Details

Ein Jahr - besser wird es nicht


Ein Jahr - besser wird es nicht

Tag für Tag durch ein Jahr, jeder Tag hat seine Seite
1. Auflage

von: Günter Hernig

4,99 €

Verlag: Edition Digital
Format: PDF
Veröffentl.: 19.01.2014
ISBN/EAN: 9783863944629
Sprache: deutsch
Anzahl Seiten: 764

Dieses eBook enthält ein Wasserzeichen.

Beschreibungen

Als sich wieder am 31.12.2012 ein Jahr selbst beendete, ohne uns zu fragen, um einem neuen Zeitabschnitt Platz zu machen, dachte ich darüber nach, was es uns für Ereignisse und Meldungen brachte, also das alte Jahr. Manche zum Lachen, viele zum Nachdenken oder Weinen, andere zum Kopfschütteln oder mit Unverständnis, einige um so richtig wütend zu werden und auszurasten.
So überlegte ich: Im neuen Jahr probierst du eine Eigentherapie. Ich werde mich von diesen Stimmungen nicht unterkriegen lassen, schreibe auf, was ich davon halte. Tag für Tag, jeder Tag eine Seite, mit dem Versuch, alles ein wenig spöttisch, sarkastisch, zornig, kritisch, heiter, gelassen oder locker zu sehen, was aber nicht immer gelingen kann und soll. Auch mit dem Versuch, das Ganze möglichst datumsneutral zu halten, soweit es sinnvoll ist.
Damit ist die Inhaltsangabe oder deren Nichtvorhandensein erklärt. Die einzelnen Tage nehmen in der Regel nicht gegenseitig Bezug. Also alles purzelt ein wenig durcheinander, eben wie die Dinge geschehen oder bekannt werden. Im Chaos liegt das System.
Die Lieblingsobjekte sind schnell herausgefunden: Politik, penetrante Werbung, Alltag, so genannter Lifestyle, Massenverdummung, die demokratische Weltmacht, Auto und Verkehr, Mann und Frau, Banken, Wetter, Gesundheit, Bio-Wahn, Heuchelei, der Alltag, auch Nonsens und sonst noch einiges. Angelegt ist das Ganze als Gedankenspiele. Daher tauchen nicht immer vollständige Sätze auf, die Kommasetzung ist oft den Gedankensprüngen untergeordnet. Wortschöpfungen entstehen, welche nicht in Duden oder Rechtschreibprüfprogrammen verzeichnet sind. Eigentlich müsste jeder Tagestext in Anführungszeichen gesetzt werden.
Die Inhalte und die darin enthaltenen Überlegungen sind natürlich subjektiv, nehmen sich nicht immer ernst, also ohne jeglichen Anspruch, die alleinige Wahrheit zu kennen oder ständig Recht haben zu wollen.


Günter Hernig, geboren 1944, studierte Mathematik und arbeitete als solcher, auch als IT-Entwickler, in der Wirtschaft und in Rechenzentren.
Mit seinem neuen Lebensabschnitt, benannt mit dem schönen deutschen Wort "Verrentung", begann er aus Spaß, sich Texte über den alltäglichen Wahnsinn auszudenken und aufzuschreiben.
14. Januar
Sie werden konsequent durchgreifen, unsere Regierenden. Sie wollen die Video-überwachung von Mitarbeitern in Firmen verbieten. Was wird eigentlich für ein Getö-se darum gemacht? Eine solche Überwachung ist doch zum Nutzen aller, nach dem Aschenputtelprinzip: die Bösen auf die Straße, die noch nicht Erwischten dürfen zur Bewährung weiter arbeiten, im Unternehmen. Der Geber der Arbeit hat doch auch ein Recht auf informelle Selbstbestimmung, nicht nur der freie Bürger. Niemand muss doch in einer solchen Firma tätig sein, freie Wahl des Arbeitsplatzes, laut Ver-fassung garantiert.
Die Bosse wollen doch wissen, ob Anja permanent das Deo von Mareike benutzt, wie oft und wie lange Karsten auf Klo geht - was macht er eigentlich dort die ganze Zeit, qualmt er heimlich aus dem Regal geklaute Zigaretten oder sogar peinliches?
Wer Arbeit gibt, darf sich doch etwas nehmen, das ist nur gerecht, auch die Persön-lichkeitsrechte der Nehmer der Arbeit. Und für Ostdeutsche kann eine Überwachung kein Problem sein, die waren das doch gewohnt, die sehen das entspannt. West-deutschen allerdings, sie wurden früher ja nie überwacht, na gut, nur präventiv die Bösen. Sie sollten aber die positiven Seiten einer Videoüberwachung, nein Schutz-beobachtung, sehen. Z. B. kann man sich für die Firmenoberen in das rechte Licht setzen. Immer fröhlich da reinschauen, die Arbeit in einem solchen Unternehmen macht doch Freude. Immer emsig und rege sein, es gibt viel zu tun, packen wir es an.
Was machen eigentlich die Firmen-007 mit der Lizenz zum Spannen, wenn ein sol-ches Verbot wirklich zustande kommt, knallhart durchgesetzt und kontrolliert wird. Bekommen sie jetzt neue Aufgaben, etwa als anonyme und verdeckte Kunden oder Besucher in den Firmen und passen auf, dass alles ehrlich und gesetzestreu zugeht?
Vor einem eventuellen Verbot hatten diese 007-Leute einen Vollzeitjob. Sie saßen vor ihren Monitoren, mehrere gleichzeitig, ganz schön hart, machten sich ihre Ge-danken, wenn Lilly sich provozierend umzog und Nina schon wieder neue Unterwä-sche zeigte.
"Da, Robert hat gerade eine Möhre ausgepackt: Sofort feststellen, an welchem Bund eine fehlt, Verfolgung einleiten.“
28. Januar
Das Privatfernsehen ist ein wesentlicher Teil unserer Kulturlandschaft nach dem Mot-to: jedem die Kultur, die er verdient. Obwohl es nur aus dem Grund geschaffen wur-de, den Eigentümern und Gesellschaftern die Taschen mit unserem Geld zu füllen, bringt es einen wesentlichen Bildungsbeitrag in die Lande. Mir scheint aber, es schlit-tert in eine Krise, nicht weil seine Konsumenten gebildeter und kulturvoller werden, sondern weil sich die Themen abnutzen.
Nachfolgend bringe ich einige Vorschläge für eine neue Qualität der Beiträge. Es sei betont, dass ich bei Übernahme dieser Ideen am Gewinn beteiligt werden will.
- Kloakenlager: Die Sendung wird in die Abwasserkanäle der Stadt Köln verlagert. Grusel, Gestank und Ekel in einer garantiert echten Umgebung. Die beste Aufnah-mezeit mit Abwassertauchen und Klärschlammschlacht wäre die Karnevalssaison, da ist die Abfallbrühe besonders deftig. Publikum wird ausreichend vorhanden sein.
- DSDDE: Deutschland sucht den dümmsten Einwohner: Die Teilnehmer müssen Fragen beantworten und treten dabei im K.o.-System gegeneinander an. Die Fragen sind so zu formulieren, dass die scheinbar richtige Antwort falsch und die vorder-gründig falsche Antwort richtig ist. Der Kandidat mit den meisten falschen Antworten kommt eine Runde weiter.
- Reality-Show in einer öffentliche Toilette: "Hilfe-ich muss mal" ..., Untertitel: "Ge-schäfte werden immer erledigt.“
- Dokusoap: "Das Geld liegt auf der Straße.“ Geld wird auf verschiedene Straßen verstreut, nicht alles davon ist echt. Die Streitereien und Prügelszenen werden unge-schnitten übertragen.
- "Gangster sucht Opfer", echte Gangster, Räuber und Diebe werden auf ihren Tou-ren begleitet. Diskretion wird garantiert. Natürlich werden die Opfer nicht vorgewarnt, aber heimlich bei ihnen Kameras und Mikrofone installiert.
- Dokusoap: "Nimm die Pille und es geschehe dein Wille.“ Männlichen Versuchsper-sonen wird ohne ihr Wissen eine Viagrapille verabreicht. Der Zuschauer erlebt ihre Abenteuer hautnah mit.
Viel Spaß beim Bildungsfernsehen.
22. März
Eine Aussage oder einen Dialog zu wörtlich zu nehmen, kann schon zu Irritationen führen. Allenthalben ist ja der Spruch "sie/wir haben Sex miteinander gehabt" im Um-lauf. Aber bitte, jeder hat von Geburt an ein natürliches Geschlecht (engl. sex), dazu braucht man keinen anderen Partner. Wenn ich eine Freundin küsse oder mit ihr re-de, sage ich doch auch nicht "wir haben Mund" gehabt. Oder mit meinem Laufkumpel habe ich "Bein" gehabt.
Ach so, man meint, die sexuell-körperliche Vereinigung zweier Menschen. Oder an-ders gesagt: "sie schliefen miteinander.“ Das ist natürlich auch nicht korrekt, denn dann müsste ich eine Riesenpotenz haben. Ich schlafe jede Nacht mit meiner Frau, jeder in seinem Bett. Sehr praxisnah ist der Spruch "sie haben den Beischlaf ausge-übt.“ Das klingt wie Mädchenturnstunde im 19.Jahrhundert.
Die Bibel ist da viel geschickter. In ihr steht: "und Adam erkannte sein Weib Eva, und sie ward schwanger ...“ So einfach war das früher. Letzten Sommer sah ich am FKK-Strand eine knackige, schmucke, dunkelhaarige Frau. Beim diskret intensiven Hin-sehen erkannte ich Hannchen aus der Schulzeit. Sie wird doch jetzt nicht ein Kind von mir bekommen? Da muss ich sie mal anrufen.
Das alles nur, weil man sich ziert, das zur Aktion passende Verb direkt zu nennen: bumsen, poppen, nageln, vögeln, pimpern, häseln. Es gibt auch treffende Bezeich-nung aus der Tierwelt: decken, bespringen, beschälen, kopulieren, rammeln. Seit-dem B. Brecht gesagt hat: "erst ficken, dann duschen", ist selbst das obszöne f-Wort erlaubt. Na ja, die Künstler sind schon etwas ferklig.
Es ist wirklich nicht einfach mit dem wörtlich nehmen.
Ein Ehepaar holt vom Bahnhof eine ausländische Freundin mit leidlichen Deutsch-kenntnissen ab. Sie erreichen rennend gerade noch die Straßenbahn. Sagt der Gastgeber: "Da haben wir aber Schwein gehabt.“ "Wie, was Schwein gehabt", fragt die verwirrte Ausländerin. "Nun ja, Schwein gehabt bedeutet so viel wie Glück ge-habt.“ Am Abend gehen sie zu einer Feier. Es wird getanzt. Fragt die Gastgeberin ihren ausländischen Gast: "Hast du denn schon mit meinem Mann getanzt?.“ "Ja, das Schwein habe ich schon gehabt."




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