Details

Die Gabe - Segen oder Fluch


Die Gabe - Segen oder Fluch

Mystery-Thriller
2. Auflage

von: Iris M. Steiger

8,99 €

Verlag: Edition Digital
Format: EPUB
Veröffentl.: 01.03.2023
ISBN/EAN: 9783965218314
Sprache: deutsch
Anzahl Seiten: 446

Dieses eBook enthält ein Wasserzeichen.

Beschreibungen

Die siebzehnjährige Ella schlägt sich seit dem Unfalltod ihrer Mutter mit außersinnlichen Wahrnehmungen herum und hat Angst, den Verstand zu verlieren. Das Sehen und Fühlen der Aura anderer Menschen überfordert sie, denn Ella verliert sich darin. Aber nicht nur das! Sie kann die Vergangenheit und die Zukunft sehen. Besonders eine Zukunftsvision lässt sie nicht mehr los: An der Steilküste der Insel Berse stößt ein Fremder eine junge Frau in den Tod. Sie möchte den Mord verhindern. Aber wie?
Ella hat Glück und findet bei dem geheimnisumwobenen Lord Hilfe. Bringt Ella den Mut und die Stärke auf, ihre Gabe anzunehmen und die junge Frau vor dem sicheren Tod zu retten?
Iris M. I. Steiger, geboren 1964, lebt mit ihrem Ehemann in einer beschaulichen Kleinstadt an der österreichischen Grenze. Sie ist ausgebildete Ernährungsberaterin und Qi-Gong-Lehrerin. Doch ihr Herzblut gehört dem Schreiben. Das erforderliche Handwerkszeug erlernte sie mit Freude und Elan in Fernstudiengängen an der Schule des Schreibens, Hamburg.
Ich schlug die Augen auf. Ein samtenes Schwarz umfing mich. Suchend tappte ich nach dem Schalter der Nachttischlampe neben dem Bett, aber ich griff ins Leere. Es roch hier nicht nach meinem Zimmer. Der zarte Lavendelduft des Duftkissens fehlte. Tastend erspürte ich eine seidene, kühle Oberfläche und nicht die gewohnte grobe Baumwollstruktur der Bettwäsche. Irritiert stieg ich aus dem zu hohen Bett und schlürfte orientierungslos durch die Dunkelheit. Ich stolperte über etwas Hartes und fiel auf einen weichen Teppich. Fingernd suchte ich nach dem Hindernis und erfühlte meine Stiefel. Wo war ich? Das Gehirn zeigte mir wirre Bilder. Eine Teetasse, einen Gefühlsausbruch mit einem brausenden ozeanischen Ausmaß. Lisanne blutüberströmt liegend auf dem Lenkrad, der Lord. Dann die Erleuchtung: Klar, ich war im Blauen Haus!
Am Boden kroch ein flackernder Lichtschimmer durch den schmalen Türspalt. Ich rappelte mich auf und erreichte die Tür. Ein Schluchzen ließ sachte das Türholz vibrieren. Die Stimmlage war zu hoch, dass es der Lord oder Hugo sein könnten. Hatten die beiden einen zweiten Gast bei sich aufgenommen?
Behutsam öffnete ich die Tür. Der Lichtschein bog schwebend nach rechts, die Treppe hinab. Auf Zehenspitzen folgte ich ihm und spähte um die Ecke. Das Schimmern flackerte aus der Bibliothek. Eine weinerlich besorgte Frauenstimme schwirrte zu mir herauf. An das Geländer geschmiegt, schlich ich die Treppenstufen herunter und tapste auf dem kalten Fliesenboden durch die Eingangshalle.
„Wo bist du? Lass mich nicht allein. Wir werden für immer verbunden sein und ich werde bis in alle Ewigkeit auf dich warten. Dies schwöre ich bei meiner Seele.“ Ein herzzerreißendes Weinen drang aus der Bibliothek.
Ich eilte hinein, doch der Lichtschein war verschwunden und der Raum verwaist. Nur die Sterne leuchteten durch die großflächigen Fenster um die Wette und erhellten das Zimmer sanft mit einem kühlen, unwirklichen Licht. Eine Sternschnuppe bahnte sich mit einem gleißenden Schweif den Weg durch den Himmel.
Plötzlich blendete mich die Deckenbeleuchtung. Ich hielt den Unterarm vor die Augen.
„Miss Ella, kann ich Ihnen helfen?“, fragte Hugo hinter mir.
„Nein … nein … ich …“
„Geht es Ihnen gut, Miss Ella?“
„Ja … es ist nur …“, ich zeigte reflexartig mit dem Arm auf die Glasfenster.
„Ist etwas mit den Fenstern, Miss Ella?“, fragte er mich verwundert.
„Ich dachte, ich hätte etwas gesehen und gehört.“
„Etwas gesehen und gehört?“
„Ein Lichtschimmer … eine Frau, die weinte. Aber als ich ins Zimmer kam, war es dunkel und leer.“ Ich atmete tief aus und ließ den Kopf hängen. „Aber vielleicht habe ich mir das auch nur eingebildet. Vielleicht bin ich verrückt.“ Mein Zeigefinger kreiselte nahe der Schläfe eine kleine Spirale.
„Miss Ella, ich denke nicht, dass Sie verrückt sind. Wie kommen Sie darauf, dass Sie sich das Gesehene und Gehörte nur eingebildet haben?“
Verwirrt sah ich Hugo an. Sein Gesagtes hallte in mir nach. Er meinte nicht, dass ich irre bin. Diese Worte schenkten mir eine ungemeine Beruhigung und innerlich sprang ich vor Freude in die Luft.
„Miss Ella, Sie haben die Dame des Hauses gesehen.“
„Die Dame des Hauses?“
„So nennen wir sie, unseren Hausgeist.“
„Ihren Hausgeist? Es spukt also wirklich in diesem Haus?“
„Miss Ella, in einer halben Stunde wird es hell und der Lord ist es gewöhnt, bei Sonnenaufgang sein Frühstück einzunehmen. Ich schlage vor, sie richten sich her und nehmen das Frühstück mit ihm ein. Er wird Sie über die Dame des Hauses aufklären. Verzeihen Sie, ich muss das Frühstück zubereiten.“ Hugo drehte sich um und verließ mit raumgreifenden Schritten die Bibliothek.
Ist es denn schon so spät? Spuken Geister nicht um Punkt zwölf Uhr in der Nacht herum? Ich stützte mich auf den Fenstersims und schaute zum dunkelblauen Meer, dessen Wellenspitzen von dem kühlen, unwirklichen Licht der Sterne kurz aufblitzten. Ein hellblauer Streifen trennte den Ozean vom nachtblauen Himmel und kündigte den neuen Tag an.

Diese Produkte könnten Sie auch interessieren:

Die Marsfrau - Originalausgabe
Die Marsfrau - Originalausgabe
von: Alexander Kröger
EPUB ebook
8,99 €