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Der träumerische Rebell Heinrich Heine


Der träumerische Rebell Heinrich Heine

Anekdoten
1. Auflage

von: Volker Ebersbach

6,99 €

Verlag: Edition Digital
Format: EPUB
Veröffentl.: 28.12.2021
ISBN/EAN: 9783965215887
Sprache: deutsch
Anzahl Seiten: 241

Dieses eBook enthält ein Wasserzeichen.

Beschreibungen

Insgesamt 206 Anekdoten lassen das Leben von Heinrich Heine nachvollziehen, die Volker Ebersbach hier zum 200. Geburtstag des Dichters 1997 zusammengestellt hat. Und damit hat der Autor etwas getan, worauf offenbar schon lange gewartet wurde. Denn vieles hat sich in Heinrichs Leben ereignet, was sich eben auch anekdotisch erzählen lässt. Und so spannt sich der Bogen dieser ungewöhnlichen biografischen Annäherung an den Menschen und Künstler Heine von seiner Kindheit und Jugend in Düsseldorf und die Studentenzeit in Göttingen und Berlin über seine Aufenthalte in Hamburg und Lüneburg und seine Reisen bis zum Leben im Exil in Paris, das sowohl mit seinem Leiden in der „Matratzengruft“ als auch für ewig mit seiner großen Liebe zu der bildschönen, aber auch eigensinnigen Mathilde verbunden bleibt, seiner französischen Lebenspartnerin und Ehefrau – sein verflucht geliebtes Weib.
Aber natürlich begegnen einem in diesem Buch auch viele bekannte Persönlichkeiten, mit denen Heine in seiner Zeit Kontakt hatte. Dazu gehören unter anderen Robert Schumann, Ludwig Börne, Friedrich Hebbel, Giacomo Meyerbeer, Ferdinand Lassalle, Karl Marx und Honoré de Balzac oder um wenigstens noch eine andere Frau zu nennen: Die französische Schriftstellerin und Salonnière Caroline Jaubert (1803 bis 1882), eine von ihm sehr geschätzte Konversations- und Korrespondenzpartnerin.
Und jetzt zur Einstimmung noch eine kleine Kostprobe gefällig? Hier die Heine-Anekdote Nummer 1 aus dieser Sammlung:
Bonmot
Heinrich Heine behauptete gelegentlich, er wäre am 1. Januar 1800 geboren. Damit gab er sich nicht einfach als jünger aus, als er war. Sondern er verband mit seinem Geburtstag gern den Hinweis, er sei „einer der ersten Männer des Jahrhunderts.“
I. RHEINISCHER FRÜHLING
1. Bonmot
2. Frühe Rebellion
3. Entlarvung
4. Die Narrenjacke
5. Namensnöte
6. Das dritte Gebot
7. Der Träumer
8. Liebliche Störung
9. Gesamtkunstwerk
10. Das rote Sefchen
11. Stockfische
12. Poetische Ader
13. Pseudonym
14. Gerupft
15. Gleichnis
II. DER UNGEZOGENE LIEBLING DER GRAZIEN UND MUSEN
16. Zuspruch
17. Duelle
18. „Gubitzen“
19. Löffelstipendium
20. Kein Federlesen
21. Hegel
22. Brüderliches Gutachten 1
23. Brüderliches Gutachten 2
24. Loyalität
25. Kurzsichtig
26. Pandekten
27. Spießer
28. Weitblick
29. Platonische Liebe
30. Hotel de Brühbach
31. Hulda
52. Lottchen von der Landwehr
33. Revanche
34. Fabeln
35. Empfindliche Stelle
36. Toleranz
37. Der Täufling
38. Der Prüfling
39. Wert eines Doktorhutes
III. REISELEBEN
40. Wählerischer Kunde
41. Die schöne Marianne
42. Ansichtssache
43. Pfeffernüsse
44. Ein Name verpflichtet
45. Geniereise
46. Honorarfragen
47. Abschiebung
48. Zwei Flaneure
49. Grundsatz
50. Geheimnis
51. Ehrlich
52. Reiseführer
53. Schaurige Empfehlung
54. Romansujet
55. Beginn einer Fehde
56. Nie gehört
57. Familienfrieden
58. Wetterbericht
59. Beherzigte Ermahnung
60. Revolutionäre Inschrift
61. Waffen
62. Blutige Lektüre
63. Abschied
64. Gelegenheitsverse
65. Rache am Rezensenten
IV. PARIS
66. Reisegründe
67. Landsleute
68. Sehenswürdig
69. Unglück
70. Rücksichtnahme
71. Entschuldigung
72. Kompliment
73. Laster
74. Ahnungen
75. Gutachten
76. Handwerkliches 1
77. Handwerkliches 2
78. Christi Tränen
79. Rothschilds neue „Hütte“
80. Bekanntschaften
81. Biblische Rangfolge
82. Das werte Befinden
83. Herkunft
84. Interview
85. Behutsamer Verehrer
86. Tannhäuser
87. Gruß
88. Ungläubiger Prophet
89. Zuspruch
90. Gourmet
91. Urteil eines Kollegen
92. Nichtstuer
93. Poetenkredit 1
94. Poetenkredit 2
95. Poetenkredit 3
96. Poetenkredit 4
97. Verlegerkredit
98. Übersetzerrisiko
99. Zweimal Rache
100. Vergebliche Mühe
101. Das Los der Nachtigall
102. Selbstkenntnis
V. SPITZEN, SPITZEL UND PISTOLEN
103. Gegensätzliche Demokraten
104. Geheimtipp
105. Stiller Kommentar
106. Gerüchte
107. Der Volksredner
108. Unsterblichkeit durch Konversation
109. Feigling?
110. Vergleich
111. Verpackung
112. Tut mir leid
113. Totentanz?
114. „Pst!“
115. Der Pfad der Ehre
116. Lebensmüde?
117. Premiere
118. Gelehrige Mutter
119. Ansprüche
120. Glattes Parkett
121. Hintertür
122. Panthéon
123. Bericht 1
124. Bericht 2
125. Missernte
126. Pressemitteilung
127. Vorauseilender Gehorsam
128. Qual der Wahl
129. Trauerspiel
...



Volker Ebersbach ist am 6. September 1942 in Bernburg/Saale geboren und dort aufgewachsen. Nach Abitur und Schlosserlehre studierte er von 1961 bis 1966 Klassische Philologie und Germanistik an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. 1967 promovierte er über den römischen Satiriker Titus Petronius. Danach lehrte er Deutsch als Fremdsprache ab 1967 in Leipzig, 1968 in Bagdad, 1971 bis 1974 an der Universität Budapest, wo er auch mit seiner Familie lebte.
Seit 1976 ist er freier Schriftsteller, Übersetzer und Herausgeber. Er schreibt Erzählungen und Romane, Kurzprosa, Gedichte, Essays, Kinderbücher, Biografien und Anekdoten. Er übersetzte aus dem Lateinischen ausgewählte Werke von Catull, Vergil, Ovid, Petronius, das Waltharilied, Janus Pannonius und Jan Kochanowski. Einzelne Werke wurden ins Slowenische und Koreanische übersetzt.
Von 1997 bis 2002 war er Stadtschreiber in Bernburg. Danach lehrte er bis 2004 an der Universität Leipzig.
Lion-Feuchtwanger-Preis, 1985
Stipendiat des Künstlerhauses Wiepersdorf und des Stuttgarter Schriftstellerhauses, 1993
66. Reisegründe
Als Heinrich Heine im Mai 1831 Deutschland verließ und nach Paris reiste, sagte er, nach dem Grund gefragt: „In Spandau gibt es zwar Ketten, aber keine Austern.“ Einer der Freunde verstand ihn nicht. Da lachte Heine. „Nach Italien bin ich ja auch nur gereist, weil ich in München einen Schneider bei dem bloßen Namen ‚Italien’ vor Vergnügen krähen hörte.“
67. Landsleute
In Paris fühlte sich Heine bald wohl. Sowohl die Boulevards als auch die geschmackvoll gekleideten, höflichen Leute gefielen ihm sehr. „Gab mir jemand unversehens einen Stoß, ohne nicht gleich um Verzeihung zu bitten“, schrieb er in den „Geständnissen“, „so konnte ich darauf wetten, dass es ein Landsmann war; und wenn irgendeine Schöne etwas allzu säuerlich aussah, so hatte sie entweder Sauerkraut gegessen, oder sie konnte Klopstock im Original lesen.“
68. Sehenswürdig
In einem Pariser Salon stieß Heine bei der Konversation auf Verwunderung, dass er es wochenlang auf der öden Insel Helgoland ausgehalten habe. „Da bekommt man Anschauungen“, sagte er mit großer Geste. – „Weiter nichts?“ – „O doch! Man zeigt Ihnen das Haus, in dem ich gewohnt habe.“
69. Unglück
Kaum hatte sich Heine in Paris eingelebt, fand er auch einen jungen Franzosen, der anfing, seine „Reisebilder“ recht geschickt ins Französische zu übersetzen. Doch der talentierte Sprachmittler war ein Nachtwandler und stürzte bei einer nächtlichen Wanderung tödlich ab. Als man dem Dichter das erzählte, sagte er betroffen: „Ich habe viel Unglück!“
70. Rücksichtnahme
Heine erholte sich in Boulogne. Schlechtes Wetter trieb ein paar Engländerinnen, denen auch der Saal des Hotels zu unbehaglich war, ins Lesezimmer. Es entspann sich eine lebhafte, laute Unterhaltung zwischen den Damen. Eine Weile las Heine weiter. Doch dann stand er auf und sagte im Gehen mit viel Anstand: „I hope Ladys conversation will not be troubled by my reading papers.“
71. Entschuldigung
Ludwig Börne verzog keine Miene, als Heine freudig zu ihm hereinstürzte, ihm beide Hände reichte und mit ihm plaudern wollte. Seit acht Tagen, bemerkte Börne, erwarte er ihn zu einem verabredeten Gespräch. „Ich war in Boulogne“, erwiderte Heine, „und bin dort krank geworden.“ Was für ein Fieber es denn gewesen sei, erkundigte sich Börne besorgt. Heine antwortete: „Ich hatte mich in eine Engländerin verliebt.“
72. Kompliment
Heine, Friedrich List und Börne unterhielten sich köstlich bei Tisch, und mal drohte der eine, mal der andere vor Lachen zu ersticken. „Börne!“, sagte Heine schließlich. „Sie sind schuld, wenn man mich überall für einen Narren hält. Denn wenn ich etwas Witziges aus Ihren Werken zitiere, muss ich immer selber so lachen, dass man mich für verrückt hält.“
73. Laster
Ohne alle Erfahrung begab sich Heine in einen Pariser Spielsalon. Es dauerte nicht lange, und er hatte alles verloren. Ein Freund sagte dazu kopfschüttelnd, er habe ihm ja immer von diesem Laster abgeraten. Heine wandte ein: „Ja, wenn man verliert, dann ist das Spielen ein Laster.“
74. Ahnungen
„Sie wollen mit mir ein Geschäft machen“, sagte Heine ahnungsvoll zu einem lästigen Besucher, „zu einem Geschäft gehören zwei: Ein Schlauer und ein Dummer.“
75. Gutachten
Heine schlenderte gern, die Hände in den Taschen, mit erhobenem Kinn und einer Brille auf der Nase durch die Passage des Panoramas, die man zu meiden hatte, wenn man eine Dame ausführte, und musterte alle die auf und ab gehenden Desiréen, Clarissen und Amélien. Anfangs fand er die Französinnen zu klein. „Wenn man die langen deutschen Glieder gewöhnt ist“, sagte er, „ist es schwer, sich hier einzurichten.“ Das änderte sich aber allmählich. Als ihn Börne tadelnd fragte, was er denn dort schon wieder wolle, antwortete er: „Schauen, ob nicht diese oder jene ein neues Kleid anhat.“
76. Handwerkliches 1
Der Komponist Ferdinand Hiller fand Heine bei einem Besuch vor einem Blatt Papier brüten, auf dem kaum eine Zeile nicht durchgestrichen war. Heute fehle es ihm wohl an Eingebung und Schwung, bemerkte Hiller verständnisvoll. „Was stellen Sie sich darunter vor!“, knurrte Heine. „Ich arbeite wie ein Goldschmied, wenn er eine Kette anfertigt – ein Ringelchen nach dem andern – eines in das andere.“
77. Handwerkliches 2
Bei einem Besuch in Hamburg musste sich Heine von seinem Onkel Salomon wegen einiger Angriffe auf König Ludwig I. von Bayern den Kopf zurechtsetzen lassen: „Hör mal, du! Wie kannst du dir so was rausnehmen gegen einen König. Was bist du denn gegen den? Ein Lump bist du!“
„Recht hast du, Onkel“, antwortete der Dichter ganz ruhig. „Aber sieh mal, das Versemachen ist nun mal mein Geschäft, und Ludwig ist König. Ich brauche es nicht zu dulden, dass er mir ins Handwerk pfuscht.“
78. Christi Tränen
Da Heine sich in Paris den Ruf eines geistreichen Unterhalters erworben hatte, lud ihn auch der reiche Bankier Rothschild gern zu Tisch. „Herr Doktor“, rief Rothschild, das Weinglas in der Hand, seinem Gast einmal zu, „Sie sind doch ein Gelehrter. Sagen Sie mir, warum dieser Wein ‚Lacrymae Christi’ heißt.“
„Sie brauchen den Namen nur zu übersetzen“, antwortete Heine. „Christus weint, wenn Reiche solchen Wein trinken, während so viele arme Menschen Hunger und Durst leiden.“
79. Rothschilds neue „Hütte“
Als Rothschild sich in der Rue Lafitte für ein paar Millionen einen neuen Palast hatte erbauen lassen, fragte er jeden, der ihn besuchte: „Comment trouvez-vous mon chenil?“
Heine flüsterte ihm zu: „Wissen Sie denn nicht, dass ‚chenil’ nicht bloß eine Hütte, sondern eine Hundehütte ist?“
„Na und?“, fragte der Bankier, „was ist dabei?“
„Immerhin sind Sie der Bewohner!“, antwortete Heine.

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