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Die Milchstraße


Die Milchstraße


1. Auflage

von: Siegfried Maaß

10,99 €

Verlag: Edition Digital
Format: EPUB
Veröffentl.: 26.08.2020
ISBN/EAN: 9783965210967
Sprache: deutsch
Anzahl Seiten: 531

Dieses eBook enthält ein Wasserzeichen.

Beschreibungen

Wenige Jahre nach dem Ende des letzten großen Krieges in einer ostdeutschen Kleinstadt. Steffens Vater befindet sich noch immer in sowjetischer Gefangenschaft, und der Zwölfjährige hofft täglich auf die Nachricht von dessen Heimkehr. Inzwischen hat sich ein Fremder bei ihnen breit gemacht und zwingt ihm ein ungewohntes Leben auf. Seine Mutter ist schwanger. Zunächst freut er sich. Das Neugeborene empfängt er feierlich mit einer Girlande. Aber bald spürt er, dass die „halbe Schwester“ seiner Mutter scheinbar mehr bedeutet als er. Neid und Eifersucht beherrschen ihn und treiben ihn in seine „Höhle“. Auf der Flucht vor dem erdrückenden Alltag findet er in Fede einen wahren Freund. Schließlich begegnet er Susi, die im Laden ihres Vaters Milch verkauft. Umso bereitwilliger geht er nun seine „Milchstraße“ entlang, um sich von ihr bedienen zu lassen.
Vom Standesamt führt sie ihr Weg direkt zum Kleinen Franzosen, in dessen Fotoatelier. Als das junge Brautpaar dieses wieder verlässt, hat es einen echten Freund gewonnen, in dessen Haus es unerwartet seine Unterkunft findet. Susanne und Steffen sind glücklich.
Der Autor erzählt von der Liebe zweier Menschen unter den Bedingungen der noch jungen DDR. Ihr gemeinsamer Lebensweg wird von dem bestimmt, was sie Staatsmacht nennen. Die Familie der besten Freundin ist über Nacht „abgehauen“, der beste Freund meldet sich freiwillig zur Volksarmee, weil ihm dafür ein Studienplatz versprochen wird. Dann trifft ein Brief aus dem Westen ein und bald darauf erscheint der darin angekündigte Besuch, der Ärger mit der Staatsmacht bedeutet. Von nun an wird vieles anders.
Episoden, die Lebensgeschichten aus einer scheinbar vergessenen Zeit vermitteln.
Das Haus an der Milchstraße
Im Schatten der Milchstraße
Geboren am 06.10. 1936 in Magdeburg, Schulbesuch in Staßfurt.
Vermessungstechniker in Bergbau und Kataster. 1960 – 1964 Literaturinstitut Leipzig.
Schauspieldramaturg. Freier Schriftsteller seit 1971.
Verheiratet. Zwei Kinder.
Dass Susi meiner Mutter keine neugierigen Fragen stellte, schien mir völlig sicher. Dabei war sie ebenso wissensdurstig auf deren Leben in dem anderen deutschen Staat wie ich selbst. Manchen Abend hatten wir uns zu erklären versucht, wie sich meiner Mutters Alltag gestalten würde, wie sie mit diesem uns fremden Mann zurechtkäme, in dessen Haus sie einige Zeit nach ihrer Übersiedlung gezogen war und den sie inzwischen geheiratet hatte und seitdem ,Vogelsang’ hieß. Franziska jedoch hieß noch genau wie ich ,Martin’. Sonst hätte ihr Vater Franz keine Alimente mehr zu zahlen brauchen. Doch aus dieser Verpflichtung hatte ihn meine Mutter nicht entlassen wollen.
„Ich freue mich, wieder bei dir zu sein, Steff!“
„Und ich freue mich, dich zu sehen. Bist ein großes Mädchen geworden, Franzi!“ Ich wusste nicht, ob ich mein Erstaunen über ihre Frisur zeigen durfte oder sollte — sie hatte eine damenhafte Dauerwelle, die sie ,dauernd’ schüttelte, nachdem diese, wie sie wohl meinte, bei einer unbedachten Kopfbewegung aus dem Geschick geraten war. Dabei perlten jedes Mal Regentropfen heraus und einmal wurde ich dadurch an die Quecksilberperle erinnert, die über den Fußboden rollte, nachdem ich als Kind das Fieberthermometer fallen ließ. Meine Mutter hatte geschrien, ich solle es ,um Gottes Willen’ ja nicht anrühren, denn es sei ein tödliches Gift ...
„Ich bin schon in der dritten Klasse.“
„Gehst du gern? Macht dir die Schule Spaß?“
„Ja. Bloß Mathe nicht. Aber ich gehe später auch nicht zum Gymnasium. Albert sagt, das ist nichts für Mädchen. Ich soll lieber Verkäuferin werden oder Friseurin. Vielleicht auch Angestellte bei der Sparkasse. Das würde mir am besten gefallen.“
„Albert heißt er?“
„Mamas Mann, ja. Der meint es gut, sagt Mama, ist aber streng. Der stellt mich vor die Tür, wenn ich nicht aufesse oder den Finger in die Nase stecke. Ich darf auch beim Essen nicht sprechen. Das gehört sich nicht.“
„Und was sagt Mama dazu?“
„Sie sagt, ich soll machen, was Albert sagt. Weil er klug ist und weiß, was sich gehört. Weil man dann etwas erreicht.“ „Warum kommt Albert nicht mit zu uns? Er will wohl mit uns nichts zu tun haben?“ Völlig unüberlegt hatte ich plötzlich ausgesprochen, was Susi und ich vermuteten.
„Iwo! Das ist wegen der Polizei.“
„Wieso das?“ Ich lachte, froh, dass Franziska anscheinend den Hintergrund meiner Frage nicht erkannt hatte. „Hat er vielleicht was angestellt?“
„Er sagt, hier bei euch kann er sich nicht sehen lassen. Das ist wegen früher...“ Sie blickte sich zu unserer Mutter um, die jedoch, einvernehmlich bei Susi eingehakt, sich nicht um uns zwei ‚Lasttiere’ kümmerte.
„Ich habe Fotos gesehen, weil ich geschnökert habe, als ich allein war. Da war er drauf, in ’ner schwarzen Uniform und mit Armbinde ... Mit diesem Zeichen drauf ... Du weißt schon ...“
„Das Hakenkreuz?“
Franziska nickte. „Aber nicht zu Mama sagen. Die kann es nicht leiden, dass ich schnökere.“

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