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Das Wassermärchen


Das Wassermärchen


1. Auflage

von: Herbert Friedrich

2,99 €

Verlag: Edition Digital
Format: PDF
Veröffentl.: 16.11.2021
ISBN/EAN: 9783965215702
Sprache: deutsch
Anzahl Seiten: 44

Dieses eBook enthält ein Wasserzeichen.

Beschreibungen

In diesem Buch stecken zwei Märchen. „Das Wassermärchen“ berichtet von dem armen Hirten Kerim, der müde, hungrig und durstig die ungeheure Steppe durchquerte und sich große Sorgen um seine Tiere machte. Da sah er plötzlich, dass ein Geier einen noch lebenden Hasen in seinen Fängen hatte. Kerim rettet diesem das Leben und zum Dank dafür verschafft er ihm Wunderwasser. Doch damit ist noch nicht alles gut. Denn noch ist Geierkopf, dem auch ganz Trockenstadt gehört, an der Macht.
„Katharinchen“ erzählt von einem Wassertröpfchen, das im Gegensatz zu allen anderen nicht das weiße Röckchen einer Schneeflocke tragen will. Solches hatte Frost Eiszapf noch nie vernommen, solange er Schneeflocken für die Erdenreise einteilte, und das tat er schon länger, als die Pyramiden am Nil stehen. Katharinchen aber, so hieß dieses Wassertröpfchen, erklärte, ein besonderes Wassertröpfchen zu sein und deshalb kein weißes Röckchen haben zu wollen. Wie wird es ihr weiter ergehen?
Das Wassermärchen
Katharinchen
Geboren am 7. August 1926 in Zschachwitz.
Volksschule in Dresden, Lehrerbildungsanstalt in Frankenberg. Ab 1944 Wehrmachtssoldat, von 1945 bis 1949 in sowjetischer Kriegsgefangenschaft in Mittelasien.
1950 war er zunächst Hilfsarbeiter, dann Lehrer in Lohmen/Pirna und in Dresden. 1957 legte er das Staatsexamen ab und studierte von 1958 bis 1961 am Literaturinstitut „Johannes R. Becher“ in Leipzig. Seit 1961 freischaffender Schriftsteller in Dresden.
Auszeichnungen
Martin-Andersen-Nexö-Kunstpreis der Stadt Dresden 1966
Alex-Wedding-Preis 1973
Kerim wurde ganz trübselig. In solch eine Stadt war Aka Augenschön gezogen! Er musste ihr und allen Bewohnern so schnell helfen, wie er nur konnte. „Warum gibt es so wenig Wasser in Trockenstadt?“, klagte er.
Der Ackerbauer Osman lachte verächtlich. „Viel gibt es, viel! Aber das Wasser besitzt Geierkopf, und das Salz besitzt er, dieser Wucherer. Nur wer viel Geld bezahlt, kann sich etwas kaufen. Der Bäcker kann nichts backen, und der Bauer kann nichts anbauen, denn es sind keine reichen Leute.“
Kerim dachte finster an die Karawane, die er mit Wasser versorgt, denn diese hatte auch Geierkopf gehört. Warum befand sich aber die gute Aka Augenschön bei der Karawane?
„Höre“, sagte Kerim am nächsten Morgen zu Osman, dem Ackerbauern, „ich will dir deine Flasche mit Wasser füllen. Wenn du sie nie ganz leerst, wirst du immer Wasser haben. Gehe zu den Weißen Felsen. Dort findest du den Bäcker Kassim. Behüte mit ihm Wolle, mein Schaf, und Spring-ins-Feld, meine Ziege. Ich muss eilends nach Trockenstadt reiten.“ Dann galoppierte er auf dem Ross Wie-der-Wind über die Steppe, der Ackerbauer Osman aber begab sich auf den Weg nach den Weißen Felsen.
Keiner maß Zeit, keiner maß Weg, immer und immer ritten sie und glaubten, dass sie nie und nimmer ankämen.
„Oh, oh, schwebt dort keine Wolke?“
„Ein Geier!“
„Oh, oh, schimmert dort nicht Wasser?“
„Ein Gerippe!“
Und ritsch – flog Kerim aus dem Sattel, da Wie-der-Wind über einen Felsbrocken gestolpert war. In hohem Bogen stürzte er zur Erde, während das Pferd schuldbewusst den Kopf senkte. „Es tut mir leid, es tut mir leid“, rief es. „Die Luft flimmerte vor meinen Augen.“
„Schon gut“, ächzte Kerim. „Ist die Karaffe noch ganz?“ Hastig wickelte er den Mantel aus und tastete über das Glas. Aber, o Freude! Die Karaffe hatte nicht den kleinsten Sprung bekommen! Fröhlich klatschte Kerim dem Ross die Weichen. „Kein Tropfen ging verloren, nichts ging verloren. Die Bäcker werden backen, und die Bauern werden bewässern, und Aka, die schöne Aka wird trinken!“ Aber als er in den Sattel steigen wollte, schmerzte ihm der Fuß, so dass er stöhnte. „Wie-der-Wind, mein Ross, wirf mich nicht mehr ab. Es kann nicht mehr weit sein.“
Und es war nicht mehr weit. Denn als sie um den Felsen bogen, lag vor ihnen die Stadt Trockenstadt mit der Moschee und vielen Lehmhäusern in der stechenden Sonne.
„Wie-der-Wind, gutes Ross, sicher hast du uns hergebracht. Bald kannst du ruhen!“
Auf einem Hügel inmitten der Häuser lag ein Palast mit vielen kleinen Türmen. Der Hügel war grün von saftigem Gras und bunt von Blumen, überall ringsum aber dehnte sich aschgrauer Steppenboden. Kerim war so verwundert über die Pracht, dass er gar nicht bemerkte, wie ein Mann vorbeischlich. Erst als Wie-der-Wind durch die Nüstern schnob, wurde er aufmerksam. „He, wo willst du hin?“, rief er, weil sich der Mann in seltsamer Hast zu verbergen trachtete. „Wie-der-Wind, mein Ross, bringe mir den Mann herbei.“
Da half kein Sträuben, da half kein Zetern. Das Pferd drängte den ärmlichen Mann vor Kerim. Dieser aber sprach freundlich: „Ich bin kein Knecht Geierkopfs. Habe keine Angst. Ich weiß, dass du fortwandern willst, und ich halte dich nicht. Ich will nur einiges von dir wissen.“ Da wurde der Mann zuversichtlich und lächelte sogar. „Du hast recht. Ich will fort. Was ist das für ein Leben? Sieh dir den Hügel an, wie alles sprießt. Dort wohnt Geierkopf. Ihm will ich entfliehen!“
„Und warum?“
„Ich bin der Brunnenbauer Achmed. Auf dem Hügel habe ich für Geierkopf den Brunnen gegraben. Selber muss ich mir das Wasser kaufen. Die Frauen und Kinder laufen zu mir und flehen: ‚Brunnenbauer, schaff uns Wasser! Wir wollen trinken und kochen und uns waschen.' Und Geierkopf quäkt: ‚Schütt alle Brunnen in der Stadt zu, damit jeder das Wasser von mir kaufen muss.' Soll ich da nicht davonlaufen?“ Kerim fragte: „Wo finde ich Aka Augenschön, das Mädchen, das mit der letzten Karawane angekommen ist?“
„Das Mädchen, ja, das will Geierkopf verkaufen, weil ihr armer verstorbener Vater von ihm Geld geliehen hatte und es nicht zurückzahlen konnte. Sie ist geflohen, aber die Knechte haben sie wieder eingefangen.“ Da wurde es Kerim schwer ums Herz. Warum nur hatte ihm Aka nichts davon an den Weißen Felsen berichtet? Bestimmt hätte er sie befreien und am Wundersee verstecken können.

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