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Die unmoralische Tugend Nepomuks


Die unmoralische Tugend Nepomuks


1. Auflage

von: Gerhard Branstner

4,99 €

Verlag: Edition Digital
Format: PDF
Veröffentl.: 06.09.2022
ISBN/EAN: 9783965217577
Sprache: deutsch
Anzahl Seiten: 103

Dieses eBook enthält ein Wasserzeichen.

Beschreibungen

Wenn er diesen Nepomuk nicht erfunden hätte, dann hätte ihn der Autor erfinden müssen, um seine Meinung in Anekdoten ausdrücken zu können. Und so hat er seinen Nepomuk erfunden und jede Menge Anekdoten dazu – Nepomuk-Anekdoten eben.
Wie Branstner woanders berichtet, hatte diese Erfindung eine gewisse Gesetzmäßigkeit:
Die Nepomuks zu schreiben war unvermeidlich. Ihre logische und philosophische Eigenart sind neben meiner sprudelnden Fantasie wesentliche Triebkräfte meiner Produktion. Ich hatte etwa 15 Nepomuks geschrieben, als mir die Geschichten vom Herrn Keuner von Bertolt Brecht begegneten, von deren Existenz ich bis dahin nichts gewußt hatte. Erfreut begrüßte ich einen exzellenten Partner und Konkurrenten. Das ist eine merkwürdige Eigenschaft von mir: ich freue mich, wenn ich nicht allein gut bin. Ich sehne mich geradezu nach mindestens gleichguten Partnern.
Insofern ist es ein hübscher Spaß, wenn der Autor seinen Nepomuk mit dem Herrn K. des Herrn zusammentreffen lässt, wie in der folgenden Anekdote geschildert wird:
Der Knall-Effekt
Nicht des Weges achtend stieß Nepomuk mit einem Herrn zusammen. Den Hut lüftend erkannte er sein Gegenüber und entschuldigte sich erfreut, Herrn Keuner so unversehens auf den Fuß getreten zu haben. Auch Herr Keuner lüftete den Hut, war jedoch ein wenig verfremdet.

Wie immer bei Branstner weiß er sich selbst zu loben. So lesen wir wiederum in dem anderen Buch über die Qualität seiner Nepomuk-Anekdoten:
Trotz allem darf nicht unerwähnt bleiben, daß die Nepomuks dreimal besser sind als Brechts Geschichten vom Herrn Keuner. Das sind sie zunächst in ihrer literarischen Qualität. Keuner ist keine literarische Figur, sondern ein abstraktes Sprachrohr des Autors, während Nepomuk ein Charakter ist, der nach eigenem Bekunden sich körperlich kaum unter die Schulter geht, sich geistig also weit überragt. Auch sprachlich sind die Nepomuks deutlich besser. Zweitens ist die Originalität der thematischen Einfälle, der Witz der Geschichten den Keunergeschichten weit überlegen. Und drittens ist die haushohe Überlegenheit, welche die Nepomuks in ihrem philosophischen Gehalt haben, unübersehbar. Die Voraussetzung dafür ist in der Vorbemerkung zur Werkauswahl genügend charakterisiert. Darin schreibt Gerhard Branstner:
Eines ist unbestritten: Die Anekdote hat drei wunderbare Eigenschaften. Das sind die Weisheit, die Heiterkeit und die Geselligkeit. Darin kommt ihr keine andere Kunst gleich. Was Wunder, dass ihr meine große Liebe gehört.
Die förmliche Nachfrage
Logik
Später Genuss
Hoftheater
Die ungenutzte Reserve
Vom Nutzen der Theorie
Vom Wert der Kunst
Was solls‘s
Möglichkeiten der Kritik
Der rettende Beweis
Die dritte Seite
Bilanzierte Dichtung
Der heilige Martin
Das Paradoxon der Lebenskunst
Die unmoralische Tugend
Das Vermögen des Menschen
Heimlich unheimlich
Der Bücherfreund
Der Knall-Effekt
Das Ding an sich
Der stille Teilhaber
Die Grenzen der Form
Medizin und Politik
Zeitgemäße Bürokratie
Fehlerweisheit
Der unappetitliche Hintergedanke
Charakter
Dilemma der Kritik
Das Kind im Manne
Das Urteil der Zeit
Das Blindekuh-Spiel
Die nützliche Zweckentfremdung
Optimismus
Wissenschaftliches Theater
Der Tod macht nicht alle gleich
Das unmenschliche Sprichwort
Gegen Spontaneität
Vorsorge
Die Zeit der Wunder
Der tödliche Trugschluss
Tragik des Begreifens
Die Zeitfrage
Das kleine Einmaleins
Ruhestandsphilosophie
Die Feststellung
Schnupfen und schnupfen lassen
Das einzig Absolute
Der akademische Traum
Schild und Schwert
Da capo
Unter Ausschluss des Zwecks
Naive und sentimentalische Dichtung
Geistige Größe
Eine vertrackte Bescheidenheit
Wortakrobatik
Das Glück des Tüchtigen
Belehrung durch Verkehrung
Vom Nutzen des Zusehens
Der versetzte Weissager
Die vertauschten Werte
Sammlerleidenschaft
Rationalisierung des Aufwands
Maß für Maß
Nutzen der Kunst
Erkenntnis des Irrtums
Politik des Geschmacks
Mit anderen Augen
Berufsverkehr
Die Maschine ist kein Mensch
Lebenskunst
Der Buchungsfehler
Geteiltes Lob
Weder Heiligenschein noch Asche
Wohin mit dem Ärger
Bei der Frage genommen
Autorenschicksal
Konferenzschaltung
Die Konsequenz
Der freie Fall
Die spezielle Relativitätstheorie
Welthumor
Gefährdete Helden
Vorzug der Literatur
Geboren am 25.Mai 1927 in Blankenhain/Thüringen, Volksschule, drei Jahre Verwaltungslehre.
1945 Soldat im 2. Weltkrieg, bis 1947 in amerikanischer, französischer und belgischer Kriegsgefangenschaft.
1949 – 1951 Abitur an der ABF Jena, 1951 bis 1956 Studium der Philosophie an der Humboldt-Universität Berlin, 1963 Promotion (Dr. Phil.).
1956 - 1962 Dozent an der Humboldt-Universität, 1962 – 1964 Lektor, 1966 - 1968 Cheflektor Eulenspiegelverlag/ Das Neue Berlin.
Ab 1968 freiberuflicher Schriftsteller.
2008 in Berlin verstorben.
Autorenschicksal
Nepomuk verfasste einen Roman, der ihm bald so spannend erschien, dass er es nicht erwarten konnte und sogleich das Ende schrieb.
Konferenzschaltung
Nepomuk hatte die Erfahrung gemacht, dass man sich zu gewissen Konferenzen, Sitzungen und dergleichen Veranstaltungen etwas zu arbeiten mitnehmen muss, wenn man die Zeit rationell ausnutzen will. Eines Tages entdeckte er, dass er unter anderen Bedingungen kaum noch arbeiten konnte. Als nun einmal eine Konferenz zu Ende ging, bevor er seine Arbeit geschafft hatte, beantragte Nepomuk ihre Verlängerung.
Die Konsequenz
Nepomuk hörte sich einen Vortrag an. Als der Redner am Ende Beifall klatschte, verbeugte sich Nepomuk höflich.
Der freie Fall
Nepomuk behauptete, das Skilaufen zu erlernen, übte aber nichts als das Fallen. Er fiel aus allen Positionen. Als er es darin zum wahren Meister gebracht hatte, machte ihn keine Angst mehr unsicher, und er erlernte nun das Laufen ganz leicht. Und wenn es ihn dem Sturz das Nachsehen. „Ins Unvermeidliche“, unterrichtete er seine Bewunderer, „schickt man sich, indem man ihm zuvorkommt. Da ist man noch Herr seiner Mittel und kann dem mit Notwendigkeit Eintretenden die uns genehme Form geben.“
„Ist das nicht“, fragte einer der Bewunderer, „ein Exempel auf den berühmten Sprung von der Notwendigkeit in die Freiheit?“
„Ich bin der Notwendigkeit nicht entsprungen“, stellte Nepomuk richtig, „ich war nur im Vorsprung gegen sie. Freiheit ist Vorwegnahme der Notwendigkeit, anders wird man ihr Objekt.“
Die spezielle Relativitätstheorie
Nepomuk hatte sich einen Hut gekauft. Da dieser ihm jedoch zu groß war, trug er ihn stets in der Hand.
Befragt, weshalb er nicht einen anderen Hut kaufe, sagte Nepomuk: „Weil ich niemals ein Kleidungsstück beiseite lege, bevor ich es abgetragen habe. Der Hut aber ist noch ganz neu. Und zu groß ist er ja nur, wenn ich ihn aufsetze.“
Welthumor
Gefragt, weshalb er nicht an Gott glaube, erwiderte Nepomuk: „Weil mir nicht bewiesen werden konnte, dass Gott jemals gelacht hat. Wie aber könnte ein Mann, der diese Welt gemacht hat, ernst bleiben?“
Gefährdete Helden
Als einmal die Beobachtung gemacht wurde, dass die heiteren Helden der Menschheit, wie Till Eulenspiegel und seinesgleichen, weit weniger ehrendes Gedenken erfahren als die ernsten Helden, obgleich sie doch, was von den ernsten nicht immer gesagt werden könne, niemals einen Menschen ernstlich in Gefahr gebracht hätten, meinte Nepomuk:
„Wenn wir der heiteren Helden mehr gedächten, so könnten sie die ernsten durchaus in Gefahr bringen.“
Vorzug der Literatur
„Wenn man mich später einmal liest“, sagte Nepomuk allen Ernstes, „bekommt man ein ganz falsches Bild von unserer Zeit. Man wird denken, wir hätten viel gelacht.“

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