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Die Schlacht auf dem Kapaunsee


Die Schlacht auf dem Kapaunsee


1. Auflage

von: Martin Meißner

6,99 €

Verlag: Edition Digital
Format: EPUB
Veröffentl.: 04.11.2011
ISBN/EAN: 9783863941888
Sprache: deutsch
Anzahl Seiten: 147

Dieses eBook enthält ein Wasserzeichen.

Beschreibungen

Ab und zu braucht jeder einen Sieg. Das sagt Thomas Martelok zu seinem Freund Jochi.
Jochi ist es gewohnt, in der Schule gut abzuschneiden. Die Rückgabe jeder Kontrollarbeit ist für ihn ein kleiner Sieg. Bei Thomas sieht es anders aus.
Seine Stärken aber sind Körperkraft, Ausdauer und Geschicklichkeit, die er außerhalb der Schule beweisen kann. Besonders, wenn sein großer Tag gekommen ist. Wenn die Seeschlacht auf dem Kapaunsee tobt.
Einmal im Jahr stehen sich die Jungen der Dörfer Siedenstave und Böddenthin gegenüber, um sich mit Trögen und Holzfässern auf dem Wasser des Kapaunsees zu bekämpfen. Sieger ist das Dorf, das die Flotte der anderen an das eigene Ufer zurückgedrängt hat.
Hundert Jahre und mehr ging das schon. Mit wechselndem Erfolg.
Nun aber gibt es zwischen den Bauern in den Dörfern einen handfesten Streit, an dem Thomas' Vater maßgeblich beteiligt ist. Was man in dieser dramatischen Lage nicht braucht, ist die Schlacht auf dem Kapaunsee. Für Thomas eine herbe Enttäuschung.
Die Schlacht auf dem Kapaunsee ist ein Kinderbuch aus den frühen siebziger Jahren. Bauernhöfe sind längst zu Genossenschaften zusammengeschlossen und die Arbeit wird mehr und mehr wie in der Industrie organisiert.
Dabei prallen eine hergebrachte Lebensweise und Vertrauen auf Technik und moderne Arbeitswelt aufeinander.
Keines von beiden kann punkten. Gewinner sind Freundlichkeit der Leute und ihr Humor.
Gedruckt erschien es 1976 bei: Der Kinderbuchverlag Berlin

INHALT:
Der erste Ritt
Ein Brühtrog wird seetüchtig gemacht
Die Krähenfangmaschine
Wale am Witten Berg
Drei Geschichten für den Großmogul
Ein einsamer Katamaran
Die Jagd nach dem Spion
Thomas der Kartograph
Der Schulzenstab
Der große Fisch
Ferien
Der erste Ritt
Ein Brühtrog wird seetüchtig gemacht
Die Krähenfangmaschine
Wale am Witten Berg
Drei Geschichten für den Großmogul
Ein einsamer Katamaran
Die Jagd nach dem Spion
Thomas der Kartograph
Der Schulzenstab
Der große Fisch
Ferien
Martin Meißner:
Geboren 1943 in Lockstedt bei Klötze – Altmark. Nach dem Abitur und dem Studium in Leipzig Fachlehrer in Diesdorf/Altmark, Burg bei Magdeburg und Klötze. Für Meißners literarische Arbeiten ist besonders seine langjährige Erfahrung als Lehrer an einer Sonderschule von Bedeutung. Bis zu seinem Ruhestand unterrichtete Meißner an der Förderschule für Lernbehinderte Klötze. Außerdem arbeitete er als Bohrarbeiter, Binnenschiffer, Landarbeiter, war freischaffender Schriftsteller, stellvertretender Bürgermeister der Stadt Klötze und Sozialamtsleiter. Er ist verheiratet und hat vier Kinder.
Bibliografie
Die Pferdediebe von Seberitz, Kinderbuch, 1972, Berlin, Kinderbuchverlag
Die Schlacht auf dem Kapaunsee, Kinderbuch, 1974, Berlin, Kinderbuchverlag
Allein über den Fluss, Kinderbuch, 1982, Berlin, Kinderbuchverlag
Manuel und der Waschbär, Kinderbuch, 1983, Berlin, Kinderbuchverlag (und 1995, Magdeburg, Verlag Blaue Äpfel)
Flammenvogel, Kinderbuch, 1984, Berlin, Kinderbuchverlag
Die Flöte mit dem Wunderton, Kinderbuch, 1987, Berlin, Kinderbuchverlag
Quasselzwerg Luise, Kinderbuch, 1995, Magdeburg, Verlag Blaue Äpfel
Was Nonnemann in der Hose hat, Satiren, 2001, Oschersleben, dr.ziethen verlag
Lena oder Einen Bullen beißt man nicht, Jugendbuch, 2002, Halle projekte verlag
Eine Cola für ein Kaiserreich, Kinderbuch, 2003, Halle projekte verlag
Die Entdeckung des Nichts, Erzählungen, 2008, Halle, projekte verlag
Blutholz, Kriminalroman, 2011, Kremkau, Block-Verlag
Angebote für Lesungen:
Kindergarten, 1. und 2. Klasse: Quasselzwerg Luise, Entstehung eines Buches
3. - 4. Klasse ( auch 4.- 6.Klasse Sonderschule): Manuel und der Waschbär
7. - 9. Klasse: Lena oder Einen Bullen beißt man nicht
Erwachsene (auch 11. - 12. Klasse): Was Nonnemann in der Hose hat, Die Entdeckung des Nichts, Blutholz (Kriminalroman)
Aber nun wird es für Thomas Zeit. Er schwingt sich auf das Rad, und ab geht es die Achterstraße hinunter nach Böddenthin zu.
Wer ist es, der dort aus dem Dorfe jagt, werden die Bäuerinnen auf den Feldern fragen. Das kann nur der Junge von Marteloks sein. Ja, ja, werden sie denken. So wie der rast kein zweiter.
Schon von weitem sieht er, dass Kirstin auf ihn wartet. Sie hockt auf dem Boden, hat ihr Gesicht in die Hände gelegt, die sie wie eine Schale hält, und schaut auf den Stein.
Als ob er ihr etwas erzählt, denkt Thomas.
Der Stein ist sein Freund. Wenn er nach Böddenthin fährt, dann hält er oft bei ihm an. Dann streicht er über seinen alten braunen Rücken. Dann kommt es vor, dass der Stein von früheren Zeiten erzählt. Von dem Streit zwischen den Dörfern Siedenstave und Böddenthin, von der Schlägerei am Kapaunsee, von den Dorfversammlungen, die um ihn herum abgehalten wurden, und davon, wie ihn die jungen Burschen, allen voran Alfred Martelok, aus dem Dorf geschleift haben.
Der Stein kann aber auch geduldig zuhören. Er fragt nicht dauernd, und er will auch nicht für alles eine Erklärung.
Hätte ich Kirstin das Geheimnis nur nicht anvertraut, denkt Thomas jetzt. Der Stein hat es nicht gern, wenn man ihn fragt. Man darf nicht neugierig sein wie die Mädchen. Man muss Zeit haben und ihn in Ruhe lassen, wenn er einmal nicht gesprächig ist. Er ist alt und launisch, und wenn sie ihn verärgert, habe ich dann meine liebe Not mit ihm.
Und so tritt er in die Pedale, dass die Kette klagend aufstöhnt.
"Man lässt eine Dame nicht warten", schmollt Kirstin, als Thomas heran ist und sein Rad gegen einen Baum stellt.
Trotz dieser unfreundlichen Begrüßung kann er sich nicht ärgern. Der Köster aus Böddenthin hat wirklich eine hübsche Tochter. Besonders wenn sie wütend ist und den Pferdeschwanz so pendeln lässt.
"Ich hatte zu tun. Einer kann nicht in der Weltgeschichte herumstreunen, wenn er die Schule ernst nimmt. Man muss hinterher sein. Es wird viel verlangt heutzutage", sagt er.
Das Mädchen muss lachen, obwohl ihr Zorn noch nicht verflogen ist. Wenn sie dem Thomas Martelok auch manches zutraut, aber solche Wandlung ist ausgeschlossen. Außerdem sehen die teerigen Hände nicht danach aus.
"Du hast das Boot dicht gemacht", sagt sie und presst ihre Lippen fest zusammen.
Das hat sie von ihrem Vater. Solch einen schmalen Mund macht er, wenn die Mathematikberichtigung nicht in Ordnung ist oder eine Unterschrift auf sich warten lässt.
"Ja, ich habe kalfatert, bitte sehr."
Könnte sich den Ausdruck ruhig einmal merken, denkt er.
"Dann soll sie also wieder stattfinden, die Schlacht?", fragt sie.
"Es war nie anders.•Jedes Jahr zu Pfingsten haben wir die Schlacht."
Kirstin ist hergekommen, um mit Thomas über die Seeschlacht zu sprechen, die einmal jedes Jahr auf dem Kapaunsee stattfindet. Die Jungen aus Siedenstave und Böddenthin bekämpfen sich von Flößen und Brühtrögen aus, bis die eine Partei an das Ufer getrieben ist. Manches Mal geht das nicht ohne Beulen und einen Kratzer ab.
Die Schlacht auf dem Kapaunsee ist der Rest eines alten Streites, der jahrhundertelang zwischen Siedenstave und Böddenthin bestand.
Der Stein hat gelegentlich davon erzählt:
"Wenn sie sich mit ihren Fuhrwerken begegneten, dann grüßten sich die Bauern nicht einmal. Und die jungen Burschen, sie schlugen sich bei jedem Tanz. Eine Hochzeit gab es nie zwischen jungen Leuten aus Siedenstave und Böddenthin."
Der Lehrer Döbbelin will Schluss machen mit dem alten Spuk. Aber verbieten kann man so etwas nicht. Die Jungen müssen es selbst begreifen. Kirstin ist sein Diplomat, sein Unterhändler gewissermaßen.
Und sie nimmt ihren Auftrag ernst.
"Es gibt keine Feindschaft mehr zwischen den Dörfern", sagt sie erregt. "Im Gegenteil! Sie arbeiten zusammen in der Kooperation."
Aufrecht steht sie da. Sie erscheint Thomas viel größer als sonst.
"Die Schlacht ist eine alte Tradition", verteidigt er sich.
"Aber eine schlechte. Die brauchen wir nicht."
"Sie ist nicht schlecht. Es ist nicht anders als Fußball und Eishockey."
Auf Thomas hat Kirstin ihre ganze Hoffnung gelegt. Wenn er nicht mehr mitmacht, werden auch die anderen nach und nach vernünftig. Aber ihre Mühe ist vergebens.
"Dann brauchst du nie wieder zu uns zu kommen", sagt sie, während Sie schon ihr Rad aufnimmt.
"Das sagt wohl dein Vater?", fragt Thomas.
"Nein, das sage ich."
"Ich habe auch gar keine Lust mehr! Ihr könnt euch euer Meerschwein an die Hutkrempe heften. Und das Schmalfilmdings dazu!", ruft er ihr nach.
Dunkle Wolken ziehen auf über dem Kapaunsee. Kirstin fährt ab, ohne sich noch einmal umzusehen.
Ich sehe fern, denkt Thomas. Da kriege ich die ganze Welt ran und nicht nur ein Stückchen von Döbbelins Garten mit einem Mädchen darin, das einem die Seeschlacht vergraulen will. Nein, nicht mit mir! Und mein bisschen Gesicht kann ich mir auf dem Foto ansehen, das Guntrada Miersch auf der Fahrt ins Heimatmuseum gemacht hat, dazu brauche ich keine Schmalfilmkamera. Ja, die Guntrada, die ist schon ein passables Mädchen. Und fotografieren kann sie.
Thomas nimmt sein Rad. Er sieht nicht einmal mehr nach seinem Freund, dem Stein. Ohne zu treten, lässt er sich nach Siedenstave hineinrollen. Einige Frauen kommen von den Feldern, und sie sehen aus, als hätten sie graue Masken auf.
Das kann doch nicht der Thomas Martelok sein, der dort so langsam entlangstuckert, werden sie denken.
Zu Hause geht er bald auf sein Zimmer.
"Ich muss noch Mathematik lernen!", ruft er zur Mutter hinunter, die noch in der Küche zu tun hat.
Die Mutter freut sich, dass der Junge die Schule auf einmal so ernst nimmt.
Thomas weiß, dass er nun ungestört bleibt, und beugt sich über den Schlachtenplan.

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