Details

Die Wildgrube


Die Wildgrube


10. Auflage

von: Bernd Wolff

7,99 €

Verlag: Edition Digital
Format: PDF
Veröffentl.: 10.09.2014
ISBN/EAN: 9783965213418
Sprache: deutsch
Anzahl Seiten: 91

Dieses eBook enthält ein Wasserzeichen.

Beschreibungen

Dieses Buch beginnt mit dem Ende eines schönen Sommerurlaubs in den polnischen Beskiden und mit einem ziemlich heftigen Zusammenstoß:
„Werner! Gib acht! Das Tier!“, schrie die Mutter. Frederic fuhr auf. Rechts im Jungwuchs, dreißig Meter vor ihnen, undeutlich im Gefleck von Licht und Schatten, stand groß und rot ein Stück Wild hart an der Fahrbahnkante. Der Vater trat so heftig auf die Bremse, dass es alle nach vorn riss. In dem Moment sprang das Tier. Es traf genau gegen die Frontscheibe. Ein Hagel von Glas überschüttete sie. Frederics Kopf prallte gegen den Nacken des Vaters. Der Wagen brach aus, schlingerte, schüttelte, bockte. Als der Vater ihn fast zum Stehen gebracht hatte, rutschte er seitwärts in den Graben und knallte gegen einen Baum. Krachen, Klirren, Knirschen. Stille.
Frederic hob den Kopf, unwillkürlich fuhr die Hand zum Mund, der schmerzte wild. Da begriff er. Dort hingen die Eltern, die Schwester unbeweglich. Gepäckstücke waren durcheinandergepoltert. Er riss und stemmte an seiner Tür, die sofort nachgab, fast wäre er hinausgestürzt. Der Boden war hier tief und schräg, sodass er kaum festen Halt fand.
Die Familie kommt ins Krankenhaus, wo auch der 13-jährige Junge gründlich untersucht wird, zum Glück hat er keine bleibenden Schäden und darf als erster wieder nach Hause – allerdings allein. Zum ersten Mal ganz allein. Und er ahnt schon, worum er sich alles kümmern muss:
Blumen gießen, Staub wischen und saugen, Aquarium sauber machen, Treppe und Hausflur aufreiben, für Susanne die Schularbeiten besorgen, wenn sie so weit ist. Mit ihr üben. Und die Urlaubssachen, die müssen doch wohl noch da irgendwo in dem Auto sein ... Alles wegen dem Biest!
Und natürlich hat er eine große Wut auf dieses Biest, mit dem ihr Lada so kurz vor zu Hause zusammengestoßen war. Er hat aber nicht nur eine große Wut auf das Tier, sondern auch eine Idee. Zunächst einmal kehrt er zum Ort des Unglücks zurück und schaut nach, ob dort noch etwas zu sehen ist:
Frederic suchte die Stelle, an der das Wild plötzlich aufgetaucht war, fand auch im feuchten Boden des Jungholzes den Wechsel ohne Mühe, sprang hinab und forschte in dem schlammigen Durcheinander nach Spuren, erklomm die Böschung mit heftigem Ruck, vernahm grelles Hupen. Haarscharf rauschte es an ihm vorbei.
Und dann entwickelt er einen Plan, wie er sich rächen kann – am besten wie die Urmenschen, die auch schon Tiere in Wildgruben gefangen hatten. Doch beim Ausheben einer solchen Falle wird er beobachtet …
Geboren 12.9.1939 in Magdeburg als zweites von drei Kindern des Revierförsters Ernst Wolff aus Lödderitz, 1940 Umzug nach Wernigerode, dort aufgewachsen bis zum Abitur 1957.
1957 - 1960 Pädagogikstudium in Erfurt, Fachrichtung Deutsch/Kunsterziehung, erste Kontaktnahme zum Schriftstellerverband in Weimar, Arbeitsgemeinschaft Junger Autoren Naturlyrik, Veröffentlichungen in "Unterm Brocken" (Heimatzeitschrift des Kreises Wernigerode 1957 - 1963).
1960 erste Lehrerstelle in Werben (Elbe) im Wischewinkel der Altmark, Arbeitsgemeinschaft Junger Autoren in Magdeburg, Lyrikveröffentlichungen in Anthologien und Presse (NDL, Wochenpost, Volksstimme, Harzkurier)
1963 Lehrerstelle in Benneckenstein im Harz, Heirat
1964 weitere Lyrikveröffentlichungen
1967 Lehrerstelle in Blankenburg (Harz), 1969 Umzug dorthin, wo er immer noch lebt.
1968 Kinderbuch "Manne Forschtrat", Aufnahme in den Schriftstellerverband
1969 Geburt des Sohnes Holger, bis 1987 Arbeit an zehnklassiger polytechnischer Oberschule "Am Thie" (später "Wilhelm Pieck") und seit 1976 an der Erweiterten Oberschule "Am Thie" (Gymnasium)
1976 Geburt der Tochter Heike, Veröffentlichungen weiterer Kinderbücher, musikalischer Jugendstücke, u. a. am Bergtheater Thale, des biographischen Romans "Winterströme - Goethes Harzreise 1777" 1986, Sachbücher Mitglied des von Reimar Gilsenbach initiierten "Brodowiner Kreises" von Umweltautoren
1987 bis 1989 freischaffend, während dieser Zeit von den Mitgliedern frei gewählter Vorsitzender des Bezirksverbandes Magdeburg im DSV (Das Bemühen, trotz staatlicher und gesellschaftlicher Kontrollen das literarische Leben im Bezirk Magdeburg zu befördern, in den Verbandssitzungen das literarisch-kritische Gespräch zu führen, durch eigene Rezensionen und Bürgschaften den Mitgliedern zu helfen, Verdächtigungen von ihnen abzuwenden. In dieser Zeit zweimaliger Umzug des Verbandsbüros. 1990 freiwilliger Rücktritt vom Vorsitz zwecks Neuwahl)
Nach 1989 nach diesbezüglichen mehrfachen Überprüfungen Rückkehr in den Schuldienst: Malschule, dann Gymnasium "Am Thie" Blankenburg; voller Unterricht in der Abiturstufe, Veröffentlichung von Bildbänden regionaler Thematik
2002 Übergang in den Ruhestand nach zweiundvierzig Dienstjahren
2008 Vollendung der Trilogie über Goethes Brockenfahrten,
2012: "Klippenwandrer - Heines Harzreise"
„Kommen wir zur Sache. Ich habe nun endlich Nachricht über die Kollegin Schellok. Sie liegt im Krankenhaus. Mittwoch ist Operation.“
„Das ist schlimm“, sagte Merlin betroffen und fuhr sich durchs Haar, „hat sie nicht zwei Kinder?“
„Ich rechne mit einem Vierteljahr Ausfall, mindestens. Wir können natürlich die Karre nicht schleifen lassen so lange. Ich habe den Antrag auf einen Springlehrer gestellt beim Kreis - abgelehnt. Helft euch aus eigener Kraft, hieß es da. Also hab ich dem Schulrat deinen Namen genannt. Bleib sitzen. Es geht vor allem um die Siebente, du kennst sie, hast bereits mehrfach vertreten, das bleibt. Hinzu kämen die Klassenleitergeschäfte. Das Elternaktiv wird dich unterstützen. Die Stunden in den anderen Klassen, die sie hatte, verteilen wir schon irgendwie.“ Merlin schwieg, blickte den Direktor abwartend an. Der fasste das als Zaudern auf. „Dieser Zwischenfall neulich, betraf er nicht Schüler aus dieser Klasse?“
„Günter Schubert und Frederic Funcke.“
„Funcke? Funcke? Da liegt doch irgendwas vor von der Jugendfürsorge?“ Er suchte auf dem Schreibtisch, fand ein geöffnetes Kuvert, las das Schreiben noch einmal durch. „Wir sollen uns kümmern um ihn, die Patenschaft übernehmen, die Eltern ... eine Unfallgeschichte ...“
„Nicht mehr nötig“, unterbrach ihn Merlin, „die Mutter ist wieder zu Hause.“
„Na bitte. Du kennst die Verhältnisse also schon, desto besser. Ich glaube bestimmt, dass du dich in dieser neuen Funktion bewähren wirst, ein jugendlicher Draufgänger, der sich in der Praxis erprobt. Und wenn das gut geht, ich meine, die Lehrertagsprämie kann so und so ausfallen.“
Merlin stand auf. Er rieb sich seinen Unterarm. „Die Küken zählt man im Herbst“, sagte er. „Also, ich seh dann am besten gleich mal nach der Klasse, damit sie weiß, woran sie ist.“
Der Direktor zerdrückte seine Zigarette im Aschenbecher. Er blickte ihm lange und nachdenklich hinterher.
Till Merlin traf seine Schüler unter der Heine-Linde, dicht neben der Absperrung der Sicherheitszone: Ineinander gestellte Schneezäune von der Kreisstraßenmeisterei, in denen die Unterstufenschüler Verstecken spielten. Er informierte sie kurz, glaubte bei einigen sogar ein freudiges Aufblitzen in den Augen zu entdecken, als er ihnen von seinem kommissarischen Auftrag berichtete. „Also, was liegt als nächstes an?“, erkundigte er sich.
„Fußballspiel“, betonte Günter Schubert. Doch Lydia tippte sich an die Stirn. „Gruppenleitungswahl“, erwiderte sie, „und damit ihr es gleich wisst: Ich mache das nicht mehr.“
„Lydia! Schätzchen!“ Günter Schubert legte ihr den Arm um die Schulter. „Wo das keiner so gut kann wie du!“

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