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Der Tanz von Avignon


Der Tanz von Avignon

Ein Roman über den Maler Hans Holbein d. J.

von: Renate Krüger

8,99 €

Verlag: Edition Digital
Format: PDF
Veröffentl.: 27.06.2014
ISBN/EAN: 9783965213340
Sprache: deutsch
Anzahl Seiten: 408

Dieses eBook enthält ein Wasserzeichen.

Beschreibungen

Hans Holbein d. Jüngere (geb. um 1497 in Augsburg, gest. 1543 in London) war einer der bedeutendsten deutschen Maler aus der Zeit der Renaissance und des Humanismus, einer nachhaltigen Blütezeit der Kunst. Die Autorin hat aus dem Leben Holbeins jene Jahre ausgewählt, in denen der Maler nach neuen Wegen sucht, nicht nur in seiner Kunst, sondern auch im Alltag. Ein Buch, das eine kulturhistorische Zeitreise durch wichtige europäische Zentren wie Augsburg, Basel, Lyon, Avignon und London anbietet und somit zum Verständnis der Bilder Holbeins auf einprägsame Art beiträgt.

LESEPROBE:
Holbein hämmert mit dem Klopfer gegen die Tür. Dumpf kommt das Echo aus dem Innern des Hauses. Nichts rührt sich. Noch einmal lässt er den Klopfer gegen die Tür fallen, dann schreit er: »Elisabeth!«
Zum ersten Mal nach langer Zeit ruft er wieder ihren Namen. Alles bleibt still.
Noch einmal:
»Elisabeth!«
Nichts rührt sich. Ist das wirklich sein Haus? Holbeins Augen wandern über die Fenster, die Tür, den Trittstein und die Hausmarke — sein Haus! Und doch lässt ihn niemand ein. Wenn er früher an die Tür klopfte, so öffnete sie sich ... Ist es nun nicht mehr sein Haus?
Nach langem Warten wird in den Fenstern des Obergeschosses ein schwaches Licht sichtbar, eigentlich nur ein Schimmer. Holbein sieht hinauf. Täuscht er sich? Da öffnet sich ein Fensterflügel, wenn auch nur einen Spalt breit, und eine Stimme fragt: »Hans, bist du es?«
Die Stimme klingt so leise, so heiser und spröde, dass er kaum die Worte verstehen kann.
»Ja, ich bin es!«
»Warte einen Augenblick, ich öffne sofort.«
Holbein nimmt seinen Reisesack auf und starrt auf die Tür. Sie öffnet sich nicht. Elisabeth müsste längst unten sein. Weshalb zögert sie so lange? Noch immer rührt sich nichts. Erst nachdem wieder eine Spanne Zeit vergangen ist, kann er schlurfende Schritte hören, die sich unglaublich langsam der Haustür nähern. Und nun wird der Eichenriegel zurückgeschoben. Als die obere Tür sich öffnet, weicht Holbein entsetzt zurück. Eine Fremde! Das Gesicht einer Greisin, von wirren Haaren eingerahmt, sieht ihn eindringlich an, mager, abgezehrt, nur Haut und Knochen, ein Gesicht, in dem allein die Augen leben. Holbein wagt nicht, in ihren Tiefen zu forschen. Der Reisesack fällt ihm aus der Hand. Achtlos lässt er ihn in einer Pfütze liegen. »Elisabeth?« Seine Stimme ist rau und zersprungen.
»Ja, Hans, ich bin es. Willst du hereinkommen? Überlege es dir, wir alle sind krank.
Jakob Meyer zum Hasen
Elisabeth Holbein
Meister Jakob aus Straßburg
Jeanne Trechsel
Erasmus von Rotterdam
Totentanz in Avignon
Totentanz in Basel
Augsburg
Paracelsus
Erasmus von Rotterdam an Sir Thomas Morus
Der Genter Altar
Sir Thomas Morus
Jeanne Matthews
Sir Thomas Morus an Desiderius von Rotterdam
Isenheim
Heimkehr
Anhang: Holbein in seiner Zeit
Geboren 1934 in Spremberg/Niederlausitz. Seit 1939 in Schwerin ansässig.
Studium der Kunstgeschichte und klassischen Archäologie in Rostock.
Tätigkeit am Staatlichen Museum Schwerin. 1965 Verlust des Arbeitsplatzes aus politischen Gründen, seither freiberuflich als Publizistin und Schriftstellerin tätig:
Sachbücher (Die Kunst der Synagoge 1966, Das Zeitalter der Empfindsamkeit 1972, Biedermeier 1979, Spurensuche in Mecklenburg 1999, Aufbruch aus Mecklenburg. Die Welt der Gertrud von le Fort, 2000),
Belletristik (Licht auf dunklem Grund, Rembrandt-Roman, 1967, Der Tanz von Avignon, Holbein-Roman 1969, Saat und Ernte des Joseph Fabisiak, 1969, Nürnberger Tand 1974, Malt, Hände, malt, Cranach-Roman 1975, Jenseits von Ninive, 1975, Aus Morgen und Abend der Tag, Runge-Roman, 1977, Wolfgang Amadés Erben, 1979, Türme am Horizont, Notke-Roman 1982, Die stumme Braut, 2001, Paradiesgärtlein, 2008),
Jugendbücher (Geisterstunde in Sanssouci, Menzel-Erzählung 1980, Das Männleinlaufen, Alt-Nürnberger Geschichte 1983, Des Königs Musikant, Erzählung über Carl Philipp Emanuel Bach 1985).
Nach 1989 Mitarbeit am Aufbau der parlamentarischen Demokratie in Mecklenburg-Vorpommern, Archivarbeiten.
Holbein hämmert mit dem Klopfer gegen die Tür. Dumpf kommt das Echo aus dem Innern des Hauses. Nichts rührt sich. Noch einmal lässt er den Klopfer gegen die Tür fallen, dann schreit er: »Elisabeth!«
Zum ersten Mal nach langer Zeit ruft er wieder ihren Namen. Alles bleibt still.
Noch einmal:
»Elisabeth!«
Nichts rührt sich. Ist das wirklich sein Haus? Holbeins Augen wandern über die Fenster, die Tür, den Trittstein und die Hausmarke — sein Haus! Und doch lässt ihn niemand ein. Wenn er früher an die Tür klopfte, so öffnete sie sich ... Ist es nun nicht mehr sein Haus?
Nach langem Warten wird in den Fenstern des Obergeschosses ein schwaches Licht sichtbar, eigentlich nur ein Schimmer. Holbein sieht hinauf. Täuscht er sich? Da öffnet sich ein Fensterflügel, wenn auch nur einen Spalt breit, und eine Stimme fragt: »Hans, bist du es?«
Die Stimme klingt so leise, so heiser und spröde, dass er kaum die Worte verstehen kann.
»Ja, ich bin es!«
»Warte einen Augenblick, ich öffne sofort.«
Holbein nimmt seinen Reisesack auf und starrt auf die Tür. Sie öffnet sich nicht. Elisabeth müsste längst unten sein. Weshalb zögert sie so lange? Noch immer rührt sich nichts. Erst nachdem wieder eine Spanne Zeit vergangen ist, kann er schlurfende Schritte hören, die sich unglaublich langsam der Haustür nähern. Und nun wird der Eichenriegel zurückgeschoben. Als die obere Tür sich öffnet, weicht Holbein entsetzt zurück. Eine Fremde! Das Gesicht einer Greisin, von wirren Haaren eingerahmt, sieht ihn eindringlich an, mager, abgezehrt, nur Haut und Knochen, ein Gesicht, in dem allein die Augen leben. Holbein wagt nicht, in ihren Tiefen zu forschen. Der Reisesack fällt ihm aus der Hand. Achtlos lässt er ihn in einer Pfütze liegen. »Elisabeth?« Seine Stimme ist rau und zersprungen.
»Ja, Hans, ich bin es. Willst du hereinkommen? Überlege es dir, wir alle sind krank. Mir geht es schon besser, aber die Kinder ... Ich weiß nicht, ob sie wieder aufkommen werden. Willst du hereinkommen? Es ist gefährlich. Ich öffne nur den barmherzigen Schwestern, deshalb habe ich nicht auf dein Pochen geachtet. Soll ich die Tür ganz öffnen?«
»Ja, ja ... mach auf, ich fürchte mich nicht.«
Frau Elisabeth schiebt nun auch den Riegel der unteren Tür zurück. Sie kann sich dabei kaum auf den Beinen halten.
»Willst du deine Sachen draußen lassen? Sie könnten gestohlen werden.« Er kehrt um und holt den Reisesack herein. Im Haus sieht es unordentlich und unwohnlich aus. Fassungslos stellt Holbein seinen Reisesack in die Diele neben Holzspäne, neben einen zerbrochenen Stuhl und einen Korb verfaulter Äpfel. Der Magen droht sich ihm umzustülpen.
»Bist du hungrig? Willst du essen?«
»Bemühe dich nicht. Ich werde für mich sorgen. Es ist kalt hier. Du wirst dich erkälten.«
Frau Elisabeth lacht bitter auf.
»Erkälten! Was ist schon dabei ...«
Als Holbein sieht, wie mühsam seine Frau die Treppe hinaufsteigt von Krankheit und Kummer gebeugt, ohne Kraft, da zerbricht etwas in ihm: ein Damm, hinter dem er sich völlig sicher geglaubt hat. Tränen stürzen aus seinen Augen. Zum ersten Mal seit Jahren weint er. Stöhnend lässt er sich auf eine Bank fallen. Er stürzt in einen Abgrund der Verzweiflung. Woran soll er sich festhalten, um diesem Sturz zu entgehen? Sein Blick fällt auf den Reisesack. In ihm sind die Zeichnungen von Jeanne Trechsel - der Abgrund ... In ihm ist aber auch der Geldbeutel von Monsieur Trechsel. Er weiß plötzlich, was er mit diesem Geld zu tun hat: gute Ärzte müssen her! Elisabeth muss genesen und die Kinder - er wagt nicht, an sie zu denken ...
Mühsam steht er auf und geht in die Küche. Barmherziger Gott, wie sieht es in Frau Elisabeths geliebtem Paradies aus! Scherben, Asche, verdorbene Lebensmittel, Spinnweben, Schmutz ... Dazu ein unerträglicher Gestank! Er öffnet das Fenster und hört, dass draußen der Regen noch stärker geworden ist. Er steckt den Kopf hinaus und lässt die eisige Nässe über das brennende Gesicht laufen. Dann wischt er Tränen und Regentropfen mit dem Ärmel fort.

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