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Ich will einen Turm besteigen


Ich will einen Turm besteigen


1. Auflage

von: Siegfried Maaß

7,99 €

Verlag: Edition Digital
Format: EPUB
Veröffentl.: 13.12.2014
ISBN/EAN: 9783956552014
Sprache: deutsch
Anzahl Seiten: 436

Dieses eBook enthält ein Wasserzeichen.

Beschreibungen

Es müsste einen Turm geben, von dem aus man sein ganzes Leben überblicken kann – jenes, das bereits hinter einem liegt mit allen Glücksmomenten ebenso wie mit den Unbilden des Schicksals. Aber auch den bevorstehenden Lebensabschnitt, der sich Zukunft nennt.
Das wünscht sich Günter, der als Kind von seiner Mutter verlassen wird. In der Familie seines Freundes Peter findet er Aufnahme, so dass beide sich wie Brüder fühlen.
Von jenem Turm aus könnte er dann rechtzeitig die ‚Zopfliese’ erkennen, die eines Tages in sein Leben tritt und die Freundschaft beider Jungen erschüttert. Oder in weiterer Ferne das Mädchen Inge, das seinen Platz an Günters Seite sucht.
Auch den wissbegierigen ‚Grübel’ und den einflussreichen Mann ‚Biber’ würde er vorzeitig wahrnehmen, und sich auf sie einrichten können. Er ahnt nicht, dass sie einmal sein Leben beeinflussen werden.
Weil die Zukunft jedoch nicht von einem Turm aus sichtbar ist, muss der Heranwachsende unvorbereitet alle Konflikte lösen, die sich ihm in der schweren Zeit zwischen Kriegsende und Neubeginn aufdrängen.
1. Kapitel, in dem der Held seinen Vater bekommt, die Benzingase eines Autos schluckt und mit einem dauerhaften Erbe ausgestattet wird
2. Kapitel, in dem der Held vor einer Reise flieht, eine Papptafelaufschrift entziffert und an einem stillen Ort Tränen vergießt
3. Kapitel, in dem der Held zum Lebensunterhalt beiträgt, von Hundeschnappern überfallen wird und den Bürgermeister vor eine Entscheidung stellt
4. Kapitel, in dem der Held ein Geheimnis des Bürgermeisters entdeckt, von wütenden Hunden fast zerrissen wird und schließlich ein Mädchen mit Zöpfen kennenlernt
5. Kapitel, in dem der Held in Brückstedt ankommt, mit der Zopfliese und Peter einen Turm besteigt und Peters Streit mit dem Sekretär beiwohnt
6. Kapitel, in dem der Held von der Jugendgruppe einen Auftrag erhält, durch Peters Vermittlung in einen Schacht einfährt und einer Lernbewegung seinen Namen leiht
7. Kapitel, in dem der Held Fahnen in einem Keller verbirgt, von Peter aus dem Feuer geholt wird und am Krankenbett Besuche empfängt
8. Kapitel, in dem der Held mit Marianne einen Plan bespricht, in ein freundliches Balkonzimmer zieht und bei Biber kein Recht bekommt
9. Kapitel, in dem der Held bei einer Zimmersuche einen Trick anwendet, in Wolfshagen ein ernstes Gespräch mit dem Bürgermeister führt und über einen Ausspruch seines Freundes Peter nachdenken muss
10. Kapitel, in dem der Held mit Inge einen seltsamen Kinobesuch arrangiert, sich in einer ernsthaften Auseinandersetzung verteidigen muss und sich bei
einem Jahrmarktbummel nicht umstimmen lässt
11. Kapitel, in dem der Held vorgibt, von seinem Charakter getrieben zu werden, in ein Geheimnis eingeweiht wird und am Rande der Baustelle auf einen Verbündeten trifft
12. Kapitel, in dem der Held mit Inge einen Einstieg durchs Fenster wagt, Grübel von einem gefährlichen Ort wegholt und durch Bibers Einfluss einen inneren Bergrutsch erlebt
13. Kapitel, in dem der Held ein Kästchen in der Hosentasche verbirgt, hört, dass Biber einmal ein kluger Kerl sein wollte und schließlich einem alten Freund in ein fremdes Haus folgt
Geboren am 06.10. 1936 in Magdeburg, Schulbesuch in Staßfurt.
Vermessungstechniker in Bergbau und Kataster. 1960 – 1964 Literaturinstitut Leipzig. Schauspieldramaturg. Freier Schriftsteller seit 1971.
Verheiratet. Zwei Kinder.
Bibliografie
Ich will einen Turm besteigen, Verlag Neues Leben, Berlin 1974
Ins Paradies kommt nie ein Karussell, Verlag Neues Leben, Berlin 1976.
Lindenstraße 28, Verlag Neues Leben, Berlin 1980
Keine Flügel für Reggi, Verlag Neues Leben, Berlin 1984.
Abschied von der Lindenstraße, Verlag Neues Leben, Berlin 1986
Vier Wochen eines Sommers, Verlag Neues Leben, Berlin 1989
Du bist auch in der Ferne nicht für mich verloren, BK-Verlag, Staßfurt 1994
Tango in der Düppler Mühle, Volksstimme, Magdeburg1998
Von Uhlenturm und Arnstein, Volksstimme, Magdeburg1999
Und hinter mir ein Loch aus Stille, dr.ziehten verlag, Oschersleben 2000
Zeit der Schneeschmelze, 2001, dr. ziehten verlag, Oschersleben
Peggy Vollmilchschokolade, Projekte Verlag, Halle 2002
Der Handschuhbaum, Projekte Verlag, Halle 2003
Schulschreibertagebuch sowie der Mann im Haus bin ich, Projekte Verlag, Halle 2003
Sonntagspredigt oder Heimkehr auf die Insel, BK-Verlag, Staßfurt 2004
Adolfchen und der 'doofe’ Arm, Projekte Verlag, Halle 2005
Sternie, Spinni und das Kleine Gespenst Kugelrund, dorise verlag, Burg 2006
Das Versteck im Wald, dorise verlag, Burg 2007
Das Haus an der Milchstraße, dorise verlag, Burg 2008
Nachtfahrten, dorise verlag, Burg 2009
Als unser Weihnachtsmann Urlaub machte, dorise verlag, Burg 2009
Im Schatten der Milchstraße, dorise verlag, Burg 2010
Tango in der Düppler Mühle, erw. Fassung, Block-Verlag, 2011
Knöpfchen und der Mann mit der Mütze, Projekte-Verlag Cornelius, Halle 2012
Beteiligung an Anthologien,
Herausgaben von fünfzehn Bänden mit Schülertexten sowie Texten aus Kreativwerkstätten schreibender Senioren.
Eine Frau Mertens - das entnahm ich meinen Notizen, als Peter den zweiten Strauß erwarb - wohnte gegenüber von dem Blumenladen. Es war ein großes Mietshaus mit einer kleinen Anlage davor, die sich in eine sanfte Kurve der Hauptstraße einpasste. Frau Mertens wohnte im zweiten Stock.
„Das ist aber nett“, sagte sie, noch ehe ich eine neue Neffenvariante erfinden konnte. Sie machte die Tür sperrangelweit auf und dirigierte uns mit der Hand in einen dunklen Korridor. „Ich dachte schon, diesmal hätten sie mich vergessen. Gerade diesmal, wo ich so allein bin.“
„Vergessen?“, sagte ich, verspürte ein flaues Gefühl im Magen und hätte mich gern durch einen Blick mit Peter verständigt, aber im Korridor war es so dunkel, dass ich sein Gesicht nicht erkennen konnte. Die Frau öffnete eine Tür und lud uns an einen gedeckten Kaffeetisch ein. Ich wusste nichts zu sagen und starrte auf Peter, der unschuldig dreinschaute und die Unterlippe hängen ließ.
Die Frau war am Tisch stehen geblieben, griff nach der leeren Vase, die zwischen Tassen und Kuchen stand, und nahm Peter die Blumen aus der Hand. „Sehr schön sind sie. Olga weiß, dass ich Levkojen liebe.“
Wäre es nicht der zweite Stock gewesen, ich hätte das Fenster aufgerissen und einen Satz gemacht. Für wen hielt uns die Frau? Wen hatte sie erwartet? Vielleicht geht sie mit den Blumen hinaus, macht Wasser in die Vase ... Aber sie stellte das Bukett nur hinein.
„Tja“, sagte sie, „dann wollen wir mal. Achtundsechzig werde ich heute. Noch nie haben sie meinen Geburtstag vergessen, seit die Olga bei der Volkssolidarität ist. Sie wäre ja gern selbst gekommen, hat sie gesagt, aber sie hat mir gestern schon angekündigt, dass sie Volkshelfer zum Gratulieren schickt. Langen Sie zu.“
Über den dampfenden Kaffee hinweg warf ich Peter einen Blick zu, aber die Torte nahm ihn so sehr in Anspruch, dass er für meine Augensprache keinen Sinn hatte. Langsam stieß nun auch ich die Kuchengabel in das Gebilde aus Creme, Nüssen, Schokolade und etwas Teig.
„Schmeckt es Ihnen? Wie lange sind Sie denn schon Volkshelfer? Ich hab Sie noch nie gesehen.“
„Mensch“, sagte ich zu Peter, als die Frau an die Tür gegangen war, wo die Klingel angeschlagen hatte, „was machen wir nun? Ich halt nicht mehr lange durch.“
„Wir können nicht abhauen, sie freut sich doch so.“
Als Frau Mertens wieder auf der Schwelle stand, schien sie weit ab von jeglicher Freude zu sein. Sie hielt Blumen in der Hand und gab einer älteren Frau, die am Stock ging, den Blick auf uns frei. „Nein, nein, meine Liebe, diese Burschen kenne ich gar nicht, wer weiß ...“
„Frau Mertens , sagte ich schnell, indem ich aufstand, „das war ein Missverständnis von Ihnen, und das ging alles so schnell, aber wir hätten den Irrtum noch aufgeklärt. Das ist so ...“
Die hinzugekommene Frau trat an den Tisch, und Peter sprang auf, um ihr den Stuhl unterzuschieben. Das hätte ich ihm nie zugetraut.
„Das ist nämlich Olga, von der ich gerade sprach“, sagte Frau Mertens. „Aber wie war das nun mit Ihnen?“
„Sie haben doch ein Zimmer frei — haben wir jedenfalls gehört , sagte ich und stellte fest, dass sich die eigenartige Spannung auf dem Gesicht der Besucherin in ein verständnisvolles Lächeln verwandelte, „und da wollten wir fragen, ob Sie nicht ..."
„Ihr seid mir welche!“, rief Frau Mertens und stimmte in das Lachen Olgas ein, „aber eigentlich könnt ihr ja nichts dafür, dass ich euch für Olgas Volkshelfer hielt. Also das Zimmer wollt ihr …“
„Er“, sagte ich und deutete auf Peter, der inzwischen seinen Kuchenteller leer gegessen hatte und nickte.
Frau Mertens betrachtete Peter, und es wirkte so, als hätte sie seine Anwesenheit bisher noch gar nicht recht wahrgenommen und sei nun sehr erstaunt. „Ach, nur er“, sagte sie, wandte sich an Olga und fragte: „Was meinst du, soll ich ihm das Zimmer überlassen? Ich wäre dann wenigstens nicht mehr so allein.“

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