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Die Geburtstagsstraße


Die Geburtstagsstraße


1. Auflage

von: Hildegard Schumacher, Siegfried Schumacher

4,99 €

Verlag: Edition Digital
Format: PDF
Veröffentl.: 03.01.2015
ISBN/EAN: 9783956552267
Sprache: deutsch
Anzahl Seiten: 76

Dieses eBook enthält ein Wasserzeichen.

Beschreibungen

Ulli und Jane sind beleidigt. Niemand will ihre Hilfe: nicht auf dem Kartoffelacker und nicht im Rinderstall. Das ist nichts für Knirpse aus der dritten Klasse, meinen die Erwachsenen. Wenn die Meier-Line die beiden nicht auf eine gute Idee gebracht und Opa Annersrüm nicht ein bisschen mitgeholfen hätte, dann wäre es sicherlich schiefgegangen mit dem Geburtstagsgeschenk. Flüssig, spannend und humorvoll erzählen die Autoren die Geschichte aus dem Dorf Schwalbitz.
LESEPROBE:
Ulli und Jane suchen darunter wie alle anderen. Sie haben es nicht so schrecklich eilig, Opa in der Werkstatt zu besuchen. Sie brauchen Holz, wollen aber nicht danach fragen, denn die Großen sind komische Leute. Genau weiß man nie, was sie tun werden. Ganz langsam drückt Ulli die Nusshäuser zwischen den Handflächen kaputt. Und ebenso langsam pult Jane die gelben Knabberkerne heraus. Bis zur Straße ist das Kreischen der Kreissäge zu hören.
Als Ulli und Jane endlich in die Werkstatttür gucken, besäumt Opa Annersrüm Bretter. Er ist mit feinen Sägeflocken beschneit. Auf seiner blauen Schirmmütze liegt eine dicke Schicht. Er bemerkt Ulli und Jane nicht. Die Säge schreit zu laut. Außerdem passt Opa scharf auf. Er peilt durch die Brille, die ihm auf der Nasenspitze sitzt, die Schnittkante entlang. Er will kein Brett verschneiden. Und seine Augen sind nicht mehr die jüngsten.
Nur gut, dass Opa so in der Arbeit steckt! Ulli kann alles ungestört mustern. Seine Blicke gehen spazieren. Wo ist ein brauchbares Brett? Da am Schrank, dieses rechteckige! Ja, nicht zu groß und nicht zu klein. Ulli stupst Jane an und deutet darauf. Sogar blank gehobelt ist es. Aber um dahin zu kommen, muss er an Opa Annersrüm vorbei. Sechs Bretter hat der noch zu besäumen. Dann arbeitet er sicher an der Hobelmaschine, und Ulli hat hinter Opas Rücken freie Bahn. Er hat also Zeit, aber das Herz bubbert ihm schon mächtig. Soll er nicht lieber fragen? Und wenn Opa ihn auslacht? Nein, nein, er muss es so besorgen.
Das letzte Mal frisst sich die Säge durch das Holz.
„Du musst ihn ablenken“, flüstert Ulli.
Jane nickt.
Opa tritt von der Maschine zurück und schaltet sie aus. Die Säge hört auf, ihr schrilles Lied zu singen. Er freut sich, als er Ulli und Jane sieht. „Guck einer an, Besuch! Was bringt ihr Schönes?“
„Och, nichts, nein, wirklich nichts. Wir wollten nur mal sehen, wie’s dir geht, Opa.“
„Na, es geht so. Und jetzt wird gehobelt.“
Siegfried Schumacher wurde am 9. August 1926 in Oderberg/M. geboren, wo er auch die ersten vier Grundschulklassen besuchte. 1937 zogen seine Eltern nach Bad Freienwalde, wo er das Gymnasium mit dem Notabitur abschloss. 1943 wurde er zur Marine einberufen. Nach Krieg und Kriegsgefangenschaft wurde er Neulehrer.
Hildegard Schumacher wurde am 10. September 1925 in Eberswalde geboren. Sie besuchte die Lehrerbildungsanstalt und arbeitete seit 1964 als Lehrerin.
Hildegard und Siegfried Schumacher heirateten 1947.
Beide studierten am Institut für Literatur "Johannes R. Becher" in Leipzig und lebten seit 1962 als freischaffende Künstler in Bad Freienwalde. Gemeinsam schrieben sie Kinder- und Jugendbücher und gründeten 1964 in Bad Freienwalde und im Bezirk Frankfurt/Oder Zirkel schreibender Schüler, die immer noch bestehen. Ihre Bücher erreichten insgesamt eine Auflage von 1,6 Millionen, in über 3 Millionen Anthologien sind Beiträge von ihnen enthalten.
Am 27. April 2003 verstarb Hildegard Schumacher.
Siegfried Schumacher lebt gemeinsam mit der Familie seiner Tochter in Bad Freienwalde und ist Ehrenbürger seiner Heimatstadt. Die Allgemeine Förderschule Angermünde trägt seit 2003 seinen Namen.
Hidegard und Siegfried Schumacher erhielten den Alex-Wedding-Preis, den Kleist-Preis der Stadt Frankfurt/Oder und den Kunstpreis der FDJ.
Ulli und Jane suchen darunter wie alle anderen. Sie haben es nicht so schrecklich eilig, Opa in der Werkstatt zu besuchen. Sie brauchen Holz, wollen aber nicht danach fragen, denn die Großen sind komische Leute. Genau weiß man nie, was sie tun werden. Ganz langsam drückt Ulli die Nusshäuser zwischen den Handflächen kaputt. Und ebenso langsam pult Jane die gelben Knabberkerne heraus. Bis zur Straße ist das Kreischen der Kreissäge zu hören.
Als Ulli und Jane endlich in die Werkstatttür gucken, besäumt Opa Annersrüm Bretter. Er ist mit feinen Sägeflocken beschneit. Auf seiner blauen Schirmmütze liegt eine dicke Schicht. Er bemerkt Ulli und Jane nicht. Die Säge schreit zu laut. Außerdem passt Opa scharf auf. Er peilt durch die Brille, die ihm auf der Nasenspitze sitzt, die Schnittkante entlang. Er will kein Brett verschneiden. Und seine Augen sind nicht mehr die jüngsten.
Nur gut, dass Opa so in der Arbeit steckt! Ulli kann alles ungestört mustern. Seine Blicke gehen spazieren. Wo ist ein brauchbares Brett? Da am Schrank, dieses rechteckige! Ja, nicht zu groß und nicht zu klein. Ulli stupst Jane an und deutet darauf. Sogar blank gehobelt ist es. Aber um dahin zu kommen, muss er an Opa Annersrüm vorbei. Sechs Bretter hat der noch zu besäumen. Dann arbeitet er sicher an der Hobelmaschine, und Ulli hat hinter Opas Rücken freie Bahn. Er hat also Zeit, aber das Herz bubbert ihm schon mächtig. Soll er nicht lieber fragen? Und wenn Opa ihn auslacht? Nein, nein, er muss es so besorgen.
Das letzte Mal frisst sich die Säge durch das Holz.
„Du musst ihn ablenken“, flüstert Ulli.
Jane nickt.
Opa tritt von der Maschine zurück und schaltet sie aus. Die Säge hört auf, ihr schrilles Lied zu singen. Er freut sich, als er Ulli und Jane sieht. „Guck einer an, Besuch! Was bringt ihr Schönes?“
„Och, nichts, nein, wirklich nichts. Wir wollten nur mal sehen, wie’s dir geht, Opa.“
„Na, es geht so. Und jetzt wird gehobelt.“ Er lädt sich fast den ganzen Bretterstapel auf und stellt ihn bei der Hobelmaschine ab. Ulli und Jane tragen den Rest. Opa klackt den Anlasshebel um. Die Maschine beginnt zu brummen. „Bleibt hinter mir!“, sagt er und schiebt das erste Brett zwischen die Walzenmesser. Sie spucken kleingeraspelte Späne aus.
Jane findet die langen Locken viel schöner, die sich aus dem Handhobel ringeln. Aber die Maschine leckt die Bretter auch spiegelglatt, und sie schafft viel mehr. Wie ein Pferd könnte Opa mit dem Hobel schuften, am Ende bliebe die Maschine doch Sieger. Hier braucht er nur den Schalter anzuknipsen, ihr tüchtig Futter vorzusetzen und hat dabei ein leichteres Leben.
Opa achtet nicht auf Jane und Ulli, hat nur Augen für seine Arbeit. Jetzt ist der Augenblick günstig. Es muss sein!
Vorsichtig schleicht Ulli rückwärts, bis er den Rücken gegen den Schrank lehnen kann, knickt in den Knien ein und angelt nach hinten. Er packt das Brettstück, hält es auf dem Rücken versteckt. Leise, Schritt um Schritt, verdrückt er sich zur Tür hin. Seine Hände schwitzen. Es ist gemein, was er tut. Hat nicht Opa Annersrüm den Nussbaum für die Kinder gerettet? Dürfen sie nicht in seine Werkstatt kommen, ohne dass er sie wegschickt? Aber ... Er ist genau und sparsam mit dem Holz ... Er gibt das Brettchen nicht ... Es könnte doch sein! Was dann? Sie brauchen das Brett dringend, sehr dringend. Besser, es verschwindet ungesehen. Sicher ist sicher.
Gleich hat Ulli die Tür erreicht. Brandfix wird er die Beute in den Garten retten. Doch da wendet Opa den Kopf, sieht nur Jane, die sich vor Schreck auf den Mund klopft, und sucht Ulli. Der steht starr wie ein Zaunpfosten an der Tür, presst die Hände gegen den Rücken. Einen Puterkopf hat er bekommen.
Opa lässt die Brille noch weiter auf die Nasenspitze rutschen. Er sieht darüber hinweg von Ulli zu Jane und von Jane zu Ulli. Und beide lassen den Kopf hängen wie Sonnenblumen nach dem ersten Frost.
Klack. Die Maschine brummt aus. Nur die Messerwelle saust noch ein Weilchen um ihre eigne Achse. Ihr Pfeifen wird leiser und leiser. Sie bleibt stehen. In der Werkstatt ist kein Mucks zu hören.
Ulli und Jane spüren, dass Opa sie anguckt. Aber sie trauen sich nicht, die Augen vom Fußboden zu heben. Leise, fast behutsam fragt Opa: „Na?“
Am liebsten würde Ulli klein werden wie Däumling und in ein Mausloch schlüpfen.
„Annersrüm, Jung.“
Ulli wird kalkweiß. Er dreht sich um. Seine Knie schlackern. Er drückt das Brettchen immer noch gegen seinen Rücken. Nur jetzt leuchtet es Opa entgegen.
„Stibitzen wolltet ihr.“

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