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Eine lästige Leiche


Eine lästige Leiche

Ein Dresden-Krimi
1. Auflage

von: Klaus Möckel

7,99 €

Verlag: Edition Digital
Format: PDF
Veröffentl.: 25.01.2022
ISBN/EAN: 9783965216037
Sprache: deutsch
Anzahl Seiten: 246

Dieses eBook enthält ein Wasserzeichen.

Beschreibungen

Es hatte alles so schön geklappt mit dem Überfall. Er hatte etwas Geld, sogar mehr als er brauchte, um die 3000 Euro Schulden zurückzahlen und war mit dem gestohlenen Auto ziemlich heiter auf den Autobahn-Parkplatz gefahren. Und nun das:
Es gibt Momente im Leben, da stehst du wie vom Vorschlaghammer getroffen da, du siehst etwas und kannst es nicht begreifen, du willst die Situation erfassen und fühlst dich unfähig dazu, der Gedanke, der sich in deinem Kopf zu bilden sucht, entgleitet dir, eine Erklärung der Dinge findet sich schon gar nicht.
So erging es Hacke, als er nun mit einer Hand die Klappe des Kofferraums anhob, um mit der anderen Jacke und Maske hineinzustopfen. Er riss die Augen auf, erstarrte dann, wurde innerlich ganz steif, brachte aber statt eines Schreis nur ein Krächzen heraus. Entsetzt schaute er ins trübe Kofferraumlicht und wollte es nicht wahrhaben. Das konnte nicht sein, das gab es nicht, das war völlig unmöglich! Ein bisschen Werkzeug für den Notfall hätte sich dort befinden müssen, ein Warndreieck, Verbandzeug, nicht aber das. Dieser gekrümmte Körper, diese notdürftig in eine Decke gewickelte Gestalt mit angezogenen Beinen, die halb auf dem Bauch lag und verkrustetes Blut am Hinterkopf hatte.
Hacke schluckte kurz und schlug die Klappe wieder zu. Es war eine Instinktreaktion und das einzige, was er in diesem Moment fertigbrachte, um den Schock zu verdauen. Außerdem hatte sich ein dicker Kerl mit Bartgesicht aus den Polstern des gerade angekommenen Autos geschält und lugte herüber. Späherblicke konnte Hacke jetzt am wenigsten gebrauchen.
Den nächsten Schock erlebt er, als er feststellt, wer der tote Mensch in seinem Kofferraum ist. Seine Lage hat sich entscheidend verändert.
Und dann kommt ein gewisser Jakob Ahn von Helm ins Spiel, der nicht immer so hieß, kein echter Adliger war, dennoch seinen Namen mit Stolz trug und jetzt ein Problem mit alten Geschichten aus den Neunzigern hatte – scheinbar für immer abgehakt und unter „Kollateralschäden“ verbucht. Plötzlich aber werden die alten Geschichten wieder aktuell. Jakob Ahn von Helm wird bedroht. Er wird erpresst: Vor ein paar Tagen war ihm der Brief mit den Fotos auf den Tisch geflattert - ein ganz normaler weißer Umschlag mit einem absolut nicht normalen Inhalt - und kurz darauf kam die Geldforderung. Haben diese beiden Fälle etwas miteinander zu tun? Aber was?
Der Dresden-Krimi „Eine lästige Leiche“ garantiert Spannung. Bis zum letzten Toten, Pardon, bis zur letzten Seite.
Geboren1934 in Kirchberg/Sa., Dr.phil., verheiratet, ein Sohn. Werzeugschlosserlehre, Studium der Romanistik an der Universität Leipzig, Assistent am Romanischen Seminar der Universität Jena, Lektor beim Verlag Volk & Welt Berlin, Promotion über Saint-Exupéry 1963, seit 1968 freier Schriftsteller, Mitglied im VS/Verdi.
Auszeichnungen:
1992: Stipendium der Stiftung Preußische Seehandlung
Milena gefiel es, großzügig hauszuhalten, in Kreisen zu verkehren, die sich etwas leisten konnten, Reisen zu machen, ohne die Urlaubstage zählen zu müssen. Am liebsten hätte sie sich irgendwo in Italien niedergelassen, an Spaniens Küsten, auf den Malediven, in Kalifornien oder Südamerika, in einer schönen, sonnigen Gegend. Doch dazu brauchte man mehr als Ein- bis Zweitausend monatlich.
Nach dem Ableben der Mutter, zu der sie zuletzt kaum noch Kontakt gehabt hatte, war sie auf dem Dachboden unter halb losen Brettern auf eine Art Geheimfach gestoßen. Darin eine flache Blechbüchse mit Liebesbriefen eines gewissen Fred Kramer, von Milena unschwer als ihr Vater auszumachen, an den sie sich freilich kaum erinnerte: Er hatte kurz vor ihrem vierten Geburtstag das Weite gesucht. In der Büchse, in einem Kuvert unter den Liebesbriefen, lagen aber auch noch andere Fotos mit den dazugehörigen Negativen. Der darauf abgelichtete Mann kam Milena gleichfalls bekannt vor. Sie war ihm als Kind ein paarmal begegnet – er hatte öfter die Mama besucht.
Der Mann hatte ihr Süßigkeiten und Spielzeug mitgebracht, trug oft helle und bunte Hemden. Auf den Fotos dagegen war er ganz in Schwarz gehüllt. Einmal hielt er eine Pistole in der Hand, ein andermal machte er sich wohl an einem Kranken zu schaffen. Milena schaute genauer hin und begriff, dass es sich um einen Toten handelte. Zunächst wusste sie nicht recht, was sie von den Aufnahmen halten sollte, doch dann dämmerte ihr: Das musste höchst brisantes Material sein. Auf einem der Fotos fand sich rückseitig ein Datum: 3.7.96, darunter eine Notiz: „Leider wurden wir überrascht, H. hat sofort reagiert.“
Viel zu erben gab es für Milena von der Mutter nicht, die Reserven von damals waren nahezu aufgebraucht. Die Fotos aber brachten sie auf den Gedanken, tiefer zu graben. Sie wusste ja von den Geschäften der Mama und reimte sich einiges zusammen. Der Mann mit der Pistole war bei seinen Besuchen als Dresdener Onkel vorgestellt worden, also suchte sie in der tschechischen und deutschen Presse nach besonderen Kriminalfällen alter Tage. Und tatsächlich war zur angegebenen Zeit ein Polizist aus Dresden spurlos verschwunden. Sein Konterfei war mehrfach abgebildet, es deckte sich mit dem des Toten auf dem Foto.
Blieb die Frage, wer H. war, ob er nach fast zwanzig Jahren noch existierte und wo er sich aufhielt. Milena stellte sich erneut auf ausgiebige Suche ein, doch zu ihrer Erleichterung konnte dieser Punkt schnell geklärt werden. H. war nicht gerade ein Mann der Öffentlichkeit, versteckte sich freilich auch nicht vor ihr. Sehr bald fand sie auf den Seiten neuerer Presseerzeugnisse Aufnahmen von ihm. Er tauchte an der Seite seiner Frau bei Kunstveranstaltungen auf, zeigte sich bei Spendengalas unter den Honoratioren der Stadt, stand bei der Einweihung irgendwelcher Neubauten im Hintergrund oder auch in der ersten Reihe.
Den Rest erledigte das Internet. H., so erfuhr Milena, nannte sich Ahn von Helm, seit er eine Adlige geehelicht hatte, besaß eine Villa in einem der Nobelviertel Dresdens und, wie es schien, Millionen. Sein Kapital vermehrte sich offenbar beim reinen Zuschauen, so wie sich Kapital reicher Leute hierzulande eben zu vermehren pflegte. Von dunklen Seiten seines Lebens stand kaum etwas geschrieben, nur in einem älteren Magazin fanden sich in einem Artikel Hinweise auf Verbindungen zum Drogenmilieu. Das aber lief unter Jugendverfehlungen und durfte als abgehakt gelten. Wenn ihr wüsstet!, dachte Milena.
Sie schmiss ihren Job in Halle, zog nach Dresden und gab überall vor, Kunststudentin zu sein. In Wirklichkeit fehlten ihr zur Immatrikulation die nötigen Abschlüsse und sonstigen Voraussetzungen, aber das interessierte niemanden. Sie lebte zurückgezogen von Erspartem und dem Wenigen, das sie ererbt hatte. Sie bereitete ihren Coup vor, forschte den Mann, der ihren Traum finanzieren sollte, nach allen Richtungen hin aus.
Milena glaubte sich ihres Vorgehens sicher, alles schien in ihrem Sinne zu laufen, doch nun, plötzlich, hatte von Helm zurückgeschlagen. Er konnte nicht wissen, wer hinter dem Erpresserbrief steckte, und hatte es doch ermittelt. Und das, bevor sie noch einen einzigen Euro von ihm in der Hand hielt.
Milena holte ihre große Reisetasche aus dem Schrank und begann ihre Sachen zu packen. Ich werde von hier verschwinden, mich vorübergehend in einer Pension einmieten, möglichst am anderen Ende der Stadt, dachte sie. Aus der Schusslinie, und dann zuschlagen. Ich werde meine Forderung erneuern und diesem windigen Adligen die Pistole auf die Brust setzen: Entweder die sofortige Zahlung nach einem von mir festgelegten Plan oder die Enttarnung. Trotz seiner Hinterlist – sie war sich noch immer gewiss, dass er letztlich das für sie und ihn Richtige wählen würde.

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