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Die Welt des Markus Epstein


Die Welt des Markus Epstein


1. Auflage

von: Walter Kaufmann

8,99 €

Verlag: Edition Digital
Format: PDF
Veröffentl.: 16.12.2013
ISBN/EAN: 9783863945862
Sprache: deutsch
Anzahl Seiten: 435

Dieses eBook enthält ein Wasserzeichen.

Beschreibungen

Eine gute Gelegenheit, den Menschen, Reporter und Schriftsteller Walter Kaufmann näher kennenzulernen. In insgesamt 105 autobiografischen Geschichten lässt der Autor, damals 80 Jahre alt, sein abenteuerliches und mutiges, trauriges und schönes Leben Revue passieren. Sein Leben als Schriftsteller beginnt in Australien, wo der mit Glück aus Deutschland vor den Nazis zunächst nach England geflüchtete und dann nach Australien deportierte jüdische Junge in einem Arbeitsbataillon Dienst tut. An einem milden Sommersonntag, einem dienstfreien Tag, beginnt er im Camp im australischen Albury aufzuschreiben, was er während eintöniger Verladearbeiten am Bahnhof und im Munitionsdepot durchdacht hatte. Damals ahnte er noch nicht, dass diese Notizen einen begehrten Literaturpreis erringen und binnen eines Jahres in viele Sprachen übersetzt um die Welt gehen würden …
In seinen autobiografischen Geschichten erzählt Kaufmann von kleinen und großen Dingen seiner Kindheit und Jugend in Deutschland, in dem Juden das Leben immer unerträglicher gemacht wurde, von seiner Heimatstadt Duisburg, von Schule und erster Liebe und von den Schrecken und Schikanen dieser Zeit, von der Abreise aus Deutschland, bei der er das letzte Mal seine Mutter sehen kann, von dem Aufenthalt in England, wo er nicht mehr Deutsch sprechen darf, und von der Verbannung nach Australien, wo er in einem Lager eingesperrt wird und in einem Arbeitsbataillon Dienst tun muss – und wo er zu schreiben beginnt. Er erzählt aber auch über seine späteren Jahre in Australien und wie es ihm nach seiner Heimkehr nach Deutschland erging. Im Jahre 1955 war er nach siebzehn Jahren im Ausland zurückgekehrt. Berlin war ihm so fremd wie die Sprache und der Tonfall hier …

INHALT:
Die einfachen Dinge
Neugier
Im Herbst
Die Eidechse
Die Taschenuhr
Bonbons
Menschenjagd
Geranien und Rosen
Spinat
Schulweg
Paradies St. Vinzenz
Dreiundsiebzig
Die Papageienkrankheit
Mutprobe
Das Buch
Schwester Julchen
Zito
Die Musikstunde
Inquisition
Der Unfall
Sein Fahrrad
Entdeckung
Der Geiger in Holland
Helden
X, Ypsilon und die Wohltätige
Der Arier
Hass
Onkel Markus
Bahnwärterhaus
Miriam
Flucht
Das Gemälde
Der Schrei der Krücken
Ruth
Die Abreise
In London
Die Münze
English, Markus Epstein
Jene Stunden im Internat
Whiteladys
Die Guernsey Lektion
Verbannung
Der Dichter
Das Lineal
Nacht über Shepparton
Absent without leave
Colin
Elaine
Margie
Postausgabe
Wo ist Tommy?
Pit & Monica
Out of Bendigo
Bill & Henry
Dunkelkammer
Der Inspektor
Eppi Carrigan
..
Die einfachen Dinge
Neugier
Im Herbst
Die Eidechse
Die Taschenuhr
Bonbons
Menschenjagd
Geranien und Rosen
Spinat
Schulweg
Paradies St. Vinzenz
Dreiundsiebzig
Die Papageienkrankheit
Mutprobe
Das Buch
Schwester Julchen
Zito
Die Musikstunde
Inquisition
Der Unfall
Sein Fahrrad
Entdeckung
Der Geiger in Holland
Helden
X, Ypsilon und die Wohltätige
Der Arier
Hass
Onkel Markus
Bahnwärterhaus
Miriam
Flucht
Das Gemälde
Der Schrei der Krücken
Ruth
Die Abreise
In London
Die Münze
English, Markus Epstein
Jene Stunden im Internat
Whiteladys
Die Guernsey Lektion
Verbannung
Der Dichter
Das Lineal
Nacht über Shepparton
Absent without leave
Colin
Elaine
Margie
Postausgabe
Wo ist Tommy?
Pit & Monica
Out of Bendigo
Bill & Henry
Dunkelkammer
Der Inspektor
Eppi Carrigan
Jenseits der Stadt
Professor Picasso
Coalburner
Lambasa Frau
Mitternachtfahrt
Am Hafentor
Heimkehr 55
Polnisches Zwischenspiel
Die Worte des Barden
Requiem
Gorkistraße Moskau
Russisches Tagebuch
Bahnhof Friedrichstraße
Suche nach der Herkunft
Haus am Stadtrand
Schuhe
Berliner Karl-Marx-Allee
Verlagshaus
Fernfahrten
Manhattan Landfall
Pfandleihe
Loyal American
Arbeitslos in Manhattan
A Spell at Sloppy Joe’s
Tramping
Das letzte Angebot
San Francisco Shoeshine
Fünf Schritte zu viel
Julio Martinez
Willkommen in London
Kauf mir doch ein Krokodil
Judy O’Brady
Vertrauen
Trennung
Naomi
Rundfahrt Istanbul
Nebelkrähe
Buchenwaldreise
Der lange Schatten
Mutig waren wir nicht
Oskar aus Hamburg
Lieber Dino
Im Herbstwind
Flussschlepper
Frühstück in Warschau
Krakauer Fotografien
Walter Kaufmann (eigentlich Jizchak Schmeidler) wurde 1924 in Berlin als Sohn einer jüdischen Verkäuferin geboren und 1926 von einem jüdischen Anwaltsehepaar adoptiert. Er wuchs in Duisburg auf und besuchte dort das Gymnasium. Seine Adoptiveltern wurden nach der Reichskristallnacht verhaftet, kamen ins KZ Theresienstadt und wurden im KZ Auschwitz ermordet. Ihm gelang 1939 mit einem Kindertransport die Flucht über die Niederlande nach Großbritannien.
Dort wurde er interniert und 1940 mit dem Schiff nach Australien gebracht. Anfangs arbeitete er als Landarbeiter und Obstpflücker und diente als Freiwilliger vier Jahre in der Australischen Armee.
Nach 1945 verdiente er seinen Lebensunterhalt als Straßenfotograf, auf einer Werft, im Schlachthof und als Seemann der Handelsmarine. 1949 begann er seinen ersten Roman, der 1953 in Melbourne erschien.
1957 übersiedelte er in die DDR, behielt jedoch die australische Staatsbürgerschaft. Seit Ende der 1950er Jahre ist Walter Kaufmann freischaffender Schriftsteller. Ab 1955 gehörte er dem Deutschen Schriftstellerverband und ab 1975 der PEN-Zentrum der DDR, dessen Generalsekretär er von 1985 bis 1993 war. Er ist Mitglied des PEN-Zentrums Deutschland.
Walter Kaufmann war außerdem in mehreren DEFA-Filmen als Darsteller tätig, teilweise unter dem Pseudonym John Mercator.
Auszeichnungen
1959: Mary Gilmore Award
1961, 1964: Theodor-Fontane-Preis des Bezirkes Potsdam
1967: Heinrich-Mann-Preis
1993: Literaturpreis Ruhrgebiet
Bibliografie

Werke in englischer Sprache
Voices in the storm
The curse of Maralinga and other stories
American encounter
Beyond the green world of childhood

Werke in deutscher Sprache
Wohin der Mensch gehört
Der Fluch von Maralinga
Ruf der Inseln
Feuer am Suvastrand
Kreuzwege
Die Erschaffung des Richard Hamilton
Begegnung mit Amerika heute
Unter australischer Sonne
Hoffnung unter Glas
Stefan – Mosaik einer Kindheit
Unter dem wechselnden Mond
Gerücht vom Ende der Welt
Unterwegs zu Angela
Das verschwundene Hotel
Am Kai der Hoffnung
Entführung in Manhattan
Patrick
Stimmen im Sturm
Wir lachen, weil wir weinen
Irische Reise
Drei Reisen ins gelobte Land
Kauf mir doch ein Krokodil
Flucht
Jenseits der Kindheit
Manhattan-Sinfonie
Tod in Fremantle
Die Zeit berühren
Ein jegliches hat seine Zeit
Im Schloss zu Mecklenburg und anderswo
Über eine Liebe in Deutschland
Gelebtes Leben
Amerika
Die Welt des Markus Epstein
Im Fluss der Zeit
Schade, dass du Jude bist
“Sippenhaft”, sagte Arno. “Schon mal davon gehört?”
Markus nickte.
“Ein Spitzel!”, fuhr Arno fort. “Die ganze Gruppe ging hoch, nur ich konnte fliehen - seitdem aber hält die Gestapo meine Eltern fest. Wäre der Krieg nicht, ich führe zurück und würde mich stellen.
Markus war, als deckten Arnos Ängste die eigenen zu, und er begriff plötzlich, warum Arno meist für sich blieb und bis in die Nächte hinein nur schuftete.
“Was hattet ihr denn gemacht?”
“Flugblätter an Mauern und Bäume - du verstehst schon”, sagte Arno. Sein schmales Gesicht lag jetzt im Schatten. “Du fragst nach meinen Eltern und denkst an deine. So ist es doch?”
Markus nickte.
“Komm noch mal in den Schuppen”, sagte Arno. “Einen Schnaps wirst du doch vertragen."
Drinnen hockten sie auf Kisten, die Flasche zwischen sich auf dem Boden. Nach dem ersten Schluck stellte Markus sein Glas aufs Regal. Arno lockerte der Schnaps auf, er wurde mitteilsam. Markus schien es bald, als wäre auch er in jener Nacht in Ulm dabei gewesen, als schreckte auch er vom Splittern der Haustür, dem Stampfen der Stiefel hoch, als blende auch ihn das grelle Licht von Stablampen, das jetzt durch den Keller und über die erstarrten Gesichter streicht, als hörte er die SA-Leute brüllen: “Da haben wir das Pack, nun aber los!” Und weil Arno nicht schnell genug hochkommt, versetzt ihm der SA-Mann einen Tritt, Arno prallt gegen die Wand, es reißt ihm die Brille vom Gesicht, und der SA-Mann zertritt die Brille mit dem Stiefelabsatz. Wie blind tastet sich Arno aus dem Keller die Treppe hoch und durch die zertrümmerte Haustür den anderen nach auf die Straße. Sie müssen ihn zu dem Laster führen, der da vor dem Haus parkt, und dort packen sie ihn und schleudern ihn auf die Ladefläche. “Ab mit dir, du Sack!" Und Markus begreift, dass sie den, der da hilflos um sich tastet, am wenigsten beachten - der entkommt uns nicht. Und ehe noch der Laster um die Ecke biegt, hat Arno sich an der Ladeklappe hochgestemmt, einen Satz in die Straße getan, und ist im Dunkel einer Gasse verschwunden.
“Hast du mal einen Blinden an der Bordsteinkante beobachtet?”, fragte ihn Arno.
“Wer nicht.”
“Will nur erklären, warum mir gleich geholfen wurde und trotz dem Gebrüll in der Gasse keiner auf den Gedanken kam, dass das mir galt. Und zwei Tage später hatte ich es über die Grenze zur Schweiz geschafft und schließlich von dort nach England.“ Aus seiner Brieftasche nahm er ein Foto und hielt es Markus hin. “Das sind sie - meine Eltern.”
Markus stellte sich die beiden Alten zwischen den kahlen Wänden von Gefängniszellen vor und empfand Arnos Ängste wie eigene.
“Sieht man gleich, dass das deine Eltern sind."
Arnos Hand zitterte, als er das Foto in die Brieftasche zurückschob. “Und nun lass endlich hören, was dich bedrückt.”
Markus tat sich schwer - da war dieser Brief, den die Eltern ihm noch über das Rote Kreuz hatten schreiben können, und ihr Foto, das ihn auf Umwegen erreicht hatte. Wie gezeichnet der Vater noch war von der langen Haft in Dachau! Und was bedeutete es, dass die Mutter sich mit den Füßen plagte, von geschwollenen Füßen schrieb? Aber es geht schon, ich schaff’s schon. Wohin musste sie so weit laufen, wonach sich so lange anstellen? Wir denken immer an Dich und hoffen auf ein Wiedersehen. Wenn er das Foto betrachtete, überkamen ihn Ängste, die er Arno nicht erklären konnte - wo war das Foto entstanden? Zwar wohnen wir nicht mehr in der Kellerwohnung, aber auch nicht mehr in unserem Haus, sondern teilen eins mit anderen Familien - da ist auch ein Junge dabei, der uns oft an Dich erinnert. Wie war Arno begreiflich zu machen, was es den Eltern bedeutet haben musste, das eigene Haus aufzugeben. Noch müssen wir nicht auf die lange Reise, hatten sie geschrieben, und haben Hoffnung. Von was für einer Reise war da die Rede?
“Stell dir einen reichen Reeder vor, mit Schiffen auf allen Weltmeeren - glaubst du nicht, dass so einer meine Eltern noch aus Deutschland rausholen könnte?"
“Von wem sprichst du überhaupt?”
Markus erklärte es und erzählte, warum es ihm nicht gelungen war, den Onkel um Hilfe für die Eltern zu bitten. Arno hörte schweigend zu. Schließlich sagte er: “Je größer das Haus, je weniger Platz für die Gäste? Den Onkel schlag dir aus dem Kopf.”
Schweigend stand Markus auf, doch Arno hielt ihn zurück. “Ich könnte mich auch geirrt haben", sagte er.
“Ich glaube nicht”, sagte Markus.

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