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Gajus und die Gladiatoren


Gajus und die Gladiatoren


1. Auflage

von: Volker Ebersbach

8,99 €

Verlag: Edition Digital
Format: PDF
Veröffentl.: 14.02.2022
ISBN/EAN: 9783965216211
Sprache: deutsch
Anzahl Seiten: 303

Dieses eBook enthält ein Wasserzeichen.

Beschreibungen

„Spannend erzählt“ – als dieser historische Roman erstmals 1985 in dieser Reihe von Verlag Neues Leben Berlin erschien, trug er dieses Prädikat völlig zu Recht. Es geht sehr spannend und zugleich informativ zu und man meint, man wäre bei den Geschehnissen im Alten Rom dabei gewesen, von denen der Autorh erzählt. Die Handlung seines Romans spielt vor 1958 Jahren, als Kaiser Nero in Rom regierte. Eben dorthin sind Gajus und sein Begleiter Longus, der Lange, unterwegs. Beide sind eben einem Sklavenaufstand in den Steinbrüchen von Luna, wo sie als Freie fast genauso schuften mussten, entkommen und haben verschiedene Gründe, in die Stadt der Städte gelangen zu wollen. Für Gajus, den zwanzigjährigen Bauernsohn, der schon schlimme Zeiten hinter sich hat, sind es vor allem zwei: Er will die schöne Gärtnerstochter Eirene wiederfinden, in die er sich im Hause seines Onkels verliebt hatte, die aber nach Rom verkauft wurde. Und er will seinen Bruder wiederfinden, der ein berühmter Gladiator geworden ist. Wer kann ihm helfen, sie im großen Rom zu finden? Weiß vielleicht Longus jemanden, der ihm einen Tipp geben kann? Aber der ist, kaum dass beide in Rom angekommen sind, erst einmal verschwunden. Dafür trifft Gajus jemand anderen, eine Frau, die ihm später noch sehr viel helfen wird:
Dieser Garten ist zu unruhig, dachte Gajus, stand auf, als die Frauengestalt auch den Schlüssel zum Landhaus gefunden hatte, rollte seine Decke ein und wollte hinausschleichen. „Halt!“, rief eine helle Stimme aus dem Schatten der Terrasse. „Komm her!“, lockte sie. „Hierher, zu mir!“
Die Beine wollten es anders als Gajus. Sie trugen ihn nicht hinaus ins Freie. Was bin ich für ein Tölpel, warf er sich vor, während er dem Ruf folgte. Sie hielt sich im Dunkel neben einer Säule. „Was machst du hier?“, fragte sie nicht unfreundlich. Die Stimme klang jung, noch mädchenhaft.
„Ich habe geschlafen.“
„Allein?“
„Ja, wie denn sonst?“
Sie kicherte. „Wie alt bist du?“
„Zwanzig.“
„Sieh an! Wie ich! Hast du Geld?“
„Was fragst du mich aus? Wer bist du?“
Gajus schaute sich forschend um. Vielleicht machte sie für Räuber den Lockvogel oder kundschaftete für Einbrecher etwas aus.
„Eine Nymphe bin ich. Du kannst mich Aganippe nennen.“
„Nymphen gibt es nicht.“
„Wie du siehst, gibt es sie doch.“
„Und was machst du hier?“
„Ich erwarte meinen Faun, wenn du verstehst, was ich meine. Er ist kein Freund von Pünktlichkeit, wie ich sehe. Sag, hast du Geld? Dann können einstweilen wir beide uns die Zeit vertreiben.“
I. Blutiger Marmor
II. Auf dem Hügel der Gärten
III. Geld ist fürs Essen zu schade
IV. Der Ausgediente
V. Eirene
VI. Aganippe
VII. Die Arena
VIII. Taubstumm
IX. Die Götter und der Kaiser
X. Das Haus des Senators
XI. Die Gemeinde
XII. Kleine und große Prediger
XIII. Die Flammen
XIV. Du sollst nicht töten
XV. Die Bestien
XVI. Freiheit ist der Anfang
Volker Ebersbach ist am 6. September 1942 in Bernburg/Saale geboren und dort aufgewachsen. Nach Abitur und Schlosserlehre studierte er von 1961 bis 1966 Klassische Philologie und Germanistik an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. 1967 promovierte er über den römischen Satiriker Titus Petronius. Danach lehrte er Deutsch als Fremdsprache ab 1967 in Leipzig, 1968 in Bagdad, 1971 bis 1974 an der Universität Budapest, wo er auch mit seiner Familie lebte.
Seit 1976 ist er freier Schriftsteller, Übersetzer und Herausgeber. Er schreibt Erzählungen und Romane, Kurzprosa, Gedichte, Essays, Kinderbücher, Biografien und Anekdoten. Er übersetzte aus dem Lateinischen ausgewählte Werke von Catull, Vergil, Ovid, Petronius, das Waltharilied, Janus Pannonius und Jan Kochanowski. Einzelne Werke wurden ins Slowenische und Koreanische übersetzt.
Von 1997 bis 2002 war er Stadtschreiber in Bernburg. Danach lehrte er bis 2004 an der Universität Leipzig.
Lion-Feuchtwanger-Preis, 1985
Stipendiat des Künstlerhauses Wiepersdorf und des Stuttgarter Schriftstellerhauses, 1993
Gajus bedeckte die Augen mit seinen Händen und beugte sich vor, als wühle ein Schmerz in seinem Bauch.
„Sie muss mich sehen!“ sagte er plötzlich wie aufgeschreckt. „Es besteht ein Band zwischen uns, das sie noch fühlen wird. Jetzt weiß ich, wozu ich in Rom bin. Meinem Bruder mögen die Parzen noch lange einen straffen, haltbaren Faden spinnen. Ich brauche ihn nicht, wenn ich Eirene wiederhabe.“
„Nur ist sie wohl nicht mehr dieselbe“, sagte der beischlafstiftende Majoran mit geübt zartfühlender Stimme.
„Das macht nichts, ich bin auch nicht mehr derselbe.“ Gajus schüttelte wie besessen den Kopf. „Wir waren beide sehr unerfahren, du darfst auch sagen: dumm! Aus lauter Anstand und zartfühlender Zurückhaltung haben wir einander verloren.“
Amaracus, benannt nach dem holdseligen Majoran, mit dessen Blüte die Braut den Bräutigam zu grüßen pflegte, zog eine betrübte Miene: „Mein Gajus! Liebende begreifen das Glück nicht, das Leander hatte, als er in den Wellen ertrank. Denn Trennung nährt die Liebe, und ihre Rettung ist der Tod. Sie lebt von Täuschung, und wenn zwei sich durchaus kennen, macht sie sich gelangweilt aus dem Staub. Bist du so sicher, dass sie dich geliebt hat?“
Da war der warme Vollmond über dem Milchgebirge, leicht getrübt von der Rauchfahne des Vesuv, und da war das Bett auf dem Dach, und er lag auf ihr, und sie wand sich fort und ließ sich von ihm nicht nehmen, obschon sie wusste, dass sie verkauft würde.
„Ich nahm es an.“
„Ich will es ja nicht bestreiten“, sagte Majoran, „dass sie um dich geweint hat. Doch jahrelang weint man nur in der Unterwelt im abgeschiedenen Bereich der Strafen, Tartarus genannt. Sie muss an ihrem Herrn etwas gefunden haben, Gajus. Jeder sagt im Haus, dass sie nicht ungern bei ihm liegt. Mehr noch: Man hört sie schreien, nachts und auch zur heißen Zeit des Tages, wenn vor Tür und Fenster kühlende Gewebe hängen. Du weißt nicht, was ich meine? Schreie des Gefallens, der Berückung. Ach, ich quäle dich – mit einem Wort: Sie ist ihm hörig.“
„Dem Ungeheuer mit den roten Zotten?“
„Nur Ungeheuern ist man hörig, Gajus. So straffe Fesseln knüpft nicht einmal Majoran. Ich will nicht leugnen, dass sie manchmal schreit, weil er sie schlägt. Bei mancher gehört das schlicht dazu.“
„Ich kann das nicht glauben.“
„Das verstehe ich.“
„Ich will sie sehen. Und es wäre gut, dass sie mich nicht gleich erkennt.“
„Dann brauchen wir jetzt Rapula, das Rübchen“, sagte Majoran.
„Kann er auch Weiber stehlen?“
„Du denkst dir alles gleich bewegt! Er wird ihr etwas klauen, was sie nicht sofort vermisst. Du bringst es hin und sagst, du hättest es gefunden.“
Sie mussten bis zum Abend warten, ehe sie den Zwerg, dessen Finger länger waren, als sie aussahen, zurate ziehen konnten.
„Bring mir ein Schabeisen von ihr“, bat Gajus. „Bestimmt benutzt sie eine Kostbarkeit aus edlem Metall mit Perlen oder Edelsteinen, um sich das Öl von der Haut zu streichen.“
„Der rothaarige Windhund lässt sie nicht in Bäder, wo Männer und Frauen zusammenkommen“, gab Majoran zu bedenken. „Denn – das muss man dir wohl lassen, Gajus – sie ist schön wie eine Göttin. Du hast Augen im Kopf gehabt, aber kein Geld in der Tasche. Nicht dem ersten, der sie süß ansieht, ist eine Frau verfallen, sondern dem ersten, der sie kauft. Frag Aganippe! Hat sie dir nichts erzählt von ihrem schönen Alexandriner?“
„Und wenn sie selten aus dem Haus geht“, gab Rapula zu bedenken, „wird es besonders schwer. Mein auffälliger Wuchs …“
„Einen Fächer, ein Kämmchen, einen Reif …“, bettelte Gajus, begeistert für den Plan.
Das Rübchen zierte sich. „Es ist in Rom verbreitet, dass man stiehlt, um dann den Finderlohn zu holen. Genau das ist ja mein Gewerbe.“
„Das kann dir diesmal gleich sein“, sagte Majoran. „Es fällt doch nur auf ihn.“
„Ich will es meinen Fingern sagen“, lenkte Rübchen ein. „Die sollen es sich überlegen.“
Gajus hoffte. Er hielt große Stücke auf Rübchens Scharfblick, trieb sich aber auch auf eigene Faust auf dem Vicus Patricius und am Esquilin herum und fragte nach der Villa der Lollier.
Er fand auf der Patrizierstraße eine hohe Mauer. Palmenschöpfe lugten darüber, und einen getünchten Klotz mit gut besetzten Wächternischen, der nur das Torhaus war. Ein Weg aus Marmorplatten führte hinter dem kunstvoll geschmiedeten Gittertor zum Säulenportal. Er beobachtete, wer herauskam, wer hineinging, Sklaven, Boten und Meldeläufer, Astrologen und Kunsthändler, Gerichtsbeamte und Schiffsherren, wie er sie zwischen den Speichern und Lagerhallen am Tiber schon gesehen hatte.
„Willst du was vom Herrn oder von der Herrin?“, fragte freundlich einer der Wächter. „Er ist jetzt da, sie nicht, ich öffne dir.“ Er hielt die Hand auf. Da Gajus verlegen eine Schulter hob, sagte der Wächter: „Umsonst ist es nur frühmorgens, wenn alle Schutzbefohlenen dem Herrn einen guten Tag wünschen. Komm also bei Sonnenaufgang wieder.“
Er war gespannt, mit welchen Mitteln sich das Rübchen Einlass verschaffen würde.

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