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Die Geschichte der Gussmanns


Die Geschichte der Gussmanns

Roman
1. Auflage

von: Wolfgang Licht

8,99 €

Verlag: Edition Digital
Format: EPUB
Veröffentl.: 20.08.2012
ISBN/EAN: 9783863947606
Sprache: deutsch
Anzahl Seiten: 662

Dieses eBook enthält ein Wasserzeichen.

Beschreibungen

Die Geschichte der Gussmanns beginnt mit Wilhelm, einundzwanzig Jahre alt, gelernter Dreher. An einem kalten Morgen im Herbst 1927 verlässt er die Pflegeeltern und kommt in die fremde Stadt. Mehr als die Kälte treibt ihn die Erwartung: Er wird seine Mutter sehen.
In seiner Vorstellung ist sie jung, weißhäutig und von sanfter Natur. Hier muss die Geschichte stocken.
Sie verändert die Richtung, und eines Tages begegnet Wilhelm dem jungen Mädchen Elisabeth. Alles an ihr ist hell: die Haut, die Haare, selbst die Brauen. Diese hier, weiß Wilhelm, hat er gesucht. So könnte Elisabeth in die Geschichte der Gussmanns eintreten, aber sie zögert. Dieser dürftig gekleidete, magere Bursche, arbeitslos zumal, gleicht wenig dem Bild, das sie sich von dem Geliebten erträumt hat. Sein Drängen erschreckt sie, die Liebe dachte sie sich anders.
Doch die Geschichte, einmal begonnen, nimmt nun ihren Verlauf. Wolfgang Licht beschreibt in diesem Roman mit subtiler Genauigkeit das Werden und Wachsen einer Familie. Es ist eingeschlossen in die Geschichte des Dritten Reiches und vollzieht sich auf dem in jenen Jahren mitunter schmalen Grat zwischen Gut und Böse, Humanismus und Barbarei.
Das Buch erschien erstmals 1986 beim Aufbau-Verlag Berlin-Weimar.
Wolfgang Licht wurde 1938 in Leipzig geboren. Nach dem Abitur an der Petri-Schule in Leipzig wurde er an der Universität Leipzig für das Fach Biologie immatrikuliert. Später wählte er das Medizinstudium. Promotion zum Dr.med. Er wurde Facharzt für Allgemeinmedizin, danach arbeitete er als Arzt im Fach Frauenheilkunde.
Die Lust an der Poesie, schon als Kind erfahren, war niemals erloschen. Die Frage: Schreiben oder nicht, ließ sich nicht länger unterdrücken. Das war für ihn keine Frage der Logik. Er würde für Unbekanntes einen "ehrlichen" Beruf aufs Spiel setzen. Er hatte von Anfang an "den Menschen" erkunden wollen. Dazu hat ihm die medizinische Wissenschaft auch gedient. Er glaubte dort die Grundlagen unseres Denkens und Fühlens zu entdecken, Zugang zum innersten Kreis des Menschen zu haben. Doch als Arzt durfte er die Scham der anderen und seine eigene nicht durch Neugierde verletzen.
So war der Zwang entstanden, Poesie zu machen. Schließlich begann er seinen Debüt-Roman zu schreiben, der bei "Aufbau- Berlin und Weimar" veröffentlicht wurde. Weitere Werke folgten. Dem Schriftstellerverband der DDR trat er, trotz Aufforderung, nicht bei. Nach der Wende wurde er Mitglied im VS. Er wurde Gründungsmitglied des "Kulturwerkes deutscher Schriftsteller in Sachsen", in dessen Vorstand er arbeitet.
Bibliografie:
Bilanz mit Vierunddreißig oder die Ehe der Claudia M., Aufbau-Verlag, Berlin 1983 (1986 in tschechischer Übersetzung in Prag erschienen)
Die Geschichte der Gussmanns, Aufbau-Verlag Berlin und Weimar, 1986
Leibarzt am sächsischen Königshaus, Tauchaer Verlag, Taucha 1998
Die Axt der Amazonen. Eine Penthesilea-Modifikation in Prosa, Haag+Herrchen, Frankfurt am Main 1998
Johannes, Tauchaer Verlag, Taucha 2002
Johannes. Versuch einer Ehe zu dritt, Tauchaer Verlag, Taucha 2004
Lea, Tauchaer Verlag, Taucha 2006
Vera, Tauchaer Verlag, Taucha 2007
Die Zelle: Die Leidenschaften der Familie B, Tauchaer Verlag, Taucha 2009
Außerdem Beiträge in Anthologien
Ziel der Aktion war das Kaufhaus Altenbrunn in der Reichsstraße. Das Haus war als Kuppelbau konstruiert. Elisabeth kannte es. Man konnte in jeder Etage nach ihrer Mittelachse hin bis an ein Geländer gehen und von dort ins Erdgeschoss hinabschauen. Boroff wartet auf uns vor dem Westeingang, sagte Charlotte weiter. Wir fahren einzeln mit dem Fahrstuhl bis zum obersten Stockwerk. In Richtung Treppenhaus befindet sich hinter einem Mauervorsprung eine schmale eiserne Tür, die zu einem Quergang führt, der oberhalb der letzten Etage verläuft. Er ist wohl aus Sicherheitsgründen angelegt. Dieser Quergang ist mit einem Geländer aus Eisenstäben gegen das Kaufhausinnere abgesichert. An den Paketen ist jeweils eine Reißleine angebracht, die mit dem Umschlagpapier fest verbunden ist. Ihr freies Ende binden wir an einen der Eisenstäbe des Geländers. Dann werfen wir die Pakete mit einem Schwung darüber. Das an der Leine festgehaltene und entsprechend perforierte Einschlagpapier reißt auf, und die Flugblätter schweben zu Boden. Das Wichtigste, sagte Charlotte plötzlich mit leiser Stimme, wir müssen sofort nach dem Werfen verschwinden. Die Fallzeit der Flugblätter ist auch unsere Zeit.
Sie verließen den Schuppen, Elisabeth, die noch einmal nach der Werkstatt gesehen hatte, glaubte das Gesicht des Schuhmachers zu bemerken, das sich aber in diesem Augenblick wegdrehte.
Sie gingen einen schmalen Gang zwischen hohen Hausmauern entlang und befanden sich mit einem Male mitten im dichtesten Menschengewühl. Es war häufig nicht möglich, nebeneinander zu gehen, und Elisabeth war besorgt, dass ihr jemand im Gedränge womöglich die Tasche, die sie fest an den Henkeln hielt, abreißen könnte.
Besonders empfindlich war sie heute gegenüber dem klaren Licht, das von einem wolkenlosen Himmel auf die Straßen fiel. Die auf sie eindringenden farbigen und gegenständlichen Reize erregten sie. Wohl deshalb, weil sie alles, was ihr vor Augen kam, rasch übersehen wollte, um gewissermaßen als erste und vorzeitig jede mögliche Gefährdung oder auch nur Unregelmäßigkeit zu erkennen. Dieser Vorgang angestrengter Beobachtung führte zu einer zunehmenden Unruhe. Sie begriff: Sie hatte helle Angst. Sie presste die Zähne aufeinander, um das Zittern ihres Körpers zu unterdrücken, das in dem Augenblick, als sie es wahrnahm, so stark wurde, dass es ihr die Kontrolle der einfachsten Bewegungen erschwerte. Als Charlotte sie in diesem Augenblick ansah, zwang Elisabeth sich zu einem Lächeln, das ihr vorkam, als schneide sie Fratzen.
Plötzlich sah sie das Kaufhaus vor sich, und ihr blieb beinahe das Herz stehen. Gleich darauf entdeckte sie Peter Boroff im Windfang des Einganges vor der Drehtür, die, unaufhörlich in Bewegung, Menschen einsaugte und ausspie. In dem Augenblick, als er bemerkte, dass sie ihn erkannte, drehte er sich um und verschwand durch die Drehtür ins Innere des Kaufhauses. Elisabeth überzeugte sich, dass auch Charlotte ihn gesehen hatte, und ließ sich dann von der Drehtür einfangen, sorgfältig auf ihre Tasche achtend.

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