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Der Friede im Osten. Erstes Buch


Der Friede im Osten. Erstes Buch

Am Fluss
Der Friede im Osten, Band 1 1. Auflage

von: Erik Neutsch

8,99 €

Verlag: Edition Digital
Format: PDF
Veröffentl.: 18.04.2013
ISBN/EAN: 9783863949334
Sprache: deutsch
Anzahl Seiten: 594

Dieses eBook enthält ein Wasserzeichen.

Beschreibungen

Ein Apriltag des Jahres 1945. An einer Panzersperre erleben Achim Steinhauer und Frank Lutter als Hitlerjungen das Ende des Krieges. Aber war wirklich zu Ende, was sie mit Blut beschworen hatten?
Achim Steinhauer wird es nicht leicht haben, seinen Weg aus den Verstrickungen der geschlagenen Welt des Faschismus in eine neue Zeit zu finden. Er begegnet schwierigen Situationen, er erkennt seine künftigen Freunde nur schwer, etwa Matthias Münz, den Kommunisten, der aus dem KZ kommt. Auch Franks Weg, der sich bald den antifaschistischen Kräften anschließt, versteht er zunächst nicht. Und schwierig wird für ihn die Zeit im Gefängnis, wo ihm schließlich der sowjetische Oberst Koschkin zu sich selbst und zur Freiheit verhilft.
Bewähren und bestehen muss er die Station der Schule, wo man ihn, den Arbeiterjungen, anfeindet und vor allem wird ihn seine Liebe zu Ulrike Jaro in konfliktreiche Situationen führen. Wie wird er das alles meistern, und wie werden es seine Freunde schaffen?
Davon erzählt Erik Neutsch in außerordentlich bewegenden und packenden Menschenschicksalen im ersten Buch seines Romans "Der Friede im Osten", der erstmals 1974 beim Mitteldeutschen Verlag Halle/Saale erschien und in mehr als 10 Auflagen verlegt wurde.

INHALT:
Vorspann
Nachkrieg
GEFANGENSCHAFT
SCHULE
LIEBE.
Vorspann
Nachkrieg
GEFANGENSCHAFT
SCHULE
LIEBE
Geboren 21. Juni 1931 in Schönebeck/Elbe, Studium der Philosophie und Publizistik an der Universität Leipzig, Diplom 1953, bis 1960 Kultur- und Wirtschaftsredakteur in Halle, Reporter.
Seit 1962 freischaffender Schriftsteller, Mitglied der Akademie der Künste der DDR 1974-1991, Mitglied des Schriftsteller-Verbandes Deutschlands.
Erik Neutsch ist am 20. August 2013 in Halle verstorben.
Veröffentlichungen
Romane:
Spur der Steine, Halle 1964, Bergisch-Gladbach 1991, München 1994, Leipzig 1996 (35 Aufl.)
Auf der Suche nach Gatt, Halle 1973, Benshausen 2009 (15 Aufl.)
Der Friede im Osten, bisher 4 Bände, Halle 1974-1987 (29 Aufl.)
Totschlag, Querfurt 1994 (2 Aufl.)
Nach dem großen Aufstand - Ein Grünewald-Roman, Leipzig 2003, Dößel 2010 (2 Aufl.)
Erzählungen:
Die Regengeschichte, Halle 1960 (3 Aufl.)
Die zweite Begegnung, Halle 1961
Bitterfelder Geschichten, Sammelband, Halle 1961 (3 Aufl.)
Die anderen und ich, Sammelband, Halle 1970 (5 Aufl.)
Tage unseres Lebens, Leipzig 1973
Heldenberichte, Sammelband, Berlin 1976
Akte Nora S., Berlin 1976
Der Hirt, Halle 1978, Berlin 1998
Zwei leere Stühle, Halle 1979 (10 Aufl.)
Forster in Paris, Halle 1981, Querfurt 1994 (3 Aufl.)
Claus und Claudia, Halle 1989 (3 Aufl.)
Stockheim kommt, Berlin 1998
Verdämmerung, Kückenshagen März 2003 (2 Auflagen)
Kinderbücher:
Olaf und der gelbe Vogel, Berlin 1972 (5 Aufl.)
Vom Gänslein, das nicht fliegen lernen wollte, Leipzig 1995.
Bühnenwerke:
Haut oder Hemd, Schauspiel, Urauff. Halle 1971
Karin Lenz, Opernlibretto zur Musik von Günter Kochan, Urauff. Deutsche Staatsoper Berlin 1971
Haut oder Hemd, Text und Dokumentation, Halle 1972
Da sah ich den Menschen, Dramatik und Gedichte, Berlin 1983
Die Liebe und der Tod, Gedichtband, Halle 1999
Mitautor in ca. 70 Anthologien und Sammelbänden.
Filme (nach seinen Texten):
Spur der Steine, DEFA 1966
Die Prüfung, DEFA 1967
Akte Nora S., Deutscher Fernsehfunk 1975
Auf der Suche nach Gatt, DFF 1976
Zwei leere Stühle, DFF 1982
Übersetzungen seiner Texte in über 20 Sprachen.
Verkaufte Bücher (ohne Anthologien): ca. 2,2 Millionen in Deutschland.
Auszeichnungen u.a.:
Nationalpreis der DDR für Kunst und Literatur 1964 und 1981
Heimich-Mann-Preis der Akademie der Künste der DDR 1971
Kunstpreis der Stadt Halle 1971
Händelpreis der Stadt Halle 1973

Das Haus, mit Fichten und Kiefern im Hintergrund, lag am Hange der Wachwitzer Höhen. Er sah eine Frau im Garten, mittleren Alters, hoch in einem Baum, auf einer Leiter. Sie pflückte Äpfel, ihr Kopftuch leuchtete, und so er sich recht erinnerte, war sie Elisas Mutter. Freude überkam ihn. Also hatte der Krieg sie verschont, waren die Bombennächte an ihnen vorübergegangen. Doch er rührte sich nicht, stand am Zaun, scheute das erste Wort. Er verfolgte ihre Bewegungen, sah, wie sie die Äpfel behutsam von den Zweigen brach und in einen Korb legte, und er hoffte auf irgendein Zeichen, das ihm Auskunft geben würde, wie sie, die Eltern und ihre Tochter, während der letzten zwölf Jahre gelebt hatten. Von Elisas Vater, einem Gelehrten der Ingenieurwissenschaften, wußte er, daß er sich einst, zum Verdruß seiner Fachkollegen, der Sozialdemokratie angeschlossen und sofort nach Hitlers Machtantritt Berufsverbot erhalten hatte.
Plötzlich wandte die Mutter ihm ihr Gesicht zu. Es war, als habe sie seine Blicke gespürt. Ihre Augen waren so groß und so klar wie die Elisas, klarer, empfand er, was aber wohl daran lag, daß sie sich hell von dunkler Sonnenbräune abhoben. Doch sie begriffen nichts. Sie sahen nur, daß da ein Mann stand und wortlos wartete.
»Ich bin ...«, begann er, beinahe flüsternd. »Ich bin ...« Er wollte seinen Namen nennen. Aber seine Zunge war wie wund.
Elisas Mutter stieg von der Leiter. Er bemerkte, daß sie beunruhigt und erstaunt zugleich sein Gesicht absuchte. Sie ahnt etwas, dachte er, doch sie erkennt mich nicht. Die Brille, das schüttere Haar, Spuren der Qual im Stollen, der Auspeitschungen und der Dunkelzellen, alt mußt du geworden sein, Matti. Er riß die Brille von seinen Augen, schloß die Lider.
Da stieß sie einen kleinen Schrei aus. »Matthias, Matthias, du bist es? Du lebst?«
»Ja«, sagte er und versuchte ein Lächeln. »Wie Sie sehen ... Und ich suche Lies.«
Nachdem er seine Brille wieder aufgesetzt hatte, entdeckte er in ihren Augen den Schimmer nur schwer unterdrückter Tränen. Sie klinkte die Gartentür auf, nahm seine Hand und lud ihn ein, über Nacht zu bleiben. Ihr Mann und auch Lies würden bald kommen. Er unterrichtete Lehreranwärter, und sie teilte in irgendeiner Küche Mahlzeiten an Obdachlose aus.
Auf der Veranda stand ein Kinderwagen. Ein Säugling lag darin, dem sie aus einer Flasche zu trinken gab. Gierig saugten die Lippen.
»Ich kümmere mich um das Kleine«, sagte sie. »Diesmal ist es ein Junge.«
»Ist sie ... Sie ist ...«, stammelte er.
»Ja.« Sie beugte sich über den Wagen und sah nicht, wie sein Gesicht versteinerte. »Sie hat lange auf deine Rückkehr gewartet. Aber dann ... Dann gab sie die Hoffnung auf.«
Ein zweites Mal schloß er die Augen. Er hörte das Schnaufen und Schmatzen des Kindes. Ihres Kindes. Von einem anderen, einem, der nicht wie er verfolgt worden war. Der nicht gegen Hitler ... Den die Gestapo nicht ... Aber stimmte es denn? Warum ein solcher Verdacht? Und seit wann haßte er wieder die Siechen und nicht die Seuche? Doch so sehr er sich auch zu wehren versuchte, er kam dagegen nicht an. Die Enttäuschung, der Haß. So große Qual, dachte er, habe ich nicht einmal im Stollen gelitten. Heraus, heraus, befrei dich von diesen Trümmern. Die Brust tat ihm weh. Und er stand auf und ging, sah in das erschrockene Gesicht von Elisas Mutter und fand nicht einmal ein Wort des Abschieds.

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