Details

Köstliche Perlen finden sich reichlich


Köstliche Perlen finden sich reichlich

Ein Kügelgen-Brevier
1. Auflage

von: Volker Ebersbach

5,99 €

Verlag: Edition Digital
Format: PDF
Veröffentl.: 02.03.2022
ISBN/EAN: 9783965216297
Sprache: deutsch
Anzahl Seiten: 96

Dieses eBook enthält ein Wasserzeichen.

Beschreibungen

Seine „Jugenderinnerungen eines alten Mannes“ standen einst in jedem bildungsbürgerlichen Bücherschrank, erlebten bis heute fast 20 Auflagen und laden noch immer zu Streifzügen in die Frühromantik ein. So war der 1802 in St. Petersburg geborene und 1867 in Ballenstedt gestorbene Maler und Schriftsteller mit Caspar David Friedrich, Theodor Körner und Goethe bekannt. Aber nicht das interessiert hier, sondern kurze, pointierte Gedanken und Formulierungen – gemeinhin auch als Aphorismus bezeichnet, wie es in einer Vorbemerkung heißt:
Der Aphorismus ist die kürzeste und dichteste Form der Prosa. Mit Aphorismen kann man kein Buch füllen, wohl aber nach und nach ein Büchlein. Zunehmend spitzt er aber seine Diktion, sich seines Talents als Erzähler wenig bewusst, in Tagebüchern und Briefen, besonders in denen an seinen Bruder Gerhard, die allmählich das Tagebuch ersetzen, schließlich in seinem autobiografischen Erzählwerk „Jugenderinnerungen eines alten Mannes“ auf hervorstechende, zupackende, zitierbare Sätze zu, die das Gewicht von Sentenzen oder den Glanz von poetischen Streiflichtern annehmen. Zu Recht bezeichnet Ebersbach diese Texte als Perlen:
„Köstliche Perlen finden sich reichlich.“ Mit diesem Satz preist Kügelgen 1854 seinem Bruder Gerhard im fernen Estland aus eigener Erfahrung die Lektüre Shakespeares an. Er ahnt noch kaum, mit welcher Berechtigung derselbe Satz auch über seinen eigenen literarischen Arbeiten stehen könnte. Wer sie liest, ist oft versucht, einen Zettel und einen Stift zur Hand zu nehmen. Gibt er dieser Versuchung nach, hat er über kurz oder lang einen Vorrat an „Lesefrüchten“ in der Hand, die er gern anderen mitteilen möchte. Einer gerunzelten Stirn, ob es denn angebracht sei, diese Sätze, Sentenzen, Schilderungen und Betrachtungen aus ihren Zusammenhängen zu reißen, sei erwidert: Ja. Solche Kostproben können bei anderen die Lust wecken, mehr von diesem Mann zu lesen. Darum beschränkt sich diese Auswahl auch nicht auf knappe Sentenzen, sondern sie nimmt Traktatartiges, Porträts und Panoramahaftes hinzu. Nichts davon soll in den Rang des Exemplarischen gehoben werden, und nicht allein das „Tiefsinnige“, „Tiefgründige“, der Philosophie und der Religion Nahestehende kommt hier zur Sprache; auch manches Simple, Details mit ihrer überrumpelnden Komik, witzige Urteile, selbst die Vorurteile, wenn sie etwas Originelles haben, bekommen ihren Platz, Ungerechtigkeiten und bissige bis gehässige Ausfälle werden nicht verschmäht.
I. Selbsterfahrung
2. Familie
3. Menschlicher Umgang
4. Kunst
5. Lernen, denken, glauben, zweifeln
6. Geschichte, Politik und Gesellschaft
7. Landschaften und Städte
Das Elbtal bei Dresden
An der Moritzkirche zu Halle
Merseburg
In den Apenninen
Auf der Seereise von St. Petersburg nach Lübeck
Ballenstedt – Bernburg
Bernburg
Auf Schloss Ballenstedt
Ballenstedt
Alexisbad
Das Bodetal bei Thale
8. Porträts
Friedrich Adolph Krummacher (1767–1815) in Bernburg
Herzog Alexius Friedrich Christian von Anhalt-Bernburg
Herzogin Friederike von Anhalt-Bernburg
Köthen und die „Lutzesche Klinik"
9. Verschiedenes
Volker Ebersbach ist am 6. September 1942 in Bernburg/Saale geboren und dort aufgewachsen. Nach Abitur und Schlosserlehre studierte er von 1961 bis 1966 Klassische Philologie und Germanistik an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. 1967 promovierte er über den römischen Satiriker Titus Petronius. Danach lehrte er Deutsch als Fremdsprache ab 1967 in Leipzig, 1968 in Bagdad, 1971 bis 1974 an der Universität Budapest, wo er auch mit seiner Familie lebte.
Seit 1976 ist er freier Schriftsteller, Übersetzer und Herausgeber. Er schreibt Erzählungen und Romane, Kurzprosa, Gedichte, Essays, Kinderbücher, Biografien und Anekdoten. Er übersetzte aus dem Lateinischen ausgewählte Werke von Catull, Vergil, Ovid, Petronius, das Waltharilied, Janus Pannonius und Jan Kochanowski. Einzelne Werke wurden ins Slowenische und Koreanische übersetzt.
Von 1997 bis 2002 war er Stadtschreiber in Bernburg. Danach lehrte er bis 2004 an der Universität Leipzig.
Lion-Feuchtwanger-Preis, 1985
Stipendiat des Künstlerhauses Wiepersdorf und des Stuttgarter Schriftstellerhauses, 1993
3. Menschlicher Umgang
Ich habe die unglückliche Gabe, alle Unlauterkeit und Gefallsucht in den Menschen gleich zu durchschauen, und wo ich die finde, ist augenblicklich mein geistiger Mensch wie totgeschlagen dem anderen gegenüber.
ZJR 342 (1835)

Welch unergründliche Tiefe und welch schauerliches Rätsel ist doch das Gemüt des Menschen!
BG 219 (1845)

Was außen gut scheint, kann innen böse sein und umgekehrt.
ZJR 220 (1829)

Das ist eben die große Schattenseite des Lebens, dass die menschlichen Verhältnisse nicht zur Natur des Menschen passen.
BG 119(1842)

Manche Menschen haben in die Augen fallende Tugenden und versteckte Gebrechen, bei andern ist es umgekehrt und einer ist so schlimm wie der andere, obgleich wir Menschen uns nach dem benennen, was in die Augen fällt.
BG 294 (1847)

Obgleich ich nun ein trotziger Prometheus war und ein festes Herz zu haben glaubte, sollte ich es dennoch jetzt erfahren, wie sehr die Sicherheit unseres Benehmens von der Meinung abhängen kann, die andere Leute von unsern Hosen haben.
JUG 328

Ein guter Trost im Unglück bleibt immer das Planen, wie man wieder herauskäme.
JUG 214

Ohne Zweifel war er ein Gelehrter, denn er sah aus, als ob er nicht bis drei zählen könnte.
ZJR 204 (1829)

Es ist unglaublich wie weit der Ekel des Gleichen vor dem Gleichen geht. Die Homöopathen benutzen das und treiben Gleiches mit Gleichem aus.
BA 52 (1845)

Ich lebe immer erst auf, wenn die Herrschaften mit ihren vielen Vergnügen abgezogen sind. Ich wünschte, es gäbe gar kein Vergnügen in der Welt, außer dem, das sich ungesucht findet. Es lebt hier niemand so zurückgezogen wie wir, und doch braust uns zuweilen der Kopf vom Trubel der Gesellschaften. Hier in Ballenstedt vom vielen Lachen ordentlich große Mäuler bekommen. Bei den Hofdamen haben sich die Mundwinkel so in die Höhe gewöhnt, dass sie auch beim Weinen aufwärts gehen.
BG 58(181-1)

Bei uns Menschen ist das Kokettieren auf beide Geschlechter ziemlich gleichmäßig verteilt.
ZJR 304 (1834)

Aber so ist es, bei Hofe muss man heiter sein, im Bette, wenn man einsam ist. dann wird geweint.
BA 171 (1863)

Die Herzogin sagte, das wäre eine „scheußliche Ehrlichkeit“, wodurch man andere Menschen verletzte …
BG 196(1841.)

… aber es steht eigentlich nicht in des Menschen Gewalt, sich gegenseitig wahrhaft zu erfreuen.
BG 161 (1813)

Ja, fürwahr sind Gottes Wege unerforschlich, denn es ist das Los des Edleren und Besseren auf dieser Welt, dass er gedrückt und wohl auch getreten wird und das Los der Gemeinheit, dass es ihr wohl geht, und deswegen ist es auch die echte und rechte Lebensphilosophie, ein honetter Schuft zu werden …
BA (V) 238 (1842)

Ist der Tote erst begraben, so zieht der Trost ein.
JUG 362

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