesichter sind erkennbar unter Hunderten: Kantige Umrisse, schräge Senkrechten, dominierend die zwei Augen im Antlitz mit dem Kaffke-Blick – die Welt im Zwiespalt der Augen – sie malt diesen Blick.
Gabriele Berthel schreibt Verse dazu. Spröde, rau, poetisch.
Ganz und gar ohne Selbstbetrug betrachtet sie Dinge und Zeit und hat dabei im Sinn: anzuklopfen an die Mitte des Menschen.

„Leben, was sonst“ ist kein Bilderbuch fürs Kaffeekränzchen.
Es ist ein Buch von starken Menschen für starke Menschen, die nach dem Kaffee noch Lust haben auf einen kräftigen Schluck.

Astrid Kloock
Anklopfen an die Mitte des Menschen
Flutzeit
Zwischenblende
Bäume
Umtriebe (für Kerstin Hensel)
Botschaft
Herzstück
Karst
Quichotte
Bordbericht
Offene Verbindung
Rondo
Laudatio
Hängepartie
Landlese
Du bist Deutschland
Hahnenkampf
Im Atelier
Bon Aparte
Frau mit Harlekin
Zeitvergleich (für Barbara)
Max (Bei der Fahne, zur Stange haltend)
Aussage, nicht zu Protokoll (Thomas, 17, Werkhof)
Verflogen (Enrico, 16, Werkhof)
Zwei aus Gruppe Achtzehn
Der Blick (Mirco, 17, Werkhof)
Erwiderung (Uwe, 17, Werkhof)
Max der Rocker
Suchbild
Largo
Rabengesang (für Hans Brinkmann)
Gabriele Berthel
Geboren 1948 in Schmölln. Werkzeugmacher. Studium an der Technischen Hochschule Karl-Marx-Stadt (Chemnitz). Diplomingenieur für Werkzeugmaschinenkonstruktion. Literaturfernstudium.
Schriftstellerin, Collagistin.

Helga Kaffke
Geboren 1934 in Leipzig. Fotolithografin. Studium und Diplom an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig.
Malerin, Grafikerin.
Seit 1959 freiberuflich tätig, zunächst in Leipzig, später in Schwerin. Studienreisen nach Bulgarien, Frankreich, Irland, Polen, Rumänien, Ungarn.

Publikationen:
„Atelierbesuch bei Helga Kaffke“ (1987, Aquarelle, Pastelle),
“Wer kämmt das Haar in der Suppe?“ (2004, Illustrationen zu Texten von Gabriele Berthel),
„Leben, was sonst“ (2010, Porträts mit Texten von Gabriele Berthel),
„VALSE MUSETTE. ROUEN en miniature“ (2016, Aquarellminiaturen, mit Texten von Gabriele Berthel).

Einzelausstellungen u.a. in Achim, Annaberg, Chemnitz, Clemenswerth, Eupen/Belgien, Flensburg, Geringswalde, Leipzig, Magdeburg, Parchim, Rostock, Schwerin, Sögel, Westport (Co. Mayo, Irland) sowie in verschiedenen Städten Frankreichs (Rouen, Yport, Sassetot le Mauconduit).
Ausstellungsbeteiligungen u.a. in Berlin, Bremen, Dresden, Erfurt, Kiel, sowie in Frankreich, Irland, Italien, Polen, Russland, Schweden und der Schweiz.
Lebte und arbeitete bis zu ihrem Tode Ende 2017 an der irischen Westküste.
OFFENE VERBINDUNG
Das kennst du ja: dass dir zum Leben nichts fehlt
als die Stimme eines anderen –
dass du wählst
und wählst
und die Welt nicht erreichst,
denn sie hat über Nacht ihren Anschluss gewechselt,
einfach so, während du nichts wechseln kannst,
nicht einmal dieses codierte Stück Plastik,
in dem du gefangen bist,
das du nicht in der Hand hast,
während du wählst und wählst –
Du hast wirklich nur diese eine Karte
auf die du alles setzen musst,
die dein Leben ist
und nichts wert ohne Verbindung,
ohne die Stimme eines anderen.
KEIN ANSCHLUSS UNTER DIESER NUMMER –
Bei so vielen offenen Leitungen, freien Teilnehmern
muss eine Verständigung doch möglich sein
Aber du hörst noch immer
keine andere Stimme als die innere
Stimme des Apparates,
der deine Karte festhält,
der dein Leben festhält –
Manchmal hast du ein fremdes Atmen im Hörer
das du nicht gewählt hast, das aber besser ist
als eine tote Leitung.
Und oft verschwendest du deine Stimme
an den Apparat,
an diesen leblosen Apparat deine lebendige Stimme …
Das vergisst sich,
wie falsche Verbindungen, brüske Besetztzeichen
sich vergessen
bis zum nächsten verglückten Versuch.
Das Wort ergreifen wie eine letzte Gelegenheit –
Du erschrickst, wenn im Hörer
ein Fremdvertrauter die Stimme hebt
und das Gespräch an sich reißt
und dich an sich reißt
und kein Ende abzusehn ist
außer dem Ende deiner Karte,
das du im Display sehr schön erkennen wirst,
im Display, das dir jetzt schon zeigt wie das Geschwätz immer länger,
wie dein Leben immer kürzer wird –
aber du wagst nicht aufzulegen,
sprachlos höflich im ermäßigten Zeittakt …
Und was ist, wenn du zuletzt
deine Karte vergisst im Apparat,
dein Leben vergisst im Apparat,
und jemand kommt und benutzt dich –
Dem Apparat kann jeder entnehmen,
was ein anderer ihm überlassen hat –
Also nimm bloß dein Leben wieder an dich,
wenn du am Ende bist
eines Gesprächs einer Liebe einer Verbindung:
nimm dich bloß zurück!
Und wieder wählst du
und wählst,
um die Welt zu hören, dich verständlich zu machen,
und deine Gesprächseinheiten schwinden lautlos,
wie deine Kraft lautlos schwindet,
während du im Glashaus stehst
und dein Leben abstotterst –
Natürlich, du kannst deine Karte ziehn
und den ganzen Spuk anhalten:
die Anzeige, die rast, als flüchte sie vor deiner Stimme,
dein Leben, das rast, als flüchte es vor dir –
du kannst deinen Wortschatz hüten, aber was
fängst du an mit dem gesparten Leben,
der nicht abgelaufenen Plastikkarte …
Und so rennen die Zahlen übers Display
ins Nichts, nicht ans andere Ende
der Leitung, der Welt, wo das Leben ohne dich
in Ordnung geht, weitergeht,
bis auch dort alle Einheiten verjubelt sind
und endlich Ruhe ist. Ruhe.
DER KREDIT IST ABGELAUFEN, WECHSELN SIE DIE KARTE!
sagt das Display, und du weißt,
dass das nicht für dich gilt: du hast keinen Einwurf
mehr frei – nur deine Stimme,
die für dich antritt, während die Zeit gegen dich läuft,
durch den Apparat läuft, der mit ihr verbündet ist,
deine heisere Stimme, die gegen das Schweigen antritt,
als gälte es dein Leben,
das gerade eben dadurch jetzt zu En

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