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Lasst uns ihrer gedenken!


Lasst uns ihrer gedenken!

Schicksale von Opfern des Zweiten Weltkrieges in Briefen und Erinnerungen von Zeitzeugen
1. Auflage

von: Liselotte Pottetz

7,99 €

Verlag: Edition Digital
Format: EPUB
Veröffentl.: 08.05.2015
ISBN/EAN: 9783956553561
Sprache: deutsch
Anzahl Seiten: 256

Dieses eBook enthält ein Wasserzeichen.

Beschreibungen

2003 veröffentlichte Liselotte Pottetz im MS-Verlag Oppeln ihr autobiografisches Erinnerungs- und Reflexionsbuch „Welcher Heimat gehört unser Herz?“, in dem sich die Autorin mit dem Thema Heimat und deren Verlust auseinandersetzt. Pottetz selbst wurde 1939 in Bessarabien geboren und musste infolge des im Vorjahr begonnenen Zweiten Weltkrieges ihre Heimat verlassen: „Nach einem Jahr Lagerleben im Sudetenland übersiedelten wir in den Warthegau. Im bitterkalten Januar 1945, beim Heranrücken der sowjetischen Front, flüchteten wir, meine Mutter mit uns fünf Kindern, das jüngste erst fünf Monate alt, mit dem Pferdewagen nach Deutschland.“ Solche und ähnliche schreckliche Erfahrungen mussten in dieser Zeit mehr als 14 Millionen Deutsche erleiden. Pottetz verarbeitete in ihrem ersten Buch persönliche Erlebnisse, Zeitzeugenberichte oder Tagebuchaufzeichnungen aus Bessarabien, Ungarn, Sudetenland, Siebenbürgen, Pommern, Ostpreußen, Galizien, Banat und Schlesien. Nach der Wiedervereinigung konnte sie dann ihre alte Heimat am Schwarzen Meer besuchen. Jedoch ihr lang ersehnter Traum ging jäh zu Ende!
Als Reaktion auf „Welcher Heimat gehört unser Herz?“ meldeten sich viele Leserinnen und Leser und erzählten der Autorin ihre persönlichen Schicksale, vertrauten ihr wertvolle historische Dokumente, Briefe Gefallener und Vermisster von der Front sowie Zeichnungen, Fotos und Bücher an. Dieses Material war Grundlage für ihr 2015 veröffentlichtes zweites Buch, von dem sie sich wünscht, dass es dazu beitragen möge, dass nicht Hass- und Rachegefühle unser Denken bestimmen.
Am Anfang von „Lasst uns ihrer gedenken!“ lesen wir:
Ich werde mich jetzt der Mühe unterziehen und das wertvolle historische Material aus dem 2.Weltkrieg (Dokumente, Briefe, Zeitzeugenberichte, Fotos, Zeichnungen ...), das mir die Leser meines Buches zur Verfügung gestellt haben, für Sie sammeln und aufschreiben.
Wer aufmerksam liest, wird begreifen, dass auch Millionen Deutsche unschuldige Opfer des barbarischen Krieges wurden.
Die nachkommenden Generationen dürfen nicht ewig die Last eines "Tätervolkes" tragen müssen.

Liselotte Pottetz beginnt ihr mit vielen Fotos versehenes Buch mit einer Sammlung „Briefe aus dem Krieg“ der aus Breslau stammenden Familie Weidlich, die dort ein anspruchsloses, zufriedenes, glückliches Leben führte und durch den Krieg den geliebten Sohn Günter, den liebenswerten Verlobten von Dorle, den treu sorgenden Vater verlor.
Anstelle eines Vorwortes
Meine Vision
Briefe aus dem Krieg
Familie Weidlich
Briefe unseres Bruders Günter Weidlich
Ein glückliches Paar
Dorles Briefe an die Mutter
Briefe unseres Vaters Paul Weidlich
Vaters letzter Brief
Zerstörte Träume - zerstörte Leben
"Vermisst” - irgendwo bei Witebsk gefallen
Die Waisenkinder von Gomel
Kurt - der Freund von Petrusj
"Kinderschuhe aus Lublin” von Johannes R. Becher
Meine Mutter - die Wärterin der ungarischen
Judenfrauen
Die Suche nach den Spuren der Vergangenheit
Frau Zenker brachte Licht ins Dunkel
Der Fluchtweg über Liegnitz
Wo sind die Jüdinnen von Hochweiler geblieben?
Die Schlacht um Stalingrad
Als Funker auf einem Kampfflugzeug im Einsatz
Die Begegnung an der Elbe
Lasst uns der namenlosen Opfer gedenken!
Quellen
Am 03.01.1943 flogen wir nach Stalingrad, landeten auf dem Flughafen Pitjomnik, luden die Verpflegung aus. Nichts wie weg hier! Das kann doch nicht sein! Lieber Gott, steh uns bei! Beim Start versagte der Anlasser!!
Am Rande des Rollfeldes lagen haufenweise abgeschossene Flugzeuge herum. Der Bordmechaniker begann mit dem Aus- und Einbau eines anderen Motors. Es wurde finster. Wir mussten in einem Erdbunker übernachten. Was ich in dieser Nacht gesehen habe, verfolgt mich bis zu meinem Tode. Bei dieser eisigen Kälte waren die Schwerverletzten in einem Zelt untergebracht, wo sie "operiert” wurden. Die Ärzte schnitten ihnen die erfrorenen oder verletzten Körperteile - wie auf einer Schlachtbank - ab. Sie leisteten Übermenschliches, mussten jegliche Gefühlsregung oder gar Mitleid begraben. Aber es sollte noch schlimmer kommen!
Nach der Reparatur unseres Flugzeuges starteten wir am nächsten Tag, am 04.01.1943.
Die Verwundeten, die wir mitnehmen sollten, mussten eine Bescheinigung haben. Was sich nun abspielte, kann man sich nicht vorstellen. Eine Masse finsterer, wilder, ausdrucksloser, verzweifelter, dreckiger Gestalten drängte zum unteren Einstieg. Sechs Soldaten - nur 4 waren erlaubt - erkämpften einen Platz. Ein Verwundeter wäre in diesem Gedränge rettungslos verloren gewesen.
Unser Bomber wurde beschossen. Der Pilot schrie: "Heinz, schließ die Klappe!” Wir mussten starten! Hände wurden eingeklemmt, Menschen überrollt.
Um den russischen Flakgeschützen zu entgehen, kreisten wir in 4000 m Höhe über Stalingrad, drehten in Richtung Westen ab. Kaum hatten wir den Kessel verlassen, sausten russische Jagdflieger heran! Am schrecklichsten wirkten auf mich die überdimensional riesengroßen Sowjetsterne. Warum, kann ich nicht erklären. Unter uns, in 800 m Höhe, sahen wir die Wolken, in die wir hineinflogen, um vor den Jägern geschützt zu sein. Die dünne Wolkendecke von 50 Metern bot uns keinen Schutz. Für die russische Flak waren wir eine leichte Beute. Die Geschütze befeuerten uns. Sie trafen! Ein Motor fiel aus! Einem Soldaten wurde der Kopf weg gesprengt, einem riss es 4 Finger ab, der dritte hatte einen Lungendurchschuss. Dem Beobachter am Maschinengewehr war der Oberschenkel zerschossen, das Bein hing nur noch an ein paar Fetzen.
Ich muss nicht nur einen Schutzengel gehabt haben! Meine Fliegerkombi, der Strumpf waren durchlöchert, am Bein hatte ich nur einen Kratzer. Welch unheimliches Glück!
Noch 350 km zu fliegen bis Nowotscherkassk! Mit einem Motor! Zum Glück war der so gut, dass wir noch langsam steigen konnten. ‚SOS‘ durfte ich nicht funken. Auf der Frequenz ‚TTT‘, für alle anderen dann Funkstille, nahm ich mit Nowotscherkassk Verbindung auf, forderte einen Krankenwagen dringend an. Wir konnten uns um die Verwundeten in keiner Weise kümmern, kämpften verbissen darum, irgendwie auf der Erde zu landen. Das Fahrwerk funktionierte nicht mehr! Wir machten eine Bauchlandung, blockierten dadurch den unteren Ausstieg. Den Verwundeten ohne Bein hievten wir durch die obere Luke. Er verlor das Bewusstsein. In einiger Entfernung sahen wir am Rand die Krankenwagen stehen. Warum kommen die nicht?? Warum helfen sie uns nicht?? Hilflosigkeit! Verzweiflung! Unser Bordmechaniker verlor die Nerven, schoss mit der Pistole rote Leuchtkugeln in die Luft. Er verlor das Bewusstsein. Nach endlosem Warten näherte sich ein geländegängiges Fahrzeug, das Kommissbrot geladen hatte. Die Krankenwagen blieben in dem Schlamm und Morast stecken. Wir betteten den Schwerverletzten auf die Brote, sie fuhren ihn ins Krankenhaus.
Als wir am nächsten Tag unseren Beobachter besuchen wollten, weilte er schon nicht mehr unter den Lebenden. So nahmen wir von einem nach dem anderen Abschied, sahen täglich dem Tod ins Gesicht.
Ein Wunder, wer Stalingrad überlebte!”

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